Dieser Begriff taucht immer wieder vor allem in Onlinediskussionen auf. Meistens steckt dahinter der subtile oder offene Vorwurf an einzelne oder auch an eine bestimmte Gruppe von Menschen, sich die Wirklichkeit nach eigenem Gutdünken künstlich zurecht zu erklären und zu basteln, eine Art geistige Parallelwirklichkeit erzeugen zu wollen.

Was dabei oft auffällt, ist die Tatsache, dass der Begriff VT bereits dann fällt, wenn gar keine alternative Erklärungstheorie zu einem bestimmten Sachverhalt geäußert wird, sondern wenn alleine die bestehende, von der Mehrheit geglaubte, als nicht hinterfragungswürdiges Faktum präsentierte Theorie trotzdem hinterfragt oder gar angezweifelt wird.

Es reicht also zuweilen schon das kritische Hinterfragen einer bestehenden Erklärungstheorie, welche von der Mehrheit geteilt wird, um dem Vorwurf ausgesetzt zu sein, man verbreite Verschwörungstheorien, auch wenn man gar keine alternative Erklärung zu bieten hat und beschreibt. So ähnlich ging man auch während der katholischen Inquisition vor.

Der Begriff VT scheint also weit mehr als nur eine alternative für die Mehrheit völlig unglaubwürdige Erklärung bestimmter, weltbewegender Dinge zu sein, sondern vor allem ein rhetorisches Mittel, um Zweiflern am „wahren Glauben“ mangelnde Seriosität vorzuwerfen und sie damit aus der Gemeinschaft der Heiligen auszuschließen.

Hätte vor 1500 Jahren der Begriff Verschwörungstheorie in der heutigen Form schon existiert, dann wäre jemand, der damals bezweifelte, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums sei, als Verschwörungstheoretiker gebranndmarkt worden. Er hätte noch nicht einmal eine alternative, kosmologische Theorie anbieten müssen. Allein das kritische Hinterfragen oder Anzweifeln der damals bestehenden Konsenstheorie hätte ihn schon zu einem Verschwörungstheoretiker gemacht und damit zu einem Ausgestoßenen.