November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 03.11.2018 09:17von Findus (gelöscht)
Vor 100 Jahren gingen die Matrosen in Kiel und anderen deutschen Hafenstädten auf die Straße. Sie weigerten sich, in sinnlos gewordene Einsätze zu ziehen. Vom Kieler Matrosenaufstand bis zur Ausrufung der Republik sowohl durch Ebert als auch durch Liebknecht vergingen nur wenige Tage.
Einen Diskussionsbeitrag zum Thema liefert die TAZ: http://taz.de/November-Revolution-1918/!5545002/
Als Einstimmung auf ein sicherlich interessantes Diskussionsthema.
RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 03.11.2018 10:23von Anthea • | 12.400 Beiträge
Zitat von Findus im Beitrag #1
Vor 100 Jahren gingen die Matrosen in Kiel und anderen deutschen Hafenstädten auf die Straße. Sie weigerten sich, in sinnlos gewordene Einsätze zu ziehen. Vom Kieler Matrosenaufstand bis zur Ausrufung der Republik sowohl durch Ebert als auch durch Liebknecht vergingen nur wenige Tage.
Einen Diskussionsbeitrag zum Thema liefert die TAZ: http://taz.de/November-Revolution-1918/!5545002/
Als Einstimmung auf ein sicherlich interessantes Diskussionsthema.
Okay, schöner Beitrag.
Geschichtliche Fakten sind nun einmal nicht diskutierbar. All das hat stattgefunden und wurde dokumentiert. Man könnte jetzt die "wenn's und aber's" besprechen, wodurch alles anders gekommen wäre oder hätte kommen können.
Ich finde diesen Satz am Ende des Artikels für betrachtenswert:
"Indem sie sich durch Brutalität durchsetzt, bereitet die Demokratie so ihren Untergang vor."
"Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt?" Muss man manchmal jemandem zu seinem Glücke zwingen? Das Merkmal und die Intention einer jeden Revolution.
Man könnte vielleicht sagen, dass "Einflussnahme/Indoktrination" die heutige subtile Gewalt ist zum Erhalt der Demokratie.
---
Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 03.11.2018 11:45von Findus (gelöscht)
Ich denke, dass der Artikel auf die Situation der Weimarer Republik eingehen will.
Zum einen war 1918 eine Revolution. Eine die ja tatsächlich mit der Abschaffung der Monarchie und Einführung der Demokratie etwas bewirkt hat.
Zum anderen denke ich soll der Artikel aufzeigen, dass eine friedlichere Veränderung möglich gewesen wäre. Wenn z.B. sich die linken Parteien einiger gewesen wären und wenn die Sozialdemokratie nicht den Sündenfall des Bündnisses mit den alten monarchistischen Eliten zeitweise eingegangen wäre.
Auch den Blick auf die Zusammenarbeit mit dem linken Liberalismus finde ich nicht uninteressant. Die Weimarer Koalition aus Sozialdemokratie, Zentrum und DDP war damals der erfolgreiche Garant für demokratische Stabilität.
RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 03.11.2018 11:59von SirPorthos • | 3.127 Beiträge
Zitat von Findus im Beitrag #4
Ich denke, dass der Artikel auf die Situation der Weimarer Republik eingehen will.
Zum einen war 1918 eine Revolution. Eine die ja tatsächlich mit der Abschaffung der Monarchie und Einführung der Demokratie etwas bewirkt hat.
Zum anderen denke ich soll der Artikel aufzeigen, dass eine friedlichere Veränderung möglich gewesen wäre. Wenn z.B. sich die linken Parteien einiger gewesen wären und wenn die Sozialdemokratie nicht den Sündenfall des Bündnisses mit den alten monarchistischen Eliten zeitweise eingegangen wäre.
Auch den Blick auf die Zusammenarbeit mit dem linken Liberalismus finde ich nicht uninteressant. Die Weimarer Koalition aus Sozialdemokratie, Zentrum und DDP war damals der erfolgreiche Garant für demokratische Stabilität.
Moin Findus,
leider war die Sozialdemokratie der einzige Opponent gegen die "Machtergreifung" Hitlers. Sie stimmte gegen das "Ermächtigungsgesetz" und damit gegen die Abschaffung der noch jungen Demokratie. Hier eine der besten politischen Reden in unserer Geschichte.
Die mehrheitlich katholische Zentrumspartei war ein Mitläufer.
Es ist mir eine Ehre, Mitglied dieser Partei zu sein.
Gruß aus dem alten Land !
Si vis pacem para bellum !
RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 03.11.2018 12:42von Teddybär • | 1.675 Beiträge
Zitat von Findus im Beitrag #4
Ich denke, dass der Artikel auf die Situation der Weimarer Republik eingehen will.
Zum einen war 1918 eine Revolution. Eine die ja tatsächlich mit der Abschaffung der Monarchie und Einführung der Demokratie etwas bewirkt hat.
Zum anderen denke ich soll der Artikel aufzeigen, dass eine friedlichere Veränderung möglich gewesen wäre. Wenn z.B. sich die linken Parteien einiger gewesen wären und wenn die Sozialdemokratie nicht den Sündenfall des Bündnisses mit den alten monarchistischen Eliten zeitweise eingegangen wäre.
Auch den Blick auf die Zusammenarbeit mit dem linken Liberalismus finde ich nicht uninteressant. Die Weimarer Koalition aus Sozialdemokratie, Zentrum und DDP war damals der erfolgreiche Garant für demokratische Stabilität.
Hervorhebungen von dem Teddy-Bärchen.
War das wirklich eine Revolution?
Findus hat ja zutreffend von der Abschaffung der Monarchie und Einführung der Demokratie geschrieben. Das könnte man auch einfach als Wechsel der Regierungsform bezeichnen. Das Argument für den Widerspruch, ob das im November 1918 tatsächlich eine Revolution gewesen ist, liefert Findus sogleich mit, wenn er richtig bemerkt, dass dasBündnisses der SPD mit den alten monarchistischen Eliten eine schwere Hypothek für die Weimarer Republik bedeutete. Wenn aber die alten Klassen des ancien regime fortbestehen, dann kann man m.E. nur sehr schwer von einer klassischen Revolution sprechen. Diese Revolution hat es allerdings in Russland im Oktober 1917 gegeben, und niemand in der SPD konnte die Revolution eines asiatischen bzw. tatarischen Sozialismus wollen, waren doch die grausamen Ereignisse in Rußland für die SPD allgegenwärtig .
Die Arbeiterklasse blieb eben auch wegen der Hinwendung der SPD zur parlamentarischen Demokratie gespalten und diese Spaltung war eben eine der Gründe, warum Hitler an die Macht gelangen konnte.
Ich möchte mit Kautsky anschließen, der zum Verhältnis von Demokratie und Sozialismus im Hintergrund der russischen Oktober Revolution folgendes feststellte: "Die Demokratie ist die einzige Methode, durch die jene höheren Lebensformen hervorgearbeitet werden können, die der Sozialismus für den Kulturmenschen bedeutet. Die Diktatur führt nur zu jener Art Sozialismus, die man den asiatischen genannt hat. Mit Unrecht, denn Asien hat einen Konfutse und einen Buddha geboren. Eher könnte man ihn den tatarischen Sozialismus nennen."
Karl Kautsky: Terrorismus und Kommunismus klick
es gibt immer ein a🐻|Plüsch ist liebe|🐻🐻🐻 an die Macht|🐻🐻🐻 aller Wälder und Wiesen vereinigt euch|es gibt immer ein a🐻|
RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 03.11.2018 13:24von Teddybär • | 1.675 Beiträge
Zitat von Anthea im Beitrag #2
[...]
Geschichtliche Fakten sind nun einmal nicht diskutierbar. All das hat stattgefunden und wurde dokumentiert. Man könnte jetzt die "wenn's und aber's" besprechen, wodurch alles anders gekommen wäre oder hätte kommen können.
Geschichtliche Fakten sind selbstverständlich diskutierbar, denn wenn man dieses Faktum verneint, bleibt man zwangsläufig auf der Ebene des Chronisten gefangen, und das kann man doch nicht wollen?
Aber vor allem ist Geschichte interpretierbar.
Da jeder Mensch sein geschichtliches Bewußtsein innerhalb seiner Gesellschaft erst erwerben muss und sich dieses ggfs. auf aufgrund einer Neubewertung von Ereignissen, sprich der Interpretation von Fakten, verändert, wird Geschichte ständig diskutiert und neu bewertet: der Klassiker in Deutschland ist die Fischer Kontrover oder wer trägt die Hauptverantwortung am Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
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RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 03.11.2018 13:58von Teddybär • | 1.675 Beiträge
Zitat von Findus im Beitrag #9
Ein wichtiges historisches Faktum ist dann doch zu ergänzen: Bereits 1917 hat sich die USPD von der (M)SPD abgespalten.
Das ist wohl war.
Aber ich möchte noch einmal zum Punkt, temporäres Bündnis der SPD mit den alten Eliten, zurückkommen. Teil dieses Komplexes war die Niederschlagung des Spartakus Aufstandes 1918/19 durch Freikorps und anderer paramilitärischer Einheiten. Aus diesen Einheiten rekrutierten sich später viele der führende Nationalsozialisten, die Wurzeln der SA (und auch der SS) liegen in den Freikorps. Diese Einheiten schadeten der Weimarer Republik mehr als das sie der Republik nutzten. So betrachtet hatte Weimar von Anfang an viele schwerwiegende Geburtsfehler.
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RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 03.11.2018 14:41von Teddybär • | 1.675 Beiträge
Welt Online erinnert heute an den Tod des Reeders Albert Balin. Balin, ein weltläufiger Mann, den "die heutigen Umtriebe der AfD und ihrer rechtsextremen Bündnispartner" entsetzt hätten, starb "am 9. November 1918 um 13.15", sehr wahrscheinlich sei es Suizid gewesen. Schon "ein Dreiviertelstunde später, gegen 14 Uhr" später, so erfahren wir, "trat in Berlin der SPD-Politiker Philipp Scheidemann auf den Westbalkon des Reichstags, vor dem sich eine erregte Menschenmenge versammelt hatte. Vor ihr verkündete der SPD Politiker: „Der Kaiser und der Kronprinz haben abgedankt. Die Dynastie Hohenzollern ist gestürzt, ein herrlicher Sieg des deutschen Volkes!“ Dies sei die Totenrede auf das Kaiserreich, das Deutschland Albert Ballins gewesen. Balin teilte jedoch nicht die politisch-militärischer Großmannssucht Kaiser Wilhelm II., die auch in "dem einflussreichen Programm der Alldeutschen (zu finden ist), deren Agitation expansionistisch, militaristisch und nationalistisch war", zusätzlich gespickt "mit rassistischen und antisemitischen Denkweisen".
Nichts könnte den Unterschied zu den Völkischen besser veranschaulichen als folgende Feststellung:
Zitat
Albert Ballin, der in weltweiten Kategorien dachte und handelte, kannte jene Mahnung, die Bismarck 1870 in einem Immediatschreiben an den etwas siegestrunkenen König Wilhelm I. aussprach: Die Gründung des Deutschen Reiches sei das Äußerste, was Europa von den Deutschen hinnehmen werde, und selbst auf unberechtigte Empfindlichkeiten seiner Nachbarn werde Deutschland künftig Rücksicht nehmen müssen.
Albert Balin ist der Mann, mit dem die "Völkischen" unserer Tage nichts anzufangen wissen und aus niedersten Instinkte hassen, denn "sein Ansehen in London war so groß, dass man ihn dort sogar bat, als Schiedsrichter tätig zu werden. Damit hat Albert Ballin ein Beispiel gegeben, auch für uns heute. Er wäre der schärfste Kritiker des „Völkischen“, das sich wieder regt in Deutschland, und unsere Nachbarn irritiert."
Quelle: welt online vom 2. November 2018, klick
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RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 08.09.2019 12:15von Findus • | 2.515 Beiträge
Lieber Teddy,
du hast auf Karl Kautsky hingewiesen und auf den asiatischen bzw. "tatarischen" Sozialismus, den die Sozialdemokratie vor 100 Jahren befürchtete:
Zitat von Teddybär im Beitrag #7
Diese Revolution hat es allerdings in Russland im Oktober 1917 gegeben, und niemand in der SPD konnte die Revolution eines asiatischen bzw. tatarischen Sozialismus wollen, waren doch die grausamen Ereignisse in Rußland für die SPD allgegenwärtig .
Möglicherweise ist es wichtig zu wissen, dass vor der Oktoberrevolution in Russland die letztlich bürgerliche Februarrevolution 1917 die Zarenherrschaft beendet hat. Die Februarrevolution brachte sowohl die Duma als Parlament als auch die Sowjets als Arbeiter- und Soldatenräte hervor (mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Februarrevolution_1917 ).
RE: November 1918 - Ausrufung der Republik
in Deutsche Geschichte 21.03.2021 09:40von Findus • | 2.515 Beiträge
Die erste Duma gab es bereits im Jahr 1906. Von Zarenseite wohl er widerwillig und doch eine Maßnahme des Oktobermanifestes, dem der Zar zustimmte, um die Stimmung nach dem "Petersburger Blutsonntag" 1905 zu beruhigen. Im April 1906 nahm die Duma ihre Arbeit auf. Während die SDAPR die Wahlen boykottierte, versuchten bürgerliche Parteien ihre Chance zu nutzen. Der ersten Duma war nur eine kurze Arbeitsphase von 72 Tagen gegönnt. Der Versuch einer Agrarreform führte letztlich dazu, dass der Zar die Duma wieder absetzte.
Die russische Februarrevolution 1917 war im übrigen eine vom Bürgertum getragene Revolution gegen die zaristische Monarchie.
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