#1

Aushebelungen – Übungen – „Normalitäten“….

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 17.07.2020 18:53
von Anthea | 12.406 Beiträge

Irgendwann nach dem Motto: Das ist doch schon lange Usus…

In Anbetracht der momentan verstärkt stattfindenden Diskussionen und Demonstrationen unter dem Stichwort „Beschneidung von Bürgerrechten“ dazu mal ein paar Überlegungen:

„Sag niemals nie“ steht da irgendwie wohl auch am Anfang!? Nichts scheint wirklich für die Ewigkeit als unumstößlich festgeschrieben. Es erscheint am Anfang immer ein „triftiger Grund“, der jedoch für viele Menschen unterschiedlich gewertet wird – siehe dazu die momentanen Beschränkungen hinsichtlich der Corona Krise. Mundschutz p.e. Der optisch zur neuen Normalität geworden ist. ..Man hat sich dran gewöhnt, mehr oder weniger.

Wer kann sich eigentlich momentan gerechtfertigt über die unsägliche Vermummung muslimischer Frauen aufregen, bei denen nur die Augen sichtbar sind? Zugegeben, übertrieben, hier als Vergleich den Mundschutz anzuführen. Aber….wehret den Anfängen, man kann ja nie wissen, was noch kommt. Und was für „Gründe“ gebastelt werden, damit die Frauen nicht mehr so „vergewaltigungsanfällig“ werden. Was man(n) nicht sieht…Also her mit der Ganzkörpergewandung, weg mit den „unsittlichen“ Outfits...
Alles möglich, man kann ja auch eine gesetzliche Quotenregelung für den Bundestag machen, dass Menschen anderer Kultur und Glaubens dort sitzen müssen...

„Anti Terror“-Vermeidung waren bzw. sind auch gute „Gründe“, um den Datenschutz als Grundrecht der Bürger zu durchlöchern. Da konnten bei kleinsten Vergehen der Art „Ordnungswidrigkeit“ persönliche Daten abgerufen werden. Das BVG entschied jetzt, dass die staatlichen Zugriffsmöglichkeiten auf persönliche Daten von Handy- und Internetnutzern zur Strafverfolgung und Terrorabwehr zu weit gehen und in der Form nicht zulässig seien. Es müsse eine konkrete Gefahr vorliegen oder aber der Anfangsverdacht einer Straftat bestehen.
Na ja, „verdächtigen“ kann man ja so viel man will. Ich meine damit, dass sich immer etwas konstruieren lässt, um eine Vorgehensweise zu rechtfertigen!

Z.B. Thema Bankgeheimnis, was soll denn der Wortteil „Geheimnis“?
Vorratsdatenspeicherung, der Nutzen, wenn es angeblich darum geht, Verbrechen besser aufklären zu können, ist mir nicht so ganz klar. Stichwort: Generalverdacht? Das widerspricht dann irgendwie dem Rechtsgrundsatz, dass jeder so lange als unschuldig gilt, bis man es ihm widerlegt hat. „Mit allen Mitteln“ und „wer suchet, der findet“?
Geheimnisse dürfen lediglich unsere Politiker haben, siehe z.B. Spendenursprungsoffenlegungen oder Lobbyismus…

Manchmal kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass etwas mal anders war. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Sinnvoll ist das Gelassenheitsgebet von Niebuhr mit den Textzeilen:
"Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Das "Unterscheiden lernen" will gelernt sein.

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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#2

RE: Aushebelungen – Übungen – „Normalitäten“….

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 19.07.2020 17:28
von Anthea | 12.406 Beiträge

Vor einigen Tagen las ich auch wieder über einen "Grund", die Vorratsdatenspeicherung populär zu machen. Nach dem Motto: Wer wird dazu schon "nein" sagen, wenn es um Kinder geht... Hintergrund sind die vielen schrecklichen Missbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen. So heißt es denn: "Kinderschutz vor Datenschutz".

Wie das gehen soll, das sagte die Interviewte, eine Kriminalhauptkommissarin beim LKA nicht. Das geht auch nicht. Da würden sicherlich viele Bürger Amok laufen, wenn als schnelle "Aufklärungslösung" sie in Sippenhaft genommen würden.
Und wenn man sich dazu dann noch die milden Strafen für diese Dreckstypen, die sich an Kindern vergehen, anschaut, dann könnte man ja gewisse Strafen einführen und "gesellschaftsfähig" machen? So wie die Herzkönigin bei Alice im Wunderland fordert: "Kopf ab", so könnte es heißen: "Schw*** ab.


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#3

RE: Aushebelungen – Übungen – „Normalitäten“….

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 23.07.2020 01:14
von Atue (gelöscht)
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Sollen wir es als Bürgerrecht akzeptieren, dass es Menschen gibt, für die es normal zu sein scheint, dass man Kinder, Frauen, ... ... .mißbrauchen und terrorisieren, vielleicht auch foltern darf?

Nur mal angenommen es gäbe einen Gentest, in dem man ganz sicher solche Veranlagungen prognostizieren könnte - sollte man einen solchen Gentest verbieten, weil die Ergebnisse ggf. diskriminierende Maßnahmen wie spezielle medizinische Behandlungen nach sich ziehen könnten?

Was, wenn man mit absoluter Sicherheit bei bestimmter Genkonstellation vorhersagen könnte, dass jemand zum Massenmörder wird, wenn man ihm die Möglichkeit gibt - wäre es dann völlig illegitim, ihm diese Möglichkeit gar nicht anzubieten?

Oder noch eins mehr - wenn man solche Genkonstellationen feststellen und auch korrigieren könnte - wäre dann eine solche Genkorrektur quasi verpflichtend? Oder würde man die Korrektur ablehnen, weil man ethische Bedenken geltend macht, womit man dann billigend in Kauf nimmt, dass es quasi zwangsläufig zum Verbrechen kommt?

Wollen wir Menschen auf das Recht haben, Verbrecher sein zu dürfen? Frauen vergewaltigen zu dürfen? Mörder sein zu dürfen?

Oder dürfen wir uns im Umkehrschluss zukünftig den idealen Menschen genetisch bauen?

Datenschutz ist ein Menschenrecht - umgekehrt den Datenschutz dazu zu instrumentalisieren, dass Menschenrechte wegen des Datenschutzes ausgehebelt werden dürfen - das ist KEIN Menschenrecht.

Ich bin fest davon überzeugt, dass nichts dagegen spricht, wenn wir mehr und mehr Daten von Menschen haben - aber sehr vieles dagegen spricht, wenn wir bei der Auswertung der Daten nicht grundlegende ethische menschliche Fragestellungen mit berücksichtigen. Nicht die Daten sind das Problem - das Problem ist die fehlende Menschlichkeit.



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#4

RE: Aushebelungen – Übungen – „Normalitäten“….

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 23.07.2020 08:27
von Anthea | 12.406 Beiträge

Nun kollidieren die Menschenrechte/Grundrechte aber auch zuweilen mit dem Datenschutz. Wenn es ein Grundrecht ist, z,B. nicht von einem potenziellen Verdächtigen/Täter vergewaltigt zu werden, dann wäre möglicherweise zwingend die Überwachung von dessen persönlichem Bereich vonnöten. Menschenrechte sind nicht Teil eines Gesetzestextes, daher auch nicht einklagbar. Sie sind auffindbar in der Verfassung eines Landes, oder auch nicht.

Wenn es um „Manipulationen“ bzw. Eingriffen in die Persönlichkeit eines Menschen geht – was du mit der Frage nach „Genveränderungen“ ansprichst, dann wäre auch streng genommen die Verabreichung von Medikamenten ein Eingriff. Beispiel wäre da ein gefährlich aufbrausender Mensch, der unberechenbar in seiner Wut wäre oder jemand, der/die unter Hypersexualität leidet und dadurch zwecks Befriedigung dieser Dauerlüste andere gefährdet wären! Wäre es ein Eingriff in die „Menschenrechte“ desjenigen, wenn man ihn quasi verändert, diverse Lusterlebnisse versagt?

Zitat
Ich bin fest davon überzeugt, dass nichts dagegen spricht, wenn wir mehr und mehr Daten von Menschen haben - aber sehr vieles dagegen spricht, wenn wir bei der Auswertung der Daten nicht grundlegende ethische menschliche Fragestellungen mit berücksichtigen. Nicht die Daten sind das Problem - das Problem ist die fehlende Menschlichkeit.



Damit liegst du sicherlich richtig. Aber: Was ist denn eigentlich „Menschlichkeit“? Ist es „menschlich“ betrachtet richtig, einen unheilbar Erkrankten von seinem Leiden zu erlösen oder verlangt die Menschlichkeit den Schutz jedweden Lebens, so lange es noch existiert? Und hier wäre auch die Frage nach der Kompetenz und Qualifikation von Beurteilenden, die z.B. Geräte abstellen. Errare humanum est?

Lieber Atue, ich denke, der Komplex der „Menschlichkeit“ bedarf eines eigenen Themaa. Eigentlich ging es mir mehr um alltägliche Dinge, die durch die Hintertür geschickt untergejubelt werden. Ich führte das Beispiel des Tragens bestimmter Kleidung wie Burka oder Niqab an in Bezug auf die jetzt vorgeschriebene Mundschutzverhüllung. Daraus jedoch sollte kein Recht auf Gesichtsverhüllung bis zu den Augen hergeleitet werden können. Kann aber durchaus versucht werden, gewisse Kleidungsformen anderer Kulturen mit angeblich religiösem Hintergrund „gesellschaftsfähig“ zu machen. Der Europäische Gerichtshof hat in Bezug auf z.B. das Kopftuchtragen jedoch entschieden, dass die Erlaubnis zu einer solchen Bekleidung nicht zu den Menschenrechten gehört, auch wenn auf "Religion" verwiesen wird.

Wenn man etwas andauernd „bewirbt“, wie es z.B. Verkaufsstrategien tun, dann erscheint etwas plötzlich ganz „normal“ und „Usus“. Steter Tropfen höhlt den Stein. So ist es auch mit der Zurschaustellung der Menschen in Bezug auf ihre Intimsphäre geworden. Soziale Netzwerke leben davon. Etwas Science Fiction: Vielleicht wird einmal eine „Intimkamera“ entwickelt, wo der Einzelne z.B. bei der Partnersuche diese sich einführen kann, um ein „gesundes Inneres“ der Organe zu dokumentieren. Quasi sein Innerstes nach Außen kehren. Könnte ganz "normal" werden.

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#5

RE: Aushebelungen – Übungen – „Normalitäten“….

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.07.2020 11:11
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Bei der ganzen Frage lässt der Minority-Report herzlich grüßen.

Zitat von Atue im Beitrag #3
...
Ich bin fest davon überzeugt, dass nichts dagegen spricht, wenn wir mehr und mehr Daten von Menschen haben - aber sehr vieles dagegen spricht, wenn wir bei der Auswertung der Daten nicht grundlegende ethische menschliche Fragestellungen mit berücksichtigen. Nicht die Daten sind das Problem - das Problem ist die fehlende Menschlichkeit.


In der Tat sind es nicht die Daten, die per se "böse" sind.
Ich würde das auch nicht an einer fehlender "Menschlichkeit" festmachen.
Allerdings sollte man immer bedenken, dass die Menschen nicht perfekt sind, auch wenn sie sich daraum bemühen. Noch nicht einmal der Papst, dem man Unfehlbarkeit zuschreibt, hat diese. Das sollte man einfach im Hinterkopf behalten, wenn man Menschen auf Daten loslässt. Daten bedeuten Macht über andere Menschen, und die verführt doch ungemein. Daten sicher aufzubewahren, dass nicht jeder Hans und Franz etwas damit anfangen kann? Richtige, echte Datensicherheit ist meines Erachtens nicht zu gewährleisten (fragt doch mal dazu den Chaos-Computer-Club). Von daher sollte man sich schon a priori überlegen, welche Daten man überhaupt erhebt.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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