#1

Der 8. Mai 1945

in Deutschland 07.05.2020 21:02
von Athineos | 551 Beiträge

Am 8. Mai vor 75 Jahren an einem Dienstag am späten Abend findet in Berlin - Karlshorst im Hauptquartier der damals noch sog. " Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland " ( Группа советских оккупационных войск в Германии ) die Ratifizierung der Urkunde zur bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht statt.
Am 9. Mai 1945 um 00.01 Uhr schwiegen in Europa die Waffen
Damit endet der faschistische Eroberungskrieg in Europa dort, von wo er ausging. Für mich ist dieser Tag der Tag der Befreiung nicht nur Europas, sondern auch meines deutschen Vaterlandes von der unheilvollen, schrecklichen und amoralischen Naziherrschaft, der Herrschaft einer verbrecherischen Clique, die unsere Jugend auf dem Altar ihrer Selbstherrlichkeit opferte und unseren guten Namen in der Welt für lange pervertierte!
Principiis obsta!

Es war , wie es Werner Bergengruen in seinem Gedicht " Die letzte Epiphanie " von 1944 thematisierte:

Ich hatte dies Land in mein Herz genommen,
ich habe ihm Boten um Boten gesandt.
In vielen Gestalten bin ich gekommen.
Ihr aber habt mich in keiner erkannt.

Ich klopfte bei Nacht, ein bleicher Hebräer,
ein Flüchtling, gejagt, mit zerrissenen Schuhn.
Ihr riefet dem Schergen, ihr winktet dem Späher
und meintet noch Gott einen Dienst zu tun.

Ich kam als zitternde, geistgeschwächte
Greisin mit stummem Angstgeschrei.
Ihr aber spracht vom Zukunftsgeschlechte
und nur meine Asche gabt ihr frei.

Verwaister Knabe auf östlichen Flächen,
ich fiel euch zu Füßen und flehte um Brot.
Ihr aber scheutet ein künftiges Rächen,
ihr zucktet die Achseln und gabt mir den Tod.

Ich kam, ein Gefangner, als Tagelöhner,
verschleppt und verkauft, von der Peitsche zerfetzt.
Ihr wandtet den Blick von dem struppigen Fröner.
Nun komm ich als Richter. Erkennt ihr mich jetzt?


Μολών λαβέ!
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#2

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 08.05.2020 09:38
von heiner | 881 Beiträge

Dies Gedicht hat das Potential für einige Tränen.
Warum ich es nicht kannte, ich weiß es nicht, aber Danke dafür.

Zitat von Athineos im Beitrag #1
Nun komm ich als Richter. Erkennt ihr mich jetzt?


Als ich geboren wurde, hatten die "Richter" etwas erarbeiten lassen, das "Grundgesetz genannt wurde. Der leitende Architekt Carlo Schmidt (SPD) hat damit etwas geschaffen, das epochal zu nennen, nicht übertrieben ist. Mit dem neuen Deutschland, jenem mit dem "Grundgesetz" bin ich dann auch geboren, keiner hat mich mehr in einen Krieg geschickt und wenn ich auf 71 Jahre Friede & Wohlstand zurück blicke & an die Hassfratzen der "Rechten" denke, bitte ich alle die diesem Land das "Geschwür" rechts regiert zu werden, nicht mehr wünschen, steht gemeinsam mit mir gegen rechts.


Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. (Willy Brandt)
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#3

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 08.05.2020 17:19
von Teddybär | 1.675 Beiträge

Vielleicht waren die Nazis gar nicht obskur, sondern sie sind mit ihren Wurzeln tief mit der deutsche und europäischen Geschichte verwachsen - allerdings war die Nazi-Partei politisches Unkraut, das durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg (Versailler Frieden) und die Weltwirtschaftskrise von 1929 zusammen mit der bolschewistischen Revolutionsdrohung "aufblühte". Das Konzept vom "Lebensraum im Osten", das im Frühjahr und Sommer 1918 für eine kurze Zeit Gestalt annahm, war nicht obskur, wenn man darunter die Zusammenballung von Macht und Herrschaft über ein Territorium versteht, das mit seinen Menschen für eigene Zwecke bedenkenlos ausgebeutet werden kann. Erst das Hintersichlassen jeder zivilisierten Norm, Auschwitz als Zivilisationsbruch, macht den Nationalsozialismus obskur.


Es gibt immer ein a🐻|Plüsch ist liebe|🐻🐻🐻 an die Macht|🐻🐻🐻 aller Wälder und Wiesen vereinigt euch!!|The First Reel Director in 🐻wood|

🐻 nutzt telegram.org als Messenger
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#4

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 09.05.2020 12:20
von Atue (gelöscht)
avatar

Man muss in der Argumentation scharf trennen zwischen Schuld und Verantwortung. Sicher kann man argumentieren, dass es eine ganze Reihe von Ursachen gab, die das Naziregime und seine Schreckensherrschaft begünstigt haben. In diesem Sinne gibt es dann auch eine (Mit-)Verantwortung für das Nazi-Regime durch den Versailler Vertrag, die Weltwirtschaftskrise und vieles anderes mehr. Doch all dies ändert nichts aber auch gar nichts daran, dass die Schuld für Unmenschlichkeit, Terror, Auschwitz und vieles mehr an Ungerechtigkeit zuallererst und auch vollumfänglich bei den dafür verantwortlichen handelnden Personen lag, und mittelbar allenfalls noch die hinreichende Unterstützung dieses Schreckensregimes durch die (damalige) deutsche Bevölkerung als Anklagepunkt mit eingebracht werden kann.

Eine Entschuldigung dafür kann es nicht dadurch geben, dass andere auch nicht alles richtig gemacht haben.

Der 8. Mai 1945 war in diesem Sinne ein Tag der Befreiung Deutschlands und der Welt von einem Naziregime - und auch der Beginn der Befreiung einer unglaublichen wenig aufgeklärten Geisteshaltung.
Es ist völlig richtig, dass diese Art der Befreiung nicht endet - an der muss jeder weiter arbeiten, sonst kann sich die Geschichte auch wiederholen.



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#5

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 25.03.2021 18:20
von Anthea | 12.400 Beiträge

Ein Beitrag wurde in den Bereich "Naher und mittlerer Osten" verschoben, da er dort besser hineinpasst.

Zehn weitere aus dem letzten Jahr leisten diesem der passenderen Thematik wegen dort Gesellschaft.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


zuletzt bearbeitet 25.03.2021 21:39 | nach oben springen

#6

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 25.03.2021 18:39
von Till (gelöscht)
avatar

Warum nur einer? Ich zähle 10 weitere.


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#7

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 25.03.2021 21:40
von Anthea | 12.400 Beiträge

Zitat von Mecki im Beitrag #6
Warum nur einer? Ich zähle 10 weitere.


Stimmt. Danke für den Hinweis.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#8

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 25.03.2021 22:59
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Ich möchte zu diesem Thema mal klare Worte sprechen !

Wir sind das einzige Volk, was seine eigene Niederlage in einem Krieg feiert.

Ist das richtig ?

Meiner Meinung nach ja !

Lassen wir uns diesen Erfolg durch Verlust niemals nehmen !!!

Unser Grundgesetz ist eine Sternstunde nicht nur Deutschlands, sondern der ganzen Welt !

Verteidigen wir es mit allem, was in uns ist !

Damit werden wir zu einem Leuchtfeuer....einem Feuer was die Welt umkreist !

Ich bin 1969 geboren und stolz, dieses Grundgesetz 12 Jahre als Offizier verteidigt zu haben.

Aber auch als Major der Reserve endet meine Pflicht nicht.

Verteidigt das, was unsere Ahnen mit Blut erkämpften !

Euch eine Gute Nacht !

PS: Ich liebe mein Deutschland


Imperare sibi maximum bellum est
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#9

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 18.04.2021 21:01
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Atue

Der 8. Mai 1945 war in diesem Sinne ein Tag der Befreiung Deutschlands und der Welt von einem Naziregime - und auch der Beginn der Befreiung einer unglaublichen wenig aufgeklärten Geisteshaltung.
Es ist völlig richtig, dass diese Art der Befreiung nicht endet - an der muss jeder weiter arbeiten, sonst kann sich die Geschichte auch wiederholen.



Ich bin ja nun im Osten Deutschlands in der DDR aufgewachsen, in der das ANdenken an die "Rote Armee" als Befreier von der Barbarei des Hitlerfaschismus groß geschrieben wurde und in der Kommunistischen Partei noch heute groß geschrieben wird.

Ich sage dazu mittlerweile, "Die Sowjets haben Deutschland von der Militärherrschaft Hitlers und seiner Schergen befreit, aber ideologisch nicht wirklich". Ideologisch gibt es da noch heite 2021 jede Menge Arbeit zu tun und die müssen wir Deutschen tun".


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#10

RE: Der 8. Mai 1945

in Deutschland 18.04.2021 22:34
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von denker_1 im Beitrag #9
"Die Sowjets haben Deutschland von der Militärherrschaft Hitlers und seiner Schergen befreit, aber ideologisch nicht wirklich".


Den Begriff "Ideologie" mag ich nicht, auch wenn er auf die Sowjets zutrifft. Sie haben 1945 zwar Deutschland "befreit", allerdings mit den gleichen menschenverachtenden Mitteln wie ihre Gegener.
Und bis beinahe 1989 haben sie im Ostblock eine Ideologie etabliert, die frei war von demokratischen Werten, die Personenkult bis zur Obsession zelebrierte und im Grunde keine anderen Handlungsmaximen als der NS- Staat verwendete, um sich das Volk gefügig zu machen- ideologische Indoktrination und gnadenlose Verfolgung und Misshandlung Andersdenkender! Von Russland konnte/kann man nicht lernen!

Nicht falsch verstehen, jegliche Argumentation, die den braunen Sumpf angreift, ist wichtig. Allerdings kann die Grundlage dafür nicht aus dem Vermächtnis der Sowjets hergeleitet werden.
Schaut man sich an, worin die Unterschiede zwischen Nazideutschland und Russland bestehen, kommt genau einer zum Ausdruck: Hitler hat Völkermord in unbeschreiblichen Ausmaß angeordnet und durchführen lassen. Dies wird Deutschland und Russland immer unterscheiden, kann aber m.E. nicht als Argument angeführt werden, den Sowjets ewig dankbar zu sein und ihre Befreiung als eine von "wenig aufgeklärter Geisteshaltung" zu bezeichnen.
Nimmt man sich nämlich den Stalin, später seine Nachfolger her, kann man konstatieren, dass sie im eigenen Lande und per Dekret in den Staaten des Warschauer Paktes die gleichen Exekutierungen an Andersdenkenden, Zionisten und "Verrätern" wiederholten, wenn auch nicht industriell organisiert. Die "Geisteshaltung" wurde mal eben von rechts nach links verschoben!
Im 20/21. Jahrhundert sollte es darum gehen, Menschenrechtsverletzungen aus ideologischen Gründen per se zu bekämpfen und sich zu verabschieden von historischen Animositäten.
Schaue ich mir an, was Väterchen Putin momentan so verbockt, Präsidentschaft auf Lebenszeit, Nawalny wird bald sterben und überhaupt- da sehe ich eine perfekt ausgeklügelte aber keine aufgeklärte Geisteshaltung.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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