#1

Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 31.10.2020 12:05
von Anthea | 12.400 Beiträge

Oder: Was wäre, wenn...

Damit spielen die Macher von Serien und Filmen wie „the man in the high castle“ und „Vaterland“. Letzterer ist ein Film aus 1994, der nie in die deutschen Kinos fand.
Beide, Serie sowie Film, basieren auf Romanen und schaffen eine Wirklichkeit, wo Deutschland den Krieg gewonnen hat.
Und same procedure, alles, wie gehabt. Aus den Schrecken und Gräueln der Vergangenheit nichts gelernt. Was zählt ist der „Erfolg“, das „Reich“ – Germanien.

Ich habe mich beim Anschauen der Filme gefragt, ob davon nicht gerade bei schlichten und durch Altvordere vorbelasteten Gemütern eine gewisse Verführung ausgeht. Die Faszination der Macht, Uniformen, Titel, Orden, Ehrungen… Und ob da nicht die Mittel plötzlich vertretbar erscheinen…? Ich habe schon des Öfteren vom Großvater geschrieben, der seinem Enkel vom Krieg und seinen eigenen „Heldentaten“ erzählt. Mit dem Tenor, dass da strategische Fehler gemacht worden seien, die den Sieg verwehrt hätten. Ja, wenn man das "so und so" gemacht hätte...Da fühlen sich dann diverse Idioten berufen!

Und wenn der Film die Vertuschung der millionenfachen Morde eigentlich als großes Thema hat, besser noch „haben sollte“, so kommt dies nicht wirklich raus. Ein paar Fotos der Opfer und Schlussworte des nunmehr erwachsenen Sohnes, der die Wahrheit jetzt kannte, sind aus meiner Sicht zu wenig.

Auf der einen Seite ist es gut, dass der Schrecken der Nazi-Herrschaft nicht in Vergessenheit gerät, auf der anderen Seite jedoch wird Hitler in den 60er Jahren eher als einen netten älteren Herrn gezeigt, der nicht ganz gesund ist.

Die „Heil“-Rufe sind heute offiziell verstummt. Und diejenigen, die sie noch verwenden, werden bestraft oder auch nur abgemahnt. Es sind Äußerlichkeiten. Aber die innere Einstellung hat sich leider bei vielen etabliert. Skrupellosigkeit und Menschenhass finden immer noch einen guten Nährboden.

Es ergibt sich die Frage, siehe Intro. Würde unsere Welt eigentlich noch bestehen, wären Hitler und die braunen Gesinnungsschweine an der Macht geblieben? Wäre die Welt nicht durch deren Atombombe zerstört worden?


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#2

RE: Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 01.11.2020 07:35
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

"Pearl Harbor hat nicht funktioniert. Dafür bombadieren wir euch jetzt mit Videorekordern und Computern."

So oder so ähnlich lautete ein Zitat aus einem US-amerikanischen Spielfilm - ausgesprochen von einem Schauspieler, der Japaner sein sollte... Wer sagt denn, dass der Krieg mit seinem Grauen wirklich vorbei ist. Guckt in die Welt raus und sagt mir, dass wir keinen Krieg haben. Etwas subtiler vielleicht, aber unterm Strich nicht weniger gefährlich.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


zuletzt bearbeitet 01.11.2020 07:35 | nach oben springen

#3

RE: Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 01.11.2020 18:53
von Anthea | 12.400 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #2
"Pearl Harbor hat nicht funktioniert. Dafür bombadieren wir euch jetzt mit Videorekordern und Computern."

So oder so ähnlich lautete ein Zitat aus einem US-amerikanischen Spielfilm - ausgesprochen von einem Schauspieler, der Japaner sein sollte... Wer sagt denn, dass der Krieg mit seinem Grauen wirklich vorbei ist. Guckt in die Welt raus und sagt mir, dass wir keinen Krieg haben. Etwas subtiler vielleicht, aber unterm Strich nicht weniger gefährlich.


Das ist für mich jetzt aber Ablenkung. Nach dem Motto: Die anderen tun das ja auch?
Ich weiß, dass du keinen Fernseher hast, folglich von mir angesprochene Filme nicht sehen kannst.
Aber musst du auch gar nicht explizit. Lass deine Fantasie spielen, was hätte der GröFaZ getan? Weiterhin? Hätte er sich mit Europa zufrieden gegeben? Und heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt...wie gesungen wurde.

Wie kann eigentlich heutzutage ein seiner Sinne mächtiger Mensch mit Geschichtswissen und Empathie nur einen Gedanken an neue "Führer" verschwenden? Ich habe da gerade das Bild des unsäglichen Höcke vor Augen. Grusel.

Ich habe hier etwas für dich:


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#4

RE: Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 02.11.2020 09:00
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Auch wenn ich die Filme in Ermangelung eines TV-Anschlusses nicht sehen kann, so habe ich dennoch eine gesunde Portion Phantasie und kann auch den PC zum Gucken nutzen. Wobei ich gestehe, ich gucke zumeinst nicht wirklich gerne in das Glotzofon...

Übrigens Phantasie bräuchte ich eigentlich noch nicht mal, das es inzwischen jede Menge Romane gibt, die eine solche Thematik behandeln.
Richard Bachmann: Todesmarsch
Otto Basil: Wenn das der Führer wüsste!
Philip K. Dick: Das Orakel vom Berge
Andreas Eschbach: NSA - Nationales Sicherheitsamt

... um nur ein paar zu nennen.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#5

RE: Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 06.11.2020 01:31
von Hella1980 (gelöscht)
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Der Schlimmste Roman den ich jemals zu dem Thema gelesen hab war "NSA-Nationales Sicherheitsamt" von Andreas Eschenbach, in dem Roman haben die Nazis 1942 bereits Internet und können so sogar per Computer berechnen, welcher Haushalt wie viele Rationen verbracht und daran erkennen, wer Juden versteckt.
Der Roman ist eine einzige Horrorvision, vor allem das Ende jagt einem eiskalte Schauder des nackten Grauens über den Rücken.
Ich glaube, Eschenbach wollte uns mit diesem Roman sagen "die NSDAP hatte kein Internet, aber die Afd hätte es"
Ist aber nur meine Deutung, vielleicht war die Aussage des Autors ja eine ganz andere.
Dieser Roman ist wirklich der blanke Horror, es ist erschreckend zu lesen, was die Nazis im Roman mit dem Internet für Möglichkeit haben....und das Ende war ein echter Schock für mich weil ich bis zum Schluss auf ein gutes Ende gehofft hab.



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#6

RE: Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 08.11.2020 14:26
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Liebe Hella1980,

ich glaube, lesen braucht einfach mitdenken. Dann kommt man schon zu dem einen oder anderen Schluß.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#7

RE: Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 27.01.2021 00:20
von Galadriel1980 (gelöscht)
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Also ich glaube, wenn wir heute noch im Dritten Reich leben würden, würde das in etwa so aussehen wie in Nordkorea, wo man sogar in ein Lager gesperrt wird, wenn man eine Zeitung mit dem Foto des "großen Marschalls" Kim Yong Un benutzt um Lebensmittel damit einzuwickeln.
Bespitzelung überall....keiner traut keinem mehr, weil jeder für das Regime spitzeln würde...das Internet wäre für den Normalbürger wahrscheinlich, wie in Nordkorea, nicht frei zugänglich.
Und für uns Frauen sähe das Leben wahrscheinlich in etwa so aus wie in der Serie "The Handmaids Tale" : Kinder gebären und den Mund halten, sonst krachts."
So würde ich mir das jedenfalls vorstellen, und wahrscheinlich würde heute, da Hitler keine Nachkommen hatte, irgendein Enkel oder Urenkel von Goebbels oder Himmler den Reichskanzler stellen.


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#8

RE: Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 14.07.2023 18:24
von Katzenfan | 72 Beiträge

Ich habe den Film auch gesehen, und fand, das Dritte Reich wird darin zu normal, zu gemütlich dargestellt, beispielsweise sieht man im Film Touristenführungen und Angestellte bei normaler Büroarbeit. Und die Frauen im Film trugen auch Kleidung und Haarfrisuren der 1960er Jahre.
Ich persönlich glaube ja, dass, wenn die Nazis an der Macht geblieben wären, die Menschen in Deutschland auch in den 1960ern noch in der Kleidung der 1940er herumgelaufen wären und auch mit den Frisuren von damals.
Man hat im Film auch nicht den Eindruck, dass es ein System mit brutaler Unterdrückung ist, im Buch kommt das doch etwas mehr zum Tragen als im Film.
Ja, du hast Recht, Menschen die den Hitlergruß machen und Sieg Heil rufen, werden nur sehr lasch oder gar nicht bestraft, das verstehe ich nicht.
Bei uns in der Stadt hat ein Mann auf zwei öffentlichen Plätzen den Hitlergruß gemacht, für jeden sichtbar.
Der bekam vor Gericht aber nur 600 Euro Geldstrafe, weil er behauptet, er habe das nur gemacht, weil er obdachlos ist und in die Psychiatrie wolle, um eine Unterkunft zu haben.
Ernsthaft...welches Gericht glaubt so einen Unsinn?
Wer in die Psychiatrie will, kann auch nackt auf der Straße herumlaufen oder sowas, dafür muss man nicht unbedingt einen faschistischen Gruß machen.
Das war nur die faule, feige Ausrede eines Hitlerfans, und der Richter hat dem auch noch geglaubt.
Wenn ich Filme oder Dokus über Diktaturen anschaue, empfinde ich keine Faszination, sondern es graust mir ganz gewaltig, und ich frage mich, wieso die Menschen sich nicht kollektiv gegen eine Diktatur wehren
Erst vorgestern habe ich Dokus über Nordkorea angeschaut, das ist echt gruselig. Die Menschen dort wirken auf mich wie Zombies, die keine eigene Meinung, keine Individualität haben.
Ich frage mich oft, ob die Menschen dort wirklich, wie sie vor der Kamera sagen, Kim Yong Un und sein Reich so toll finden, oder ob nur die Angst sie dazu bringt zu sagen sie fänden es toll.
Ich vermute ja, dass diese armen Menschen es wirklich toll finden, die meisten von ihnen wurden schon in diese Diktatur geboren und haben nie etwas anderes kennengelernt.
Wären die Nazis an der Macht geblieben, wären wir wohl alle heute wie die Menschen in Nordkorea, wir hätten nie was anderes als die Nazidiktatur kennengelernt und würden das vielleicht deswegen toll finden, weil wir kein anderes Leben kennengelernt haben.
Ich wäre vermutlich nicht mal mehr am Leben, weil ich wegen meines Autismus wohl schon in der Kindheit nazitypisch entsorgt worden wäre.
Und sind wir doch mal ehrlich: Die Menschen wussten damals genau, dass die Nazis die Juden ermorden.
Soldaten auf Urlaub haben es herumerzählt, auch wenn das verboten war, und es sprach sich dann schnell herum.
Ich habe früher mal alte Stürmerhefte gelesen, auch wer die damals las, wusste genau dass die Juden ermordet wurden, es wurde dort zwar nicht direkt geschrieben, aber man konnte es herauslesen

Ich vermute, dass Deutschland heute eine atomare Wüste wäre, wenn Hitler an der Macht geblieben wäre, da hätten die Amerikaner eine Atombombe auf uns geworfen.
Doch Hitler wäre ohnehin nur an der Macht geblieben, wenn er den Krieg gewonnen hätte, und dann wäre aus den USA vermutlich eine weitere Nation geworden, die unter der Knechtschaft der Nazis gestanden hätte.
Keiner kann also genau sagen, was damals passiert wäre, wenn Deutschland den Krieg gewonnen hätte.

Ich persönlich denke ja, falls die Nazis an der Macht geblieben wären, wäre es heute wie in Nordkorea, eine Diktatur, in der das Volk nur das Nötigste zum Leben hat, und in der dem Regime unliebsame Menschen bei Nacht und Nebel für immer verschwinden.
Doch was ich mich frage: Wäre das Dritte Reich nicht nach Hitlers Tod zusammengebrochen? Oder hätte er mit Eva Braun noch einen Sohn bekommen und dann wie in Nordkorea eine Diktatur die wie eine Erbmonarchie ist, weitergeführt?.



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#9

RE: Fiktionen – Vaterland und Schrecken ohne Ende…

in Deutsche Geschichte 14.07.2023 22:43
von Meridian | 2.857 Beiträge

Auf die Frage, wenn das Dritte Reich weiter bestanden hätte? Vielleicht ähnlich wie in Spanien: Franco blieb im Krieg neutral und konnte deswegen unbeschadet bis zum Tod 1975 regieren. Sein Nachfolger Juan Carlos hat Spanien in die Demokratie geführt, er selber wurde König mit repräsentativer Macht. Traurig ist viel mehr die spätere geistige Degenerierung von Carlos (Korruption, Fremdgehen in der Ehe, Teilnahme an Elefantenjagd zu einem mehr als unpassendem Zeitpunkt und vieles mehr), und zwar in einem solchen Maße, dass all seine Reputationen verspielt hat, ja so sehr, dass sein Sohn und jetziger König Filipe sich von ihm öffentlich abgewandt hat und er ins Exil musste.

Es gibt Studien, die sagen, dass in DE ab den 60er-Jarehn eine Demokratisierung eingesetzt hätte, vielleicht sogar mit einer 1968er-Bewegung, die auch in anderen Ländern vorkam. (Bis 1968 war Westdeutschland zwar demokratisch auf dem Papier, aber die Gesellschaft war im Innersten immr noch autoritär. Das wurde erst mit dieser Bewegung aufgebrochen.) Im Gegensatz zu Korea gibt es nämlich in DE schon demokratische Erfahrungen bis in die Zeit der Germanen: Weimarer Republik, freie Meinung unter Friedrich dem Großen in Preußen, freie Reichs- und Hansestädte im Mittelalter, wo die Bürger ihren Bürgermeister wählten, das All-Thing bei den Germanen: Versammlungen von Stämmen, in denen über gewisse Dinge abgestimmt wurde. In Korea herrschte wie in China früher das Gott-Kaisertum. Wird in Nordkorea und auch in China mehr oder weniger fortgesetzt (was Kommunisten natürlich nicht zugeben), während Südkorea seine Demokratie mit viel Beharrlichkeit erlernte.


Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.
(Benjamin Franklin)


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