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Das erste Gebot

in Deutschland 22.07.2019 08:08
von Anthea | 12.406 Beiträge

"Ich bin die Herrin, deine Göttin. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben."

An „Bewährtem“ festhalten? Oder ist es nicht doch eher so, dass sich jemand „die alten Zöpfe“ nicht abschneiden lassen will?

Uli Gellermann hat wieder zugeschlagen und sich über das „Phänomen Merkel“ ausgelassen. Anders kann man es eigentlich nicht nennen. Wie war das noch gleich? Der Titel „eiserne Lady“ ist schon vergeben.

Die Herrschaft des Matriarchats
Angela Merkel dreht noch eine Runde
Autor: U. Gellermann
Datum: 22. Juli 2019


Einem Glauben der Frauenbewegung entsprechend sollten HERRSCHAFT und Matriarchat eigentlich nicht zusammengehen. Aber dürfte man jetzt DAMSCHAFT schreiben? Wo das doch so nahe an Dämlichkeit läge. Und dämlich ist es keinesfalls, wenn die männlich dominierte Rüstungsindustrie sich mit den Damen Merkel, von der Leyen und Kramp-Karrenbauer ein feminines Tarn-Netz für die Schlacht um Steuergelder überwirft. Noch weniger dämlich ist es, wenn die seit 13 Jahren amtierende Bundeskanzlerin mit überraschenden Haken, Finten und Rochaden nun ein weiteres, scheinbar neues Karnickel aus dem Hut zaubert und temporär vergessen macht, dass sie eigentlich total angeschlagen ist, aber immer weiter und weiter und weiter regiert. Schon wachsen die ersten Kinder in Deutschland heran, die nur die Merkel als Kanzler kennengelernt haben.

Zwar hat die ewige Angela angekündigt, mit der nächsten Bundestagswahl sei ihre Kanzlerschaft beendet. Aber die Wahl soll erst im Herbst 2021 stattfinden. Bis dahin ist viel Zeit. Und Merkel ist für Überraschungen immer gut. Auch für einen zähen Willen zur Macht. Auch dafür, dass politische Leichen ihren Weg pflastern. Wo sind Karl-Theodor zu Guttenberg oder Thomas de Maizière geblieben? Beide saßen im Kabinett Merkel I (November 2005 bis zum Oktober 2009). Wer kann sich noch an Ilse Aigner, Kristina Schröder, Peter Ramsauer oder Ronald Pofalla erinnern? Sie bevölkerten einst das Kabinett Merkel II (Oktober 2009 bis Oktober 2013). Auch von Hans-Peter Friedrich, Hermann Gröhe und Johanna Wanka (Kabinett Merkel III, Dezember 2013 bis Oktober 2017) hat man kaum mehr gehört. Und wer ihr so richtig im Weg war – Friedrich Merz, Roland Koch, Christian Wulff oder Günther Oettinger – spielt entweder keine Rolle mehr oder nur noch in der zweiten Liga.

Wo Frau von der Leyen ihr Altenteil verdämmert, weiß nach der letzten EU-Inszenierung jeder, der Tagesschau sieht. Was macht eigentlich Julia Klöckner? Einst als Merkel-Nachfolgerin gehandelt, ist sie nun als Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft ebenso ruhig wie kalt gestellt. Jens Spahn? Wer ist eigentlich Jens Spahn? Annegret Kramp-Karrenbauer ist noch nicht im erträumten Amt und schon verschlissen. Markus Söder kann seiner ständig gärenden CSU nicht den Rücken zuwenden. Armin Laschet? Damit der Normalwähler überhaupt weiß, wer das ist, muss immer seine Funktion plakatiert werden: NRW-Ministerpräsident. Ein Nachfolger für Merkel drängt sich aus der CDU-CSU nicht auf. Auch ist kein zweiter Schröder in der SPD zu sehen, ein Sozialdemokrat, der nicht nur verlässlich die Interessen der eigentlichen Herren des Landes vertritt und außerdem Chancen hätte, zum Kanzler gewählt zu werden.

Das demokratische Schauspiel, die Vortäuschung von Demokratie, wird für die eigentlichen Regisseure in den kommenden Jahren nicht einfacher. Zwar bieten sich die scheinbar oppositionellen Grünen als neue SPD an und deren Robert Habeck verfügt auch über den Charme des jungen Gerhard Schröder, aber noch ist die grüne Mitgliedschaft nicht so gefügig wie die Sozialdemokratie. Auch wenn die AfD, die Nachgeburt der CDU, in Wirtschafts- und NATO-Fragen unbedingt zuverlässig ist, kann man ihr nicht jene Ruhe zutrauen, die für das Geschäft notwendig ist: Für einen AfD-Kanzler ist das Land noch nicht reif, das würde Unruhe provozieren. Die AfD muss erst noch durch einen öffentlichen Läuterungsprozess in einer Koalition mit der CDU respektabel gemacht werden.

Aber einen Kanzler braucht die große Bühne der parlamentarischen Demokratie. Und dem wiederum müßten Neuwahlen vorausgehen. Am besten vorfristig. Wenn Angela Merkel die Vertrauensfrage stellen würde. So etwa wie "Ich oder das Chaos?!“

Dann könnte sie als Chefin einer möglichen Koalitionsregierung in einen Wahlkampf ziehen. Gleich, ob als Kanzlerin einer grün-schwarzen oder einer braun-schwarzen Koalition: Merkel würde von den Marketing-Leuten als Retterin der Nation verkauft werden. Und wer so lange im hohen Amt die einfache Hausfrau gespielt hat – obwohl ihre Doktorarbeit zur "Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden“ mit magna cum laude benotet wurde – der wird doch wohl glaubhaft die Rolle der Frau spielen können, die ihren gemütlichen Lebensabend dem Wohl des Landes opfert.

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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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