#1

Geschichtsklitterung?

in Deutschland 16.11.2017 16:50
von Till (gelöscht)
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Es geht um den Beginn des 1. Weltkriegs, der von der ARD-Journalistin Sabine Rau so beschrieben wurde:

Zitat
"Das deutsche Kaiserreich gilt – vor dem Hintergrund seiner politischen und ökonomischer Machtinteressen, sowie bestehender Bündnisverpflichtungen – als zentraler Akteur für das Zustandekommen des 1. Weltkriegs. Richtig, und von keinem seriösen Historiker weltweit anders dargestellt, ist:

In der Folge des Attentats von Sarajewo, bei dem am 28. Juni 1914 der österreichische Thronfolger Franz-Ferdinand und seine Frau Sophie erschossen wurden entwickelt sich die sogenannte Julikrise in der mehrere europäische Mächte sich auf einen Krieg vorbereiten. Kaiser Franz-Joseph bittet den Deutschen Kaiser Wilhelm II. um Unterstützung und erhält Anfang Juli die erbetene Unterstützung als 'Blankoscheck'. Wilhelm II. und Reichskanzler Bethmann-Hollweg sagen 'bedingungslose Unterstützung' zu.

Auf der anderen Seite sichert sich Serbien die Unterstützung des russischen Zaren, der sich wiederum am 20. Juli der Allianz mit Frankreich versichert. Frankreich erklärt, Russland im Kriegsfall gegen Deutschland zu unterstützen.

Am 28. Juli 1914 erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Es handelt sich damit zunächst um einen Regionalkonflikt. Das deutsche Kaiserreich macht in der folgenden Woche aus dem Regionalkonflikt einen Weltkrieg: Es erklärt am 1. August 1914 Russland, und am 3. August 1914 Frankreich den Krieg und marschiert am dem 4. August in das neutrale Belgien ein, um so (dem Schlieffen-Plan folgend) die französischen Stellungen zu umgehen. Der Einmarsch ins neutrale Belgien verursacht zudem den Kriegseintritt der belgischen Garantiemacht Großbritannien.

Damit ist der 1. Weltkrieg als solcher begonnen und 'angezettelt'. Kein ernstzunehmender Historiker bezweifelt oder bestreitet diese Folge. Was – zu Recht – diskutiert wird ist die Frage einer deutschen 'Alleinschuld', also: Inwieweit kam den anderen beteiligten großen Staaten der Krieg nicht ganz unrecht, oder sogar zupass, um eigene ökonomische Interessen weltweit durchsetzen zu können (Stichworte: ökonomische Vormachtstellung in Europa, Neuverteilung von Kolonien)."


Rechtsbraune wie der frühere Petry-Berater und jetzige Pressesprecher der Fraktion der AfD im Landtag von Baden-Württemberg, Michael Klonovsky, sehen darin eine Geschichtsklitterung. In seinem Blog arbeitet er sich allerdings nur an den Begriffen "überfallen" und "angezettelt" ab. Für weitergehende rechtsbraune Kommentare zitiert er lieber seine Groupies. (Den zweiten Weltkrieg hat seiner Meinung nach auch nicht Deutschland angezettelt , sondern Japan.)

Tatsache ist auch, dass die deutsche Regierung Österreich zur Kriegserklärung an Serbien geradezu gedrängt hat. Eine detaillierte Darstellung findet man unter Chronologie der Julikrise 1914.



zuletzt bearbeitet 16.11.2017 17:03 | nach oben springen

#2

RE: Geschichtsklitterung?

in Deutschland 17.11.2017 11:45
von Anthea | 12.400 Beiträge

[quote="Till"
Rechtsbraune wie der frühere Petry-Berater und jetzige Pressesprecher der Fraktion der AfD im Landtag von Baden-Württemberg, Michael Klonovsky, sehen darin eine Geschichtsklitterung. In seinem Blog arbeitet er sich allerdings nur an den Begriffen "überfallen" und "angezettelt" ab. Für weitergehende rechtsbraune Kommentare zitiert er lieber seine Groupies. (Den zweiten Weltkrieg hat seiner Meinung nach auch nicht Deutschland angezettelt , sondern Japan.)

Tatsache ist auch, dass die deutsche Regierung Österreich zur Kriegserklärung an Serbien geradezu gedrängt hat. Eine detaillierte Darstellung findet man unter Chronologie der Julikrise 1914.[/quote]



Las ich gestern auch im Funzelturm, wo das Alter Ego des Wärters, genannt der "Verschrobene", der "schrob" schreibt sich dazu auch noch äußerte.

Tja, es ist schwer, besonders für einen AfD-Mann, anderen vernünftigen Schreibern "an die Karre pissen" zu können. Das gelingt nicht, auch wenn der Blogger sich noch so sehr Mühe gibt, das wird nix.
Ich nehme nur mal den Begriff "überfallen", an dem er sich aufgeilt.
Wenn jemand in ein neutrales Land einmarschiert, wo dasjenige sich eben wegen seiner Neutralität keiner Schuld bewusst ist und damit auch nicht rechnen muss, dass die Deutschen nunmehr marodierend da einfallen, dann hat das schon seine Berechtigung.

Aber wen wundert's, dass der eine Galionsfigur rechtsbrauner Sympathiesanten ist. Schreibt der auch bei "achgut"?
Übrigens las ich von dem eine Bemerkung: "Für meine Begriffe beginnt der Zweite Weltkrieg ohnehin mit dem japanischen Angriff auf China im Juli 1937." Schätze mal, dass für dessen Begriffe Deutschland auch weitestgehend schuldlos wäre...
Ja, so sind sie - und sie sind "nicht gut".
Geschlichtsklitterer.

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran


zuletzt bearbeitet 17.11.2017 11:45 | nach oben springen

#3

RE: Geschichtsklitterung?

in Deutschland 17.11.2017 13:52
von Till (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #2
Wenn jemand in ein neutrales Land einmarschiert, wo dasjenige sich eben wegen seiner Neutralität keiner Schuld bewusst ist und damit auch nicht rechnen muss, dass die Deutschen nunmehr marodierend da einfallen, dann hat das schon seine Berechtigung.
Am Begriff "marodierend" hätte der Schreiberling bestimmt auch etwas auszusetzen. Ist ja auch alles erstunken und erlogen: Massaker von Tamines, Massaker von Dinant, Zerstörung Löwens. Und das Manifest der 93 ist wohl auch einer Erfindung der Kriegsgegner.



zuletzt bearbeitet 17.11.2017 13:53 | nach oben springen

#4

RE: Geschichtsklitterung?

in Deutschland 17.11.2017 16:13
von Till (gelöscht)
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Nachtrag: Ist es das, worauf wir laut Gauleiter stolz sein sollen?


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#5

RE: Geschichtsklitterung?

in Deutschland 22.11.2017 08:04
von Archimedes | 148 Beiträge

Ein großes Problem entstand bereits durch den Tod Queen Victorias 1901. Bis dahin hatten sich ihre Enkel so einigermaßen im Griff und spielten auf einige Familie. Danach war besonders der deutsche Wilhelm darauf aus weltpolitisch, expansiv tätig zu werden. Eigentlich erstaunlich, dass es noch 13 Jahre gedauert hat bis die Lunte, die die Monarchen dieser Zeit gelegt hatten explodiert ist.


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