#31

RE: Über missbrauchte Helden

in Deutsche Geschichte 04.08.2018 20:08
von Anthea | 12.400 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #28
Anthea,

das ist alles romantisch verklärter literarischer Abgesang von Menschen, die nie ihren Arsch aus dem Zimmerchen bekommen haben, um für ihr Land zu kämpfen.

Ich sehe es daher als literarisch verarmte und welkende Stilblüte aber nicht mehr.

Lieben Gruß aus dem alten Land !

PS: Ich hasse Feiglinge.....auch intellektuelle Feiglinge


Der Text ist von mir! Meine Gedanken zu Rilkes Cornett.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
nach oben springen

#32

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 04.08.2018 20:12
von gun0815 (gelöscht)
avatar

@Sir P.

Ich kann dir nicht sagen, wie ich gehandelt hätte. Ich kann das nur aus dem Heute beurteilen.

Und da steht mein Urteil fest. Ich bin aber selbstverständlich dafür, es im Kontext der Zeit zu sehen.

Und da seh ich es so, wie ich es schrieb. Jeder, der sich aktiv gegen ein Unrechtssystem stellt, handelt prinzipiell rechtens. Wer aber sein Leben über die Sache stellt, ist eben inkonsequent.

Der Plan war mutig, die Motivation kann ich leider nicht nachvollziehen. Ich kann nur das beurteilen, was am Ende dabei herausgekommen ist.

Fakt ist aber, dass grad der alte Adel gegen Ende 2. WK Muffensausen bekam. ...die Schäflein ins trockene bringen....

Etwas früher und ich hätte den Hut gezogen. Doch der Zeitpunkt war einfach zu spät. Die Messen waren gesungen.....

mfg


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!


nach oben springen

#33

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 04.08.2018 20:23
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Zitat von gun0815 im Beitrag #32
@Sir P.

Ich kann dir nicht sagen, wie ich gehandelt hätte. Ich kann das nur aus dem Heute beurteilen.

Und da steht mein Urteil fest. Ich bin aber selbstverständlich dafür, es im Kontext der Zeit zu sehen.

Und da seh ich es so, wie ich es schrieb. Jeder, der sich aktiv gegen ein Unrechtssystem stellt, handelt prinzipiell rechtens. Wer aber sein Leben über die Sache stellt, ist eben inkonsequent.

Der Plan war mutig, die Motivation kann ich leider nicht nachvollziehen. Ich kann nur das beurteilen, was am Ende dabei herausgekommen ist.

Fakt ist aber, dass grad der alte Adel gegen Ende 2. WK Muffensausen bekam. ...die Schäflein ins trockene bringen....

Etwas früher und ich hätte den Hut gezogen. Doch der Zeitpunkt war einfach zu spät. Die Messen waren gesungen.....

mfg


Moin gun0815,

mein Großvater ist am Anfang mit Begeisterung in den WK1 gezogen. Er war jung, obrigkeitstreu und wollte für sein Land kämpfen. Vor Verdun hat er seine Meinung revediert und bei einem Artillerieangriff seinen rechten Arm verloren.

Im WK2 bei der Schlacht von Königsberg hat er sich freiwillig einziehen lassen. Er hatte den Rang eines Oberst in der Waffen-SS. Er hat gegen Hitlers Befehl seinen Rang genutzt, um Frauen und Kinder aus Königsberg zu evakuieren.

Er hat viele Zivilisten in Sicherheit gebracht. Er hat Verrat am Führer begangen, aber hatte im Offizierscorps viele alte Kameraden, die genauso dachten wie er.

Für seinen Verrat am Führer hätte er standrechtlich hingerichtet werden müssen.

War er ein Held oder ein Verräter am Vaterland ?

Für mich ersteres.

Leider ist er vor vielen Jahren von mir gegangen. Aber ich werde ihn wiedersehen in Walhalla ! Und dieser Tag wird ein guter Tag sein.


Gruß aus dem alten Land !


Die Freiheit führt das Volk ! Eugène Delacroix


zuletzt bearbeitet 04.08.2018 20:38 | nach oben springen

#34

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 04.08.2018 21:51
von Anthea | 12.400 Beiträge

Alles zu seiner Zeit!
Heutzutage gibt es immer eine Wahl, so man "heldenhaftes" tun möchte.
Und dafür zählt für mich keinesfalls, z.B. "unsere Freiheit am Hindukusch" zu verteidigen.

Was würdest du denn tun, SirPorthos, wenn du heute die Wahl hättest? Karriere an maßgeblicher Stelle der BW oder als Arzt ohne Grenzen in Kriegsregionen fahren?
Was ist in deinen Augen heldenhafter?

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)


zuletzt bearbeitet 05.08.2018 11:04 | nach oben springen

#35

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 05.08.2018 10:08
von Athineos | 551 Beiträge

Jeder, der mal in den Hürtgenwald kommt und die beiden groß3en Soldatenfriedhöfe sieht, auf dem großenteils noch halbe Kinder liegen, die Ende 1944/Anfang 1945 gefallen sind, der kann sehen, wer die " Verräter am Vaterland " waren! Das waren die, die unsere Jugend für ihre verbrecherischen Ziele auf den Schlachtfeldern der halben Welt opferten und sie am Ende hinschlachteten, um ihr elendes Leben um die berüchtigten 5 Minuten zu verlängern!


Μολών λαβέ!
nach oben springen

#36

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 05.08.2018 12:41
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Zitat von Athineos im Beitrag #35
Jeder, der mal in den Hürtgenwald kommt und die beiden groß3en Soldatenfriedhöfe sieht, auf dem großenteils noch halbe Kinder liegen, die Ende 1944/Anfang 1945 gefallen sind, der kann sehen, wer die " Verräter am Vaterland " waren! Das waren die, die unsere Jugend für ihre verbrecherischen Ziele auf den Schlachtfeldern der halben Welt opferten und sie am Ende hinschlachteten, um ihr elendes Leben um die berüchtigten 5 Minuten zu verlängern!


Moin,

ich möchte das mit dem Heldentum mal auf ein logisches Paradoxon bringen:

"Ich bin ein Held und sage, dass alle Helden Lügner sind !"

Nachdenken, aber bitte nicht zu lange sonst kriegt man Hirnsausen und das wünsche ich niemandem.

Lieben Gruß aus dem alten Land !

PS: Das ist die Abwandlung eines Zitates von einem sehr sehr alten Griechen


Die Freiheit führt das Volk ! Eugène Delacroix


nach oben springen

#37

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 05.08.2018 14:51
von grauer kater (gelöscht)
avatar

[quote="SirPorthos"[/quote]...........Und wer seine Heimat verteidigt, dem gebührt keine Ehre ?

Ich war und werde immer stolz sein, meine Heimat 12 Jahre als Offizier verteidigt zu haben mit meinen treu dienenden Soldaten. Ich hatte die Ehre sie anzuführen. Ich war nicht besser als sie....nur hatte ich mehr Verantwortung.

Gruß aus dem alten Land ![/quote]

Wer hat "Deine Heimat" denn bedroht oder angegriffen? Wäre es zu einem Krieg mit dem Ostblock gekommen, wäre er angesichts der Lage nuklear eskaliert, Europa wäre heute eine atomar verseuchte Wüste ohne höheres Leben. Helden wären heute Politiker und alle Menschen, die die Voraussetzung schaffen, dass es eine tragfähige Sicherheitsarchitektur gibt, die jeden Krieg verhindert, die eine Konversion der Rüstungsindustrien zugunsten der Lösung der Existenzfragen der Menschheit durchsetzen und die sämtliche Bellizisten entmachten.



nach oben springen

#38

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 05.08.2018 23:30
von Athineos | 551 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #36
Zitat von Athineos im Beitrag #35
Jeder, der mal in den Hürtgenwald kommt und die beiden groß3en Soldatenfriedhöfe sieht, auf dem großenteils noch halbe Kinder liegen, die Ende 1944/Anfang 1945 gefallen sind, der kann sehen, wer die " Verräter am Vaterland " waren! Das waren die, die unsere Jugend für ihre verbrecherischen Ziele auf den Schlachtfeldern der halben Welt opferten und sie am Ende hinschlachteten, um ihr elendes Leben um die berüchtigten 5 Minuten zu verlängern!


Moin,

ich möchte das mit dem Heldentum mal auf ein logisches Paradoxon bringen:

"Ich bin ein Held und sage, dass alle Helden Lügner sind !"

Nachdenken, aber bitte nicht zu lange sonst kriegt man Hirnsausen und das wünsche ich niemandem.

Lieben Gruß aus dem alten Land !

PS: Das ist die Abwandlung eines Zitates von einem sehr sehr alten Griechen




Das Paradoxon des Epimenides, das nur im NTüberliefert ist!!!!! Paulus, Titus 1,12
Die Schwierigkeit hierbei ist, dass es sich nicht um ein Paradoxon im Sinne einer Antinomie handelt.
Daher gibt es verschiedene in sich stimmige Lösungen, je nachdem, wie man den Begriff „Lügner“ definiert.
Also ..... sind wir so klug wie vorher ......! Und niemand weiß, was Du zum Ausdruck bringen wolltest.


Μολών λαβέ!


zuletzt bearbeitet 05.08.2018 23:32 | nach oben springen

#39

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 07.08.2018 03:40
von Teddybär | 1.675 Beiträge

Warum in Deutschland die Helden ausgestorben sind
Zu keiner Zeit hatte ein Volk so viele Helden wie das unsere in der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges; kein Regime hat seine lebenden und toten Helden so anschaulich gefeiert wie der Nationalsozialismus; niemals zuvor hatte ein Regime seine lebenden und toten Helden so geehrt wie der Nationalsozialismus; niemals zuvor hat es in der Geschichte der Neuzeit einen solchen Rückfall eines zivilisierten Volkes in einen so ungeschichtlichen, ja geradezu mythischen Urzustand gegeben wie im Nationalsozialismus. Das Wesen des Nationalsozialismus bedurfte dieser Helden und ihrer Verehrung; mit seinen geradezu kultischen Handlungen wie einer Ordensverleihung und Totenverehrung feierte der Nationalsozialismus sich selbst.

Mit der Niederlage des Nationalsozialismus ist dies alles in Deutschland verschwunden. Heldentum mit Helden(ver)ehrung und Heldengedenken existiert nicht mehr. Ein deutsches Arlington National Cemetery wäre heute befremdlich und anachronistisch.

Deutschland ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in eine Epoche der Nachgeschichte eingetreten und seine Helden sind in Vergessenheit geraten und aus dem Alltag verschwunden. Niemand ist mehr da, der sich ihrer erinnert. Religion und Ideologien verblassen, Krieg ist als etwas konkret Erfahrbares aus dem Bewusstsein verschwunden, Frieden ist nur noch ein Zustand des Alltages, Herrschaft ist nicht mehr anschaulich, sondern abstrakt, eine allgemein verbindliche und vermittelte Kultur existiert nicht mehr. Religion und Ideologie, Krieg und Frieden, Herrschaft und Kultur ermöglichten Geschichte. In der geschichtslosen Nachgeschichte ist Geschichte im überlieferten Sinn nicht mehr möglich, denn ihr sind schlichtweg die Grundlagen entzogen. Das geschieht ohne Rückgriff auf einen ungeschichtlichen, mythischen Urzustand und dies unterscheidet die geschichtslose Nachgeschichte offensichtlich vom geschichtslosen Nationalsozialismus.


Es gibt immer ein a🐻


zuletzt bearbeitet 07.08.2018 03:52 | nach oben springen

#40

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 07.08.2018 10:55
von Bicyclerepairman | 105 Beiträge

Oh doch, "wir" hätten genügend Helden, sogar aus der NS Zeit. Nur sind es nicht die Helden die jene braungefärbten Wendehälse im Nachkriegsdeutschland gebraucht hätten.

Und deswegen wurden Sie bis zum äußersten diskreditiert.

Man kann sogar soweit gehen das selbst in einem demokratischen System viele dieser Helden nicht opportun waren und bis Heute sind.

Denn egal ob in einer Diktatur oder Demokratie, müssen sich Entscheidungsträger in Ihrem System auf Befehlsempfänger und Ausgeber teils bedingungslos verlassen müssen. Sonst wäre schlicht Ihre Autorität in Gefahr.

Dito gilt und galt der Kadavergehorsam auch im Zivilen und definitiv nie der sogenannte Bürger in Uniform….

Deswegen waren Menschen wie Georg Elser, für einige Historiker noch bis in die 1980er Jahre ein Terrorist,
wie konnte ein Schreiner selbst über Hitler und Konsorten ein Urteil als mörderischer Diktator und Kriegstreiber fällen, und das noch 1938 wo niemand –sic- auf solche Ideen kommen konnte.(!)

Oder Generäle wie Bodo Henning Elster der Sinn und aussichstlose Durchhalte Befehle ignorierte und sich mit 20 tsd. Mann ergab und damit unzählige Menschenleben rettete. Und erst 1998 (!!!!!!!!) von seinem NS-Todesurteil ( Begründung: "Mißverstandene und gefährliche Menschlichkeit" ) rehabilitiert wurde. 46 Jahre nach seinem Tod.

Und du kannst Gift drauf nehmen das keine dt. Kaserne seinen Namen trug.

Oder Offiziere, die ich die Freude hatte kennen zu lernen die wegen Ihrer Handlungen im Krieg nicht in den bundesdeutschen Nachkriegs-Staatsdienst übernommen wurden. Zu unzuverlässig für die Demokratie.


Also, nein es gibt genug Helden. Nur müssen diese für irgendwas Staatstragendes taugen.....



zuletzt bearbeitet 07.08.2018 10:58 | nach oben springen

#41

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 07.08.2018 12:20
von Teddybär | 1.675 Beiträge

Ich kann deine Ausführungen inhaltlich komplett unterschreiben.

Die Unterschied liegt m. E. in der Bewertung.

Deine Helden, dennen im Nachkriegsdeutschland Unrecht geschah, sind eher Vorbilder ohne eine mythische Überhöhung zum Helden.


Es gibt immer ein a🐻
nach oben springen

#42

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 07.08.2018 12:54
von Bicyclerepairman | 105 Beiträge

Zitat von Teddybär im Beitrag #41
Deine Helden, dennen im Nachkriegsdeutschland Unrecht geschah, sind eher Vorbilder ohne eine mythische Überhöhung zum Helden.


Speziell aber in diesem Kontext - also selbst im Wertekanon der demokratischen Nachkriegsgesellschaft als Aussätzige behandelt- sind es für mich, fern jeder Mystik, vorbildliche Helden die im klaren Blick auf die Gefahr ihres eigenen Lebens hin eine Entscheidung zum Wohle anderer getroffen haben.


nach oben springen

#43

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 07.08.2018 13:03
von Teddybär | 1.675 Beiträge

Äh... wir streiten jetzt um Worte.

Jeder muss sich heute seine Helden selber aussuchen und dadurch unterscheidet sich das Heldentum von früher.
Göring sagte am 30.01.1943 über die Stalingrad-Kämpfer sinngemäß: sie starben damit Deutschland lebe.

Das wäre heute undenkbar, da es eine staatliche Vermittlung von Heldentum nicht mehr gibt.


Es gibt immer ein a🐻
nach oben springen

#44

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 07.08.2018 13:31
von Anthea | 12.400 Beiträge

Zitat von Teddybär im Beitrag #43
Das wäre heute undenkbar, da es eine staatliche Vermittlung von Heldentum nicht mehr gibt.


Na ja, nicht explizit, aber durch die Blume.
Denn was ist es anderes, wenn die Ovationen der "Festtagsredner" für einen gefallenen Bundeswehrsoldaten davon sprechen, dass er unsere Freiheit verteidigt und mit dem Leben bezahlt hat... Das ist Vereinnahmung und gemeint ist "stilles Heldentum".

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
nach oben springen

#45

RE: Heldenkult

in Deutsche Geschichte 08.08.2018 20:48
von Findus (gelöscht)
avatar

Wozu brauchen Menschen Helden? Das Individuum kann selbst denken!


nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 7 Gäste sind Online

Besucherzähler
Heute waren 46 Gäste und 1 Mitglied, gestern 274 Gäste und 3 Mitglieder online.

Forum Statistiken
Das Forum hat 2263 Themen und 50175 Beiträge.

Heute war 1 Mitglied Online :