Lieber denker_1,

unvoreingenommen bedeutet nur, dass ich die Idee von Andreas Herteux als solche betrachtet habe. Bezug auf die Realität habe ich nicht genommen. Würde ich das tun, hätte ich ähnliche Worte wählen können wie du.

Ich nehme da mal ein Beispiel raus, das du jetzt nicht aufs Tapet gebracht hast: Die Bildung
Die Grundfragen an denen sich Bewertungskriterien von Bildung orientieren sollten (s.h. 31 f.), sind von vorne herein eine Farce.
Natürlich haben die Grundfragen ihre Richtigkeit. Allerdings ist kein Punkt dabei, wenn man es realistisch sieht, an dem wohl global auch nur ein Staat positiv abschneiden würde. Außerdem, ausgehend von einer Steigerung der Argumentationspunkte, gipfelt das Ziel der Bildung rein in der Fähigkeit einen Beruf zu ergreifen und sich den Lebensunterhalt zu finanzieren. Sicher ist das wichtig, letztlich aber eingleisig, weil somit sehr viele Kulturtechniken vernachlässigt werden und über kurz oder lang verloren gingen. Der Mensch würde somit ausschließlich zu einem Produktivfaktor reduziert, was ich persönlich als Diskriminierung empfinde.

Die Werte, die du ansprichst tauchen nicht wirklich ausgefeilt auf.
Wenn Herteux zum Bleistift davon ausginge, Deutschland sei fast eine Vorzeigedemokratie, dann muss ich hässlich lachen. Wir sind wahrlich eine Plutokratie. Und mit dem Konzept fondsgestützt ein System Alternativer Hegemonie aufzubauen stützt er genau das.
Wenn man es genau nimmt, sagt Herteux, dass die Wirtschaft für bessere demokratische Strukturen sorgt. Das macht mir richtig Angst.
Auch habe ich mich gefragt, wie denn der Fonds, der so viel Macht bekommen soll, wirklich kontrolliert werden soll... Finanzierung und Teilnehmer reißt Herteux an. Kontrolle durch einen Aufsichtsrat? Bitte was? Wenn wirklich Demokratie gestützt werden soll, was als Kriterium für Transferleistungen gelten soll, warum ist denn dann der Fonds nicht wirklich demokratisch strukturiert? Im Grunde heißt es nach wie vor: wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing...

Im Weiteren habe ich mich auch gefragt, in welche Forschungsrichtungen denn die neue einzurichtenden Technologiezentren gehen sollen. Wer legt das denn fest. Wo ist hier der demokratische Prozeß der dann bei der Lizenzvergabe neu entwickelter Technologien gefordert wird. Wie kann man etwas fordern, was man selbst nicht einzuhalten bereit ist?

So kannst du die ganzen 84 Seiten auseinander nehmen, wenn du willst. Allerdings ist hier nur eine Idee angerissen worden. Ausgefeilt ist noch gar nichts in diesem Werk.