#1

DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 15.07.2017 14:04
von Anthea | 12.397 Beiträge







Zufrieden zog Sepp, wie er sich jetzt nannte, an seiner Pfeife. Das hatte er gut hinbekommen. Die Gäste konnten kommen! All die Städter, die Pflastermüden, die Naturfreaks, hier würden sie finden, was sie wollten. Und er selbst würde so schnell nicht gefunden werden... In "Seppels Wohlfühl Oase" Er grinste listig, schaute dabei in den großen Spiegel hinter der Eingangstür und war von seiner Veränderung sehr angetan.


Und jetzt war dieses urige Anwesen, das er zu einer Pension hergerichtet hatte, seine neue Heimstatt. Er seufzte leise, denn so ein richtiger Jung von der Waterkant hat eigentlich mit mit den Bergen nichts am Hut. Na ja, jetzt den Gamsbart als Tarnung. Wie gut auch, dass er in einem der Häfen eine Braut gehabt hatte, die in Bayern aufgewachsen war und von ihrem Vater „Hotte“ schwärmte. Der allerdings von ihrer Existenz nichts zu wissen schien. Jedoch hatte sie ihm, Sepp, vormals "Hein", die bayrische Sprache nahe gebracht. Die sich für "Preußen" dadurch auszeichnet dass sie recht unverständlich ist. So hatte er sich besonders einige Redewendungen zu Gemüte geführt, mit denen er punkten könnte und die ihm Authentizität verleihen würden. Und gleichzeitig konnte er seinen Unmut über Leute kundtun, ohne dass die gleich beleidigt sein würden. Die würden höflich lächeln, voller „verstehnix“ im Blick und sich amüsieren. Über die Deppen, die Damischen, die Blunzn, die Bettbrunzer und Bixn...

Das Beste an der ganzen Angelegenheit war jedoch, dass er viel Geld mit seiner Pension machen würde. Er hatte, als er endgültig an Land gegangen und seine alte Heimstatt verlassen hatte, sich direkt nach einem Faktotum umgesehen und war dabei auf Jean gestoßen, der jetzt Johann hieß und Hannes gerufen wurde. Der sah ein wenig aus wie ein Zwischending zwischen Onkel Fester aus der Adams Family und Alfred Tetzlaff. Auf jeden Fall machte er was her. Und überhaupt.

Zur Beköstigung der Gäste hatte er sich eine Köchin gesucht und ein Zimmermädchen, das gleichzeitig zur Bedienung eingesetzt werden würde. Die machten beide den Eindruck, sich mit Kost und Logis und ein paar guten Worten des Hausherrn zufrieden geben zu wollen. Besonders die Köchin war nicht zu verachten. Ein wenig fromm vielleicht, hatte sie doch über dem Bett in ihrer Kammer und dem Kreuz die Worte „Der Herr ist bei dir“ stehen. Und Sepp hatte listig ihr bekundet: Das lässt sich einrichten…

In der Ferne hörte er das Geräusch eines sich nähernden Wagens. Aha. Der erste Gast oder die erste Gästin würde eintreffen. Mal sehen……..

Fortsetzung folgt


PS: Der Nachfolgeautor stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Wir hoffen, er/sie kommt schnell in die Puschen. Lach*

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Will man einen Freund haben, so muss man auch für ihn Krieg führen wollen: und um Krieg zu führen, muss man Feind sein können. Friedrich Wilhelm Nietzsche


zuletzt bearbeitet 15.07.2017 17:32 | nach oben springen

#2

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 15.07.2017 19:41
von Luftdrache (gelöscht)
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Beim Blick aus dem Fenster sah Sepp den schwarzen SUV mit Hamburger Kennzeichen auf die kleine Pension zusteuern. Na, dass konnte ja was werden, Sepp war heimlicher Werder Bremen – Fan! Nicht, dass er das hier im bayrischen Exil verkünden würde.

„Jean! Wally! Wir bekommen Gäste.“, rief Sepp durch den Flur. Ein wenig unheimlich war es schön, aber wie immer schaffte es Jean geräuschlos neben ihm aus dem Boden zu wachsen. Auch Wally hatte sich beeilt, in die Eingangshalle zu kommen. „Unsere ersten Gäste in diesem Sommer. Wir wollen doch einen guten Eindruck machen.“. Sepp hatte das Gefühl, noch irgendwas bedeutungschweres und doch bodenständig – bayrisches sagen zu müssen. Doch da kam der Wagen bereits deutlich vernehmbar vor der urigen kleinen Pension zum stehen und rettete Sepp aus seiner Verlegenheit. Jean und Wally wussten, was ihre Aufgaben waren.

Zwei Türen wurden zugeworfen und eine halbe Minute später stand ein Ehepaar in den 50ern schwer mit Koffern und Rucksack gepackt in die Pension. „Ich hatte gestern reserviert.“, meinte der Mann, dessen Haarpracht früher einmal dichter gewesen sein musste in sprödem hanseatischem Ton. Gestern? Ach ja, da spät Abends eine E-Mail eingegangen. Irgendwas wegen Erholung nach einem anstrengenden Kongress. „Mein Name ist...“


Wer macht weiter?



zuletzt bearbeitet 15.07.2017 19:42 | nach oben springen

#3

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 15.07.2017 21:03
von Anthea | 12.397 Beiträge

...Oliver Schulze." "Jo. Grüaß Gohd, Herr Schulze und Frau Schulze". "Ich heiße Brigitte Fröhlich.. Und wenn Sie sich freundlicherweise um unsere Koffer kümmern würden. Mein Mann und ich sind erschöpft von der Reise."
Sepp grummelte was vor sich dahin, das enthob ihn einer Antwort.
"Und wenn Sie bitte zum Abendbrot Labskaus servieren würden."
Die Köchin Wally reagierte pikiert: "Ma san in Bayern. Da essen wir a zünftigen Leberkas". Die Dame schien ungehalten und wirkte gar nicht fröhlich. "Ich habe Ihre Werbung auf Facebook gelesen. Internationale Küche. Das wird doch wohl auch die regional deutsche mit einbeziehen..."
"Und bitte, mein Mann braucht Erholung. Er hat Schlimmes durchgemacht. Bitte sorgen Sie für einen störungsfreien Aufenthalt.
Damit wandte sie sich um und folgte dem vorausschreitenden Jean. "Kommst du..." Ihr Gatte trottete hinter ihr her ins Haus....

Fortsetzung folgt.


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#4

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 16.07.2017 11:44
von Luftdrache (gelöscht)
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Sepp sah dem Ehepaar nach. Jean, beladen mit ihrem Koffer und den Rucksäcken, begleitete die beiden Herrschaften zu ihrem Zimmer im Ersten Stock.
„ Labskaus“ murmelte Wally und schüttelte energisch den Kopf. „Kruzefix!“. Über sich selbst erschrocken bekreuzigte sich Wally unter dem Kreuz, dass über der Küchentür hing. Was war überhaupt diese „Lablaus“? Das würde erst noch ein Blick in ihre Kochbücher zeigen müssen...

Auch Sepp sollte noch nicht groß zur Ruhe kommen. Jean und Wally waren beschäftigt und Sepp hielt es für gut, doch einmal wieder in das E-Mail Postfach seiner kleinen Pension zu schauen, als bereits die Tür aufging und zwei Frauen durch die Tür und auf die Rezeption zutraten. Sepp blickte auf, den beiden Frauen mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen begegnend. Nicht etwa nur, weil ihm das sein Bekannter Ralf, der Kommunikationstrainer in Hannover war, mit auf den Weg gegeben hatte. Guter Kundenkontakt, er wisse schon.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Sepp die beiden Frauen um die 30.
„Sicher. Wir hatten ein Zimmer reserviert.“, meinte die größer gewachsene, blonde Frau.
„Sie meinen zwei Zimmer? Auf welche Namen denn?“.
„Nein, nein, ein Zimmer. Auf den Namen Müller. Wir sind auf Wanderurlaub.“.
Sepp warf einen Blick in den Computer. „Ah ja, hier haben wir es schon. Zimmer 5.“.
Die Formalien waren schnell erledigt. Sepp wunderte sich, als beide Frauen mit Müller unterschrieben. Aber das konnte ja auch Zufall sein.
„Bitte begleiten sie mich, meine Damen“, meinte Sepp freundlich und führte die beiden zu ihrem Ferienzimmer. „Frühstück gibt es ab 8 Uhr. Abendessen können sie auch hier in der Pension einnehmen.“. Die zweite, dunkelhaarige Frau meinte „Gerne. Im Internet wurde über die gute vegange Küche in dieser Pension berichtet.“.
Ohje, dachte Sepp. Das würde heute den zweiten Schock für Wally geben, das arme Mädchen. Da würde er als Chef sich doch Mut spendend sich um seine fromme Mitarbeiterin kümmern müssen.



zuletzt bearbeitet 16.07.2017 11:45 | nach oben springen

#5

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 16.07.2017 12:08
von Anthea | 12.397 Beiträge

"Können Sie bitte das Essen auf unser Zimmer bringen lassen? Meine Frau ist unpässlich".
Diese Bitte der blonden Müllerin sorgte dann kurz darauf für den zweiten Schock bei der guten Wally.
Mit offenem Mund starrte sie die in einen strengen Hosenanzug gewandete Dame an. "Der Gast ist König"?
So hatte sie sich das eigentlich nicht gedacht, als sie auf einem einsamen Landgasthof bei Sepp angeheuert hatte. Was für Abgründe taten sich auf? Erst der Herr Schulze, der offenbar mit einer Konkubine hier eingetroffen war. Denn welchen Schluss ließen sonst die unterschiedlichen Nachnamen zu?
Dann die zwei Damen, die keine Schwestern waren
"Sodom und Gomorrha" murmelte die gute Seele und bekreuzigte sich nochmals.

Fortsetzung folgt


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#6

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 17.07.2017 11:14
von kein Name angegeben • ( Gast )
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Wally ist an diesem Morgen nicht wirklich bei der Sache. Gnadenlos hackt sie auf Zwiebeln und Petersilie los, unentbehrlich zur Herstellung von deftigen Leberknoedel, die heute auf dem Speiseplan standen.
Unentwegt geht ihr durch den Kopf, angesichts der merkwuerdigen Gaeste: "So etwas gab es nicht in meiner Jugendzeit".
Heute Abend wollte sie sich ihrem Tagebuch anvertrauen. Vor einem Jahr hatte sie damit begonnen, was sie stolz ihre "Memowaren" nannte. Die Franzi vom Nachbarhof machte grosse Augen, als Wally ihr davon erzaehlte.
Begonnen hat es mit ihrer Reise nach London, bis zum "Backingham-Palast" hatte Wally es geschafft. Die Elizabeth oder die "Kwien", wie alle Welt sie nennt , muss wohl zuhause gewesen sein, denn die Flagge war gehiesst, ein untruegliches Zeichen.
Wally hatte extra ein Fernglas eingepackt und durch jedes Fenster gespaeht, doch die Kwien blieb unsichtbar
.
In diesem Jahr hatte Wally eine Reise nach Heidelberg unternommen, den ruestigen Hansi von nebenan ueberredend, sie auf den Spuren von Koenigin Silvia zu begleiten. Heimlich hatte sie auf Hansis Antrag gehofft, doch das vertraute sie nur ihrem Tagebuch an. Sie traeumte davon, mit ihm durch den Heidelberger Schlossgarten zu flanieren, haendchenhaltend.
Doch es kam anders. Dem ansonsten so trinkfesten Hansi, einem Mass Bier oder auch mehreren nicht abgeneigt, bekam der Pfaelzer Wein so gar nicht, vielleicht wollte er auch den Hofnarr Perkeo ueberbieten und am Ende des Tages musste Wally den Hansi ganz fest halten, um ihn sicher zum Reisebus zu bugsieren.
Als die Wally ihren neuen Job in der Landhauspension antrat, hat sie fleissig den Hofknicks geuebt. Man kann schliesslich nicht wissen, ob nicht eines Tages sich Koenigs oder Koenigskinder hierher verirrten. Bekanntlich lieben auch solche Leute das einfache Landleben. Wally trauemt davon, dass sich einmal ein Hochadeliger einquartieren wuerde und auf ihrer Wunschliste ganz oben stehen Maxima und Victoria. Vom thailaendischen Koenig weiss sie, dass der die Berge liebt und dort auch urlaubt, doch auf den moechte sie gerne verzichten, denn gegen den ist ihr Hansi weitaus fescher.

Aus ihren Tagtrauemen erwachend, blickt Wally aus dem Kuechenfenster und sieht eine riesige Limousine anrollen. Ihr fallen beim Anblick der Gestalten, die aus dem Auto steigen, fast die Augen aus dem Kopf. Himmel, Maria und Josef, ein Araber mit seinem Harem naehert sich der ehrenwerten Landpension. Der Mann in weiss - dem Nachthemd von Hansi ganz aehnlich. Nicht dass nun jemand falsche Schluesse zieht. Die Wally weiss das, denn sie hat den Hansi mehrmals beobachtet als er am fruehen Morgen in den Huehnerstall eilte, denn er liebt das frische Fruehstuecksei auf dem Tisch.

Der Herr in weiss naehert sich dem Haus, in Begleitung dreier Frauen, Sie haben richtig gelesen -3. Allesamt von Kopf bis Fuss in schwarz gewandtet. Hatte die Franzi von nebenan ihr nicht kuerzlich von einem Burkaverbot in Deutschland erzaehlt.?
Bayern liegt in Deutschland! Wally ist ja an sich eine tolerante Person, sehr tolerant sogar, muss ja nicht jeder in Dirndl und Gamsbart anreisen. Doch was zu viel ist, ist zu viel.
Ausserdem - der unnatuerliche Bauchumfang des weissgekleideten Herrn scheint sehr verdaechtig. Terroralarm in Bayern?
Todesmutig wischt sich die Wally die Haende an ihrer Schuerze trocken und entschlossen eilt sie nach draussen auf der Suche nach Jean und dem Sepp. Keiner zu sehen. Der Herr aus dem Morgenland und seine Damen gehen auf Wally zu und reden auf sie ein. Kein einziges Wort versteht sie, auslaendisch ist nicht ihre Sprache, hoert immer nur "femili swiet"
Aha, so nennt man das auf orientalisch. Wally denkt sich ihren Teil. Ihrem Tagebuch wird sie heute Abend eine Menge zu erzaehlen haben. Ein Mann und drei Frauen. Sie wird nicht schwigen und macht den Herrschaften klar: "Hier spricht man Deutsch - und Vielweiberei dulde sie nicht unter diesem ehrenwerten Dach.
Der Herr zieht einen Schein aus der Tasche, schiebt ihn Wally ueber den Tisch zu. Glaubt der Kerl etwa, sie sei bestechlich?
Immerhin ist das die Sprache, die sie versteht und sie sagt sich: Wally, sei tolerant. Wir Bayern sind fuer unsere "Tolleranz' bekannt - und endlich eilt Jean zur Hilfe.


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#7

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 17.07.2017 12:13
von Anthea | 12.397 Beiträge

OT: Danke, werter Gast für diese launige Fortsetzung. Dass Sie diese verfassen konnten, war meinem Versehen geschuldet, da ich Gästen die Schreibrechte in diesem Thread hier noch nicht entzogen hatte. Habe ich nachgeholt. Damit wir weiter von Ihnen lesen können - fände ich nett - dann bitte ich Sie um offizielle Anmeldung.

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Jean war ja schon etwas nachdenklich, ob das denn alles so seine Richtigkeit haben würde. Aber er war da nie kleinlich in seiner Denkweise gewesen. Und "Geld stinkt nicht" war schon seit jeher sein Motto gewesen. Er hatte von deutschen Skiegebieten gelesen, in denen ganze Großfamilien aus dem Morgenland Urlaub machten. Mit großem Gefolge und viel Barem in der Tasche. Von daher gesehen....

Und falls da noch mehr Familienmitglieder kommen würden, er hatte schließlich einige Meter weiter noch ein Haus, das er bis jetzt noch nicht richtig hergerichtet hatte. Aber da konnte man ja was draus machen.



Und vor allen Dingen musste er sich um "Unterhaltung" kümmern. Zuerst einmal würde er einen Heimatabend ausrichten. Da konnte sich Lucy, die Bedienung und Zimmermädchen in ihrem schönsten Dirndl präsentieren. Jean leckte sich ein wenig die Lippen, wenn er an den Anblick von "Holz vor der Hütten" dachte.
Köchin Wally würde zwar auch ihr Feiertagsgewand anziehen. Jedoch würde sie mit ihm fröhliche Heimatlieder singen, die er zur Klampfe begleiten würde.
Das wäre eine tolle Gaudi und auch für die ausländischen Gäste sicherlich sehr interessant.


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#8

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 17.07.2017 15:15
von antenna (gelöscht)
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OT - das Versehen ist ganz meinerseits. Ich habe leider uebersehen, dass ich nicht eingeloggt war.
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Wally war gluecklich, dass Jean nun die Verhandlungen mit den Morgenlaendlern uebernahm. Mit offenem Mund hoerte sie der Unterhaltung zu. Zu ihrem Erstaunen spricht Jean auslaendisch und zu ihrem Aerger konnte sie kein einziges Wort verstehen.
Die Leberknoedel rufen... Von der Kueche aus kann Wally sehen, dass Jean den Herrschaften aus dem Orient zwei nebeneinander liegende Zimmer zuteilt. Praktisch fuer den Herrn, denkt sie, und verbietet sich, ihre Gedanken dazu weiter zu spinnen. Das Mittagessen muss puenktlich auf den Tisch.
Dazu ist der Jean gespraechig wie nie. Er sprueht nur so vor Unternehmungslust. Einen Heimatabend moechte er ausrichten, laesst er sie zwischen Knoedel und Suppe wissen. Sie kann es nicht fassen, sie darf singen. Vor Publikum. Ein Traum wird wahr. Am liebsten wuerde sie auf der Stelle mit der Probe beginnen. So schoen wie die Stefanie Hertel kann sie allemal jodeln. Das Repertoire muss noch mit Jean, der sie auf der Klampfe begleiten wird, genauer besprochen werden. Jetzt bleibt keine Zeit, die Knoedel rufen...



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#9

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 17.07.2017 15:56
von Luftdrache (gelöscht)
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Sepp hatte inzwischen seine E-Mail Korrespondenz geordnet und fein säuberlich ausgedruckt auf die Tischablage gelegt. Für heute war nur noch ein letzter Gast angekündigt. Ein Dr. A. Cula aus Übersee. Der wollte allerdings erst am späten Abend anreisen. Na, da stand dem Tage nun nichts mehr im Wege.
Um Jean brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Der wusste, was zu tun war. Aber vielleicht wäre es ja gut, einmal nach Wally zu sehen? Sepp seufzte. Auf seine Art war das Leben an Bord einfacher gewesen. Nur er und seine Maschienen. Doch jetzt hieß es Kurs auf die Küche.

Der Geruch von Leberknoedeln strömte Sepp bereits auf der Treppe entgegen. Wally zauberte wieder in ihrem Reich. Um den Schulze mit seinen Labskaus würde er sich persönlich kümmern. Wer konnte schon eine Einladung des Chefs zum zünft'gen bayrischen Mittagessen ausschlagen? „Wally, Schätz'le, dass duftet ja herrlich.“, lobte er seine Köchin beim eintreten in die Küche. Vielleicht konnte er mit den Komplimenten ja auch irgendwann bei Wally anlanden?
„Woa san Jean?“
„Jo is bei den Gäsdn. Der Scheich.“
„Denk an de Schulzes. De woin Labskaus“, versuchte Sepp sein Glück. Er erntete dafür einen unglücklichen Blick seiner Köchin. „I mach ois in da Kuche. Grod ned so a Zeigs, Sepp.“.
„Na, dann red i mid den Schulzes...“. Sepp hatte das Gefühl gut weggekommen zu sein. Doch den Weg zu seinen anspruchsvollen Gästen konnte er nicht vermeiden.


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#10

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 17.07.2017 16:57
von Anthea | 12.397 Beiträge

Sepp war zufrieden, wie gut er und seine "Crew" sich durch den ersten Tag mit Gästen gemogelt hatten. Dem Ehepaar Schulz ließ er mit höchsten Worten der Entschuldigung über die ungeschickte Köchin, die das ganze Tablett mit Labskaus fallen gelassen hatte, frische Bachforellen servieren. Wobei er Glück gehabt hatte, dass diese gebissen hatten. Denn Jean musste noch zum Angeln raus. Bingo. Hatte geklappt.

Die Familie aus dem Morgenland war ganz zutraulich und wirklich eine "sweet family". Auf ihren Zimmern angelangt hatten sie es sich gemütlich gemacht in den schönen Bauernbetten und die Damen juchzten vor sich dahin. Sie trugen jetzt edle Kleider und erinnerten an Märchen von Hauff.
Sepp machte dem Scheich den Leberkas schmackhaft, indem er mit bedeutungsvollem Zwinkern das Wort "Aphrodisiakum" einfließen ließ.
So erschien er denn mit seinem Damenflor in einem jetzt guten Zwirn von Armani gekleidet im Esszimmer.

Als Tafelmusik hatte Sepp launige Weisen ausgesucht. Wie z.B.



Das kam gut an. Auch wenn die Herrschaften aus Hamburg etwas verhalten reagierten. Schlussendlich jedoch und einige Maß später stimmten sie in den Chor mit ein.
Fürwahr ein gelungener Abend.


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zuletzt bearbeitet 17.07.2017 16:58 | nach oben springen

#11

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 17.07.2017 17:05
von Anthea | 12.397 Beiträge

Eigentlich hätte der Tag jetzt zu Ende gehen können, jedoch war der letzte Gast Dr. A. Cula noch nicht eingetroffen.

Sepp ging in seine Kammer, schwappte sich ein wenig kaltes Wasser übers Gesicht und war stolz.
Besonders, als er auf die Fotos an der Wand schaute. Sozusagen "Vorher" - "Nachher".
Er war doch ein toller Typ, so befand er.







Hoffentlich konnte er jetzt hier in Frieden leben. Ohne behelligt zu werden, von bösen Buben, wilden Weibern und all solchen, die nur sein Bestes wollten. Na ja, die wilden Weiber wollten außer seinem Besten auch noch sein Geld...
Kruzifix. Das war alles gar nicht so einfach mit dem Leben.

Sepp lauschte in die Dunkelheit hinaus und hörte Motorengeräusch. Da würde wohl der nächste Gast eintreffen.

Fortsetzung folgt....


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#12

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 18.07.2017 09:10
von antenna (gelöscht)
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Wally sass erschoepft, aber gluecklich in der Kueche, sie hatte genug der Aufregungen dieser Tage.
Lucy, das Zimmermaedchen, hatte puenktlich ihren Feierabend angetreten, wie sie halt so sind, die jungen Dinger. Nichts als Flausen und Maenner in ihrem Kopf. Wally seufzte. Eigentlich waere es Lucys Aufgabe gewesen, die Zimmer der Herrschaften aus dem Morgenland aufzurauemen. Der Scheich hatte um "Ruhm-service" gebeten, freundlich, aber bestimmt. Ganz so, als sei er im Fuenf -Sterne - Hotel abgestiegen. Was tun, wenn das Zimmermaedchen nicht mehr da ist?. Natuerlich- die gute alte Wally musste mit dem Putzzeug antreten. Gerne tat sie das nicht, ihr Refugium war die Kueche, darauf war sie stolz. Andererseits - die Herrschaften zeigten sich auesserst spendabel und - man kann in den Zimmern der Gaeste ein bisschen deren Charakter erkunden. Das war eigentlich ganz nach dem Geschmack der Wally, gerade bei diesen exotischen Gaesten. Insgeheim hatte sie sich mit denen ausgesoehnt, nachdem sie mit eigenen Ohren gehoert hatte, wie die beiden jungen Damen den Scheich "Baba" riefen. Ganz entzueckende Maedelchen uebrigens, bildhuebsch, nachdem sie ihre schwarzen Rabenkostueme abgelegt hatten.
Ein ganz normale Familie also. Wally atmete auf. Andererseits haette sie ihrem Tagebuch gerne eine delikate Geschichte anvertraut und noch lieber der Franzi von nebenan. Deren Gezeter haette sie zu gerne gehoert, hat die doch schon mordio geschrieen, als der Friedbert, was der Aelteste der Rosamunde ist, die Scheidung einreichte, um seine langjaehrige Freundin zu heiraten. Rosamunde ist ein Zugereiste, die immer sehr vornehm spricht und vorgibt, unsere bayrische Sprache nicht zu verstehen. So ein Schmarren. Die haette sich laengst integrieren koennen. Aber nein, sie haelt sich fuer was Besseres. Wally liess die Franzi wissen, ihr Maul nicht zu weit aufzureissen. Weiss sie, was ihr Juengster so treibt, wenn er tagelang unterwegs ist. "Ai -Tie Ingenoer" ist er, betont Franzi stolz bei jeder Gelegenheit, als sei das eine Erklaerung, dass er die Naechte nicht zu Hause bei Frau und Kind verbringt. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Doch egal.

Wally schlug die Haende ueber dem Kopf zusammen, als sie das Zimmer der beiden Maedchen aus dem Morgenland betrat, wo ein heilloses Durcheinander herrschte.Beim Anblick unzaehliger Parfuemflaschen wurde die Wally schwach. Wenigstens daran schnuppern, das sollte doch erlaubt sein. Und was sollte das sein dort auf den Betten? Es waren Dreiecke, kleiner als ihr Haekeltaschentuch mit Band. Waren das etwa Hoeschen? Wally wollte da gar nicht darueber nachdenken. Franzi hatte ihr mal von dem Besuch ihrer Enkelin erzaehlt, der Helene, da fand sie auch Dreiecke in der Waesche. Tango oder Tanga sollen sie heissen. Mit spitzen Fingern begutachtete Wally die Unterwaesche. Was bei diesen Maedchen aussen zuviel Stoff ist, ist drunter eindeutig zu wenig,- doch was geht mich das an, dachte Wally.
Sie musste sich sputen, denn zu allem Ueberfluss musste sie auch noch den Muell entsorgen der anderen Gaeste, eine Hinterlassenschaft von Lucy, deren Aufgabe es eigentlich gewesen waere.
Der Stapel Zeitungen aus dem Zimmer des "Labskaus-Paerchens", wie Wally es nannte, interessierte sie wenig. Viel mehr liebte sie die bunten Zeitschriften mit Bildern und Neuigkeiten von den Schoenen und Reichen. Deswegen fand sie einen Arzt - oder Zahnarztbesuch angenehmer als die meisten Menschen, denn dort lagen immer so interessante Hefte herum.
Doch ploetzlich sah sie eine fette Ueberschrift im "Buxtehuder Merkur" :
"Heiratsschwindler auf der Flucht". Ein Thema, fuer das Wally immer Augen und Ohren offen hielt. War sie doch beinahe selbst mal Opfer eines Heiratsschwinders geworden. Aber mit der Wally war da nichts zu machen. Nachdem der Kerl sie drei Mal die Zeche in der Eisdiele, in der er sie ausfuehrte, bezahlen liess, war Schluss mit lustig. Sie machte ihm klipp und klar, dass bei ihr, der Wally nichts zu holen ist. Punkt.
Begierig las Wally die Nachrichten ueber den gesuchten Heiratsschwindler, Verheiratet soll er sein, hat bei Nacht und Nebel Frau und Kinder verlassen, ist einfach untergetaucht. Hat sich an verschiedene Frauen herangemacht, hat von ihnen insgesamt 130 000 Euro ergaunert. Schoen bloed, denkt Wally, so etwas koennte ihr nie passieren. Die Frauen hatten sich ueber das Internetz kennengelernt um dann festzustellen, dass sie allesamt den gleichen Mann liebten, der ihnen die Heirat versprochen hat und dabei nichts als ihr Geld wollte, und bekam. Wally nahm sich vor, auf der Hut zu sein. Koennte ja passieren, dass der Kerl in Bayern in einer einsamen Pension versucht unterzutauchen.
Sie studierte nochmals ganz genau das Foto, den Name des Gesuchten sich einzupraegen. Um einen Hein H. sollte es sich handeln. Besser, sie schnitt das Bild aus und bewahrte es in ihrem Zimmer auf, man kann schliesslich nicht wissen.
Koennte fast ein Bruder unseres Sepp sein, dachte Wally und kicherte.



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#13

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 18.07.2017 15:59
von Anthea | 12.397 Beiträge

Gerade als sich Wally dazu entschloss, für heute auch zu Bett zu gehen, bemerkte sie, dass Sepp unten vor der Tür stand und eine Pfeife rauchte. Ja natürlich, der wartete ja noch auf einen Gast, der spät eintreffen wollte. Woher immer der kam.
Als sie kurz darauf, es war beinahe Mitternacht, hörte, dass sich ein Wagen näherte, beschloss sie, doch noch aufzubleiben und sich zu Sepp als gewissermaßen Empfangskommitee zu gesellen.

So warf sie sich ein Häkeltuch um, denn der Abend war schon kühl gewesen. Und jetzt windete es ziemlich. Sie fröstelte leicht als sie vor die Tür trat. Gerade in dem Augenblick als der schwarze Wagen mit den abgetönten Scheiben hielt und der Fahrer die Wagentür öffnete.
Wally stockte der Atem. Das war aber mal ein richtig schöner Mann. Vornehm, elegant und mit offenbar guten Manieren, denn er verbeugte sich direkt leicht in ihre Richtung hin.
Ich bin Dr. Cul, stellte er sich mit leiser angenehmer Stimme vor.
Jo mei, was für a Mannsbild.



"Bitte einzutreten. Sie sind bestimmt müde von der Reise. Darf ich fragen, wo Sie herkommen?" fragte Sepp.
Der Fremde zögerte einen Augenblick, bevor er etwas murmelte. Sepp und Wally hatten ihn nicht verstanden, fanden es jedoch nicht angebracht, nochmals nachzuhaken.
"Wenn Sie sich hier bitte ins Gästebuch eintragen würden".... Der Gast nahm den ihm hingereichten Schreiber und unterschrieb schwungvoll. Bei Gelegenheit würde Wally mal erkunden, wofür das "A" bei Dr. A Cul stand. Vielleicht Alfred? Ne, so sah der Herr nicht aus. August? Auch nicht. Albert? Passte alles nicht. Man würde sehen.

Wally geleitete den Gast auf sein Zimmer. Sie wollte ihm die Reisetasche abnehmen, aber er lehnte lächelnd ab. Auf dem Zimmer angekommen, sah er sich um. Sein Blick blieb an dem Kruzifix über dem Bett hängen. "Würden Sie das bitte abnehmen"? Wally war empört. "Aber das gehört zu uns". "Nehmen Sie es raus. Ich möchte ein anderes Bild dort aufhängen. Heimweh... Sie verstehen?"
Dem konnte Wally nicht widerstehen. So nahm sie denn, den lieben Herrgott insgeheim um Verzeihung bittend, das Kreuz ab und legte es in eine Schublade neben die Bibel.

"Danke" sagte der Doktor. Sie würde auch in Erfahrung bringen wollen, was für ein Gelehrter er war. Aber Morgen war auch noch ein Tag.
Sie knickste und ließ den neuen Gast alleine.

Fortsetzung folgt


Träume, als lebtest du ewig - lebe, als stürbest du heute. James Dean
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#14

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 19.07.2017 13:37
von antenna (gelöscht)
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"Moechte der Herr das Ei weich oder hart gekocht, oder bevorzugt der Herr ein Omlett? Unsere Marmelade ist hausgemacht, empfehlenswert ist besonders die Sauerkirschmarmelade." Wally aeffte in der Kueche das Gesaeusel von Lucy nach, mit dem diese den blendend aussehenden Doktor umschwirrte. Schamlos, meinte Wally und bekam rote Ohren. Immer wieder beugte sich Lucy ueber den Tisch, die Kaffeetasse des neuen Gastes fuellend, der sich nichts anmerken liess, was er von der schoenen Aussicht, die das grosszuegige Dirndl der Lucy bot, hielt. Missbilligend beobachtete Wally das Treiben von Lucy, die zu allem Ueberfluss noch kraeftig mit dem Hintern wackelte. Wally war entschlossen, mit Sepp darueber zu reden. Es ging schliesslich um den Ruf der Pension. Was sollte der Scheich aus dem Morgenland ueber deutsche Sitten denken? Dort verhuellten sich die Frauen in der Oeffentlichkeit. Allerdings, das war offensichtlich, sah dieser ausgesprochen gut gelaunt aus. Maenner, dachte Wally, sind doch alle gleich. Das muss auch seine Madame gedacht haben, die sich im praechtigen neuen Dirndl am Fruehstueckstisch praesentierte.
Wally musste zugeben, der Doktor sah umwerfend aus. Koennte Sky du Mont sein. Kuerzlich las sie im "Goldenen Blatt", dass er wieder "singel" ist. Dem ist wohl die Frau weggelaufen. Das kann vorkommen, wenn alte Maenner junge Frauen heiraten.
Wally setzte ihre Fernbrille auf und musterte den Doktor eingehend. Vielleicht wollte der Sky inkognito verreisen und hat sich deshalb als Doktor C... ausgegeben?. Nein, der neue Gast war eindeutig um Jahre juenger. Sie sah, wie Lucy erneut um den Doktor scharwaenzelte. Dem musste sie ein Ende bereiten. Schnurstracks eilte sie zu Sepp, der in seinem Buero an seinem Computer sass und ziemlich zerstreut dem Anliegen von Wally zuhoerte. Sie schlug ihm vor, als "Hausdame" fuer Ordnung zu sorgen. Nicht dass die Kuechenarbeit sie nicht ausfuellen wuerde, oh nein, aber die Lucy brauche eine strenge Hand - und Kontrolle. Weder Sepp noch Jean seien in der Lage, dem Maedel auf die Finger zu schauen. Sie, die Wally wuerde sich darum kuemmern. Sepp wollte nur seine Ruhe und stimmte brummend sogar einer kleinen Gehaltszulage zu. Zufrieden kehrte Wally in ihr Refugium, die Kueche zurueck. Jetzt hatte sie freie Hand. Als erstes wollte sie die Zimmer kontrollieren, ob die Betten ordentlich gemacht und schoen glatt gezogen waren. Ja wenn die Lucy bei Wallys Grossmutter in die Lehre gegangen waere, dann wuerde sie besser spuren. Wallys Grossmutter war im Schwabenland aufgewachsen in einer Zeit, als dort noch Zucht und Ordnung herrschte. Da mussten die Rollaeden bis spaetestens um acht Uhr frueh hochgezogen sein, die Bettdecken zum Lueften aus dem Fenster haengen, sonst gabs Getratsche im Dorf. Die Betten von Oma Resl, so erinnerte sich Wally, waren immer wie mit dem Lineal glatt gezogen. Die Paradekissen obenauf. Der Lucy werde ich das noch beibringen, dachte sich Wally. Sie freute sich auf ihren "Kontrollgang" wie sie es nannte, bei dem sie vor allem ein Auge auf das Zimmer des Doktors werfen wollte. Ein bisschen war sie auch von Neugierde getrieben, das musste sich Wally ehrlich eingestehen. Welchem Bild musste wohl das Kruzefix ueber em Bett weichen? Das wollte sie sehen, das liess ihr keine Ruhe. Unwillig schuettelte sie den Kopf. Als ob je ein Kreuz ueber dem Bett jemandem geschadet haette. Aber der Gast ist halt Koenig, daran musste sie noch ein bisschen ueben. An den Parfuemflaschen der "Prinzessinnen" aus dem Morgenland wuerde sie heimlich wieder schnuppern, das nahm sie sich vor, denn dies hatte ihr letzte Nacht schoene Traueme beschert.
Nun aber wuerde sie sich die Lucy vorknuepfen. Mit deren Mutter Theres hatte sie die Schulbank gedrueckt und beim Anblick von Lucy musste Wally immer wieder denken: Der Apfel faellt nicht weit vom Stamm. Alle Maedchen hatten damals nach der Schulentlassung entweder am heimischen Hof gearbeitet, oder in der Naehe eine Lehre begonnen. Nicht so die Theres. Der war es zu "eng" geworden in Bayern, die wollte in die weite Welt, etwas erleben, wie sie es nannte. Bis nach Frankfurt hat sie es geschafft. Und Wally dachte damals an die Geschichte, die ihre Oma manchmal erzaehlt hatte. Von einer Rosemarie Nitribitt, die in Frankfurt abgemurkst wurde. Seit ihrer Kindheit war deshalb fuer Wally Frankfurt der Inbegriff des Boesen, Schrecklichen. Nee, dorthin wuerde sie es nie und nimmer verschlagen. Theres aber kam quicklebendig zurueck - mit dickem Babybauch. War das ein Getratsche im Dorf. Einige sagten: "Habs doch gleich gesagt". Andere warfen bitterboese Blicke auf die ganze Familie ob der Schande, die die Theres dem gesamten Dorf und seinem guten Ruf zufuegte. Doch die Eltern von Theres hielten zu ihrer Tochter. Den Laestermauelern sagten sie: "Haetts Theres etwa lieber abtreibe solle"?" Der Pfarrer hielt eine Strafpredigt und weigerte sich zunaechst, das Kind der "Suende" ein "Uneheliches", wie er es nannte, zu taufen. Als dann die Spatzen von den Daechern pfiffen, wo bzw. mit wem der Herr Pfarrer "gekurt" hatte, naemlich mit seiner sauberen Haushaelterin, stand einer Taufe ploetzlich nichts mehr im Wege.
Doch jetzt wollte sie endlich der Lucy beibringen, dass sie die Haende weglassen sollte von dem Doktor, nicht jedem maennlichen Hosenbein nachlaufen darf, schon gar nicht wenn es einem Gast gehoerte. Das sei einfach nicht die feine Art.
Ausserdem hat der Herr einen Doktortitel, der Wally fast so viel Respekt wie ein Adelstitel einfloesste. Der Mann hat Bildung, der wuerde sich niemals mit einem dummen Gaenschen wie der Lucy abgeben, das sollte sie wissen. Wally machte sich auf die Suche nach Lucy.

Fortsetzung folgt.



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#15

RE: DIE Pension - eine German Horror Story N E U

in DIE Pension - Eine "German Horror Story" 21.07.2017 11:31
von Anthea | 12.397 Beiträge

Gerade wollte Wally die Treppen nach oben steigen, als ihr Herr Labskaus höchstpersönlich mit puterrotem Gesicht engegen kam, was nichts Gutes verhieß.
"So geht das nicht. Wir wollen sofort ein anderes Zimmer. Meine Frau hat sich heute morgen beinahe zu Tode erschreckt. Wir schliefen bei geöffnetem Fenster. Schließlich will man die gute Landluft ja auskosten. An das Hahnengeschrei anstatt der tutenden Schiffe müssen wir uns noch gewöhnen. Aber das ging nun wirklich zu weit..."

Wally musste sich das Lachen verkneifen, als sie den Grund des Unmuts des Gastes erfuhr und hatte direkt eine Vorstellung, wie es ausgesehen hatte, was denn die Gattin so erschreckt hatte.



"Ich schicke Ihnen gleich den Jean vorbei. Der kann Ihnen dann beim Umzug ins obere Stockwerk behilflich sein."


Fortsetzung folgt


---


Träume, als lebtest du ewig - lebe, als stürbest du heute. James Dean
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