#16

RE: Energiepolitischer Schwachsinn

in Deutschland 06.03.2021 07:46
von heiner | 881 Beiträge

Der Anteil von aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms an der Netzlast lag im Jahr 2020 bei 49,1 Prozent (2019: 45,7 Prozent).

Aus Windkraftanlagen 27,4 Prozent.
Photovoltaik 9,7 Prozent.
12 Prozent Biomasse, Wasserkraft und sonstige Erneuerbare.

Gesamt lag in 2020 die Erzeugung aus erneuerbaren Energien mit 233,1 TWh 4,1 Prozent über 2019, = 223,9 TWh.

Deutschland war 2020 erneut Netto-Stromexporteur mit insgesamt 18,6 TWh. Dabei machte der Export 52,3 TWh (2019: 59,4 TWh) und der Import 33,7 TWh (2019: 24,2 TWh) aus. Der Nettoexport ist im Vergleich zu 2019 (35,1 TWh) um 47,1 Prozent gesunken. Quelle Bundesnetzagentur

Also rund die Hälfte des Strom aus den Erneuerbaren und ein gewaltiger Export von Strom in die EU. Massig Strom also, ausreichend um alle Autos auf "E-Mobilität" umzustellen.


Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. (Willy Brandt)
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#17

RE: Energiepolitischer Schwachsinn

in Deutschland 06.03.2021 12:17
von Meridian | 2.863 Beiträge

Ich muss deine Freude leider etwas dämpfen. Natürlich wünsche ich mir, dass der erneuerbare Anteil ansteigt. Aber 2020 war ein gutes Jahr für die Windkraft und Photovoltaik gleichermaßen.

Bei der Windkraft sehe ich zu 75% Wahrscheinlichkeit, dass diesjahr der Ertrag geringer ausfallen wird. Alleine da auch 2019 ein gutes Windjahr war, ist die Wahrscheinlichkeit eines schlechten Windjahres umso höher. Im Januar und Februar war die typische Sturmtiefaktivität deutlich geringer, was sich auf die merklich geringere Windstromproduktion auswirkt. Ein bisschen Aufholen könnte nächste Woche kommen, denn da werden Sturmtiefs erwartet, doch wie lange? Ein weiterer Grund für die hohe Wahrscheinlichkeit ist einfach, dass der Zubau neuer Windräder derzeit langsam vonstatten geht. Nichtsdestotrotz ist aber die Windkraft die Nr. 1 vor der Braunkohle, aber mit geringerem Abstand als im Vorjahreszeitraum.

Bei der Photovoltaik sehe ich zu 60% einen geringeren Ertrag als im Vorjahr. 2020 war ein sehr sonniges Jahr. Dass ich die Wahrscheinlichkeit nicht so hoch sehe wie bei der Windkraft, liegt am stärkeren Zubau. Es gibt eher die Chance, dass in einem sonnenschein-ärmeren Jahr durch Zubau die Solarstromproduktion gehalten werden kann. In den sonnigen und sehr milden Februar-Tagen und Anfang März zeigt die PV eindrucksvoll schon sehr hohe Mittagsspitzen von über 25GW, am 2. März sogar 31GW. 30GW und mehr habe ich Anfang März noch nicht erlebt. Man merkt, der Zubau lohnt sich.

Daher erwarte ich insgesamt für diesjahr eher einen Rückgang der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien dank entsprechender Wetterbedingungen. Bei der Wasserkraft und Biomasse erwarte ich keine wesentlichen Änderungen. Doch längerfristig wird der EE-Anteil natürlich steigen. Zwischenzeitlich kann es aber passieren, dass die Braunkohle noch einmal Nr. 1 wird vor der Windkraft. Am ehesten 2023, wenn der Atomausstieg vollzogen ist und die Kohlekraftwerke daher mit höherer Last laufen müssen. Hängt davon ab, wie sich der Zubau von Wind- und Solarenergie weiter entwickelt und natürlich von den Wetterbedingungen.

Bei der PV sieht es nicht schlecht aus. In den letzten Jahren nimmt der Zubau langsam, aber stetig zu. Es wurden 2020 knapp 5GW zugebaut, Tendenz steigend. Bei der Windkraft ist es komplexer: Der Zubau neuer WEA an Land nimmt nach einem Minimum 2019 wieder zu, ist aber mit 1,5GW für 2020 immer noch niedrig. Offshore ist leider eine Zwangspause entstanden. Eine 2. Ausbauwelle wird in der 2. Hälfte des Jahrzehnts erwartet. Und da gibt es noch die vielen alten WEA, die jetzt aus der EEG-Förderung entfallen. Da könnte eine nicht unerhebliche Menge abgebaut werden. Bevor der Zubau wieder in Schwung kommt, kann es sogar das eine oder andere Jahr mit einem Netto-Minus an Zubau geben. (Neben des Ausgleiches von entfallendem Atomstrom ist auch ein mögliches Netto-Minus bei der Windkraft ein Grund, dass die Braunkohle nochmals Nr. 1 werden könnte.)

----------------------------

Ich schaue gerade raus, und - Überraschung! - es schneit.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#18

RE: Energiepolitischer Schwachsinn

in Deutschland 08.03.2021 16:41
von Meridian | 2.863 Beiträge

Noch was zu den Entschädigungszahlungen zum Atomausstieg. Um Urteile von Schiedsgerichten zu verhindern hat man sich auf diese recht hohe Summe geeinigt. Selbiges gilt auch für den Kohleausstieg. Das sind aber auch die Folgen eines überhasteten Atomausstieges 2011, v.a. wenn man ihn ein halbes Jahr zuvor noch vertraglich verlängert hat.

https://www.iwr.de/news/stimmen-zum-atom...hland-news37290

Die Niederlanden haben es wohl nicht so gesehen und nun eine Klage von RWE auf dem Hals. So geht es, wenn NL während des Braunkohle-Booms der letzten Jahre sogar diesen dreckigen Strom vor seinen eigenen Gaskraftwerken bevorzugt hat und offenbar entsprechende Verträge gesch(l)ossen. RWE ist halt ein typisches Großunternehmen, stets auf Gewinnmaximierung bedacht, und lässt sich die Gelegenheit einer Klage mit wahrscheinlich günstigem Ausgang kaum entgehen.

Ich will ja den Ausstieg aus der Kohle. Aber wenn man es so bescheuert macht, dass man die Energieversorger noch fürstlich dafür bezahlen muss. Aber die Strompreise sinken deswegen nicht. Ganz bestimmt nicht...


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#19

RE: Energiepolitischer Schwachsinn

in Deutschland 08.03.2021 17:15
von Till (gelöscht)
avatar

Unverschämt ist das Verhalten von Vattenvall. Man hat die Gelegenheit genutzt, die Bundesregierung unter Druck zu setzen und vor einem internationalen Schiedsgericht auf Zahlung von über 6 Milliarden Euro für zwei zum Zeitpunkt des Ausstiegs vom Ausstieg bereits abgeschaltete (!) Kernkraftwerke (Brunsbüttel, Inbetriebnahme 1977, und Krümmel, 1984) zu verklagen. Entsprechend erhält Vattenvall nun auch den Löwenanteil der Entschädigung.
Rot-Grün hatte gezeigt, wie man es richtig macht. Merkels unsinnige Politik kommt uns teuer zu stehen.


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#20

RE: Energiepolitischer Schwachsinn

in Deutschland 19.03.2021 20:00
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Mecki im Beitrag #19
Unverschämt ist das Verhalten von Vattenvall. Man hat die Gelegenheit genutzt, die Bundesregierung unter Druck zu setzen und vor einem internationalen Schiedsgericht auf Zahlung von über 6 Milliarden Euro für zwei zum Zeitpunkt des Ausstiegs vom Ausstieg bereits abgeschaltete (!) Kernkraftwerke (Brunsbüttel, Inbetriebnahme 1977, und Krümmel, 1984) zu verklagen. Entsprechend erhält Vattenvall nun auch den Löwenanteil der Entschädigung.
Rot-Grün hatte gezeigt, wie man es richtig macht. Merkels unsinnige Politik kommt uns teuer zu stehen.


Dafür zieht CO2 aus Kohlekraftwerken noch bis 2038 direkt in die Luft. Tagtäglich. Und klimaschädlich.


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#21

RE: Energiepolitischer Schwachsinn

in Deutschland 19.03.2021 20:55
von Till (gelöscht)
avatar

Hat zwar jetzt nichts damit zu tun, was ich geschrieben habe, aber das erinnert daran, daß die Energieversorger horrende Abfindungen dafür bekommen, daß sie 2038 Kohlekraftwerke vom Netz nehmen, deren Abschaltung lange vor 2038 geplant war.


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#22

RE: Energiepolitischer Schwachsinn

in Deutschland 19.03.2021 21:18
von Findus | 2.521 Beiträge

Was Geld wäre, den Ausbau der regenerativen Energien voranzubringen. Ärgerlich. Ich vermute, die Renaturierung der Kohlewüsten darf der Steuerzahler bezahlen.


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