#1

Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 10.07.2019 11:32
von Anthea | 12.414 Beiträge

Die Kultusministerin von Baden-Württemberg, Susanne Eisenmann, fordert ein bundesweit einheitliches Abitur. Der bayerische Ministerpräsident, Markus Söder, lehnt diesen Vorschlag strikt ab.

Ich habe mich schon immer gefragt, warum alle Bundesländer ihr eigenes Bildungssüppchen zubereiten. Warum keine Vereinheitlichung? Die Richtlinien, sprich Erfordernisse können ja durchaus angemessen anspruchsvoll sein. Wie immer da eine Findung der Angemessenheit stattfinden sollte – es muss ja nicht zwangsweise eine Orientierung nach unten sein. Dies fürchten nämlich viele Kritiker, die einen Bildungsverfall befürchten.

Die WELT stellte die Frage, warum denn so viele Prüflinge durchs Abitur fallen würden. Eine Antwortmöglichkeit war: „Viele Schüler, die das Gymnasium besuchen, sind dafür nicht geeignet.“ Diese Antwort gaben 64 Prozent von bis dato über 22.000 Teilnehmern. Dies deckt sich auch mit meiner Meinung.

Immerhin sollte man auch bedenken, dass bei der Vergabe von Studienplätzen die Abiturnote ein zentrales Kriterium sein kann, obwohl das gemachte Abitur unterschiedlichen Standards unterlag. Da haben dann einige schlechtere Karten, was wiederum keine gerechte Wertung sein kann.

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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#2

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 12.07.2019 08:40
von heiner | 881 Beiträge

Die Länder achten eifersüchtig auf ihre Kompetenzen. Will man ihnen da was fortnehmen heulen sie mächtig auf, hauptsächlich in Bayern wird das zelebriert wie sonst nirgendwo.


dass ein Traum nicht wahr ist, sehe ich ein, dass er wahr werden kann, auch.
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#3

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 12.07.2019 09:04
von Anthea | 12.414 Beiträge

Bayern ist sowieso ein "Staat im Staat" und nicht mit normalen Maßstäben zu betrachten.

Aber irgendwie sollte doch Vernunft obsiegen. Gleiche Maßstäbe, die angelegt werden, erlauben erst seriöse Vergleiche.
Ich erinnere mich, dass es z.B. früher das so genannte "Puddingabitur" gab. Hierzu heißt es:

"Eine Frauenoberschule war ein Gymnasium zur Frauenfortbildung, auf dem vor allem ... die geschlechtsspezifische Bezeichnung aufgegeben. Im Volksmund wurde der Abschluss auf einer Frauenoberschule als Puddingabitur bezeichnet."

Das wurde auch nicht so ernst genommen wie das Abitur auf einem Jungengymnasium.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#4

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 12.07.2019 09:25
von heiner | 881 Beiträge

Das Zentralabitur wäre wichtig um wirklich einen Gleichstand bei den Bewertungen zu haben. Wenn ich mir ansehe wie meine Enkelin mit einer Durchschnittsnote von 1,6, trotz Auslandsjahr in Südamerika, auch heut noch keinen Studienplatz für Medizin bekommt, dann denke ich mir, vielleicht hätten wir das Problem nicht, wenn sie 500Meter weiter, statt in Kressbronn, in Bayern leben würde.


dass ein Traum nicht wahr ist, sehe ich ein, dass er wahr werden kann, auch.
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#5

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 12.07.2019 17:13
von Anthea | 12.414 Beiträge

Hier ein Link zum Thema.

https://rp-online.de/politik/deutschland...us_aid-42705433

Frau Karliczek ist da recht vernünftig in ihren Ansichten!


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
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#6

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 13.07.2019 23:01
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Eine zentral gestellte Abiturprüfung ist meines Erachtens aufgrund der Vergleichbarkeit durchaus wünschenswert. Eine einheitliche Bildung wäre es auch. Aber zum einen gibt kein Bundesland so einfach seine Befugnisse ab und zum anderen befürchten gerade die Bundesländer, die höhere Standards haben, dass es zu einem "Downgrading" kommt, also der Bildungsstandard dorten zur Nivellierung gesenkt wird. Gäbe es ein garantiertes Upgrading, könnte man sicher mit diesen Bundesländern zumindest ins Gespräch kommen.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#7

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 14.07.2019 08:09
von Anthea | 12.414 Beiträge

Man soll sich ja immer an Besserem orientieren. Folglich können Ansprüche zur Erfüllung durchaus hoch geschraubt sein. Allerdings nicht unerreichbar hoch, dass nur ein "Überflieger" dran kommt.
Wenn man dies beherzigt und Fachleute mit realistischer Einschätzung und "Erdverbundenheit" an die Findung der Angemessenheit heranlässt, dann dürfte alles vernünftig geregelt werden können.


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Mahatma Gandhi


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#8

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 14.07.2019 13:23
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Liebe Anthea, wir sind hier in Bayern nicht mehr Überflieger als anderswo. Aber wir haben zusammen mit Baden Württemberg, Sachsen und evtl. noch Hessen Standards, die andere Bundesländer nicht übernehmen wollen. Und umgekehrt. Da gibt es einfach auch sehr große Unterschiede im Ansatz. Ich denke, man wird sich nicht einigen können. Für Kompromissbereitschaft sehe ich da aktuell noch keinen Spielraum, der von der einen oder anderen Seite genutzt werden könnte.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#9

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 29.07.2019 17:50
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #8
zusammen mit Baden Württemberg, Sachsen und evtl. noch Hessen Standards, die andere Bundesländer nicht übernehmen wollen.


Nun ja, Sachsen wird da wohl bald gänzlich rausfallen.
Bildungspolitik-Inhalte und Kompetenzen, ist die erste Großbaustelle der blauen Deppen. Nachzulesen in ihrem "Regierungsprogramm", mir wird schon wieder schlecht.


Der frühe Vogel kann mich mal !


zuletzt bearbeitet 29.07.2019 17:50 | nach oben springen

#10

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 30.07.2019 22:10
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Liebes moorhuhn, hier - die Kotztüte...


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#11

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 30.07.2019 22:42
von Gelöschtes Mitglied
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Meine Sichtweise auf das Abitur ist, dass die Unterschiede permanent größer geredet werden als sie tatsächlich in der Praxis sind. Ob ein Mensch die Hochschulreife hat, liegt sicherlich zu wenigstens 50% an ihm selbst, und dann zu wenigstens 30% an seinen konkreten Lehrern, die ihn die letzten Jahre begleitet haben. Die restlichen 20% gehen im Wesentlichen noch auf die Eltern - der Einfluss des Bundeslandes spielt da eher keine Rolle.

Für die allermeisten Abiturienten spielt auch die Note im Abitur nur eine geringe Rolle - sie studieren Fächer, in denen die Note keine Rolle spielt, oder bei dem die Zulassungsvoraussetzungen auch bei einem Abi mit besser als 3,0 gegeben sind.

Im Sinne einer guten Hochschulreife gibt es sehr viele gute Gründe, wieder flächendeckend G9 einzuführen - gerne auch danach noch ein Jahr, in dem die Schüler mal ganz praktisch im Ausland, einer sozialen Einrichtung oder von mir aus auch beim Milität tätig sind. Ein zwei Jahre mehr, in dem die jungen Menschen erwachsener werden können, und mehr von sich selbst verstehen - auch dazu, was sie WIRKLICH wollen, sind da gold wert.

Dass es kein Zentralabitur bundesweit gibt, ist systemisch bedingt. Auf Bnudesebene gäbe es dafür Politiker, die daran ein Interesse hätten - doch sie sind nicht zuständig. Auf Landesebene haben die Politiker kein Interesse daran - gerade weil sie zuständig sind.

Eine Partei, die bundesweit dafür antritt, das Zentralabitur einzuführen, braucht in der jetzigen Situation faktisch eine Mehrheit sowohl in den Ländern als auch im Bund. Ohne starken äußeren Druck wird so etwas auch die nächsten 50 Jahre nicht kommen.

Wissensunterschiede spielen nach dem Abitur zwar eine Rolle, aber nicht die Größte. Wichtiger ist, ob der Schüler gelernt hat, wie man richtig lernt. Den Rest kann man in relativ kurzer Zeit ausgleichen. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind heute regelmäßig Wissensunterschiede auf niedrigem Niveau. Da fehlen da mal ein paar geballte Wochen Mathe, und dort ein paar Bücher mehr in Deutsch oder Englisch. Das ist aber kein Drama und gleicht sich in den ersten zwei Semestern im Studium regelmäßig aus.


Dass nicht jeder Arzt werden kann, hat andere Ursachen. Trotz bekannter Kanppheit an Ärzten wurden die letzten Jahre Studienplätze gekürzt. Gleichzeitig ging die Zahl der Abiturienten nach oben. Das führt zum Numerus Clausus von 1.0, langen Wartezeiten und einem ergänzenden Pflichttest, den man auch noch gut machen muss....das hat insofern viel mit Angebot und Nachfrage zu tun. Als Gesellschaft müssen wir insgesamt auch die Frage stellen, wem wir am meisten zutrauen, ein guter Mediziner zu werden. Das sind in übergroßer Zahl dann doch die Spitzenleute aus den Schulen - und nicht der, der gerne Mediziner werden will. Auch wenn das für jeden einzelnen bedauerlich ist, der sein persönliches berufliches Ziel nicht erreichen kann - man mache sich klar, wir wollen als Gesellschaft auf keine mittelmäßigen Musiker an der Staatsoper, oder mittelmäßige Richter am Oberlandesgericht.
Für BWL und viele andere Fächer aber reicht das Mittelmaß aus der Schule völlig aus - und für die meisten beruflichen Karrierewege gibt es heute viele Alternativen, wie man sein Wunschziel immer noch erreichen kann - selbst ohne Abitur.


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#12

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 18.09.2019 10:09
von Anthea | 12.414 Beiträge

Gerade auch wieder gelesen, der Rückblick, was Abiturnoten anbelangt.

https://www.welt.de/vermischtes/article2...igt-rasant.html

Wenn man sich die Statistik anschaut dann fragt man sich, ob z.B. die Schüler in Thüringen schlauer sind, ehrgeiziger, die Lehrer besser oder "milder" bei Bewertungen, die Voraussetzungen, ein Abitur zu bestehen, somit leichter sind? An was liegt das Gefälle?

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#13

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 18.09.2019 17:20
von Findus | 2.521 Beiträge

Irgendwie war mir mal was von wegen Gauß'scher Normalverteilung.
Diese Inflation der Note 1 finde ich nicht normal. Ein befriedigend sollte Durchschnitt, ein gut realistisch erreichbar und ein sehr gut die Ausnahme für wirklich besondere Leistungen sein.


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#14

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 18.09.2019 17:36
von Anthea | 12.414 Beiträge

Ich habe heute wieder einen Artikel in der RP gelesen: Was ist das Einser-Abitur noch wert?
Da kommt ein pensionierter Gymnasiallehrer zu Wort, der sagt: "Zu meiner Zeit war die Qualität an den Schulen höher. [...} Ich glaube, dass heute nicht mehr so genau draufgeschaut wird. [...]"

Tatsächlich gab es früher nicht so viele Abiturienten wie heute. Das liegt auch zum Teil am Zugzwang der Eltern.

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#15

RE: Zentralabitur - das Streitthema

in Schule und Bildung 18.09.2019 17:43
von Findus | 2.521 Beiträge

Tatsächlich ist die Intelligenz als Ganzes bis Mitte der 1990er kontinuierlich gewachsen. Seit beginn des 20. Jahrhunderts ist die Intelligenz des Menschen gestiegen (siehe: https://www.spektrum.de/magazin/werden-w...klueger/1188736 ). Das bedeutet letztlich ja auch, dass damit mehr Menschen für die Schulform Gymnasium geeignet sind.


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