#1

Deutsche Vergessenskultur

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.12.2018 12:43
von Anthea | 12.406 Beiträge

Wenn man den Fokus ganz speziell und immer wieder auf eine Sache richtet, dann werden andere vernachlässigt. Geraten in den Hintergrund,…nicht so schlimm? Gleichwohl, als ob es durch Mord gestorbene Opfer unterschiedlicher Kategorien geben würde – Masse vor Individualität.

So sind die Nazi-Verbrechen des 2. WK nicht nur diejenigeN einer grausamen Vernichtung der Juden, sondern ein Verbrechen an vielen anderen Völkern.

Uli Gellermann hat dazu einen hervorragenden Artikel geschrieben: Die Gründungsurkunde – Statt zweitem Weltkrieg – Holocaust, der genau diese Missstände des Vergessens resp. Unterschlagens aufzeigt.

Forderung: Nicht nur Antisemitismus-Beauftragte, sondern auch Antikriegsbeauftragte. Aber die wird es wohl nicht geben, denn dann müsste jeden Tag darauf hingewiesen werden, dass Deutschland sich nie wieder einmischen wollte – und SOLLTE!

So wird es bei einem einseitigen "Mea culpa" bleiben und die "Chefsache" wird einzig und allein Israel sein.

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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi
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#2

Nazi Verbrechen

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 26.12.2018 12:46
von Anthea | 12.406 Beiträge

Deutsche Gründungs-Urkunde
Statt Zweitem Weltkrieg - Holocaust

Autor: U. Gellermann
Datum: 24. Dezember 2018


Nun wird auch das Land Berlin mit einem Antisemitismus-Beauftragten bestückt. Nach dem Bundes-Kommissar und mit den Zweigstellen in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und dem Saarland wird das Netz jetzt noch enger geknüpft werden: Opfer und Zeugen judenfeindlicher Übergriffe können sich ab Februar bundesweit an eine neue Online-Meldestelle wenden. Was genau denn gemeldet werden soll ist diffus. Denn, so erläutert der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland Daniel Botmann, weil die Polizeistatistik in der Regel nur strafrechtlich belangbare Taten erfasse, sei eine bundesweite Regelung nötig. Was mag da nun rapportiert werden, wenn es nichts strafrechtlich Relevantes gibt? Gedanken? Gefühle? Schlechte Witze? Ein Klick und Du bist Antisemit? Eine neue, sonderbar rechtsfreie Zone der Verdächtigung entsteht, durch kein Gesetz gedeckt, durch keine demokratische Institution legitimiert.

Wer in Deutschland als Antisemit denunziert wird, ist gesellschaftlich erledigt. Aber wer entscheidet denn ob jemand Antisemit ist? Die neue bundesweite Meldestelle orientiert sich bei der Definition von Antisemitismus an Arbeiten der "Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken“. Die Allianz sieht das so: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“ Das ist ein schwieriges Deutsch, das man übersetzen muss. Folgt man dem Geschwurbel, dann kann eine Wahrnehmung angeblich etwas ausdrücken. Und auch der Staat Israel kann Ziel solcher Wahrnehmungen sein. Wenn der Staat Israel als das verstanden wird, was seine aktuelle Regierung von ihm per Gesetz behauptet: Ein jüdischer Nationalstaat. Jede Menge juristisch höchst wackliger Kann-Formulierungen münden schließlich in der Verteidigung eines diktierten Gottestaates. Denn rund ein Drittel der Einwohner Israels begreifen sich als Muslime, Christen, Drusen oder sogar als Nichtreligiöse. Und dieses sonderbare Konstrukt soll nun vorbeugend von beamteten Beauftragten und anonymer Elektronik gegen "Wahrnehmungen" verteidigt werden. Eine düstere Grauzone willkürlicher Denunziation schimmert auf.

Nachdem man in Deutschland spät zugab, dass der Holocaust ein Verbrechen war, verschwanden erhebliche andere Teile der Nazi-Barbarei nahezu komplett aus der öffentlichen Verbrechens-Wahrnehmung. Dass Nazi-Deutschland jede Menge Völker und Staaten überfallen hatte, rutschte in der öffentlichen Debatte auf einen hinteren Platz. Die Besetzung Frankreichs löste sich ganz langsam in der laut proklamierten deutsch-französischen Freundschaft auf. Die Bomben und V-Waffen gegen England verschwanden lallmählich hinter dem alliierten Bombardement des Reiches. Und die russischen Opfer, 8-9 Millionen Soldaten und 9-16 Millionen Zivilisten, verfielen dem neuen ideologischen Krieg gegen die Sowjetunion an der Seite der USA. Während die Erinnerung an den millionenfachen Mord an den europäischen Juden Denkmäler und Erinnerungsstätten kennt, erinnert an die Vernichtung russischer Kriegsgefangener nur wenig. Obwohl zwischen 1941 und 1945 weit über fünf Millionen sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten. Und obwohl mehr als acht Millionen Gefangene ermordet wurden. Mord durch Hunger und Arbeit, aber auch durch Schüsse ins Genick, waren alltäglich. Die Russenlager gab es überall im Reich gab. Nicht selten in der Nähe von Fabriken: Dort schufteten sich die verhungernden Menschen zu Tode. Tag für Tag wurden sie von ihren Lagern unter Bewachung zu den Betrieben geführt. Fragte man später die Anwohner der anliegenden Straßen, konnten die sich nicht an die Kolonnen erinnern. Die Russen waren anscheinend unsichtbar. Unsichtbar sind sie bis heute im kollektiven deutschen Gedächtnis.

Längst ist der Holocaust zum scheinbar einzigen Verbrechen der Nazis geraten. Wer fragt, warum der deutsche Krieg gegen die halbe Welt und vor allem gegen seine Nachbarn, in der deutschen Erinnerungs-Kultur kaum eine Rolle spielt, findet die Antworten schnell in der herrschenden Politik der Bundesrepublik Deutschland – fast von Gründung an. War sie doch nahezu seit der Wiederbewaffnung mit ihren Truppen Mitglied in der NATO, einem aggressiven Militärbündnis. Einer Allianz, die bis heute dem alten Nazi-Mantra vom bösen Russen verpflichtet ist. Da stört eine klare Erinnerung an den deutschen Krieg und die deutsche Kriegsschuld erheblich. Erst recht ist sie hinderlich, wenn deutsche Truppen in fremden Ländern fremde Völker bekriegen. Die demonstrative, nicht selten ritualisiert Reue über den Massenmord an den europäischen Juden, ist inzwischen zur Staatsräson unbedingter Solidarität mit Israel geronnen. Eine Reue, die Teil der westlichen Bündnispolitik geworden ist und nicht selten die Unterdrückung der Palästinenser ausblendet.

Antisemitismus ist Rassismus. Diese besonders gefährliche geistige Verirrung beschränkt sich aber keineswegs auf den Hass gegen Juden. Die Zahl anti-islamischer Angriffe ist in den letzen Jahren gewachsen. Von den Anschlägen auf Moscheen bis zum Terrorismus gegen Flüchtlingsheime. Und auch wenn körperliche Attacken gegen Russen oder russische Einrichtungen eher selten sind, ist doch der antirussische Rassismus in den deutschen Medien unübersehbar. Der Russe ist schuld. Woran auch immer. Das ist die ebenso eingängige wie brutale Fortsetzung der bösen Legende vom russischen Untermenschen. Den Nazis hat diese Propaganda zur Rechtfertigung des Krieges gegen die Sowjetunion gedient. Der bundesdeutschen Demokratie dient sie zumindest zur fortlaufenden Erhöhung des Rüstungs-Etats.

Wer der öffentlichen, der medialen Erzählung jüngerer deutscher Geschichte zuhört, der wird laut und deutlich vom Holocaust erfahren. Vom letzten deutschen Krieg erfährt er bestenfalls Genuscheltes. Als sei der Holocaust Anlass zur Gründung der Bundesrepublik gewesen. Dass ein Bundespräsident einst das Ende des Nazi-Krieges als den Tag der Befreiung bezeichnete, ist im Getriebe deutscher Auslandseinsätze anscheinend verschwunden. Aber tatsächlich war erst das von außen erzwungene Ende des Krieges der Beginn zweier deutscher Staaten als deren Erbe das aktuelle Deutschland international agiert. Einen Anti-Kriegsbeauftragten sucht man allerdings vergeblich.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi
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