#1

Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 03.01.2018 17:33
von antenna (gelöscht)
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Ein palaestinensisches Maedchen im Alter von 16 Jahren, das handgreiflich gegen zwei israelische Soldaten wurde, ist fuer die eine Seite eine Terroristin, fuer die andere eine Heldin.
Die Organisation Israel Project schrieb dazu:" Das ist es, was israelische Soldaten aushalten muessen."
Der Vorfall hatte sich letzten Monat im Westjordanland zugetragen und hat sich dank proisraelischer Organisationen und Personen rasant im Netz weiterverbreitet.
Fuer die einen sind die Soldaten Helden, die sich nicht provozieren liessen, andere sehen darin ein Fehlverhalten, dass sich die Soldaten nicht zur "Wehr" gesetzt haben. In ihrem Urteil ueber das Maedchn namens Ahed Tamimi sind sich alle einig.

Fuer die Palaestinenser ist sie eine Heldin,. Das Maedchen wurde nach dem Vorfall von israelischen Soldaten um vier Uhr frueh am Morgen aus dem Bett geholt und abgefuehrt und sitzt seit dem in Haft.
Auch Minister beschaeftigen sich mittlerweile mit dem Fall. Laut Verteidigungsminister Lieberman werden nicht nur das Maedchen, sondern auch die Eltern und andere in ihrem Umfeld "jene Strafe bekommen, die sie verdienen." Bildungsminister Bennte wuenschte sich nicht weniger als dass das Maedchen "ihr Leben im Gefaengnis verbringt."

Die gesamte Familie Tamimi ist fuer ihre Aktivitaeten bekannt. Die Auseinandersetzungen begannen 2009, als die Bewohner von Nabi Saleh dagegen protestierten, dass ihnen Land und Quellen genommen wurden fuer den Ausbau einer juedischen Siedlung.
Aheds Vater sass zweimal im Gefaengnis,, ihre Mutter wurde drei Mal verhaftet, ihr Onkel wurde von israelischen Soldaten bei einer Demonstrationen erschossen.

Ihr Cousin wurde bei den juengsten Demonstrationen von einem Geschoss schwer verletzt und liegt im Koma. Nach Angaben des Vaters von Ahed war dies der Ausloeser fuer das Verhalten seiner Tochter gegenueber den Soldaten.

Die Sueddeutsche Zeitung berichtete vor Weihnachten darueber und nennt die unterschiedlichen Sichtweisen, die im Netz verbreitet werden ein Beispiel dafuer, wie Israelis und Palaestinenser auch online um Interpretationshoheit ringen.

Fuer die Palaestinenser geht es aus meiner Sicht aber um sehr viel mehr als um eine "Interpretation"....

Und wie soll man diesen Vorfall interpretieren?

"Nicht absichtlich erschossen".. Ein Rollstuhlfahrer, der bei einem israelischen Luftangriff vor neun Jahren beide Beine verlor, wurde kuerzlich waehrend einer Demonstration von israelischen Soldaten erschossen, die auf der anderen Seite des bestens gesicherten Zauns standen.
Die israelische Armee teilte nach einer Untersuchung mit, der Mann sei nicht absichtlich erschossen worden. Man koenne keine "moralischen oder profesionellen Fehler feststellen."

Wie soll man das interpretieren? Was israelische Soldaten "aushalten" muessen?



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#2

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 03.01.2018 22:27
von Anthea | 12.411 Beiträge

Nun ja. Ich las in der Headline eines Artikels: "Ahed Tamimi inszeniert ihren Kampf gegen Israel"

Und weiter "Noch vor dem Untersuchungsrichter will Ahed Tamini das Lachen nicht vergehen. Verschmitzt blickt sie für die Fotografen in die Kamera....[...]

Und der Vater dazu: "Kein Vater könnte stolzer auf seine Tochter sein als ich" kommentiert Bassem Tamimi die Verhaftung. Ahed sei nur "eine von vielen jungen Frauen, die den Widerstand" führen werden, prophezeit er und tourt mit den Videoclips seiner Tochter durch die Welt". [...]

Schätze mal, gute Einnahmequelle?

Und wenn es heißt, dass, wie der palästinensische Meinungsforcher Ghassan Khatib sich äußert, dieses junge Mädchen für den "friedlichen Widerstand gegen die Besatzung" stehe, dann sprechen die Fakten dagegen. Denn Ohrfeigen und Fäuste sind "Gewalt". Und die Anklage lautet auf Körperverletzung und Hetze.

http://www.rp-online.de/politik/ahed-tam...l-aid-1.7297652


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
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#3

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 04.01.2018 08:05
von antenna (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #2
Denn Ohrfeigen und Fäuste sind "Gewalt". Und die Anklage lautet auf Körperverletzung und Hetze.



Die Palaestinenser haben schon jede Form von Widerstand gegen Land - und Wasserraub. gegen die Besatzung geleistet. Wie darf Widerstand aussehen? "Ohrfeige(N) sind "Gewalt", Faueste und Steine gegen Panzer und Kugeln der Besatzer. Letzteres sind keine Gewalt, sondern "Verteidigung".

Der israelische Filmemacher und Aktivist Dror Dayan lernte Ahed Tamimi kennen, als er Proteste in ihrem Dorf in Palaestina filmte. In einem persoenlichen Text ueber die sechszehnjaehrige Ahed schreibt er u.a.:

"Aheds Fall macht eines umso deutlicher: Allein seit Trumps Jerusalem-Entscheidung wurden circa 150 palästinensische Kinder durch das israelische Militär verhaftet – in den letzten Jahren noch viele mehr. Viele werden gefoltert und misshandelt. Aber wer im Westen erinnert sich schon an den 13-jährigen Gefangenen Ahmad Mansara, oder gar an die ermordete 18-jährige Hadeel Al-Hashlamon?

Aheds Geschichte ist kein Einzelfall. Ihr Schicksal ist nicht wichtiger, weil sie ihre blonden Haare offen trägt. Es ist aber wichtig, weil es einen weiteren, konkreten Aspekt der Besatzung Palästinas zeigt, die uns ein besseres Verständnis der abstrakteren, allgemeineren Realität erlaubt. Und so schreibe ich über Ahed nicht, weil ich das Privileg hatte, sie und ihre Familie persönlich zu kennen, sondern eher damit ihr, die Leser*innen, nicht sagen könnt, ihr hättet von allem nicht gewusst.

Die Solidarität ist wichtig in Nabi Saleh. Bassem" (*der Vater von Ahed,) selbst ist auch ein lautstarker Unterstützer einer demokratischen Einstaatenlösung im Lande. Aber ihm und den anderen geht es dabei nicht nur um ihr eigenes Schicksal, sondern auch um die Rechte der palästinensischen Flüchtlinge.

Jeden Freitag, und jedes Jahr mehr, trug Ahed die Verantwortung für die Kontinuität des Kampfes auf ihren Schultern. Das tat sie nicht alleine, sondern mit ihrer Generation zusammen. Bei meinen ersten Besuchen im Dorf stand sie noch hinten mit Freundinnen wie Nour, hat die Jungs ermuntert, die mit „Skunk-Wasser“ getränkt von den vorderen Reihen zurückkamen. Aber sie wurde immer mutiger. Sie hat sich an das Beispiel von Frauen wie ihrer Mutter Nariman oder Verwandten Boshra, Manal oder Nawal Tamimi gehalten, und war immer mehr an der Spitze der Demo zu sehen, ohne Angst und mit einer Palästina-Fahne in der Hand. Ein paar Mal stellte sie sich Scharfschützer*innen im Weg, die auf die Demonstrant*innen zielten. Offensichtlich war auch Bassem für sie ein Vorbild: während Aheds Kindheit war ihr Vater fast so lange im Knast wie zu Hause.
Das Bewusstsein entkolonisieren..
„Zuerst beseitige die Besatzung aus deinem eigenen Kopf“. So lautet ein Spruch, den man immer wieder im Dorf hört. Jahrelang dachte ich, dieser Spruch war an uns, die jüdisch-israelischen Gäste, gerichtet. Wir sollten der Besatzung abschwören und uns der Solidarität verpflichten, um als Mitstreiter*innen im Dorf akzeptiert zu werden. Aber als ich das Video gesehen habe, in dem Ahed in ihrem eigenen Vorgarten zwei vollbewaffnete Besatzungssoldat*innen schlägt, verstand ich zum ersten Mal die Wechselseite dieses Spruchs: Ahed, so wie Bassem und viele andere vor ihr, hatte die Besatzung aus ihrem eigenen Kopf beseitigt. Mit dieser Ohrfeige – als auch mit allen ihren Akten des Widerstands vorher – tat sie das, was dem Zionismus am meisten Angst macht: Sie entkolonisierte ihr eigenes Bewusstsein. Sie konnte die reale Besatzung aus ihrem Haus nicht beseitigen, also beseitigte sie ihre eigene Angst davor. In dem Moment, als ihre Hand in Richtung des behelmten Offiziers flog, war Ahed für einen Augenblick frei.

Und das machte die israelischen Medien und Gesellschaft so wütend. Der Zionismus ist daran gewohnt, die Palästinenser*innen entweder als Primitive zu sehen (in einer israelischen Talkshow fand der Moderator es schwer zu glauben, dass Bassem kein Bauer ist, sondern Beamter mit einem Master in Ökonomie) oder als „muslimische Terrorist*innen“. Dass eine junge palästinensische Frau sich gegen das Eindringen bewaffneter Soldat*innen in ihr eigenes Haus wehrt, und dabei noch „westliche“Klamotten und offenes Haar trägt, konnte der Zionismus nicht hinnehmen. Ahed wurde um 4 Uhr morgens aus ihrem Haus in Begleitung eines militärischen Kamerateams verschleppt. Die Aufnahmen gingen an alle israelischen Sender und öffneten alle Abendnachrichten, als ginge es dabei mindestens um die Operation gegen Osama Bin-Laden. Der zionistischen Maskulinität wurde wortwörtlich eine Ohrfeige verpasst und sie bestand auf Rache.
Jetzt sitzt Ahed seit dem 19. Dezember in Haft, immer noch ohne Anklage, so wie ihre Mutter und ihre Cousine Nour. Laut Berichten wird sie durch mehrere unnötige Umzüge durch verschiedenen Haftanstalten schikaniert und dem Schlaf beraubt. Bei ihrem letzten Gerichtstermin sah sie müde und geschlagen aus. Frische Klamotten von Zuhause wurden ihr auch verweigert. Bassem erzählt, sie spricht mit ihren Verhörer*innen nicht, da sie ihre Macht über sie als Besatzer*innen nicht anerkennt."

Die Schaetzung nach einer "guten Einnahmequelle" scheint mir mehr als zynisch. Doch wenigstens wissen wir nun ueber die Gewalt und Macht einer Ohrfeige.

Nach noch unbestaetigten Berichten ist gestern der 17jaehrige Cousin von Ahed verstorben. Er soll auf dem Schulweg nach Hause von israelischen "Sicherheitskraeften" erschossen worden sein. Das erste Opfer im neuen Jahr in jugendlichem Alter.

Eine Antwort vermisse ich noch, Anthea: die Interpretation der Toetung eines beinamputierten Rollstuhlfahrers in Gaza.



zuletzt bearbeitet 04.01.2018 08:15 | nach oben springen

#4

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 04.01.2018 09:56
von Anthea | 12.411 Beiträge

Zitat
Eine Antwort vermisse ich noch, Anthea: die Interpretation der Toetung eines beinamputierten Rollstuhlfahrers in Gaza.



Das werde ich nicht interpretieren, um diesen Mann für eine "Gut-Böse" Seite zu instrumentalisieren.
Das Wort "Tötung", das du verwendest, bedeutet/interpretiert nämlich etwas Gezieltes. Und das ist nicht bewiesen und steht der Erklärung entgegen, dass dies nicht der Fall gewesen sei.

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
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#5

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 04.01.2018 12:21
von grauer kater (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #4
[quote].......................................Das Wort "Tötung", das du verwendest, bedeutet/interpretiert nämlich etwas Gezieltes. Und das ist nicht bewiesen und steht der Erklärung entgegen, dass dies nicht der Fall gewesen sei.---



Der Vorfall wurde in mehreren Quellen dokumentiert und es war eindeutig Mord. Darüber hinaus ist Israel der einzige Staat, der in Nacht und Nebelaktionen nach Gestapo-Manier Kinder verhaftet und foltert, jährlich sind bis zu 700 Fälle bekannt. Wenn das Mädchen, traumatisiert vom Schicksal ihrer Familie, sich der Soldateska erwehrt, so ist das legitim!
Jeder, der die Geschichte der zionistischen Okkupation Palästinas verfolgt hat, weiss um deren Verbrechen gegenüber dem palästinensischen Volk. Und das Vermächtnis der Opfer der Shoa bestand keineswegs darin, dass ihre Nachkommen einem Volk ihr Land und die Lebensgrundlagen rauben, seine Kutur zerstören, es terrorisieren, rassistisch unterdrücken und sich zunehmend zu einen faschistoiden Regime entwickeln. Jeder der es wissen will, kann sich zu den Zuständen und Fakten um Israel und in den Besetzten Gebieten informieren. Keiner kann sagen, man hätte nichts gewußt, wer dazu schweigt, macht sich schuldig!



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#6

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 04.01.2018 12:31
von Anthea | 12.411 Beiträge

Zitat von grauer kater im Beitrag #5
Zitat von Anthea im Beitrag #4
[quote].......................................Das Wort "Tötung", das du verwendest, bedeutet/interpretiert nämlich etwas Gezieltes. Und das ist nicht bewiesen und steht der Erklärung entgegen, dass dies nicht der Fall gewesen sei.---



Der Vorfall wurde in mehreren Quellen dokumentiert und es war eindeutig Mord. Darüber hinaus ist Israel der einzige Staat, der in Nacht und Nebelaktionen nach Gestapo-Manier Kinder verhaftet und foltert, jährlich sind bis zu 700 Fälle bekannt. Wenn das Mädchen, traumatisiert vom Schicksal ihrer Familie, sich der Soldateska erwehrt, so ist das legitim!
Jeder, der die Geschichte der zionistischen Okkupation Palästinas verfolgt hat, weiss um deren Verbrechen gegenüber dem palästinensischen Volk. Und das Vermächtnis der Opfer der Shoa bestand keineswegs darin, dass ihre Nachkommen einem Volk ihr Land und die Lebensgrundlagen rauben, seine Kutur zerstören, es terrorisieren, rassistisch unterdrücken und sich zunehmend zu einen faschistoiden Regime entwickeln. Jeder der es wissen will, kann sich zu den Zuständen und Fakten um Israel und in den Besetzten Gebieten informieren. Keiner kann sagen, man hätte nichts gewußt, wer dazu schweigt, macht sich schuldig!


Es geht um einen speziellen Fall. Und hier können Medien nur "dokumentieren", dass jemand durch einen Schuss sein Leben verlor. Und keiner kann beweisen - nur vermuten! - dass dieser Mann absichtlich! erschossen wurde.
Jemand ist so lange unschuldig, bis ihm das Gegenteil bewiesen wird. Das gilt immer.

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
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#7

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 04.01.2018 14:02
von antenna (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #6
Jemand ist so lange unschuldig, bis ihm das Gegenteil bewiesen wird. Das gilt immer.

---



Das mit der Beweisfuehrung ist so eine Sache ... in der "einzigen Demokratie des Nahen Ostens."
Wie kann die Toetung eines wehrlosen, behinderten Mannes anders genannt werden? Es koennte sich um eine Toetung im Affekt gehandelt haben. Von juristischen Spitzfindigkeiten verstehe ich gar nichts. In meinen Augen war es Mord.

Schon mal von Zwei-Klassen-Justiz im West-Jordanland gehoert?

"What Happened When a Jewish Settler Slapped an Israeli Soldier
Both Ahed Tamimi and Yifat Alkobi were questioned for slapping a soldier in the West Bank, but little else about their cases are similar — simply because one is Jewish, the other Palestinian."

read more: https://www.haaretz.com/opinion/.premium...ampaign=General


Noch ein Beispiel:

........".Zurück zu dem israelischen Jungen, der am 20 Februar 2012 gemeinsam mit anderen Jugendlichen an der Einfahrt zur Siedlung Bat Ajin zwischen Jerusalem und Hebron einen Bus mit Steinen bewarf, wie aus den Polizeiunterlagen hervorging. Der Bus wurde beschädigt, der arabische Fahrer blieb unverletzt. Der Junge wurde gemeinsam mit seinem Vater aufs Revier gebracht, machte aber keine Aussage. Er verbrachte die Nacht auf dem Revier und wurde dann vier Tage unter Hausarrest gestellt. Eine Anklage gab es nicht.

Am folgenden Tag warf der palästinensische Junge Steine auf Autos, die an seiner Heimatstadt Beit Ummar vorbeifuhren. Vier Wagen wurden beschädigt, auch hier gab es keine Verletzten. Der Vorfall wurde gefilmt. Zwei Wochen später traten israelische Soldaten die Tür zum Zimmer des Jungen ein, trugen ihn in ein Fahrzeug, verbanden ihm die Augen und fesselten ihm die Hände. Er wurde von Soldaten ins Gesicht geschlagen und mit zehn anderen palästinensischen Minderjährigen in die Zelle eines Militärgefängnisses gesteckt. Erst mehr als neun Monate später kam er frei."

http://www.taz.de/!5043807/



zuletzt bearbeitet 04.01.2018 14:22 | nach oben springen

#8

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 04.01.2018 14:31
von grauer kater (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #6
.............Es geht um einen speziellen Fall. ..........................---


Der Ermordete befand sich hinter der Grenze zu Israel in Gaza! Er stellte keinerlei Bedrohung dar, sondern nahm einzig sein Recht wahr, gegen Israel zu protestieren, ein Recht, das zu Recht unser Außenminister Gabriel für die Iraner einfordert.
Wer eine Waffe auf Demonstranten richtet und schießt, die ihn nicht bedrohen können, ist ein Mörder!



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#9

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 04.01.2018 14:40
von grauer kater (gelöscht)
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Zitat von antenna im Beitrag #7
..............Schon mal von Zwei-Klassen-Justiz im West-Jordanland gehoert?

http://www.taz.de/!5043807/


In den Besetzten Gebieten gilt für Palästinenser Kriegs- bzw. Militärrecht, auch für Kinder und Jugendliche. Dagegen gilt für Siedler und jüdische Israelis Zivilrecht! Und in Israel selbst werden für Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft Klagen gegen jüdische Einrichtungen oder jüdische Israelis mehrheitlich von den Rechtsorganen bzw. Gerichten gar nicht angenommen, die Verfahren werden verschleppt oder abgelehnt. Palästinenser sind Bürger 3./4. Klasse im zionistischen Apartheidsstaat.



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#10

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 04.01.2018 15:47
von antenna (gelöscht)
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Zitat von antenna im Beitrag #7
"What Happened When a Jewish Settler Slapped an Israeli Soldier
Both Ahed Tamimi and Yifat Alkobi were questioned for slapping a soldier in the West Bank, but little else about their cases are similar — simply because one is Jewish, the other Palestinian."


Ohrfeige ist nicht gleich Ohrfeige. Es gibt juedische Ohrfeigen und palaestinensische Ohrfeigen. Nur letztere wird mit Gewalt
gleichgesetzt.
What happened.......hier die Aufloesung:

Yifat Alkobi, who slapped a soldier, was taken in for questioning but released on bail the same day and allowed to return home. Alkobi has a police criminal record and has been arrested and released many times.

Ahed Tamimi, who slapped a soldier, was arrested and has been detained in a military prison until now. She is being tried in a military court and faces a possible prison sentence of up to 10 years. Tamimi has never been arrested before and has no criminal record.

Wenn zwei das gleiche tun ist es noch lange nicht dasselbe - if two do the same, its far from the same.



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#11

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 05.01.2018 18:45
von antenna (gelöscht)
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[quote="grauer kater"|p8393]Darüber hinaus ist Israel der einzige Staat, der in Nacht und Nebelaktionen nach Gestapo-Manier Kinder verhaftet und foltert.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Der Fall Ahed al-Tamimi ist nur einer von hunderten ähnlichen in jedem Jahr. Rund 300 bis 400 Kinder sitzen wegen „Widerstand“ gegen die Besatzung ständig unter furchtbaren Bedingungen in israelischen Gefängnissen. Die Gesamtzahl der palästinensischen Gefangenen liegt konstant zwischen 6000 und 7000. Seit 1967 hat Israel eine Million Palästinenser aus politischen Gründen inhaftiert. Kinder können nach dem israelischen Militärrecht, das für die Palästinenser im Westjordanland gilt, bereits ab einem Alter von 12 Jahren zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt werden – etwa wegen Steinewerfen gegen israelische Militärs oder deren Fahrzeuge. Nach diesem Militärrecht können Verhaftete – auch Kinder – 90 Tage ohne juristischen Beistand bleiben. Besuch ihrer Angehörigen werden ihnen nur selten gestattet.

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat gegen die Behandlung palästinensischer Kinder durch Israel immer wieder protestiert, aber ohne Erfolg. In einem UNICEF-Bericht von 2013 heißt es: „Die Misshandlung von palästinensischen Kindern in israelischen Gefängnissen scheint weit verbreitet, systematisch und institutionalisiert zu sein. (…) Das Muster der Misshandlung beinhaltet die Verhaftung von Kindern zu Hause zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens durch schwerbewaffnete Soldaten, die Praxis, Kindern die Augen zu verbinden und ihre Hände mit Plastikfesseln zu fixieren, physische und verbale Misshandlung während der Transporte zum Ort des Verhörs, (…) die Befragung mittels physischer Gewalt und Drohungen (…) und fehlender Beistand durch Anwälte und Familienmitglieder während des Verfahrens.“ Palästinensische Kinder sollen offenbar auf diese Weise seelisch gebrochen werden, damit sie nie wieder auf den Gedanken kommen, Widerstand gegen Israel zu leisten, das heißt, für ihre eigenen Rechte als Individuen und Volk einzutreten.

Die israelische Soziologin Eva Illouz von der Universität in Jerusalem hat die aktuelle Lebenssituation der palästinensischen Bevölkerung unter der Besatzung, einschließlich der von Frauen und Kindern, mit einem Zustand der Sklaverei verglichen. Die Lebensumstände dieser Menschen, so Illouz, stellten uns vor eine der großen moralischen Fragen unserer Zeit und seien in mancher Beziehung vergleichbar mit der Sklaverei, die die USA im 19. Jahrhundert spaltete. Die Soziologin schreibt wörtlich: „Wenn die Mehrheit der palästinensischen Bevölkerung unter Bedingungen lebt, unter denen ihre Freiheit, Würde, körperliche Unversehrtheit, Möglichkeit zu arbeiten, Eigentum zu erwerben, zu heiraten – und ganz allgemein – ihre Zukunft zu planen, von der Willkür und Macht ihrer israelischen Herren abhängt, man diese Bedingungen nur bei ihrem wahren Namen nennen kann: Zustände der Sklaverei.“

Weiter kommentiert Arn Strohmeyer im Palaestina-Portal:
"An all dies sollte man denken, wenn über das angebliche Anwachsen des Antisemitismus in Deutschland und anderen Ländern Europa geklagt wird. Man darf sich nichts vormachen: Die furchtbaren Zustände in Palästina und der Hass auf Israelis bzw. Juden (zumeist, aber nicht nur von Arabern) hierzulande hängen sehr eng miteinander zusammen. Wie würden Juden ganz allgemein und speziell Israelis reagieren, wenn irgendwo auf der Welt Juden das angetan würde, was Israelis Palästinensern jeden Tag antun?

Sorry, mit dem Zitieren hat es nicht ganz geklappt



denker_1 hat sich bedankt!
zuletzt bearbeitet 05.01.2018 18:50 | nach oben springen

#12

RE: Ringen um Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 05.01.2018 19:06
von antenna (gelöscht)
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Zitat von grauer kater im Beitrag #9
Zitat von antenna im Beitrag #7
..............Schon mal von Zwei-Klassen-Justiz im West-Jordanland gehoert?

http://www.taz.de/!5043807/


In den Besetzten Gebieten gilt für Palästinenser Kriegs- bzw. Militärrecht, auch für Kinder und Jugendliche. Dagegen gilt für Siedler und jüdische Israelis Zivilrecht! Und in Israel selbst werden für Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft Klagen gegen jüdische Einrichtungen oder jüdische Israelis mehrheitlich von den Rechtsorganen bzw. Gerichten gar nicht angenommen, die Verfahren werden verschleppt oder abgelehnt. Palästinenser sind Bürger 3./4. Klasse im zionistischen Apartheidsstaat.



Die israelische Regierung hat einen ersten Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem sowohl Militaer als auch Zivilgerichte befaehigt werden, sog. „Terroristen“ aufgrund des Toetens von Israelis zum Tode zu verurteilen.
Todesstrafe - Blankovollmacht fuer systematisches Toeten? Der Begriff "Terrorist" wird gewoehnlich von der israelischen Regierung fuer Palaestinenser benutzt.
Das neue Gesetz demonstriert die rassistische und diskriminierende Politik der israelischen Besatzung, wonach zwei getrennte Systeme existieren: eines für die Palaestinenser unter Besatzung und ein anderes für Israelis. Israelische Siedler, die Palaestinenser ermordet haben, erhalten zumeist nur sehr geringe Strafen.
Die aktuelle Gesetzesvorlage ist nur eine der vielen rassistischen Vorlagen, die in die Knesset eingebracht werden.
Die Todesstrafe waere zudem eine Fortsetzung der israelischen „außergerichtlichen“ Toetungsaktionen, die mit dem Gesetz gebilligt und legitimiert werden.

Die sich momentan in Israel aufhaltende EU-Delegation kritisierte diesen Schritt der israelischen Regierung scharf: „Die Todesstrafe ist unvereinbar mit der Menschenwuerde. Sie stellt eine unmenschliche und erniedrigende Behandlung dar. Sie hat keine nachgewiesene, abschreckende Wirkung und laesst gerichtliche Fehler irreversibel und toedlich werden.“



zuletzt bearbeitet 05.01.2018 19:07 | nach oben springen

#13

RE: Ringen um Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 06.01.2018 14:05
von grauer kater (gelöscht)
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Zitat von antenna im Beitrag #12
....................................
Die sich momentan in Israel aufhaltende EU-Delegation kritisierte diesen Schritt der israelischen Regierung scharf: „Die Todesstrafe ist unvereinbar mit der Menschenwuerde. Sie stellt eine unmenschliche und erniedrigende Behandlung dar. Sie hat keine nachgewiesene, abschreckende Wirkung und laesst gerichtliche Fehler irreversibel und toedlich werden.“


Was nützt die Kritik, wenn die EU keine Taten folgen lässt. Die Zionfaschisten setzen sich mit dem A.... drauf und machen weiter, wie bisher. Solange Israel nicht, wie jeder Staat, der gegen Völkerrecht, Menschenrechte und sogar Kriegsvölkerrecht verstößt, mit entsprechenden politischen und wirtschaftlichen Sanktionen rechnen muss, bleibt alles wie gehabt. Sämtliche Zusammenarbeit mit dem Regime Netanyahu müsste aufgekündigt werden, die diplomatischen Beziehungen sind auszusetzen, bis sich Israel friedenswillig zeigt und zu ehrlichen Verhandlungen bereit ist.



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#14

RE: Ringen um Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 06.01.2018 14:46
von antenna (gelöscht)
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Zitat von grauer kater im Beitrag #13
Was nützt die Kritik, wenn die EU keine Taten folgen lässt.


Man muss kein Prophet sein um zu wissen, dass Taten leider ausbleiben werden. Alles bleibt wie gehabt, mehr als kritische Worte gab es nie und wird es auch kuenftig nicht geben. Frau Merkel waere die letzte, die zu Taten bereit waere.
Sanktionen - Boykott gegen Israel - Ueber allem schwebt die Antisemitenkeule. Wenn eine Stadt Muenchen - und nicht nur diese, die BDS-Bewegung als antisemitisch anprangert...
Was man in den letzten Jahrzehnten als „Friedensprozess“ bezeichnet hat, war nichts als eine Farce, eine laecherliche Veranstaltung, die nur dazu diente, Israel die Moeglichkeit zu geben, endgueltige Fakten zu schaffen.



zuletzt bearbeitet 06.01.2018 15:02 | nach oben springen

#15

RE: Ringen im Interpretationshoheit?

in Naher und mittlerer Osten 07.01.2018 15:35
von antenna (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #2
Und wenn es heißt, dass, wie der palästinensische Meinungsforcher Ghassan Khatib sich äußert, dieses junge Mädchen für den "friedlichen Widerstand gegen die Besatzung" stehe, dann sprechen die Fakten dagegen. Denn Ohrfeigen und Fäuste sind "Gewalt". Und die Anklage lautet auf Körperverletzung und Hetze.


Man sollte die Geschichte (eine von vielen) hinter Aheds Ohrfeige kennen.

https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-1.833157



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