#1

Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 11:05
von Anthea | 12.414 Beiträge

Denn dieses ist seit ca. 10 Jahren keine Grundvoraussetzung mehr, ein Studium zu beginnen. So kann beispielsweise ein Schulabgänger eine handwerkliche Ausbildung absolvieren und bei Meisterabschluss kann dann diese Note die fehlende Zulassungsnote des Abiturs ersetzen.

Es gibt bereits sehr viele Studierende ohne Abitur. So schreibt die WELT: „Die Kombination von Berufs- und Hochschulbildung wird immer mehr zum Normalfall“, sagte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele. „Gelernte Krankenpfleger oder Handwerksmeisterinnen sind heute auf dem Campus keine Exoten mehr, sondern gehören zur selbstverständlichen Vielfalt der Studierenden an deutschen Hochschulen.“

Dazu kleine Anmerkung: Man muss sich also nicht wundern, wenn ein behandelnder Arzt vormals Klempner war. Oder so. Lach*

Aber ernsthaft: Natürlich beginnt der Mensch nicht erst mit dem Abitur. Das ist Quatsch elitär Denkender. Wobei nun einmal bekanntermaßen es mit Abitur mehr Studienberechtigte als Studiumbefähigte gibt. Auch das ist ein Grund für viele Studienabbrecher. So nannte die FAZ im letzten Jahr eine Abbruchquote bei Bachelor-Studenten von 29 Prozent, bei Unis von 32 Prozent, bei Fachhochschulen von 27 Prozent. Besonders viele Abbrecher finden sich im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. „Unbewältigte Leistungsanforderungen“ sowie mangelnde Motivation“ wurden bei den Gründen für einen Abbruch genannt. Viele wünschten sich auch mehr Praxis.
Was nun die Frage aufwirft: Ist es nicht besser andersrum? Also erst die Praxis mit (irgend)einer Ausbildung. Und dann zu Anderem/Höherem streben und ein Studium beginnen?

https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/...hne-Abitur.html

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Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)


zuletzt bearbeitet 05.04.2018 11:07 | nach oben springen

#2

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 11:35
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Wie geht das?

Lernen nun die Schüler schon bis zur 10. Klasse die Infinitesimalrechnung, die bisher erst in der 11. und 12. Klasse gelehrt wurde. Müssen also die Schüler ein bedeutend höheres Lernpensum als vorher bewältigen? Gleiche Frage für Chemie und Physik?

In Rechtwissenschaften und Pädagogik oder Psychologie, wo dieses Können nicht benötigt wird, kann man so entscheiden, aber in den Ingenieurwissenschaften? Dort werden diese vorher bisher in der 11. und 12. Klasse vermittelten Kenntnisse dringend benötigt.

Wie funktioniert also hier die Vermittlung dieser Fähigkeiten.

Und was passiert mit Schülern, die mit der Möglichkeit, 12 Klassen zu besuchen, das Studium locker schaffen würden, nun aber 2 Jahre weniger Zeit zum Lernen haben?


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#3

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 11:45
von Hamlets Gummibärchen (gelöscht)
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Nun ja. Ich halte dies für eine ungute Entwicklung. Der Traum vom Tellerwäscher zum promovierten Lebensmittelchemiker ist doch arg neben der Kappe.

Wer noch nicht einmal die vergleichweise harmlosen Anforderungen eines Abiturs schafft, hat an der Uni nichts zu suchen. Und die paar, die in ihren 20ern merken, daß sie in der Schule viel Mist gebaut haben und dies revidieren wollen, sollen gefälligst erst einmal ihr Abitur nachholen. Dann steht ihnen vieles offen.

Der Meister im Fensterbau reicht nicht per se und definitionem zur Karriere des Stararchitekten. Da sollte man schon etwas mehr aufzuweisen haben. Und die Ehre, Schützenkönig in Kleinkleckersdorf geworden zu sein, befähigt nicht zum Verteidigungsminister.


"Bosheit, mein Herr, ist der Geist der Kritik, und Kritik bedeutet den Ursprung des Fortschritts und der Aufklärung" (Thomas Mann, Der Zauberberg)

Man kann aus keiner Mücke einen Elefanten machen, aber jeden Elefanten zur Schnecke.


zuletzt bearbeitet 05.04.2018 11:52 | nach oben springen

#4

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 12:08
von Till (gelöscht)
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Zitat von denker_1 im Beitrag #2
Lernen nun die Schüler schon bis zur 10. Klasse die Infinitesimalrechnung, die bisher erst in der 11. und 12. Klasse gelehrt wurde. Müssen also die Schüler ein bedeutend höheres Lernpensum als vorher bewältigen? Gleiche Frage für Chemie und Physik?

In Rechtwissenschaften und Pädagogik oder Psychologie, wo dieses Können nicht benötigt wird, kann man so entscheiden, aber in den Ingenieurwissenschaften? Dort werden diese vorher bisher in der 11. und 12. Klasse vermittelten Kenntnisse dringend benötigt.

Früher gehörten Differentialrechnung I und II zu den Pflichtvorlesungen in den ersten beiden Semestern eines naturwissenschaftlichen Studiums. Dort hat man dasselbe durchgekaut wie zuvor in der Schule, wenn auch in höherem Tempo. Ich nehme an, das wird heute nicht anders sein.
Abitur ist keine Garantie, später beispielsweise ein guter Arzt zu sein. Ohne Abitur ist man nicht zwangsläufig ein schlechter Arzt.



zuletzt bearbeitet 05.04.2018 12:32 | nach oben springen

#5

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 13:37
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von denker_1 im Beitrag #2
Wie geht das?

Lernen nun die Schüler schon bis zur 10. Klasse die Infinitesimalrechnung, die bisher erst in der 11. und 12. Klasse gelehrt wurde. Müssen also die Schüler ein bedeutend höheres Lernpensum als vorher bewältigen? Gleiche Frage für Chemie und Physik?

In Rechtwissenschaften und Pädagogik oder Psychologie, wo dieses Können nicht benötigt wird, kann man so entscheiden, aber in den Ingenieurwissenschaften? Dort werden diese vorher bisher in der 11. und 12. Klasse vermittelten Kenntnisse dringend benötigt.

Wie funktioniert also hier die Vermittlung dieser Fähigkeiten.

Und was passiert mit Schülern, die mit der Möglichkeit, 12 Klassen zu besuchen, das Studium locker schaffen würden, nun aber 2 Jahre weniger Zeit zum Lernen haben?


Lieber denker_1, es geht, so wie ich das sehe, nicht um die Länge der Schulzeit und auch nicht, ob es einen Hauptschulabschluss oder Mittlere Reife gegeben hat. Es geht eigentlich nur darum, dass später dann jemand ohne Abitur die Möglichkeit ergreifen kann, doch noch zu einer Uni zu schreiten. Weil jemandem dann irgendwann am 30. Geburtstag oder so klar geworden ist, dass er doch eigentlich seine Fähigkeiten in einer Autowerkstatt oder so, verschleudert. Und er doch eigentlich ein begnadeter Ingenieur oder Rechtsanwalt würde sein können...Was auch immer.

Ich weiß wirklich nicht, ob ich das gut finden kann.
Wie Gummibärchen hier schrieb, sind ja einem jeden die Möglichkeiten immer schon offen gewesen, das Abitur nachzuholen. Vielleicht wäre das der bessere Weg.

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#6

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 13:46
von Till (gelöscht)
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Wenn man sich manche Abiturienten heute anschaut, fragt man sich, wie die überhaupt ein Studium schaffen sollen.

Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen ist eine Option; es kostet allerdings viel Kraft neben der Arbeit. Andererseits wird auch nicht jeder Depp ohne Abitur zu einem Studium zugelassen; sein beruflicher Werdegang ist nur ein Kriterium von mehreren.

Aber es gehört irgendwie zum Standesdünkel oder so der Abiturienten, sich für etwas Besseres zu halten oder so. Papi schenkt ihnen zum mit Ach und Krach bestandenen Abitur ein Auto oder so, und dann wird stolz ein Aufkleber "Abi 2018" auf die Heckscheibe geklebt. Oder so.



zuletzt bearbeitet 05.04.2018 13:57 | nach oben springen

#7

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 17:57
von Till (gelöscht)
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Zitat
„Die Kombination von Berufs- und Hochschulbildung wird immer mehr zum Normalfall“, sagte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele.



Zitat
Der Anteil der Studienanfänger ohne Abitur an allen Anfängern liegt laut CHE bei 2,6 Prozent. Der Anteil der Studenten ohne Abitur insgesamt liegt bei zwei Prozent.

Normalfall?


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#8

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 18:11
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von Till im Beitrag #7
Die Kombination von Berufs- und Hochschulbildung wird immer mehr zum Normalfall“, sagte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele.


Ich denke, er will damit sagen, dass sich heutzutage niemand mehr darüber wundert, wie es wohl anfangs der Fall gewesen war, wenn im Auditorium ein Mittdreißiger mit Bäckerdiplom o.ä. neben einem frischen Abiturienten saß.
Heute nutzen eben viel mehr die Möglichkeit.

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#9

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 18:28
von Till (gelöscht)
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In einigen Studienfächern dürfen sogar Rentner die Vorlesungen besuchen.
Auch ein Mittdreißiger kann sehr jugendlich wirken; solange er nicht mit Bäckermütze und Schürze im Hörsaal auftaucht, wird er gar nicht auffallen.


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#10

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 18:56
von Till (gelöscht)
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Hier noch etwas Statistik:
"Insgesamt wählte mit 55 Prozent mehr als die Hälfte aller Studienanfänger(innen) ohne Abitur im Jahr 2016 ein Fach aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. An zweiter und dritter Stelle stehen die Ingenieurwissenschaften (20 Prozent) und Humanmedizin / Gesundheitswissenschaften (12 Prozent). Dabei stehen Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften deutlich höher im Kurs als Universitäten. Knapp 61 Prozent der Studienanfänger(innen) ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung im Jahr 2016 entschieden sich für ein Studium an diesem Hochschultyp. Etwas mehr als ein Drittel ging an eine Universität und gut vier Prozent an eine Kunst- oder Musikhochschule." (http://www.studieren-ohne-abitur.de/web/page/index.html)


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#11

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 22:03
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Ich finde diese Entwicklung sehr zielführend, macht sie doch möglich, dass "Spätzünder" jenseits der Volljährigkeit gemäß ihren aktuellen Fähigkeiten durchstarten können.
Auch wenn das immer keiner hören will, die meisten Abiturienten sind weder persönlichn noch fachlich reif, die Tragweite eines Berufes zu erfassen. Warum wohl begeben sich viele erst mal auf work and travel oder anderweitige Selbstfindungstrips?
Da lob ich mir eine fundierte Berufsausbildung nach gutem Realschulabschluss, der solche Türen offenlässt.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#12

RE: Studium ohne Abitur

in Schule und Bildung 05.04.2018 22:04
von Findus (gelöscht)
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Und welche Vorstellung hat ein drei Jahre jüngerer Realschüler dann von der Arbeitswelt und seinem angestrebten Beruf?


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