Merkel hat die CDU weit in die Mitte und teilweise noch links darüber hinaus geöffnet. Nicht in allen Politikfeldern, aber doch in einigen. Das, und die große Koalition, hat dazu geführt, dass nicht nur der SPD ein Unterscheidungsmerkmal zur CDU gefehlt hat, sondern umgekehrt eben auch, dass die CDU von der SPD nicht mehr richtig zu unterscheiden war. Als die CDU die Kanzlerin gestellt hat, war der wichtigste Unterschied halt, dass die CDU die Kanzlerinnenpartei war. Das ist jetzt aber weg.
Eine Folge der Merkel-Positionierung war und ist auch, dass die CDU Wähler am rechten Rand in Richtung AFD verloren hat.
Merz ist eher bekannt für eine Politik, die deutlich konservativer auftritt - insbesondere wird er den Wirtschaftskurs der Partei wieder deutlicher betonen. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass er in der Flüchtlingspolitik einen anderen Kurs fährt, und bei der Bündnispolitik diese aus der Opposition heraus klarer hin zur USA positioniert - inklusive der Forderungen nach einem stärkeren Verteidigungsetat u.ä..
Ich denke, in der CDU wurde er genau deshalb gesucht und gewählt. Im Vergleich war Röttgen da zu nah an Merkel dran, und Braun wirkte sowieso wie der geborene Nachfolger von Frau Merkel.
Schwierig wird für Merz sein, die anstehenden Landtagswahlen zu überstehen:
Saarland: am 27.3.2022
Schleswig-Holstein: am 8.5.2022
Nordrhein-Westfalen: am 15.5.2022
Niedersachsen: am 9.10.2022
Gleich bei den ersten drei Wahlen ist keineswegs sicher, dass die CDU mit an der Regierung bleibt. Im Saarland liegt derzeit die SPD deutlich vor der CDU:
Sonntagsfrage zur Landtagswahl im Saarland Infratest dimap / SR:
SPD 33 %
CDU 28 %
AfD 9 %
GRÜNE 8 %
FDP 8 %
DIE LINKE 6 %
Sonstige 8 %
Wenn das so bleibt, könnte es auch im Saarland zu einer Ampel kommen, eventuell aber auch zu Rot-Rot-Grün.
Kann sein, dass diese Wahl noch zu früh kommt, um man sie noch nicht richtig Merz in die Schuhe schiebt. Dann kommt:
In Schleswig-Holstein verliert zwar in den Umfragen derzeit die CDU, aber auch die SPD. Derzeit ist die wahrscheinlichste Konstellation die große Koalition, gefolgt von Schwarz-Grün. Eine Ampel wäre aber - wenn gewünscht - auch möglich, oder auch SPD, Grüne und SSW. Trotzdem sieht es eher so aus, als wäre Schleswig-Holstein nicht das k.o..
Entscheidend wird aber sein, ob Merz NRW für die CDU behalten kann. Das aber ist mehr als fraglich - NRW ist SPD-Stammland, und derzeit läuft es für die CDU in den Wahlumfragen nicht gut. Die SPD liegt mit 31% in den Umfragen vor der CDU mit 22%. Es könnte sein, dass mit dieser Wahl Merz schon als der notorische Verlierer dasteht, und die Geduld der CDU mit ihm dann langsam bricht. Es ist zu erwarten, dass Söder ihm mit jeder verlorenen Wahl mehr Kritik zukommen lässt. Und Röttgen wird sich seine Spitzen auch nicht verkneifen.
Wenn dann noch Niedersachsen bei Rot-Grün landet.....könnte das Jahr damit enden, dass die CDU einen neuen Vorsitzenden sucht.....
Wichtig wird auch werden, wie sich Merz mit Brinkhaus um den Fraktionsvorsitz einigt. Schießt Merz ihn ab, schafft er sich bei den absehbaren Wahlniederlagen einen starken Kritiker. Belässt Merz ihn im Amt, könnte es sein, dass Merz aus der Fraktion mehr Rückhalt bekommt.
Nein beileibe - es wird kein leichtes Jahr für Friedrich Merz - und so schön wie 95% Zustimmung klingen....es gab auch schon Spitzenpersonal in anderen Parteien, was noch bessere Ergebnisse hatte, die aber nur wenige Monate gehalten haben......
Ich glaube nicht, dass Merz 4 Jahre durchhält! Er ist nur ein Übergangskandidat.