#1

3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.10.2018 11:42
von Anthea | 12.391 Beiträge

Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern..? Nicht doch. „Brüder“ gibt es höchstens bei den ominösen Bruderschaften. Wie z.B. die 1982 in Ostberlin gegründete „Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft“. Hochgeachtet und enorm einflussreich in neonazistischen Kreisen, wie es heißt, obwohl der Kreis aktiver Mitglieder recht überschaubar ist. Jedoch betreiben wie das Geschäft mit neonazistischer Musik und die Vermarktung von Bands wie „Landser“, „Tätervolk“, oder „Die Lunikoff Verschwörung“ — Bands, in denen jeweils mindestens ein Vandale mitwirkt.

Wenn man sich umhört, dann werden begeisterte Erinnerungsfeste hinsichtlich des 3. Oktobers 1990 wohl hauptsächlich – oder gar ausschließlich – im Westen „zelebriert“. Und wenn ich so in gewissen Foren AfD-freundlicher Gesinnung lese, dann sträuben sich mir die Haare, wie gegen den Westen gehetzt wird, der angeblich gegen den Osten hetzt. Z.B. in Bezug auf Chemnitz, wo doch „Demonstrationen“ total aufgewertet würden als rechtsextreme Auswüchse, wo die Leute doch eigentlich nur etwas unmutig mit Stöckchen herumgewedelt hätten. So der Tenor, wobei ich das jetzt ironisch mit eigenen Worten schreibe. Aber das Wort „Stöckchen“ fiel dann doch direkt ins Auge.

Aber „Highlight“ war die Bemerkung eines Foristen, der wörtlich schrieb:
„Mit dem 3.OKT 1990 sollte auch Ostdeutschland frei für den Islam geschossen werden und war gezwungen, krude westdeutsche Lebensweise aufgedrückt zu bekommen“.

Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn man es seitens des Westens erst einmal nur bei nunmehr offenen Grenzen zur gestorbenen DDR belassen hätte. Dann hätte man weiter sehen können. In Ruhe. Ob die Menschen überhaupt sich würden eingliedern wollen. Nach 45 Jahren war eine neue Generation herangewachsen.

Ist der heutige Tag wirklich ein Tag zum Feiern? Ein politischer Erfolg, ja. Ende des kalten Krieges. Menschen der DDR dürfen den Mut feiern, der sie zum Aufstand gegen Unfreiheit brachte. All das ist anerkennenswert.
Aber eine „deutsche Einheit“ im Sinne des Rütli Schwurs, der ist aus meiner Sicht nicht zustande gekommen.

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Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#2

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.10.2018 17:26
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Für mich stellt sich die Erinnerung durchwachsen dar. Habe Ende 1990 erst mal meine Arbeit als Ingenieur verloren, weil die ostdeutschen Betriebe platt gemacht wurden. Musste mich dann als Bauhilfsarbeiter durchschlagen, wobei ich vom Staat dabei betrogen wurde, dadurch dass das ALG bei Arbeiotsaufnahme sofort weg war, das neue ALG bei Jobverlust nach ca. 2 Monaten 6 Wochen auf sich warten ließ. Habe so mein mehr verdientes Geld in dieser ALG freien Zeit verbrauchen müssen und habe so effektiv kostenlos gearbeitet. Wenn ich da heute die neoliberalen selbstgerechten abgeicherten Schwätzer und Hetzer labern höre (lese), könnte ich reindreschen, die sollten mal das Leben in Arbeitslosigkeit und Eiunkommen auf Sparflamme seleber leben, nicht bloß von der "Kirchenkanzel" runter Moral predigen, so fühlt sich deren Zynismus nämlich für mich an!

Da bin ich regelrecht dankbar für meine Erwerbsunfähigkeitsrente. Einschränkungen hatte ich auch zu DDR Zeiten, nur da wären für so eine Rente 80% Einschränkung nötig gwesen, im Westen waren es zu meiner kritischen Zeit 50%, das hat dann ausgereicht für die Rente. Wobei mich in der Übergangszeit das Arbeitsamt auch noch mal um Geld betrogen hat. Viel zu früh wurde mein ALG gestrichen, weil ich ja bald Rente bekommen sollte. Das war Ende der Neunziger.

Andererseits komme ich dank Partnerin die Arbeit hat, einigermaßen um die Runden, da teilen wir uns die Lebenshaltungskosten und so kann ich heute sogar reisen und mir so manchen lang gehegten Reisetraum erfüllen. Das wäre so in der DDR nicht möglich gewesen. Auf meiner Wunschliste stehen und standen ja auch westliche Länder, für die ich in der DDR niemals eine Erlaubnis bekommen hätte. Einen Teil dieser Reisewünsche konnte ich mir inzwischen erfüllen, ein anderer Teil Länder ist da noch offen.

Vielleicht wäre es wirklich günstiger gewesen, die DDR erst mal wirtschaftlich zu sanieren, abgesehen von der Euphorie, in der eine aus heutiger Sicht viel zu schnelle Wiedervereinigung gefordert wurde. "Kommt die D-Mark nicht zu uns, gehen wir zu ihr". Das Vertrauen in die DDR Politik war jdenfalls vollständig "im Eimer". Trotz aller Bewegung und personellen Veränderungen. Die alte Parteiriege musste jedenfalls vollständig abtreten. Es reichte nicht mehr aus, heute mal zu sagen "Ja ok, wir haben Fehler gemacht, nur um morgen im gleichen Stil weiter zu regieren und Kritiker womöglich wieder einzusperren, nur damit die Bonzenclique ihren Wohlstand auf Kosten der Bevölkerung aufrecht erhalten konnte.

Mit neuem Personal allerdings (Lothar de Meziere, Gregor Gysi, der Gruppe der 20 und anderen Bündnissen wie Bündnis 90, ...) hätte ich mir eine Erneuerung der DDR vorstellen können. Ich fand auch die "Runden Tische" zum Dialog mit der Politik gut.

An jenem 9.November 1989 habe ich nichts von dem Großen Ereignis mitbekommen, habe das dann am Folgetag auf meiner Arbeitsstelle erfahren und an einen Scherz meiner Kollegen geglaubt. Die Grenze zum Westen offen!?!? Aber Hallo! Und doch war es die Wahrheit. Eine Woche darauf war ich dann das Erste Mal in Westberlin und im folgenden Dezember auf Verwandtschaftsbesuch in Bochum, Göttingen und Solingen. Wahnsinn!

Wenn ich vorher in Berlin zwischen Pankow und Schönhauser Allee mit der Berliner S-Bahn unterwegs war, wo diese direkt an den Grenzanlagen vorbei fährt, habe ich geglaubt, dass das nun immer so bleibt. Und doch ist dieser widerliche Zaun gefallen. Aber dessen Anblick wird mir zeitlebens in Erinnerung bleiben und noch heute schaue ich bei Reisen durch Deutschland, ob ich mich noch in den neuen Bundesländern oder bereits auf dem Gebiet der alten Bundesländer befinde.

Vergangenen Sommer habe ich eine Elbe-Fahrradtour von Lutherstadt Wittenberg nach Hamburg und danach noch Cuxhaven unternommen. Im Grenzgebiet war ich sehr bewusst unterwegs. Zwar ist mir der Übergang in die Alten Bundesländer linkselbisch wo ich da unterwegs war, entgangen, abends in Schnackenburg angekommen, bereits Alte BL. Aber auf der gegenüberliegenden Elbseite Ex DDR. Bin dann mit der letzten Fährentour noch rüber und habe so dann im ehemaligen Sperrgebiet mein Zelt für die Nacht aufgeschlagen. Mächsten morgen wieder in den Westen, bis Hitzacker, dort wieder auf Ex DDR Seite und nicht in Boizenburg dem wirklich letzten Ort der EX DDR, sondern bereits in Bleckede wieder in den Westen und das jeweils ganz bewusst, das heißt mit dem Wissen, dass ich entweder in die Ex DDR oder halt in die BRD reise. Auf meinem Weg nach Hamburg in Bleckede dann endgültig in den Westen.


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#3

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.10.2018 18:41
von Wanderfreund | 52 Beiträge

Die Integrationsministerin von der SPD in Sachsen hat ein Buch geschrieben <<„Integriert doch erst mal uns<<. Wenn die Ossis sich ausgegrenzt fühlen dann wissen sie ja wie sich das anfühlt und dann ist es um so unverzeilicher wie die mit Flüchtlingen umgehen.
Der Ministerpräsident Kretschmer hat jedenfalls festgestellt, daß es dem Osten noch nie so gut ging wie heute. Dass hat den Westen auch viel Geld gekostet was immer dort vergessen wird. Die Zeit war noch nicht reif für ein solch flottes aufeinander loslassen und es wäre besser gewesen erst einmal abzuwarten, ob Ost und West zusammen passen und bereit sein würden an einem Strang zu ziehen anstatt dauernd zu jammern und Ansprüche zu stellen.
Die Leute haben ja erst seit 1990 Demokratie gelernt.


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#4

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.10.2018 22:51
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Betriebe wieder her und zwar nach heutigem Standard marktwirtschaftlich saniert oder Managergehalt für uns ALLE aus dem Osten plus 10 Millionen Euro Abfindung für den Jobverlust verdammter selstgerechter Heuchlker. Erst unsere Fabriken zermalmen und uns dann Anspruchsdenken vorwerfen., Her mit den Fabriken IN ARBEITEREIGENTUM und MIT PRALL GEFÜLLTEN AUFTRAGSBÜCHERN.

Stattdessen erzwungene Arbeitslosigkeit und Komplette Entwertung von allem was wir in de rZone gelernt haben für den Export in den Westen haben wir gearbetet OHNE AUCH NUR EIUNE EINZIGE WESTMARK dafür zu sehen!!!!

Und plötzlich ist alles was wir mal gelernt haben nur nocjh Dreck wert. Scheiß Deutschland!!! UNd SPD ist längst eine Partei der Besserbverdiener uind des GELDADELS geworden, genau wie die FDP und die Christenpartei.

All die Parteibonzen gehören in Hartz IV bei eingezogenem Vermögen, das an alle Bedürftigen auszuzahlen ist ohne dass das auf die Sozialhilfe oder auf die Renten angerechnet wirtd. DANN SOLLEN DIE MAL HALTUNG ZEIGEN WENN DIE SICH SELBER GANZ HINTEN IN DER sCHLANGE DER BEDÜRFTIGEN ANSTELLEN MÜSSEN. Wasser predigen kann jeder!!!!!

B G E HER !!! Sofort!! mLeb mal selber von ALG!!! Dafür hab ich nicht studiert, um dann als Ingenieur weggeschmissen zu werden!

Hab alles probiert um wieder Arbeit zu finden auch als HILFSARBEITER IM SOMMER AUF DEM BAUI 35 Grad im Schatten um dann nach 2 Monaten wieder arbeitslos zu sein. Für NICHTS hab ich gewuchtet.!!!

Nie wieder. GELD muss für die Arbeit bezahlt werden. Geld Geld Geld und nochmals G E§ L D!!!!! Nix Almosen al la Hartz IV und in der Reihe anstellen. Geld muss die Arbeit bringen NICHTS ALS GELD!!! Echte Teilhabe am Gesamtwohlstand!

Und zwar denjenigen die für den Geldadel den Buckel krumm machen, nicht für das Bürogescocks das bloß Regeln aufstellt die unsereinen diskrinimieren!!!! (Anti Terror Gesetze, Internetüberwachung, ...)



zuletzt bearbeitet 03.10.2018 23:01 | nach oben springen

#5

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.10.2018 23:02
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Stimmt aber dass wir viel zu schnell das einheitliche Deutschland geschaffen haben. Das hätte langsamer passieren sollen!

Ich denk mal die Koreaner werden das beachten bei ihrem Einigungsprozess.


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#6

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 03.10.2018 23:29
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Mei, hier hat aber einer ordentlich gefeiert.

Nee, im Ernst, Denker, solche Tiraden nützen einer Sachanalyse ebensowenig wie die Mär von den blühenden Landschaften im Osten.
Ich würde auch die "Einsamkeit" nicht unterschreiben, ganz einfach, weil die nächste Generation seit der Wiedervereinigung schon erwachsen ist und völlig unvoreingenommen einen gesamtdeutschen Weg einschlagen konnte. Sie sind auch im sozialen Leben verbandelt und nehmen keinerlei Vergleiche mehr vor.
Hinzu kommt, dass auch die, die einst den politischen und sozialen Wechsel miterlebten, mittlerweile in dieses gesamtdeutsche System reingewachsen sind.
Man kann jetzt in Ostalgie und Verbitterung ob der eigenen Verluste verfallen und auch die damaligen politischen und wirtschaftlichen Fehlentscheidungen anprangern, trotzdem hätten sich die Zustände heute nicht weniger problematisch entwickelt. Auch erhaltene Betriebe würden marktwirtschaftlich aufgestellt sein, je nach Auftragslage Gehälter anpassen oder Leute entlassen.
Ich finde ja, dass es einfach mal gut sein sollte mit diesem Ost-West-Palaver, letztlich dient es auch nur dazu, die ohnehin gespaltene Gesellschaft noch mehr aufzuregen.
Ich bin trotz aller Hürden, die die Wiedervereinigung gebracht hat, immer noch sehr dankbar, dass dieses sozialistische Experiment gescheitert ist. Gerade heute hatte ich wieder viele Deja vues, auf die ich sehr gern verzichten würde. Nie wieder möchte ich ideologische Vereinnahmung, Kindergefängnisse, Zwangsadoptionen, Denunziantentum und anderes Stasigedöns erleben!


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#7

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 04.10.2018 00:16
von Gelöschtes Mitglied
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Es gibt hier mehrere Wahrheiten. Ich überspitze im Folgenden gerne mal.....

Nachdem die DDR durch die BRD gekauft wurde, wurde eine ganze Generation in Saft stehender Menschen der Ex-DDR weitgehend ausgemustert.

Die, die damals Rentner waren, haben profitiert - mehr Rente, mehr Konsumfähigkeit, mehr Konsummöglichkeiten......sie sind heute aber weitgehend tot.

Die, die damals zwischen 40 und 60 waren.....wurden ausgemustert. Viele von denen sind faktisch Verlierer der Einheit.

Die, die damals zwischen 20 und 40 waren.... konnte zum Teil neue Perspektiven finden, zum Teil wurden sie ausgemustert. Die Anteile der Gewinner und Verlierer halten sich die Waage - aber die Verlierer sind lauter.

Die, die damals jünger als 20 waren..... haben sich meist gut mit den Veränderungen arrangiert. Sie gehören zu den Gewinnern.


Bewegliche Menschen gehörten meist zu den Gewinnern - auch über alle Generationen hinweg. Aber nicht jeder ist beweglich, und nicht jeder muss beweglich sein!

Die deutsche Einheit ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen - auch Altersmäßig. Die Menge an Menschen, die sich überhaupt an die Zeiten vor der Einheit erinnern, sinkt zunehmend, und wird in den nächsten 10 Jahren deutlich an Bedeutung verlieren.

Es ist nicht alles gut gewesen und nicht alles gut gelaufen - aber gut ist, dass es die deutsche Einheit gibt! Es ist auch gut, das zu feiern - und feiern geht nicht alleine - deshalb ist der 3. Oktober auch kein Tag der gemeinsamen Einsamkeit, sondern ein Tag zum fröhlichen Flirt mit der gemeinsamen Zukunft.


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#8

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 04.10.2018 06:15
von gun0815 (gelöscht)
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Ein willkürlich gewähltes Datum, so früh wie möglich, beigetreten zum Geltungsbereich des GG der BRD.

Am 3. 10. gibt es für mich eigentlich nix zu feiern.
Und alles, was man damit verbindet, ist für mich persönlich gekünstelt und im Nachhinein eher herbeigelabert.

Ja, da ich auch auf der Straße stand, war die Öffnung der Grenze und der Rauswurf der Alten Staatssäcke etwas ganz geiles. Und der Vorbeimarsch am VoPo an der Grenze glich einem inneren Vorbeimarsch.....logo, denn ich war damals Punk.

Aber wie das nach einer taumelnden Feier so ist, der Morgen danach wird entweder das Grauen selbst oder dir brummt einfach nur der Schädel. So auch hier.
Denn die Ideen der Foren, der Bürgerrechtler und politisch Interessierten waren gut. Ein gemäßigter Übergang zu einer Wiedervereinigung. Auch ein Gysi stand damals vor der VK und und fragte siich, warum man über ein Wiedervereinigungstermin diskutiert, den man eh nicht selbst bestimmen kann, anstatt sich Gedanken zu machen, wie man mit Regelungen und Konzepte oder auch Gesetzen, die Menschen in der DDR auf eine kommende Wiedervereinigung vorbereiten könnte.

Hätte man dies alleine schon berücksichtigt, dann hätten es die Raubtierkapitalisten nicht so einfach gehabt, unser Volkseigentum zu verscherbeln. Denn ich warte heute immernoch auf meinen Anteil. So, wie jeder Ex DDR Bürger!

Viele haben sich gefragt was, bzw. wie das damals geregelt werden sollte. Eine Treuhandholding, nicht staatlich geführt, sollte ja nach Idee der Bürgerrechtler den Übergang des Volkseigentum regeln. So weit, so logisch, denn die Rechtsform "Volkseigentum" gab und gibt es im Bundesdeutschen Recht nicht.
Doch so schnell und mMn überhastet, wie die "Einheit" kam, wurde auch diese Idee gekapert, vergewaltigt und politisch deformiert. Letztlich kam eine staatliche Behörde heraus, die den politischen Willen der Bundesregierung ausführte (Innenministerium) und der wenig Beachtung geschenkt wurde, so dass alte Kader und korrupte Wessis machen konnten, was sie wollten.

Heute ist der Begriff "Treuhand" ein Synonym für Mißwirtschaft, Korruption und kriminelle Machenschaften. ...logischerweise treffen solch Anschuldigungen auch das Innenministerium.....nur hier irgendwie nicht. Niemand war und ist an der Aufarbeitugn der damaligen Machenschaften wirklich interessiert. Und als Kirsche auf diesem Sahnehaufen darf man ruhig den Mord am Herrn Rohwedder betrachten, der bis heute nicht aufgeklärt wurde. ....wie alle politischen Morde der 3. Generation.

Klar ist die Ex DDR Bevölkerung beschissen worden. Da brauche wir nicht drüber streiten. Und auch all die vielen positiven Dinge, die wir jetzt hatten, können diesen Beschiß nicht wett machen. Da wirken Versuche dieses Gefühl zu zerreden wie dummes Geschwätz und Belehrungen, man solle doch das positive sehen, anstatt nur zu meckern, wie "alte Zeiten" wo Probleme eher totgeschwiegen wurden und Mahner in Bautzen landeten.

Viele wissen gar nicht, wie die ersten Jahre der Einheit für ex DDRler war, können sie auch nicht. Und genau aus diesem Grund ist es auch anmaßend zu belehren man sollte nicht "meckern" ....

Eines haben Wessis nicht verstanden. Wenn es um konstruktive Sachprobleme in der "sozialistischen Produktion" ging, hatten wir echte Beteiligung, wenn es um Verbesserungen und Optimierungen der Prozessabläufe ging. Politisch war sowas nicht ums verrecken möglich, nur hier, in der kleinen Welt des täglichen Broterwerbs, da hatten wir das.
Nun aber zählte die Stimme eines Angestellten nichts mehr.
Gestern hatte ich das Thema mit einem meiner ältesten Freunde (seit über 33 Jahren) und er meinte dazu, dass man von einer politischen Diktatur, in eine wirtschaftliche gedrängt wurde. Er hat das am eigenen Leib erleben dürfen, ähnlich dem hier geschilderten Verlauf des Denkers_1.

Ich feiere am 9 November. DAS ist der Tag des Triumphes der Demonstrationen in der DDR. Viele können etwas erreichen! Das scheint man heute, wo es mal wieder nötig wäre, nicht mehr zu glauben.
Alles was nach dem 9.11.89 kam, war politisches Kalkül, überrumpeln der unerfahrenen Neubürger, politischer und wirtschaftlicher Beschiß und gaaaaanz viel Schwarzgeld. Grad letzterer Punkt wurde mir gegen Ende der 90er von einigen Protagonisten der ersten Stunde prahlend bestätigt. (ich mußte natürlich meinen Brechreiz etwas unterdrücken)

Wer war denn der Profiteur? - Die Wirtschaft! Eine Billiglohnzone direkt vor der Haustür. In den ersten Jahre ein "wilder Osten" in dem fast jeder fast alles machen durfte, was er wollte. Geld floß in viele Politikertaschen, da brauchen wir gar nicht nach Leuna schauen, da gibt es viel bessere Beispiele.

Ich empfehel hier mal was zum Thema: Der deutsche Goldrausch

Aber nun will ich es mal sein lassen. Nein, ich bin auch kein Verbitterter, sonder sehe mit meinem ganz persönlichen Optimismus in die Zukunft, die ich nicht mehr erleben werde, von der ich aber ein Teil sein werde.

Und ja, natürlich wurde viel falsch gemacht. Es war ja auch nicht das 3. oder 4. mal, daass man sich wiederver.....dass man ein Land in den Geltungsbereich des GG übernimmt....sondern es war ein einmaliges Ereignis....PUNKT! Da darf man Fehler machen....PUNKT! Das verwerfliche an der ganze Sache ist nur, wenn man diese Fehler wegredet, klein macht, verleugnet. Das kommt nie gut an, schon gar nicht bei Menschen, die von diesen Fehlern mittel und unmittelbar betroffen sind.

Leider scheinen sich aber die Verantwortlichen zu weigern, aus Fehlern zu lernen. Dazu sind die Dinger aber da! Die Menschheit hat sich durch die gemachten Fehler eher definiert und sich sogar verbessert, wenn diese als solche erkannt und behoben wurden.

Fangen wir doch endlich mal damit an.

Einen Fehler zu machen ist nicht schlimm. Nichts daraus zu lernen ist dumm!

mfg


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!


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#9

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 04.10.2018 10:55
von Anthea | 12.391 Beiträge

Im Nachgang zu einer Petition gegen Pegida auf change.org las ich gestern einen Nachtrag vom Petitionseröffner:


Zitat
"Gedanken zum 3. Oktober

Feiertage sind wichtig und gut.
Indes: Kohls 3. Oktober ist und bleibt ein Retortentag. Vor allem setzt er ein fatales Fehlsignal.

Statt auf ein bürgernahes Europa der Regionen zu setzen, wird das Auslaufmodell Nation gefeiert. Wer - abseits von sportiven Wettkämpfen - noch immer die eigene Nation überhöht, bereitet damit den Humus, auf dem die dumpfen Parolen der AfD und Pegida prächtig gedeihen. [...]"



Ist die Nation wirklich ein Auslaufmodell? Soll eine jede untergehen in einem Pulk, einem Mischmasch von "Werten" unterschiedlicher Arten? Um im Endeffekt nicht DAS Land zu sein, und in der Bedeutungslosigkeit des "eines unter vielen" zu versinken?
Multikulti, Europa, weltoffen zu sein bedingt für mich jedoch nicht, dass Menschen nicht mehr stolz sein dürfen für in ihrem Lande Geleistetes - in dem Falle die Öffnung der Mauer - sondern dass sie alles dem großen Europa-Gedanken unterordnen sollen?So nämlich hört sich das an, wenn es in dem Nachgang zur Petition von Martin Nieswandt heißt:

Zitat
"Natürlich wünschen Menschen sich Identifikation:

Dazu bieten sich hervorragend an:

- eigene Ort / Stadt / Region
- Europa als Wertegemeinschaft
- unser globales Dorf

Darum läßt sich der 3. Oktober wunderbar ersetzen durch Feste wie:

- Europatag oder
- Tag der Vereinten Nationen oder
- Tag der Verkündung des Grundgesetzes oder
- Tag des Kriegsendes"



Sorry, aber solche Ideen sind für mich etwas "für den Popo".
Menschen wollen zu einer "Identifikation" nicht irgendein mehr oder weniger Anonymum wie "Europa". Für sie ist die Identifikation und sind ihre Werte dort, "wo ihre Wiege stand". Und das ist nun einmal Deutschland. Und dieses feiert am 3. Oktober nicht Europa, sondern sein Land und seine Menschen und seinen Erfolg.

Es geht ja nicht um Deutschtümelei.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)


zuletzt bearbeitet 04.10.2018 10:57 | nach oben springen

#10

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 04.10.2018 11:00
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von moorhuhn

Mei, hier hat aber einer ordentlich gefeiert.

[quote="moorhuhn"]
Nee, im Ernst, Denker, solche Tiraden nützen einer Sachanalyse ebensowenig wie die Mär von den blühenden Landschaften im Osten.
Ich würde auch die "Einsamkeit" nicht unterschreiben, ganz einfach, weil die nächste Generation seit der Wiedervereinigung schon erwachsen ist und völlig unvoreingenommen einen gesamtdeutschen Weg einschlagen konnte. Sie sind auch im sozialen Leben verbandelt und nehmen keinerlei Vergleiche mehr vor.
Hinzu kommt, dass auch die, die einst den politischen und sozialen Wechsel miterlebten, mittlerweile in dieses gesamtdeutsche System reingewachsen sind.
Man kann jetzt in Ostalgie und Verbitterung ob der eigenen Verluste verfallen und auch die damaligen politischen und wirtschaftlichen Fehlentscheidungen anprangern, trotzdem hätten sich die Zustände heute nicht weniger problematisch entwickelt. Auch erhaltene Betriebe würden marktwirtschaftlich aufgestellt sein, je nach Auftragslage Gehälter anpassen oder Leute entlassen.
Ich finde ja, dass es einfach mal gut sein sollte mit diesem Ost-West-Palaver, letztlich dient es auch nur dazu, die ohnehin gespaltene Gesellschaft noch mehr aufzuregen.



Erst an dem Tag wo die selbstgerechten besser verienenden Wessies, die nie Arbeitslosigkeit am eigenen Leib erlebt haben, die nie im Niedriglohnsektor gearbetet haben, die nie eine Zeitarbeitsfirma von innen gesehen haben, endlich aufhören, unsereinem Anspruchsdenken vorzuwerfen aber den alten DDR Parteikadern ihre Luxusrenten bezahlen und den Manangern ihre Millionengehälter!!!! Erst an dem Tag, an dem die Diskriminierung der Ostdeutsche ein für allemal Geschichte ist!!!!!

Zitat von moorhuhn

Ich bin trotz aller Hürden, die die Wiedervereinigung gebracht hat, immer noch sehr dankbar, dass dieses sozialistische Experiment gescheitert ist. Gerade heute hatte ich wieder viele Deja vues, auf die ich sehr gern verzichten würde. Nie wieder möchte ich ideologische Vereinnahmung, Kindergefängnisse, Zwangsadoptionen, Denunziantentum und anderes Stasigedöns erleben!



Ich auch! Aber als Ingenieur hatte ich ebenso gut zu den Besserverienern gehören können, wenn es anders gelaufen wäre.

Kindergefängnisse und Zwangsadoptionen sind mir von der heutigen BRD zwar auch nicht bekannt, Stasigedöns aber sehr wohl!: Internetüberwachung und Zensur, letztere als Urheberrechtsschutz getarnt. "Anti Terror Gesetze", die keine sind. In deren Rahmen die 100ml Schikane bei Flugreisen, keine Nagelfeile keine Taschenmesser, keine Fingernagelschere darf im Handgepäck mitgeführt werden, aber wenn man Gepäck aufgibt besteht das Risiko, dass das Gepäck am Zielflughfen nicht pünktlich eintrifft.

Zitat von gun0815

Klar ist die Ex DDR Bevölkerung beschissen worden. Da brauche wir nicht drüber streiten. Und auch all die vielen positiven Dinge, die wir jetzt hatten, können diesen Beschiß nicht wett machen. Da wirken Versuche dieses Gefühl zu zerreden wie dummes Geschwätz und Belehrungen, man solle doch das positive sehen, anstatt nur zu meckern, wie "alte Zeiten" wo Probleme eher totgeschwiegen wurden und Mahner in Bautzen landeten.



Genau so empfinde ich das Gelaber der Wessies auch. Wie eine Verhöhnung! Äquivalent zur Verleugnung des Holocaust für das Volk der Juden!



zuletzt bearbeitet 04.10.2018 11:04 | nach oben springen

#11

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 04.10.2018 13:10
von Bicyclerepairman | 105 Beiträge

Zitat von denker_1 im Beitrag #10
Erst an dem Tag wo die selbstgerechten besser verienenden Wessies, die nie Arbeitslosigkeit am eigenen Leib erlebt haben, die nie im Niedriglohnsektor gearbetet haben, die nie eine Zeitarbeitsfirma von innen gesehen haben, endlich aufhören, unsereinem Anspruchsdenken vorzuwerfen aber den alten DDR Parteikadern ihre Luxusrenten bezahlen und den Manangern ihre Millionengehälter!!!! Erst an dem Tag, an dem die Diskriminierung der Ostdeutsche ein für allemal Geschichte ist!!!!!


Hier muss ich mal ein Wiederspruchswort einlegen. Der sogenannte Westen hat dito extrem strukturschwache Regionen, Gebiete die wirtschaftlich nicht mit dem Arsch hochkommen oder eben ganze Bundesländer die von einem absoluten Strukturwandel betroffen sind. Bist Du mal vor 25 Jahren durch NRW gefahren als das große Zechensterben noch im Gange war und der Eisen/Stahlhüttenausverkauf ? Hast Du mal dort Städte, Kreise besucht die bis heute nur noch auf dem Zahnfleisch fahren ?

Glaubst der der "Osten" hat Arbeitslosigkeit oder den Niedriglohnsektor höchst alleinig gepachtet ? Du betreibst mit solchen Sätzen exakt das was Du anderen vorwirfst. Scheuklappenmentalität und eingebranntes Selbstmitleid.

Ich höre z.B. solche Texte auch aus Gegenden aus Meckpom die mittlerweile ne bessere Infrastruktur haben als in HH.....



zuletzt bearbeitet 04.10.2018 13:13 | nach oben springen

#12

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 04.10.2018 13:29
von Anthea | 12.391 Beiträge

Lieber denker_1, du bist, wohl auch verständlicherweise, verbittert. Wie viele andere auch, die sich mehr erhofft hatten. Ob gerechtifertigt oder ungerechtfertigt, das sei einmal dahin gestellt, denn die Situation und die Gegebenheiten waren nun einmal Neuland. Und zwar für alle!

Aber es ist nicht gerecht, wenn du jetzt quasi alle Wessies niedermachst. Es gibt nämlich auch da eine ganze Reihe, deren Vita nicht so gelaufen ist, wie sie es sich vorgestellt hatten. Die unverschuldet aus einem guten Job gerissen wurden und dann in Hartz IV gelandet sind. Die sich dann, weil sich nun einmal die Zeiten geändert hatten, nicht mehr sich auswählen konnten, welcher Job auf ihr Stellengesuch ihnen am meisten gefiel. So waren dann viele Wessis gezwungen, sich unter ihrem gewohnten Level zu verdingen. Und nicht zuletzt war das dann auch der Tatsache geschuldet, dass nunmehr ca. 16 Mio neue Bürger aus 5 neuen (maroden) Bundesländern hinzukamen.

Was ich sagen will ist, dass nichts mehr so wie früher war. In den NBL ging es bergauf, dafür sorgten Milliarden an Geldern, die in den Aufbau flossen. Dafür ging es im Westen bergab - siehe z.B. gewisse Regionen wie das Ruhrgebiet u.a.

Es stimmt einfach nicht, dass Wessis keine prekären Arbeitsverhältnisse kennen würden. Dass durchaus Kritik am System, was dazu angetan ist, dass Reiche immer reicher werden und die Schere von Arm und Reich sich weiter öffnet, angebracht ist, das wissen auch die Menschen in den "gebrauchten Bundesländern".

Und es gab seitens der NBL-Bürger durchaus eine gewisse Erwartenshaltung gegenüber dem Westen, die nicht erfüllt wurde und werden konnte. Hätte es diese nicht gegeben, dann wäre, wie die friedliche Revolution, die die Mauer öffnete, auch ein "Veto" möglich gewesen nach dem Motto: Wir wollen gar nicht zu euch gehören wollen. Wir wollen selbständig bleiben. In einem anderen Deutschland. Nichts wäre doch unmöglich gewesen?

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Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#13

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.10.2018 06:41
von gun0815 (gelöscht)
avatar

Zitat von Anthea im Beitrag #12
.....

Und es gab seitens der NBL-Bürger durchaus eine gewisse Erwartenshaltung gegenüber dem Westen, die nicht erfüllt wurde und werden konnte. Hätte es diese nicht gegeben, dann wäre, wie die friedliche Revolution, die die Mauer öffnete, auch ein "Veto" möglich gewesen nach dem Motto: Wir wollen gar nicht zu euch gehören wollen. Wir wollen selbständig bleiben. In einem anderen Deutschland. Nichts wäre doch unmöglich gewesen?

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Genau das war eben nicht möglich. Die Vereinigung beider war alternativlos. Auch die Geschwindigkeit war unumgänglich, dafür saß der damaligen Bundesregierung die Wirtschaft zu dicht im Nacken.

Ja, es gab eine Erwartungshaltung. An der waren wir aber nicht Schuld. Wenn man hinterher feststellt, dass die Alte mit der man im Bett gelandet ist, am nächsten Morgen ohne Schminke das pure Grauen ist, dann ist man hinterher immer schlauer.

Und einiges nervt Ossis auch, weil sich einiges überhaupt nicht geändert hat. Politische Eliten gab es hüben wie drüben, bereichernde Hände und Geberfreundliche Industriemagnaten, Interessenpolitik nach Geldbörse.
Zwang, Bestimmung und Hilfe konnte man von Beamten (StaatsDIENER) auch nur nicht wirklich erwarten. Gut, die Läden waren bunt und voll......nützt nur nix, wenn das Leben als Scherbenhaufen unter einem knirscht.

Ach und bezahlt haben wir alle! Den seit 1990 sind wir ein Land. Da spielt es keine Rolle ob der Geldgeber im Westen liegt. Wer hier anfängt zu trennen, der hat "Vereinigung" nicht verstanden. Und wir bezahlen heute noch für den Mist, den die Organisatoren damals veranstaltet haben.

Was ich persönlich nach der Wende gelernt habe ist, dass man mit Bullshitjobs (Versicherungsmakler, Aufgabendelegierer, Tabellenausfüller uva. ) mehr Kohle machen kann, als mit produktiver Tätigkeit.
Leider hat man die Gelegenheit verpasst, wirklich gutes und funktionierendes aus der DDR zu übernehmen. War ja alles schlecht.....so kam es einem am Anfang vor. Und das ist ja auch EIN Grund für die Unmut derer, die sich da mit einbeziehen.

So lange die BRD das Schaufenster des Westens war, war auch die Welt der Wessis in Ordnung. Mit der Wiedervereinigung war diese Funktion obsolet und es kam das zum Vorschein, was eigentlich schon 20 Jahre vorher hätte erkannt werden können, wenn es nicht alles so schön bequem gewesen wär.
Und dann diese unsägliche Entstasifizierung.....warum hat man die so intensiv betrieben und damals bei der Entnazifizierung so luschig gearbeitet? Heute spioniert ein Programm der Sicherheitsbehörden auf eurer Elektronik und Bürger können via APP denunzieren (in den USA heut möglich und kommt auch bei uns) und Privatleben kann wegen Annahmen völlig verschwinden. Wer sich so entwickelt, macht sich unglaubwürdig. Denn wenn ich mich erinnere und denke, na das ist ja wie unter Honni, dann läuft mächtig was falsch.

Anderes Thema: Das Positive.

Frag doch mal die Menschen, was sich zum positiven geändert hat. Da bekommt man recht interessante Antworten. Und alle drehen sich fast immer nur darum, das man sein Geld jetzt für Dinge ausgeben kann, die man in der DDR vermißt hat. Ja, das mit der Meinungsfreiheit hat man schnell verstanden, nur wenn man zu hören bekommt, dass solch eine Meinung nicht haben darf, weil man nicht mehr im Sozialismus lebt, dann ist das auch wieder ein wenig dämlich.

.....das wird man doch wohl mal sagen dürfen.


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!


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#14

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.10.2018 08:41
von Anthea | 12.391 Beiträge

Zitat von gun0815 im Beitrag #13
Zitat von Anthea im Beitrag #12
.....

Und es gab seitens der NBL-Bürger durchaus eine gewisse Erwartenshaltung gegenüber dem Westen, die nicht erfüllt wurde und werden konnte. Hätte es diese nicht gegeben, dann wäre, wie die friedliche Revolution, die die Mauer öffnete, auch ein "Veto" möglich gewesen nach dem Motto: Wir wollen gar nicht zu euch gehören wollen. Wir wollen selbständig bleiben. In einem anderen Deutschland. Nichts wäre doch unmöglich gewesen?

---




Genau das war eben nicht möglich. Die Vereinigung beider war alternativlos. Auch die Geschwindigkeit war unumgänglich, dafür saß der damaligen Bundesregierung die Wirtschaft zu dicht im Nacken.



Wieso war das alternativlos? Das kommt mir jetzt so vor, dass es eine Entschuldigung für Versäumnis war, weil die DDRler eben eine Erwartenshaltung hatten. Und es deshalb ganz toll fanden, zum Land, wo angeblich "Milch und Honig fließt" zu gehören. Ich behaupte, dass keiner zum damaligen Zeitpunkt überhaupt in Betracht zog, doch gegen die Vereinigung Protest einzulegen. Kannst du mir solche Aktionen irgendwelcher Art nennen? Und wer wem damals im Nacken saß, da hatte das normale Volk, der normale Bürger gar keinen Durchblick. Wie auch?

Zitat
Ja, es gab eine Erwartungshaltung. An der waren wir aber nicht Schuld. Wenn man hinterher feststellt, dass die Alte mit der man im Bett gelandet ist, am nächsten Morgen ohne Schminke das pure Grauen ist, dann ist man hinterher immer schlauer.



Wieso ist das dann die "Alte" schuld? Doch immer derjenige, der sich was erhofft hat und nicht genau hingeschaut hat. Oder war z.B. das Zitat von "drum prüfe, wer sich ewig bindet" nicht bekannt? Dafür aber wohl, dass man bei Goldeseln nicht so genau hinschaut. Oder pecunia non olet.

Zitat
Und einiges nervt Ossis auch, weil sich einiges überhaupt nicht geändert hat. Politische Eliten gab es hüben wie drüben, bereichernde Hände und Geberfreundliche Industriemagnaten, Interessenpolitik nach Geldbörse.
Zwang, Bestimmung und Hilfe konnte man von Beamten (StaatsDIENER) auch nur nicht wirklich erwarten. Gut, die Läden waren bunt und voll......nützt nur nix, wenn das Leben als Scherbenhaufen unter einem knirscht.



Was hat denn der "Zwang" in der Erwartenshaltung zu suchen? Und Scherben kann ein jeder selbst aufkehren und neu beginnen. C'est la vie, nicht nur das von Ossis. ;-) Die Möglichkeiten zu arbeiten waren natürlich in der DDR sehr ausgeprägt, quasi garantiert. Aber ein Leben in totaler Sicherheit mit der Garantie auf Arbeit und Vermögen, die gibt es nirgendwo.

Zitat
Ach und bezahlt haben wir alle! Den seit 1990 sind wir ein Land. Da spielt es keine Rolle ob der Geldgeber im Westen liegt. Wer hier anfängt zu trennen, der hat "Vereinigung" nicht verstanden. Und wir bezahlen heute noch für den Mist, den die Organisatoren damals veranstaltet haben.



Nun war 1990 die DDR wohl kaum in der Lage, Gelder für ihren Aufbau bereitstellen zu können. Den Soli ja, den mussten alle bezahlen. Aber peanuts im Vergleich zu den Geldern, die seitens des Westens geflossen sind. Ja, da haben "Investoren" für einen Appel und ein Ei Güter aufgekauft. Ist denn da jemand der "Superschlauen" seinerzeit aufgestanden, hat Initiativen ergriffen und gesagt: Wir wollen das Werk X erhalten und in Arbeitnehmerhände geben? Da waren doch erst einmal die Leute froh nach dem Motto, dass da jemand den "Schrott" aufkaufte. Ja, hinterher ist man immer schlauer. Und deshalb empfand ich die anschließende Besserwisserei und Jammerei des großen Unrechts, das man den Ossis angetan hätte, als nicht angebracht.

Zitat
Was ich persönlich nach der Wende gelernt habe ist, dass man mit Bullshitjobs (Versicherungsmakler, Aufgabendelegierer, Tabellenausfüller uva. ) mehr Kohle machen kann, als mit produktiver Tätigkeit.
Leider hat man die Gelegenheit verpasst, wirklich gutes und funktionierendes aus der DDR zu übernehmen. War ja alles schlecht.....so kam es einem am Anfang vor. Und das ist ja auch EIN Grund für die Unmut derer, die sich da mit einbeziehen.



Es hat keiner behauptet, dass alles "schlecht" war. Es war nur zum Teil überholt. Heute arbeitet, um mal ein Beispiel zu bringen, auch keiner mehr an "Stehpulten". Das nennt man "Fortschritt". Und wenn jemand nur mit den Händen arbeiten kann, dann berechtigt das diesen jedoch nicht, andere Tätigkeiten als das Nonplusultra der gesamten Arbeit - sprich: Berechtigung zu dieser Benennung "Arbeit" - anzusehen. Und Jobs, die eher "Köpfchen" verlangen, ihre (auch) Wichtigkeit abzusprechen. "Produktiv" ist nicht nur das, was man nachher mit den Händen greifen kann.

Zitat
So lange die BRD das Schaufenster des Westens war, war auch die Welt der Wessis in Ordnung. Mit der Wiedervereinigung war diese Funktion obsolet und es kam das zum Vorschein, was eigentlich schon 20 Jahre vorher hätte erkannt werden können, wenn es nicht alles so schön bequem gewesen wär.



Was kam hervor??? Dass die BRD eine blühende Wirtschaft hatte? Was hätte man erkennen können?


Zitat
Und dann diese unsägliche Entstasifizierung.....warum hat man die so intensiv betrieben und damals bei der Entnazifizierung so luschig gearbeitet? Heute spioniert ein Programm der Sicherheitsbehörden auf eurer Elektronik und Bürger können via APP denunzieren (in den USA heut möglich und kommt auch bei uns) und Privatleben kann wegen Annahmen völlig verschwinden. Wer sich so entwickelt, macht sich unglaubwürdig. Denn wenn ich mich erinnere und denke, na das ist ja wie unter Honni, dann läuft mächtig was falsch.



Da hat man wohl verstanden, dass man "luschig" war und wollte jetzt die gleichen Fehler nicht noch einmal bei den Stasi-Leuten machen. Wo sind die eigentlich abgeblieben?

Zitat
Anderes Thema: Das Positive.

Frag doch mal die Menschen, was sich zum positiven geändert hat. Da bekommt man recht interessante Antworten. Und alle drehen sich fast immer nur darum, das man sein Geld jetzt für Dinge ausgeben kann, die man in der DDR vermißt hat. Ja, das mit der Meinungsfreiheit hat man schnell verstanden, nur wenn man zu hören bekommt, dass solch eine Meinung nicht haben darf, weil man nicht mehr im Sozialismus lebt, dann ist das auch wieder ein wenig dämlich.



Welche Meinung darf man hier nicht haben? Man darf ja schon, man darf sie nur nicht ausleben. Das macht die jetzt anders "Unterdrückten" der Nazi-Fraktionen in den NBL unmutig. Vor allen Dingen, dass es "kontra" gibt. Ist aber auch bitter, dass die sich nicht ausleben dürfen.
Was ich nach der Wende feststellte, als ich in den NBL war, das war, dass die Leute sehr schnell gelernt hatten. Was die Preise anbelangte. Nur mit dem Service, sprich: der Wertarbeit im Sinne von der Abhängigkeit von Leistung zu Preis, da haperte es. Das habe ich speziell im Gastronomie- und Beherberbungsbereich bemerkt.

Zitat
.....das wird man doch wohl mal sagen dürfen.



Ja, das darf man durchaus.
Haben denn jetzt die Unzufriedenen mal eine Eingabe zu einem erneuten Mauerbau gemacht? Wohinter sie dann schalten und walten könnten, wie es ihnen beliebt? Ganz unter sich? Und alles anders machen als die bösen Wessies? Mit solchen "Oberhäuptern" von der AfD dürfte das doch gelingen? Und Frau Merkel wären sie dann auch los, brauchten keine Galgen mit ihrem Konterfei mehr mit sich rumtragen, die Pegidioten. Oh, sorry, ich meinte natürlich die "besorgten Bürger" im Dauerstatus der Besserwisserei.


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)


zuletzt bearbeitet 05.10.2018 09:12 | nach oben springen

#15

RE: 3. Oktober - Tag der gemeinsamen Einsamkeit?

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 05.10.2018 09:32
von Bicyclerepairman | 105 Beiträge

@gunnie

Ich bringe mal die damaligen Gefühlslagen aus der Sicht eines "Westlers"......

Die jetzt berühmten Reden ( Krenz und Co. ) hörten meine Kumpels und ich auf der Rückfahrt aus Schweden in einem schlecht beheizten Oldtimer, dito ebenso schlecht war der Empfang des 6 V Radios und wir dachten zuerst das gleich Dieter Hildebrandt auftaucht und uns den Witz der Sendung erklärt....(Vorher waren wir eine 1-2 Wochen opm Dörpn dort und wir haben da nicht so viel mitbekommen )

Nun, als später diese Massen nach Hamburg strömten waren wir natürlich überrascht und ich kann Dir sagen das viele, ganz viele bei uns auch nicht wussten was auf Sie zukommt, wie das gehändelt werden soll oder generell was passieren wird. Irgendwie, bei aller Freude am Zeitgeschehen war das so wie Enthusiasmus trifft Skepsis*..

Wovon wir allerdings extrem überrascht waren. und das auch später, war die übergroße Erwartungshaltung gepaart mit einem ordentlichen Schuß Naivität was bei uns so abgeht. Wir fragten uns damals gleich was die Jungs und Deerns eigentlich aus dem "Westfernsehen" so mit genommen haben, es gab ja noch einiges mehr ausser Wim Thoelke...

Wir ( d.h. mein liberaler bis linker Freundeskreis ) ahnten damals schon das dieses, egal wie sich diese Sache entwickeln würde, irgendwie in Entäuschung münden musste. Zumal wir ja nun, als lang erzogene Kritiker des Systems um die hiesigen Spielregeln wussten. Im Kleinen wie im Großen. Der Autohändler wollte seine 4 rädrige Schabracke für zu viel Geld an den NBL Mann/Frau bringen ebenso wie die Lebensmittelketten die einen erfolgreich die Mehrpreisigkeit Ihrer Produkte verkaufen konnten wenn Sie diese nur von Ihrem Bremer Logistikcenter nicht nach Flensburg sondern nach Parchim oder Schwerin bringen mussten (!!)...

Und, hier war es doch genauso wie bei euch, jeder der einen anderen Weg als die totale und sofortige Wiedervereinigung wollte war entweder ein kalter Krieger oder beinharter Sozialist...Siehe Lafo... Und Kritik war ja nun Jahrelang übergreifend gar nicht angebracht, selbst als sich Zustände entwickelten wie im wilden Westen (Osten ).
Kleine Leuchttürme der Erkenntnis wurden ZEITNAH höchsten in 1-2 Dokus oder Serien verarbeitet, siehe hier mal Schwarz-Rot-Gold auch 30 Jahre nach der Erstaustrahlung immer ein Erkenntnisgewinn.

* und diese Skepsis ging ja auch einher mit dem Dräuen das für uns die golden Zeiten vorbei waren. Der gesamte Ostblock war nun zusammengebrochen, das westliche, bzw. Bundesdeutsche Schaufenster gen Osten war obsolet.
Ok, wie die Herren des Marktes in den folgenden Jahren die Zügel anziehen werden war uns natürlich damals nicht bewußt und es ging definitiv nicht wie jetzt das man Angst um um die liebevoll gehegten Vorgartenzwerge hatte, dafür war das vereinte Deutschland nun einfach.. äh alternativlos.

Was wir uns auf von Anfang an auf sicher fragten - und dafür kannten wir, siehe oben die Gegebenheiten und die Spielregeln, wie man staatlicherseits überhaupt dort eine industrielle Infrasktruktur aufbauen konnte.

Denn und das war uns von Anfang an klar, ohne Druck oder Milliardenanreize würde da analog zu unseren kapitalistischem nix passieren. Und da kommen wir wieder zum Enthusiasmus, denn als wir so manchen Neuankömmlingen Kennzahlenmässig mal vorgerechnet haben das in den sehr vielen Sparten die westdeutsche Wirtschaft einfach ein paar Sonderschichten einlegen und sich eigentlich gar nicht mit unnötigen Investitionen abgeben müsste, gab es entweder lange Gesichter oder gleich die Kündigung einer (noch) nicht vorhanden Freundschaft.

My first 2 Cents...später eventuell mehr...



zuletzt bearbeitet 05.10.2018 09:33 | nach oben springen


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