Moin liebe Gemeinde,
heute jährt sich wieder der Feuersturm auf Dresden.
Dieser Angriff war in meinen Augen ein militärisch sinnloser Racheakt.
Aber was mich versöhnt, sind folgende Worte:
"Ein Kreuz des Friedens
Ganz oben über der Kuppel und der Laterne der Frauenkirche strahlt das neu gefertigte Turmkreuz. Auf ganz besondere Weise versinnbildlicht es die Kraft der Versöhnung. Gestiftet vom britischen Volk und dem Königshaus Großbritanniens und gefertigt vom Sohn eines Piloten, der Dresden einst bombardierte, ist es das wohl markanteste Versöhnungszeichen.
Am 13. Februar 2000, dem 55. Jahrestag der Zerstörung Dresdens, übergab der Herzog von Kent das von britischen Spenden finanzierte neue Turmkreuz der Dresdner Frauenkirche. Der Dresden Trust unter der Leitung von Alan Russell hatten dank mehr als zweitausend britischer Spender 600.000 Pfund gesammelt. Geschaffen wurde das Turmkreuz als originalgetreue Kopie des alten geborgenen Kreuzes vom Silberschmied Alan Smith. Am 22. Juni 2004 wurde es zusammen mit der Laternenhaube auf seinen exponierten Standplatz gehoben und kündet seither von der Kraft eines versöhnten Miteinanders.
Alan Smith, der leider 2013 verstarb, beschrieb seine Arbeit einst so:
„Bis zu zehn Stunden am Tag verbrachte ich bei großer Hitze in meiner Werkstatt, acht Monate lang. Den Stahl und das Kupfer des Kreuzes hämmerte ich nach den alten Schmiedetechniken des 18. Jahrhunderts. Am Ende legte ich drei Schichten Blattgold auf, eine Schutzhülle für die Ewigkeit. Alte Zeichnungen waren die einzige Grundlage, die ich als Vorbild für meine Arbeit hatte: das neue Kuppelkreuz auf einer Halbkugel. Es sollte wieder die Spitze der Dresdner Frauenkirche krönen. Am Tag, als das Kreuz endlich auf der Kuppel fixiert wurde, konnte ich vom Turm aus die versammelte Menschenmenge von oben betrachten. Alle jubelten und applaudierten. Ich fühlte mich wie in einem Traum.
An diesem Tag ist für mich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Nur eines bedauere ich zutiefst: dass mein Vater diesen Tag nicht mehr miterleben konnte. Vor 59 Jahren hatte er aus einer ähnlichen Perspektive auf Dresden herabgesehen, nur aus einigen Metern höher: aus dem Cockpit seines Bomberflugzeugs der Royal Air Force. Das Bewusstsein dessen, was im Krieg tatsächlich geschehen war, ließ ihn nach den Angriffen auf Dresden nie wieder los. Zeitlebens verfolgten ihn die Erinnerungen, er wurde zum Pazifisten. In dieser Haltung wurden meine Geschwister und ich erzogen. Als ich damals von der Ausschreibung für die Fertigung des Dresdner Kuppelkreuzes erfuhr, wollte ich diesen Auftrag unbedingt. Ich setzte alles daran, ihn zu bekommen, überzeugte meine Firma, dass wir es schaffen können. Meine Motivation erzählte ich zunächst keinem. Als bekannt wurde, dass ich, der Sohn eines Bomberpiloten, das Kreuz für die Kirche schmiedete, stürzten sich alle auf diese Geschichte. Das erste Staunen wich einer sehr positiven Reaktion. Selbst die Kriegsveteranen aus meinem Land, die mit meinem Vater gedient hatten, klopften mir zustimmend auf die Schulter. Erzählten mir vieles über die Vergangenheit, über den Krieg. Sie hatten so viele Jahre darüber geschwiegen.
Ich habe schon mit Gold, Diamanten und Edelsteinen gearbeitet, Schmuckstücke für Königshäuser und arabische Herrscher gefertigt, Staatsgeschenke für die höchsten Würdenträger der Welt geschmiedet. Aber dieses sieben Meter hohe vergoldete Kreuz aus Stahl ist die Krönung meiner Laufbahn. Es war wie die Fertigung eines sehr komplizierten Puzzles, in dem sich die Vergangenheit und die Zukunft nahtlos ineinander fügen.“
Möge dieses Kreuz ewig im Sonnenglanz erstrahlen. Als Zeichen des Friedens und der Versöhnung.
Gruß aus der freien und Hansestadt Hamburg !