#1

Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.05.2018 08:04
von gun0815 (gelöscht)
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Na, wie is? Da streiken welche und nicht betroffene regen sich auf, weil sie nich zur Arbeit kommen. Oder anderen gehts nich so gut, weil die gesellschaftlich ausgeschlossen werden und wir beschimpfen die als Sozialschmarotzer.

Gut so! Denn das grenzt diejenigen, die grad so über den Existenzminimum leben, von den wirklich armen Menschen ab.

Aber zum Thema. Solidarität ist natürlich ein Fremdwort. Einige wissen nich mal, was das bedeutet.
Für die ist das dann kein Fremdwort sondern einfach nur fremd.

Brauchen wir überhaupt noch Solidarität und wenn ja, was verstehen wir darunter? Also jetzt nicht googeln und dann copy/paste ...nein, wirklich begreifen was es ist! Ich glaube ja, das wir viel solidarischer wären, wenn wir begreifen würden, was eine Gesellschaft wirklich ist. Was es nicht ist, kann ich euch sagen. Es ist nicht die Mittelschicht, nicht die Hartz4 Empfänger und schon gar nicht die Reichen. Es ist viel einfacher: Es sind Menschen.

Und die leben seit tausenden Jahren mit Solidarität am besten. Obwohl die als Begriff ja erst wesentlich später erfunden wurde. Also warum machen wir mit dieser guten Erfahrung dann nicht weiter? Na weil sich heute kaum ein Mensch noch Solidarität leisten kann. Sie ist einfach zu teuer geworden.
Gut, man kann jetzt fragen "Für wen?" Antwort: Für den Sozialstaat! Der hat nämlich mit Solidarität erstmal nix zu tun. Wär ja sonst ein Solidaritätsstaat. ....allein schon wie das klingt!

Wie haltet ihr es denn damit? Könnt ihr euch noch Solidarität leisten? Zum Beispiel mit Streikenden? Oder ist das eher lästig, wenn die Taxifahrer mit Recht auf ihre Knebelverträge hinweisen, die ihnen nicht mal einen Mindestlohn gönnen, wenn sie nicht mindestens den Betrag X pro 24 h Dienst einfahren? Ja, es ist lästig wenn VERDI den Ring in Leipzig blockieren und ich nicht zu Mr MOTO abbiegen kann, um mein vorbestelltes Sushi abzuholen.

Mit solchen soll ich solidarisieren? Klar! Mach ich! Ich fahre auch oft an AMAZON vorbei und hupe und brülle aus den Auto "Haltet durch!"

Warum? Weil ich weiß, was die machen. Die sind auch für mich auf der Straße. Und wenn jemand etwas für mich tut, dann find ich das erstmal gut. Und das ist schon Solidarität. Tut nicht weh, ist einfach und es verbindet. Denn Menschen sitzen immer im selben Boot. Das sollten wir uns mal merken.

Aber warum ist sie dann zu teuer? Ich verrate es euch. Ist sie gar nicht, jedenfalls nicht für die Gesellschaft. Sie kostet nämlich gar nichts, außer etwas Zeit. Zeit darüber nachzudenken, wie es um unsere Gesellschaft steht und ob wir überhaupt noch eine solche sind.

Leider ist sie aber wirklich manchmal umsonst...also jetzt nicht im monetärem Sinn, sondern gesellschaftlich betrachtet. Und das verdanken wir denen, die arme Menschen zB. als Sozialschmarotzer bezeichnen.

Denken wir doch einfach mal über diesen Begriff nach und erinnern uns, was er einmal bedeutete. Und dann ran an die Arbeit! Und wo gehobelt wird, da fällt der Spahn! ...Zeit wirds!

Wer Solidarität nur als wirtschaftlichen Begriff definiert, rechnet sie kaputt. Brauchen wir Geld, um Solidarität zu haben?

Wer einen Standpunkt zum Thema braucht, solle diesen ZEIT Artikel lesen.
Und mal auf das Datum des Erscheinens schauen.
Was heißt Solidarität heute

Ja, is lang aber ich verlange so viel Solidarität von euch. Kostet euch auch nur etwas Zeit.

mfg


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!


zuletzt bearbeitet 05.05.2018 08:09 | nach oben springen

#2

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.05.2018 10:35
von Anthea | 12.404 Beiträge

Lieber gun0815, ich bin deinem Aufruf zu Solidarität mit dir gefolgt und habe den Artikel gelesen. Dazu einige Gedankengänge als "brainstorming"-Produkt:

Genug ist nie genug.

Was genau und immer das Problem von Menschen war und sein wird, die einmal Blut geleckt haben. In diesem Fall an Geld gerochen.

Praktizierte Solidarität ist eine Art von Vereinswesen. Wobei es viele Vereine gibt, die ihre Interessen pflegen und durchsetzen wollen. Und natürlich kann es von der „Gesellschaft“ – was eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen meint, die ja irgendwie benannt sein müssen, so man sie alle ansprechen möchte – aus Gründen widerstrebender Eigeninteressen oder auch Gleichgültigkeit keine Gemeinschaft des Denkens und Handelns im Einheitssinnen- und trachten geben.

Ich habe früher, was Solidarität anbelangt, auf die temporäre Begrenztheit solcher Kundgebungen und Einsortieren in eine fordernde Gruppe mit dem Beispiel von Studenten hingewiesen. Sobald einer der solidarischen Mitläufer bei Demonstrationen fertig studiert und eine Arbeitsstelle bekommen hat, in der „Gesellschaft“ angekommen ist, wird er/sie sich „anpassen“, denn man ist etabliert. Zu einem kleinen Assessor mit Schlips und Kragen passt nun einmal das Outfit von Jeans tragenden Transparent- und Fahnenträgern und Lautsprechergeschrei nicht mehr… „Man“ ist angekommen und richtet seinen Blick nach vorne, nicht mehr zurück. Denn die Probleme sind nunmehr die Probleme der anderen, wo nunmehr Solidarität als lästig erscheint.

Man sehe: Alles ein Problem des Egoismus, bis hin zur Egozentrik. „Bin ich der Hüter meines Bruders““ fragte schon der alttestamentarische Kain.

Solidaritätsdenken im Sinne von Gerechtigkeitsdenken? Es bleibt beim Denken. Gut gemeint, aber nicht umsetzbar. Und da liegt dann schon der Hase im Pfeffer begraben. Oder so. Denn ein gerechtes Handeln im Sinne von alle gleich behandeln stößt schon an der Stelle auf Verwundern, wo diejenigen, die etwas nicht brauchen, genau so das bekommen, wie diejenigen, die es dringend brauchen. Beispiel, was mir dazu spontan einfällt: Kindergeld.

In dem Zeit-Artikel aus 1997 heißt es z.B. „Die Armen brauchen mehr als Fürsorge. Wer seine Arbeit verloren hat, muß nicht auch für Gesellschaft und Demokratie verloren sein. Das kann auch heißen: billige Löhne für einfache Tätigkeiten und gemeinnützige Arbeit, aber es muß dann auch heißen: ergänzende Sozialeinkommen, um Armut trotz Arbeit - das Los der working poor - zu verhindern.“

Nun fällt ja keiner wirklich durch ein soziales Netz und es gibt die „Aufstocker“. Aber glücklich und „gemeinschaftsverbunden“ sind diese nicht unbedingt. Eigentlich gar nicht. Denn es gibt nun einmal nach wie vor die Reichen oder auch einfach nur besser Gestellten. Das frustet. Warum die und nicht ich... So sind die Gedankengänge. Und diese Frage lässt sich nun einmal nicht leicht beantworten, beziehungsweise da sind viele Antworten möglich. Sie kann aber nicht lauten: Weil diese nicht gerecht mit mir "halbe/halbe" machen...Überspitzt gesagt. Aber eben weil "genug nie genug" ist. Siehe das Märchen vom "Fischer und seiner Frau".

Dann heißt es in dem Artikel: „Ohne ein gewisses Maß an legitimem Zwang ist kein Staat und schon gar kein Sozialstaat zu machen.“ Das ist richtig. Denn das grundlegende Problem vieler Menschen ist eine Erwartungshaltung der Art: Es steht mir zu. Oder anders: Es gilt „fordern und nehmen“ und nicht „fordern, nehmen und geben“. Und erstere Haltung bedeutet schon das Ende von Solidarität, die nur einseitig in Anspruch genommen wird. Aber jegliche Auflagen, die Transferleistungen zugrunde gelegt werden/würden, die werden als unzumutbar entrüstet von vielen abgeschmettert

Und natürlich finden sich auch diverse vernünftige Vorschläge, die aber, vor 20 Jahren getroffen, irgendwie nicht wirklich zum Tragen kamen. Denn hat sich was geändert/verbessert?

Es heißt: „eine kluge Mischung von Arbeitszeiten, Bildungszeiten, Sozialzeiten und Freizeiten, wird zu einem wichtigen Schlüssel für eine wirtschaftlich und sozial erfolgreiche Gesellschaft.“

Ja, das wäre zu schön um wahr zu sein. Intelligente Ideen. Nur reicht Intelligenz offenbar nicht, wenn die Klugheit fehlt, die „angewandte Intelligenz“ meint. Da ist also die richtige Rezeptur bei den „Mischern“ noch nicht gefunden worden.

Und am Ende des Artikels wird der Konjunktiv verwendet. Denn der Stein der Weisen wurde noch nicht gefunden. Und diese „schöne neue solidarische Welt“ ist in meinen Augen illusorisch. Und es bleibt nur: Machen wir das Beste draus. Gesinnungsneue Menschen können wir ja leider nicht backen.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)


zuletzt bearbeitet 05.05.2018 10:35 | nach oben springen

#3

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.05.2018 14:55
von gun0815 (gelöscht)
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Erstmal Danke fürs lesen

Ich war ja auch etwas überrascht von der Tiefe des Artikels. Heute wäre der fast genauso schreibbar. Frage: Warum ist es dann so gekommen wie es kam, wenn doch die Probleme bekannt waren?

Und nun wieder zur "Solidarität". Ja, wir können temporär oder je nach Interesse mit den verschiedensten Dingen und Menschen solidarisch sein. Eine Dauersolidarität, wie sie scheinbar zu einem bestimmten Land gefordert wird, ist weder real noch kann man soetwas fordern.

Was anderes.....schauen wir mal nach Frankreich. Genauer auf die sogenannte Streiksolidarität. Was nichts anderes bedeutet, als dass andere Berufsgruppen, ob indirekt durch den Streik betroffen oder nicht, aus reiner Solidarität einfach mitstreiken. Das sollte man sich mal in D vorstellen. Da würden die anderen Berufszweige und deren Vertreter aber mit Druck auf eine schnelle Einigung ausüben.

Ich kann mich noch an den berühmten GDL Streik erinnern, wo die Streikenden ganz schnell als Täter diffamiert wurden und der Gewerkschaftschef sich eh nur profilieren wollte....

Niemand schien sich wirklich um Fakten zu kümmern und viele stimmten in diesen unmöglichen Tenor ein.

Was ich aber auch sehe.... Es scheint den Obersten egal zu sein, wieviel Menschen für etwas auf die Straße gehen, es wird nicht "oben" ankommen. Egal ob hunderttausende gegen Atomstrom protestieren oder ebensoviel gegen Kriegseinsätze, Ignoranz des Parlaments (der direkten Volksvertretung) und meist die Mediale Verunglimpfung der Teilnehmer an solch einer Veranstaltung sind die Folge. Etwas mehr Solidarität und dies nachhaltig, könnte solch destruktive Verunglimpfung in ein anderes Licht stellen.

Kurz noch was zum Grund, warum ich ausgerechnet diesen Artikel eingestellt habe. Es war ausschließlich dem Erscheinungsdatum geschuldet. Hatte ich anfangs nicht drauf geschaut und gelesen, als wäre er etwas aktueller. Das war schon ein wenig verwirrend, als ich begriff, dass der wirklich von 1996 ist.


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!
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#4

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.05.2018 18:17
von Findus (gelöscht)
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Ich darf zu deinen Ausführungen ergänzen, Anthea?

Zitat von Anthea im Beitrag #2

Ich habe früher, was Solidarität anbelangt, auf die temporäre Begrenztheit solcher Kundgebungen und Einsortieren in eine fordernde Gruppe mit dem Beispiel von Studenten hingewiesen. Sobald einer der solidarischen Mitläufer bei Demonstrationen fertig studiert und eine Arbeitsstelle bekommen hat, in der „Gesellschaft“ angekommen ist, wird er/sie sich „anpassen“, denn man ist etabliert. Zu einem kleinen Assessor mit Schlips und Kragen passt nun einmal das Outfit von Jeans tragenden Transparent- und Fahnenträgern und Lautsprechergeschrei nicht mehr… „Man“ ist angekommen und richtet seinen Blick nach vorne, nicht mehr zurück. Denn die Probleme sind nunmehr die Probleme der anderen, wo nunmehr Solidarität als lästig erscheint.


Hier mag ich nicht pauschalisieren. Vermutlich wird sich der Absolvent der Betriebswirtschaft tendenziell eher in Schlips und Kragen bewegen, der Soziologe wird hingegen in der Tendenz weiter für die Rechte der Benachtiligten in der Gesellschaft kämpfen, die zugleich das Objekt seiner Forschungsarbeit darstellt.
Mit einer bestimmten Sicht der Welt liegt letztlich auch eine bestimmte Berufswahl ein wenig näher.
Letztlich aber ist jeder Mensch individuell und damit auch seine Werte und Verhalten. Auch wenn ein solidarischer Betriebswirt unwahrscheinlich erscheint, schließt die Realität einen solchen Lebenslauf nicht aus. Interessanterweise sind tatsächlich die Akademiker die Träger solidarischer Bewegungen, während Facharbeiter oft auch beim einigeln und sichern des eigenen erreichten beobachtet werden können.

Ich denke gerne auch an die helfenden Berufe. Sie sind Beispiel, dass Solidarität nicht allein eine Frage von Demonstrationsbesuchen ist, sondern auch davon, im Kleinen die Welt dieses winzige Stückchen besser zu machen. Manch gemeinnützige Organisation wirkt heute hingegen wie ein großes Wirtschaftsunternehmen.

Zitat

Solidaritätsdenken im Sinne von Gerechtigkeitsdenken? Es bleibt beim Denken. Gut gemeint, aber nicht umsetzbar. Und da liegt dann schon der Hase im Pfeffer begraben. Oder so. Denn ein gerechtes Handeln im Sinne von alle gleich behandeln stößt schon an der Stelle auf Verwundern, wo diejenigen, die etwas nicht brauchen, genau so das bekommen, wie diejenigen, die es dringend brauchen. Beispiel, was mir dazu spontan einfällt: Kindergeld.



Dazu: Der steuerliche Kinderfreibetrag fällt höher aus als das Kindergeld. Es dürfte sich hierbei eher um das Förderinstrument die obere Mittelschicht aufwärts handeln.
Weiter wäre zu bedenken, dass eine kinderreiche Mittelstandsfamilie finanziell sehr wohl auf Kindergeld angewiesen ist, während manch weniger verdienende Familie mit nur einem Kind diese Förderung nicht ganz so dringend bräuchte.
Auch hier wieder kann nicht pauschalisiert werden, sondern es ist auf den Einzelfall zu schauen.

Zitat

In dem Zeit-Artikel aus 1997 heißt es z.B. „Die Armen brauchen mehr als Fürsorge. Wer seine Arbeit verloren hat, muß nicht auch für Gesellschaft und Demokratie verloren sein. Das kann auch heißen: billige Löhne für einfache Tätigkeiten und gemeinnützige Arbeit, aber es muß dann auch heißen: ergänzende Sozialeinkommen, um Armut trotz Arbeit - das Los der working poor - zu verhindern.“



Mit Blick auf die Diskussion zum bGE wäre zu fragen: Wäre der Nachdruck zur gemeinnützigen Arbeit denn wirklich solidarisch oder ist er nicht eher die neoliberale Antwort?

Zitat

Dann heißt es in dem Artikel: „Ohne ein gewisses Maß an legitimem Zwang ist kein Staat und schon gar kein Sozialstaat zu machen.“ Das ist richtig. Denn das grundlegende Problem vieler Menschen ist eine Erwartungshaltung der Art: Es steht mir zu. Oder anders: Es gilt „fordern und nehmen“ und nicht „fordern, nehmen und geben“. Und erstere Haltung bedeutet schon das Ende von Solidarität, die nur einseitig in Anspruch genommen wird. Aber jegliche Auflagen, die Transferleistungen zugrunde gelegt werden/würden, die werden als unzumutbar entrüstet von vielen abgeschmettert



Ich glaube, dass dies nicht die entgültige Antwort sein kann. Soziale Rechte und der Sozialstaat (vor der Ökonomisierung Wohlfahrtsstaat) ist ein Ergebnis historisch geführter Kämpfe z.B. der Gewerkschaftsbewegung.
Ein erkämpftes Recht kann durchaus als begründeter Anspruch gefallen, denn es ist in seinem Sein nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis sozusagen "harter Arbeit" und "Solidarität".

Auf eine interessante weitere Diskussion



zuletzt bearbeitet 05.05.2018 18:18 | nach oben springen

#5

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.05.2018 19:05
von Till (gelöscht)
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Für mich ist der Begriff Solidarität heute eng verknüpft mit Sozialstaat. Ich kann noch so viel Verständnis haben für Streikende und ihnen auf die Schulter klopfen - es wird ihnen nicht viel helfen. Es ist Aufgabe des Staates, Solidarität einzufordern und umzusetzen. Dazu gehören für mich z.B. eine Bürgerversicherung für Gesundheit und Pflege; eine Rentenversicherung, die einem Rentner ein sorgenfreies Leben im Alter ermöglicht; eine Einkommensteuer, die die Auswüchse in den Einkommen beseitigt; eine Wohnungspolitik, die Wohnen für alle bezahlbar macht; gesetzliche Rahmenbedingungen, die prekäre Arbeitsverhältnisse und Ausbeutung verhindert. Dies wäre alles bezahlbar. Stattdessen hat sich unser Staat seit den 80ern immer mehr aus seiner Verpflichtung entbunden und zugesehen, wie sich (zu) viele hemmungslos bereichern und sich aus ihrer sozialen Verantwortung verabschieden konnten.


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#6

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.05.2018 19:41
von Findus (gelöscht)
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Was sagt dir wohl eine konservative Regierung zu dieser philosophisch - idealistischen Auffassung?
Müsste Solidarität nicht eigentlich vom Bürger ausgehen? Diesen Gedanken von Gnu finde ich gar nicht so falsch. Anders ließe sich nicht erklären, dass z.B. Gewerkschaften verschiedene soziale Rechte historisch erkämpft haben.



zuletzt bearbeitet 05.05.2018 19:59 | nach oben springen

#7

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 05:22
von gun0815 (gelöscht)
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Ich überleg grad...Solidarität einfordern..... Das erinnert mich an die DDR, da wurde auch immer dies gefordert. Ist es aber Solidarität, wenn es nicht von einem selbst kommt? Was ich allerdings sagen kann, dass man so (von klein auf) Solidarität lernen kann und auch, dass sie zurückgegeben werden kann. Das waren angenehme Momente.

Aber im Allgemeinen such ichs mir aus. Ich muß nur Zustimmung mit dem Problem oder der Misere empfinden und schon wird lossolidarisiert. ...

Ich stelle aber auch immer häufiger fest, egal wieviel sich beteiligen, es kommt immer auf das Wohlwollen der Entscheider an, diese Aktion anzuerkennen und etwas zu ändern oder zu helfen. Und die Entscheider sind leider selten gut informiert, wenn sie nicht sogar diese Solidarität denunzieren.....auch schon erlebt. Bei Blockupy war es echt unterste Schublade.


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!
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#8

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 08:37
von Findus (gelöscht)
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Zitat von gun0815 im Beitrag #7
Ist es aber Solidarität, wenn es nicht von einem selbst kommt? Was ich allerdings sagen kann, dass man so (von klein auf) Solidarität lernen kann und auch, dass sie zurückgegeben werden kann.


Genau das ist es Gnu. Solidarität kann nur aus dem Individuum selbst erwachsen. Um also Solidarität als Gedanken weiterzutragen, ist das eigene Vorbild umso wichtiger.

Zitat

Ich stelle aber auch immer häufiger fest, egal wieviel sich beteiligen, es kommt immer auf das Wohlwollen der Entscheider an, diese Aktion anzuerkennen und etwas zu ändern oder zu helfen. Und die Entscheider sind leider selten gut informiert, wenn sie nicht sogar diese Solidarität denunzieren.....auch schon erlebt. Bei Blockupy war es echt unterste Schublade.



Was war den das Problem bei Blockupy?



zuletzt bearbeitet 06.05.2018 08:37 | nach oben springen

#9

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 09:19
von Anthea | 12.404 Beiträge

Zitat von woipe im Beitrag Die Eisläuferin - Buchtipp
satire? oder autobiografie???

Zitat von gun0815 im Beitrag #7
Ich überleg grad...Solidarität einfordern..... Das erinnert mich an die DDR, da wurde auch immer dies gefordert. Ist es aber Solidarität, wenn es nicht von einem selbst kommt? Was ich allerdings sagen kann, dass man so (von klein auf) Solidarität lernen kann und auch, dass sie zurückgegeben werden kann. Das waren angenehme Momente.

Aber im Allgemeinen such ichs mir aus. Ich muß nur Zustimmung mit dem Problem oder der Misere empfinden und schon wird lossolidarisiert. ...

Ich stelle aber auch immer häufiger fest, egal wieviel sich beteiligen, es kommt immer auf das Wohlwollen der Entscheider an, diese Aktion anzuerkennen und etwas zu ändern oder zu helfen. Und die Entscheider sind leider selten gut informiert, wenn sie nicht sogar diese Solidarität denunzieren.....auch schon erlebt. Bei Blockupy war es echt unterste Schublade.


Ich denke, Kinder können "Mitmenschlichkeit" lernen. Dass es anderen nicht so gut geht, wie einem selbst und man diesen helfen sollte, das verinnerlicht ein Kind. Aber es lernt auch, dass es kein Selbstverständnis ist, dass Gutes mit Gutem vergolten wird - und sei das Gute nur der Dank an den Helfer.

Übrigens: Solidarität ist nur die Vereinigung geballter Wut und nicht das Ergebnis von Nächstenliebe. (Robert Kroiß),

Ach ja, und da meinte noch Hochschullehrer Michael Marie Jung: "Das Männerpissoir beweist, dass Reih und Glied und Schulterschluß noch keine Solidarität bedeuten."

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)


zuletzt bearbeitet 06.05.2018 09:20 | nach oben springen

#10

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 09:22
von Findus (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #9
Übrigens: Solidarität ist nur die Vereinigung geballter Wut und nicht das Ergebnis von Nächstenliebe. (Robert Kroiß),


Den Teile ich zwar nicht,denn es gäbe gewiss mehr als Wut oder Nächstenliebe in den menschlichen Lebenswelten.
Aber danke für die auch ein wenig humoristische Antwort


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#11

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 09:57
von Anthea | 12.404 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #10
Zitat von Anthea im Beitrag #9
Übrigens: Solidarität ist nur die Vereinigung geballter Wut und nicht das Ergebnis von Nächstenliebe. (Robert Kroiß),


Den Teile ich zwar nicht,denn es gäbe gewiss mehr als Wut oder Nächstenliebe in den menschlichen Lebenswelten.
Aber danke für die auch ein wenig humoristische Antwort


Wenn man von "Solidarität" spricht, dann spricht man im Grunde genommen auch von Mitleid. Und das ist so eine Sache. Denn Mitleid verdoppelt ja das Leid in der Welt. So vereinfacht die These von Nietzsche, der Mitleid als schädlich empfand.
Einfühlen, einen anderen darin zu akzeptieren, dass irgendetwas ihm wichtig erscheint, was man selbst nicht nachempfinden kann, das ist der Schlüssel zur Gemeinsamkeit. Denn man muss nicht "gleich" sein, aber auf der Wellenlänge der Bereitschaft gegenseitiger Akzeptanz.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#12

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 10:01
von Anthea | 12.404 Beiträge

"Mitleid […] man hat ihm die Tugend, den Boden und Ursprung aller Tugenden gemacht, - nur freilich, was man stets im Auge behalten muss, vom Gesichtspunkt einer Philosophie aus, welche nihilistisch war, welche die Verneinung des Lebens auf ihr Schild schrieb. Schopenhauer war in seinem Rechte damit: durch das Mitleid wird das Leben verneint, verneinungswürdig gemacht, - Mitleiden ist die Praxis des Nihilismus […]" Nietzsche

----


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#13

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 11:45
von Till (gelöscht)
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Zitat von gun0815 im Beitrag #7
Ich überleg grad...Solidarität einfordern..... Das erinnert mich an die DDR, da wurde auch immer dies gefordert. Ist es aber Solidarität, wenn es nicht von einem selbst kommt?
Der Staat muss immer etwas einfordern, sonst bräuchten wir keine Gesetze.
Im Grunde ist es mir egal, ob jemand freiwillig oder gezwungen Solidarität übt; entscheidend ist, was hinten rauskommt, wie Helmut Kohl schon scharfsinnig erkannte. Ich möchte nicht in einem Staat wie Amiland leben, wo Leute von ihrem unverdienten Reichtum etwas spenden und sich dann noch als Wohltäter der Menschheit feiern lassen.


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#14

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 13:58
von gun0815 (gelöscht)
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Zitat von Findus im Beitrag #8
...

Was war den das Problem bei Blockupy?



Dass aus der Kritik kein Konsequenzen entstanden.


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!
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#15

RE: Solidarität! Zu teuer oder doch umsonst?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 06.05.2018 14:13
von Findus (gelöscht)
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Zitat von Till im Beitrag #13
Der Staat muss immer etwas einfordern, sonst bräuchten wir keine Gesetze.


Jeder Staat braucht Gesetze, das ist logisch. Solidarität ist eine Wertehaltung und kein Gesetz. Dieser Wert kann nur frei aus dem innersten des Menschen selbst entspringen. Dann ist er von Werte. Würde er hingegen verpflichtend angeordnet, so würde er zu autoritärem Zentralismus wie in der DDR.

Ich denke Till, wir lassen daher lieber alles dort, wo es hingehört. Das Gesetz beim Staat, den gesellschaftlichen Wert Solidarität beim Menschen.



zuletzt bearbeitet 06.05.2018 14:17 | nach oben springen


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