Zitat von kuschelgorilla
über Stil, Vorlieben, Geschmack und Niveau kann man sicher immer streiten.
Es gibt ja sogar Menschen, die nur Sachbücher und Fachartikel lesen und sonstige Prosa kategorisch ablehnen.
Lesen muss meines Erachtens primär Spaß machen.
Und da ist einjeder seiner eigenen Vorliebe Schmied...
Im übrigen finde ich überhaupt erst mal wichtig, dass das Lesen überhaupt wieder mehr in den Fokus der Allgemeinheit gerückt wird.
Sehe ich auch so. Spaß soll es machen, das Lesen. Wer also den Kitschroman mag, soll ihn lesen. Lernen kann man aus jeder Literaturform. Aus dem Kitschroman, dass es eine andere als die bestehende Wirklichkeit gibt und man dafür kämpfen sollte, dass diese Wirklichkeit so schön werde, wie im Kitschroman dargestellt. Wer da glaubt, die Wirklichkeit sei nur in diesem Kitschroman so schön, mit der weniger schönen Wirklichkeit müsse man sich abfinden, der hat schon verloren.
Märchen zeigen in bildhafter Form Konflikte auf, die es auf kreative Weise zu lösen gilt. Und sie zeigen oft die Sehnsucht der Menschen nach Wohlstand auf. Eine große Aufgabe zu erfüllen und dann ausgesorgt haben.
Victor Hugos Roman "Der Glöckner von Notre Dame" hatte mich zutiefst berührt und erschüttert. Als ich das erste Mal den Film sah und anschließend das Buch las, musste ich daraus lernen, dass wenn ich mich in eine Frau verliebe, die partout nichts von mir wissen will, darf ich sie nicht aus Eifersucht ermorden wie es jener Priester im Roman tat. Besser ich lasse sie ziehen. Die Damen die den Roman gelesen haben, sollten lernen, zu akzeptieren, dass es Männer gibt, die eine unwiderstehliche erotische Ausstrahlung haben, diese Ausstrahlung aber verantwortungslos zu ihrem Vorteil missbrauchen und wenn sie ihr Ziel erreicht haben, die betreffende Frau wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Egal wie weh das tut, sollten die Damen so einen Casanova stehen lassen. Wie auch diesen verlogenen Hauptmann Phöbus im Roman.
Jack Londons "Der Seewolf" ist auch beeindruckend. Ich habe den Film sowohl als 2 stündigen Spielfilm als auch als Fernsehserie gesehen. Ein absoluter Tyrann dieser Larsen. Aber er wurde so, weil er aus seiner bitteren Armut raus wollte und dazu war ihm jedes Mittel Recht. Im Dialog mit seinem Gegenpart Humphrey Van Weiden stellt letzterer Lasen die Frage: "Du hast kein Gewissen, du kennst keine Moral, du handelst absolut nur in deinem Sinne, warum hast du da nur dieses elende Schiff und bist nicht ein König mit Ländereien und Reichtum"? Im Film antwortet er darauf nur "Mein Fehler war, dass ich je ein Buch aufgeschlagen habe". Im Buch ist seine Antwort wesentlich aufschlussreicher. "Ich bin in einer sehr armen Fischerfamilie aufgewachsen und habe mich hoch gearbeitet und mir dieses Schiff verschafft". Ich sehe noch einen anderen Grund, warum er nur dieses Schiff hatte. Er hatte keine Verbündeten. Er hat seine gesamte Mannschaft tyrannisiert und sie so zum Gehorsam gezwungen. Aber alle Diktatoren dieser Erde haben Mitstreiter, die die Ziele des Diktators unterstützen und sogar unter Einsatz ihres eigenen Lebens für den Diktator einstehen. Diese Verbündeten hatte Larsen nicht, er hat im Alleingang gehandelt. Die Mannschaft hat ihn gehasst und ich hätte ihn wohl auch abgrundtief gehaßt, wäre ich Mitglied der Mannschaft auf diesem Schiff gewesen.
So kann man denke ich aus jeder Literaturgattung etwas für sich lernen und mitnehmen.