#1

Mut – Tanz der Einsamen?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 12.11.2017 16:50
von Anthea | 12.402 Beiträge

Ist die Beachtung des kategorischen Imperativs eigentlich Mut? Bedingt sie doch Stellungnahme durch Eigenanalyse, Eindringen in sich selbst, ins tiefste Innere und mündend in dem ungeschönten Bekenntnis zu sich selbst…

Mut bedeutet Widerstand. Überwindung des so genannten eigenen „inneren Schweinehundes“, der Vorsicht, Zurückziehen, Abwarten, Still sein- Maul halten – befiehlt.

Gegenteilig - so ist die Tochter der Feigheit die Anpassung. Kants Aufsatz über die „Aufklärung“. Und immer wieder landet man bei der Selbstbestimmung, die ach, so unbequeme. Die in der Konsequenz keine Schuldzuweisung an andere zulässt.

So man denn nicht davon ausgehen kann, dass jeder sich mit Philosophie befasst(e) und Gedankengängen großer Denker durchaus etwas abgewinnen kann – im besten Falle sogar zu einer Lebensprämisse machen kann -wohl gemerkt, nach (Über)prüfung) - so nehme man die Literaten. Gerne gelesen hier zum Beispiel: Theodor Fontane. „Am Mute hängt der Erfolg“. Und: „Zwischen Hochmut und Demut steht ein Drittes, dem das Leben gehört, und das ist der Mut“.

Und warum erinnern sich Menschen nicht solcher Vorreiter? Von Mut? Gerade Fontane ist bei unseren Großeltern doch zum Beispiel „DER Schriftsteller“ gewesen.

Fakt jedoch scheint/schien zu sein, dass Appelle zum Mut hinten an stehen, wenn es um lautes Tönen anderer Art geht: Denen der Heilsversprechen – 1000-jährige Reiche und Himmelreiche, die doch nur ein „klitzekleines Problem“ beinhalten: Eigendenken nicht vorgesehen!

Da wurde einem psychopathischen „Heilsverkünder“ geglaubt. Und wenn nicht diesen Versprechungen geglaubt wurde, jedoch nicht der Mut entgegengesetzt, ein Veto einzulegen. Denn „Der Mut der Schlechten stammt aus der Feigheit der Guten“ (Don Bosco).

Entschuldigung für den „kleinen Mann“, den „Einzelnen“. Nicht wirklich, nur im Rahmen des Verständnisses von berechtigter Lebensangst und Bedrohung des selbigen. Denn es durchaus nachvollziehbar, wenn es heißt: „Empörung macht Mut. Es gibt keine feige Empörung“. /Sully Prudhomme.
Aber das bedingt wieder den Mut zur Empörung…

Grundsätzlich jedoch und egal, was war – der Kirche als angeblich Handlungsbevollmächtigte einer „höheren Macht“ wird immer geglaubt. Das „gute“ 1000-jährige Reich war eine Illusion. Diese Erkenntnis wurde durch Millionen von Opfern gewonnen. Warum glaubt man den beruflichen Glaubensvermittlern? Weil ihr zweiter Name „Hoffnung“ heißt? Und: Alles wird gut?

Mut zur „Wahrheitssuche“? Tut nicht weh. Nur ein wenig in die „Geheimnisse“ der Wissenschaft eindringen. Glauben kann man immer noch. Nur nicht, dass der Vatikan das ist, was er vorzugeben scheint….Den „heiligen Stuhl“ gibt es nicht. Nur einen „Stuhl“, an dem „aufgeklärte“ Menschen – die absolut an „etwas“ glauben können – zunehmend sägen. Und das ist gut so.

Interessant ist eine Stellungnahme der SED aus 1946 zum Thema in eigener Sache und Christentum.
Auszug: ….Der Glaube ist eine persönliche Angelegenheit des einzelnen Menschen ! …Die frühere allgemeine Ablehnung der Kirche durch die sozialistische Arbeiterbewegung galt nicht dem christlichen Glauben. Sie galt der Kirche als MACHTINSTRUMENT DER HERRSCHENDEN KLASSEN, also vor allem den Vertretern jener Staatsreligion, die als politischen Faktor EINSEITIG und AUSSCHLIEßLICH nur den Interessen der Unterdrücker gegen die Unerdrückten dienten und zur Völkerverhetzung beitrugen….

Das erscheint mir als richtig. Egal, WER das gesagt hat. Und egal auch, ob das Marketing in eigener Sache war.

---


Jeder Tag ist der Anfang des Lebens. Jedes Leben ist der Anfang der Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke
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#2

RE: Mut – Tanz der Einsamen?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 12.11.2017 17:08
von Till (gelöscht)
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Zitat
„Zwischen Hochmut und Demut steht ein Drittes, dem das Leben gehört, und das ist der Mut“.

Ein schöner Aphorismus. Der hilft mir allerdings nicht weiter. Interessanter für mich ist die Frage, wo hört Mut auf und fängt Dummheit an?


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#3

RE: Mut – Tanz der Einsamen?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 12.11.2017 19:58
von Athineos | 551 Beiträge

So spontan muss ich sagen, Mut ist für mich, trotz Angst das für mich und meine Nächsten notwendig Erscheinende zu tun. Mut und Dummheit schließen sich aus, da ich, um die Angst zu überwinden, einen Denkprozess in Gang bringen muss. Anders steht es mit der Tollkühnheit oder Verwegenheit. Diese Begriffe setzen ein blindes Handeln ohne Abwägen von Positionen
voraus. Mut heißt nicht, offenen Auges ins Verderben zu rennen. Das wäre dann wahrhaft Dummheit und kein Mut. Und hier schließt sich der Kreis .....


Μολών λαβέ!
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#4

RE: Mut – Tanz der Einsamen?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 13.11.2017 15:12
von antenna (gelöscht)
avatar

Zitat von Till im Beitrag #2

Zitat
„Zwischen Hochmut und Demut steht ein Drittes, dem das Leben gehört, und das ist der Mut“.
Ein schöner Aphorismus. Der hilft mir allerdings nicht weiter. Interessanter für mich ist die Frage, wo hört Mut auf und fängt Dummheit an?



Gute Frage, auf die es wohl viele Antworten gibt. Die Grenze von Mut bishin zu Dummheit mag fliessend sein und unterschiedlich definierbar. Grenzen ausprobieren, Grenzen ueberschreiten bzw. persoenliche Grenzen erkennen, dazu gehoeren Mut plus eine Portion Verstand.

Mut ist ein Sprung vom 10 Meter Turm im Schwimmbad, Dummheit ist der Kopfsprung in unbekanntes Gewaesser.

Komplizierter wird es, wenn es um den Mut zur Wahrheit geht. Kann dieser dumm sein?
Oder der Mut, gegen den Strom zu schwimmen - und kann man dies ueberhaupt als mutig bezeichnen? Ich wuerde mal behaupten, dass es dabei vor allem auf die "Stroemung" ankommt.

Mut ist gegen seine Aengste zu kaempfen, diese anzugehen. Das kann der Bungee Sprung sein, das kann eine Rede vor einer grossen Menge Leute sein oder aber schlicht und einfach des Wort "Nein"!. Dumm nur, wenn man sich selbst ueberschaetzt.



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