Zitat von Atue im Beitrag #15
Danach war mir klar, dass nichts mehr so war, wie ich es zuvor gesehen hatte. Ich habe verstanden, was Freiheit eigentlich bedeutet. Welche Sehnsucht dahinter steckt, wenn man sein ganzes Leben vorgeschrieben bekam Dinge zu tun, die man nicht tun wollte. Es war ein Gespräch, was meine Sicht auf den Osten fundamental verändert hat - ab dem Zeitpunkt war mir auch klar, dass die Ostwirtschaft einfach nur abgewirtschaftet hatte.
Diese Freiheit war für mich der Dreh-und Angelpunkt. Wir haben nicht gehungert und uns irgendwie mit der Mangelwirtschaft arrangiert, ich habe trotz Rotlicht eine gute Bildung erlangt und konnte ohne Not studieren. Trotzdem fühlte ich mich gegängelt, indoktriniert und abhängig vom Wohlwollen irgendwelcher Parteifuzzis, die mir ständig Dankbarkeit und Solidarität mit wem auch immer abverlangten. Wäre die Mauer nicht gefallen, hätte ich mich wohl sogar von meinen Eltern abgewendet, die man natürlich auch instrumentalisiert hatte, mich zu einer überzeugten Sozialistin zu bekehren. Daher kommt auch meine tiefe Abwehr, heute irgendwelchen Parteien zu vertrauen.
Mag sein, dass ältere Semester diese Unfreiheit nicht so eng gesehen haben und mehr den ökonomischen Mangel verfluchten, sie sind aber heute die weitestgehend die Urelterngeneration.
Alle Jahre wieder kommen die Experten und Ewiggestrigen aus der Deckung und beklagen in utopischen Vorstellungen historische "Ungerechtigkeiten", ohne mal zuzugeben, dass dialektischer Materialismus und wissenschaftlicher Kommunismus über 40 Jahre dem Land den Todesstoß versetzt haben.
Ich habe die ersten Jahre nach dem Mauerfall Sozialkunde- und Geschichtsstudien betrieben, wie niemals vorher, mit Zeitzeugen gesprochen und Abgründe erlebt, die einfach nur erschütternd waren.
Es wird immer gepredigt, wir dürften unsere Geschichte niemals vergessen und hätten dahingehend eine große Verantwortung. In meinem Bewusstsein steht da eher meine Kindheit und Jugend, weniger die NS-Zeit.
Das Programm der blauen Deppen hat übrigens 98% Übereinstimmung mit den Direktiven der Partei-und Staatsführung der DDR. Daher auch ihre Beliebtheit in den NBL.