#1

Die Schriftrollen von Qumran

in Naher und mittlerer Osten 06.12.2017 18:02
von Till (gelöscht)
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Im Frankfurter Bibelmuseum sollten 2019 einige der am Toten Meer gefundenen Qumran-Rollen ausgestellt werden. Weil die Bundesregierung Israel jedoch keine Garantie für die Rückgabe der weltberühmten Schriftrollen geben will, wurde die Ausstellung nun abgesagt.

Was ist der Hintergrund? Um zu verhindern, dass die Palästinensische Autonomiebehörde oder Jordanien Ansprüche auf die Qumran-Rollen geltend machen, hatte Israel für die Ausstellung eine rechtsverbindliche Rückgabezusicherung von der Bundesregierung gefordert. Aber die wollte diese Garantie nicht geben. Aus Sicht des Außenministeriums und der Bundesbeauftragten für Kultur seien die Besitzverhältnisse ungeklärt, da Israel seit 1967 das Gebiet jenseits seiner international anerkannten Grenzen besetzt hält.

Interessant sind die historisch-juristischen Klimmzüge, die man auf Israelnetz lesen kann:

Zitat
Tatsächlich kontrollierte Jordanien dieses Gebiet beim Fund der Rollen und bis 1967, als Israel die Gegend eroberte. Doch die Behauptung, dass das Gebiet „jenseits seiner (Israels) international anerkannten Grenzen“ liege, ist eine grundlegend falsche Behauptung. Zwischen Israel und Jordanien wurde 1949 nur eine „Waffenstillstandslinie“ festgelegt, „ohne diplomatische Folgen“, wie es im Vertrag von Rhodos heißt. Diese sogenannte „grüne Linie“ ist jedenfalls keine „international anerkannte Grenze“, wie es in Hessen oder im Auswärtigen Amt in Berlin behauptet wird.

Die Palästinensische Autonomiebehörde ist erst 1995 infolge der Osloer Verträge entstanden. Der Norden des Toten Meeres und so auch Qumran haben nie in ihrem Herrschaftsgebiet gelegen. Ob aus politisch bedingten „Ansprüchen“ der Palästinenser auf alles, was sich je im Gebiet von „Palästina“ befunden hat, darunter auch Tel Aviv und andere „illegale jüdische Siedlungen“, Besitzansprüche auf die Qumranrollen ableiten lassen, ist mehr als fraglich.

Mit anderen Worten: Israels Grenze von 1947 gemäß UN-Teilungsplan ist irrelevant, und das übrige Land des ehemaligen Mandatsgebietes Palästina lag einfach so rum, weshalb es von Israel annektiert werden und in seinen Besitz übergehen durfte.
Was Israelnetz verschweigt: Die meisten Schriftrollen von Qumran lagen bis 1967 im Archäologische Museum von Palästina in Ostjerusalem. Seit 1967 steht das Museum unter israelischer Verwaltung.

Der unvermeidliche Uwe Becker hat sich auch sofort zu Wort gemeldet:

Zitat
Es kann und darf nicht sein, dass das verschobene Koordinatensystem einzelner Bundesminister beziehungsweise von Bundesministerien unser grundsätzliches Verhältnis zu Israel derart beschädigt, dass nun offensichtlich nicht einmal mehr Ausstellungen mit Fragmenten von kulturhistorisch bedeutsamen Bibel-Handschriften aus Israel gezeigt werden können. Wenn sich Deutschland weigert, Israel eine rechtsverbindliche Rückgabezusage für die Leihgaben aus Qumran zu geben (Immunitätszusage), dann baut die Bundesregierung eine Mauer zu den Ursprungsorten des Christentums auf. Denn was für Qumran gilt, gilt dann auch für Bethlehem, Jericho, Ostjerusalem und weitere Stätten des Wirkens Jesu Christi.

Das "verschobene Koordinatensystem" existiert wohl eher auf Seiten Beckers.



zuletzt bearbeitet 06.12.2017 18:20 | nach oben springen

#2

RE: Die Schriftrollen von Qumran

in Naher und mittlerer Osten 06.12.2017 19:45
von antenna (gelöscht)
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Zitat von Till im Beitrag #1
Interessant sind die historisch-juristischen Klimmzüge, die man auf Israelnetz lesen kann:Zitat


Der Frankfurter Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker hat die Absage des Bibel-Museums für die im Herbst 2019 geplante Qumran-Ausstellung zum Anlass genommen, sein Unverstaendnis gegenüber der Haltung der Bundesregierung zum Ausdruck zu bringen.

Immer wieder Uwe Becker...
Bedauerlich, dass er vergisst, dass diese Rollen "Raubkunst" waren und sind. Schließlich waren sie bis zum Juni Krieg 1967 Eigentum der Palaestinenser und in einem paalestinensischen Museum rechtmaessig ausgestellt. Sie wurden dann von der zionistischen Siegermacht geraubt und in ein Museum nach Israel gebracht , wo sie nicht hingehoeren.



Anonymer Gutmensch hat sich bedankt!
zuletzt bearbeitet 06.12.2017 19:46 | nach oben springen

#3

RE: Die Schriftrollen von Qumran

in Naher und mittlerer Osten 07.12.2017 09:38
von grauer kater (gelöscht)
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Zitat von antenna im Beitrag #2
Zitat von Till im Beitrag #1
Interessant sind die historisch-juristischen Klimmzüge, die man auf Israelnetz lesen kann:Zitat

..................................................................
Immer wieder Uwe Becker...
Bedauerlich, dass er vergisst, dass diese Rollen "Raubkunst" waren und sind. Schließlich waren sie bis zum Juni Krieg 1967 Eigentum der Palaestinenser und in einem paalestinensischen Museum rechtmaessig ausgestellt. Sie wurden dann von der zionistischen Siegermacht geraubt und in ein Museum nach Israel gebracht , wo sie nicht hingehoeren.


"Raubkunst" gibt es doch nur, wenn es sich um Kunstwerke handelt, die irgendwann mal in "jüdischen Besitz" waren oder auch nur im Verdacht stehen, dass sie eventuell mal einen jüdischen Besitzer gehört haben könnten. Auch ganz Palästina gehörte ja zeitweilig im ersten Jahrtausend vor Christi Geburt jüdischen Stämmen, die diesen Landstrich zuvor mittels Völkermord und mit Feuer und Schwert erobert hatten. Daraus resultiert nach über 2000 Jahren neuerer Geschichte ein zumindest von einigen Mächten anerkannter Anspruch, dass die Zionisten seit etwa 1900 und massiv nach 1917/18 Palästina okkupieren und ethnisch säubern konnten.



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