#1

Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 07.07.2018 13:32
von Anthea | 12.413 Beiträge

Oder: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?

Irgendwie kommt mir da das Höhlengleichnis ins Gedächtnis und das, was daraus zu lernen ist. Dass eine Blickrichtung so viel ändern kann. Es gibt auch Sonne…

„Die Milch der frommen Denkungsart“ hat Frau Merkel zwischenzeitlich ausgetrunken. Und die „offenen Arme“ ihrer Willkommenskultur sind schlapp geworden. Jetzt heißt das Gebot der Stunde „Abgrenzung“.
Das kann man ja jetzt sehen, wie man will.

Die Frage ist – weswegen ich das Thema in den philosophischen Bereich verbracht habe – ob Menschen suspekt erscheinen, so sie ihre Meinung ändern oder als klug, besonnen und weise, weil sie aus Erfahrung zu lernen bereit sind.

Ich selbst denke, dass man das nicht so einfach beantworten kann. Kommt auf den Menschen an. Und ob eine „Blickänderung“ autark, aus eigenem Antrieb und aus eigener und wahrer Überzeugung erfolgt. Oder ob – wie die vielen Wendehälse – es aus Eigeninteresse wegen „dessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe“ geschieht.

Es lässt sich somit auch über "Charaktere" nachdenken.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#2

Liberale Visionen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 07.07.2018 16:49
von Findus (gelöscht)
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In einer globalen Welt kannst du dich nicht abgrenzen. Das ist eine Illusion der Konservativen.
Die Welt ist überall zu Hause. Mit Sport, Kultur und Feiern, aber auch mit globalen Krisen. Sich abzugrenzen bedeutet nichts anderes, als die Realität zu verleugnen. Das ist mit höheren Kosten verbunden, als die Realität anzuerkennen und sie positiv zu gestalten. Es braucht heute liberale Visionen. Da hoffe ich auf Robert Habeck (der als Schriftsteller und Philosoph gut ins Thema passt).



zuletzt bearbeitet 07.07.2018 16:55 | nach oben springen

#3

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 07.07.2018 16:57
von Till (gelöscht)
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Zitat
„Die Milch der frommen Denkungsart“ hat Frau Merkel zwischenzeitlich ausgetrunken. Und die „offenen Arme“ ihrer Willkommenskultur sind schlapp geworden. Jetzt heißt das Gebot der Stunde „Abgrenzung“.
Das kann man ja jetzt sehen, wie man will.

Richtig, man kann es sehen, wie man will. Man sollte dabei allerdings nicht die Fakten aus den Augen verlieren. Die "Abgrenzung" gibt es de facto seit Schließung der Balkanroute im März 2016.



zuletzt bearbeitet 07.07.2018 16:58 | nach oben springen

#4

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 07.07.2018 16:59
von Findus (gelöscht)
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Wo Till Recht hat, hat er Recht.


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#5

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 07.07.2018 17:38
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #4
Wo Till Recht hat, hat er Recht.



Neben kleineren Verfehlungen ist das nicht von der Hand zu weisen.


Die Freiheit führt das Volk ! Eugène Delacroix


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#6

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 07.07.2018 19:52
von Anthea | 12.413 Beiträge

Das ist ja alles gut und schön. Und wo ihr Recht habt, habt ihr Recht. ;-)

Allerdings hatte ich bei der Eröffnung des Threads Frau Merkel nur mal so als Beispiel gebracht. Und nicht damit die Absicht verfolgt, jetzt unbedingt alles in Bezug auf politische Handlungsweisen - oder ausgerichtet an speziellen Personen - hinsichtlich der "Blickrichtungen" zu verfolgen.
Sondern deshalb anfangs das Höhlengleichnis eingebracht. Oder auch eine Bemerkung zu Charakteren.

Wobei diese dann einzuordnen sind in Choleriker, Melancholiker, Sanguiniker und Phlegmatiker. Wobei dann durchaus auch Überschneidungen und Nuancierungen der einzelnen Richtungen vorhanden sind.
Und hieraus ergeben sich folglich und zwangsläufig Reaktionen unterschiedlicher Art - von starrköpfig bis aufgeschlossen, von klaren und getrübten Blicken.... und, und....

"Derjenige, der nur beobachten will, beobachtet nichts, denn er wird nirgends eingelassen, da er bei Geschäften unnütz ist, bei Vergnügungen lästig ist. Man sieht die anderen nur handeln, wenn man selbst handelt – und in der Schule der Welt muss man das ausüben, was man lernen will. "Jean-Jacques Rousseau

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#7

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 07.07.2018 21:06
von Findus (gelöscht)
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Der gute John Jacques hätte sich ereifert, warum wir über Abgrenzung reden, wo wir Menschen in Not helfen sollten. Nur so ist Rousseau und seine Philosophie zu verstehen. Nebenbei hätte er moorhuhns Schule gleich mit reformiert.


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#8

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 09.07.2018 21:23
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #7
Der gute John Jacques hätte sich ereifert, warum wir über Abgrenzung reden, wo wir Menschen in Not helfen sollten. Nur so ist Rousseau und seine Philosophie zu verstehen. Nebenbei hätte er moorhuhns Schule gleich mit reformiert.


Mei, Findus, da wär was los in den Schulstuben, und erst bei Akademikers zu Hause,lol


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#9

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 10.07.2018 18:54
von Findus (gelöscht)
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Nichts für ungut, moorhuhn.Ich denke, dass unser guter John Jaques Rousseau einfach ein liberaler Philosoph war. Und mit seinem Werk Émile ou De l’éducation (dt.: Emilé oder über die Erziehung) wichtig ist für die Anfänge der Pädagogik.

@ Anthea: Warum hast du denn eigentlich das Zitat von Rousseau gewählt?



zuletzt bearbeitet 10.07.2018 18:55 | nach oben springen

#10

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 10.07.2018 19:07
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Moin liebe Gemeinde,

wie Ihr mittlerweile wisst, bin ich zur Hälfte französischer Abstammung.

Vor einigen Jahren habe ich für ziemlich viel Geld einen Orginaldruck eines Werkes von Jean-Jacques Rousseau erworben.

"du contrat social ou principes du droit politique"

Es ist ein Meisterwerk. Ich werde es einscannen und in meiner Cloud öffentlich verlinken.

Kostenlos für Euch. Ich bin auch bereit, Euch bei der Übersetzung zu helfen.

Dieser Mann war ein Geschenk Gottes. Sein Intellekt ist kaum zu übertreffen. Er war ein Licht der Aufklärung.

Neben meinen antiken Bibeln, Bach-Werken, Literatur von Thomas Hobbes und Charles-Louis de Secondat, Baron de La Brède et de Montesquieu hat es einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek, die ich gerade aus meinen Kartons ausräume.

Gruß aus dem alten Land !

PS: Das Buch aus dem 18. Jhdt gehört zu meinen persönlichen Schätzen


Die Freiheit führt das Volk ! Eugène Delacroix


zuletzt bearbeitet 10.07.2018 19:12 | nach oben springen

#11

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 10.07.2018 21:34
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Moin, SirPorthos, was genau betrachtest du am Contrat als "genial"?

So weit ich weiß, hat er darin die Identitätstheorie beschrieben, die darauf hinausläuft, dass die Mitglieder einer Gesellschaft ihre Einzelwillen einem Gesamtwillen unterordnen, Minderheiten keine Stimme haben und es keine Gewaltenteilung gibt. Eine Absetzung der Regierung soll dann erfolgen, wenn sie die Belange/Gesetze der Gemeinschaft nicht bedient. Kritiker sehen darin gerne die Nähe zu totalitären Gesellschaften, da jede Herrschaft, die durch den "Volkswillen" zustande gekommen ist, schlussendlich diesen Willen zurechtgebogen und in ihrem Sinne (der Machterhaltung) durchgesetzt hat.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#12

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 10.07.2018 21:39
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

[quote="Findus"|p19152]Nichts für ungut, moorhuhn.Ich denke, dass unser guter John Jaques Rousseau einfach ein liberaler Philosoph war. Und mit seinem Werk Émile ou De l’éducation (dt.: Emilé oder über die Erziehung) wichtig ist für die Anfänge der Pädagogik.

Ja, das war er, ein sehr feinsinniger, sensibler Mensch dazu. Er ist davon ausgegangen, dass Menschen ein gutes, friedliches Wesen haben, sich vertragen und nur gemeinsame Ziele haben. Neid, Geiz, Feindseligkeit und Dummheit hat er komplett vernachlässigt, obwohl er solche Erfahrungen selbst machen musste.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#13

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 10.07.2018 21:44
von Anthea | 12.413 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #9
Nichts für ungut, moorhuhn.Ich denke, dass unser guter John Jaques Rousseau einfach ein liberaler Philosoph war. Und mit seinem Werk Émile ou De l’éducation (dt.: Emilé oder über die Erziehung) wichtig ist für die Anfänge der Pädagogik.

@ Anthea: Warum hast du denn eigentlich das Zitat von Rousseau gewählt?



Weil es zu "Blickrichtungen" passt. Stichwort: lernen.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#14

RE: Blickrichtungen

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 21.04.2020 17:18
von Anthea | 12.413 Beiträge

Vor acht Jahren habe ich mal Folgendes über Blickrichtungen geschrieben:


<<Um klar zu sehen genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung>
(Antoine de Saint-Exupéry)

Man hat im Leben ein Ziel vor Augen und richtet sein Augenmerk auf dieses. Erreicht man dieses nicht, dann muss man seine Blicke woanders hinwenden, etwas Neues anvisieren. Und manchmal muss man da eine Kehrwendung machen, wenn man feststellt, dass es auch noch anderes gibt als das, was vorher im Focus lag.

Im zwischenmenschlichen Miteinander ist der Hauptfaktor eines Gelingens das „Mögen“. Man sagt, dass „jemand nicht seine Kragenweite sei“ und meint, dass er diesen Menschen - aus was für Gründen auch immer - ablehnt. Es ist auch schier unmöglich, jemanden zur Zuneigung zu zwingen, überhaupt zu Gefühlen irgendwelcher Art, denn Gefühle sind schließlich nicht per Knopfdruck ein- oder ausschaltbar. Sie sind ureigenst und tief in uns begründet – entstanden aus Erleben beziehungsweise abhängig von kognitiven Fähigkeiten.

Der „Respekt“ hingegen ist etwas anderes. Und da sollte man sich einmal fragen, warum oder woher eigentlich Aversionen herrühren, ob diese berechtigt sind, ob man überhaupt ein Anrecht auf diese hat. „Der liebe Gott erhalte mir meine Vorurteile?“ Denn oftmals genügt ein Blick in eine andere Richtung, die eine neue Sichtweise aufzeigt.
Als ich kürzlich in einem Konzert war, fiel mir ein Mann auf, der mir „unsympathisch“ schien aufgrund seines vernachlässigten Äußeren. So geht man nicht ins Theater, war mein spontaner Gedankengang. Dann jedoch überlegte ich, dass uns etwas „verband“. Er war genauso wie ich heute hier, um genau die gleiche Musik zu hören. Es gab also eine „Wellenlänge“. Nicht genug, um ihn jetzt „Freund“ nennen zu können, aber durch eine andere Blickrichtung, die sich nicht stur an Oberflächlichem festhielt, bewahrheitete sich die Erkenntnis des Zitates (siehe oben).
Platons Höhlengleichnis bietet sich an oder ein mongolisches Sprichwort

<<
Der Frosch, der im Brunnen lebt,
beurteilt das Ausmaß des Himmels
nach dem Brunnenrand

Ich meine, wir sollten immer unser ganzes Leben lang unseren Kopf wenden, in alle Richtungen. Denn es gibt in allen Richtungen noch Neues zu entdecken. Dass man zufügen kann als Beweis für die (/Un)Richtigkeit seiner gewonnenen Einstellungen, oder als Anstoß zum
„animum exercere“ – die Seele üben!


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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