#31

RE: Die Natur des Menschen

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 10.05.2018 21:44
von Meridian | 2.859 Beiträge

Als ich 2008 beruflich in Kanada war (die einzige von 2 Reisen außerhalb Europas, die andere war China), war ich die meiste Zeit in Montréal*. Doch Die Konferenz bot für einen Tag Ausflüge an. Ich nahm das Angebot, nach Québec City zu fahren. Es ist die einzige nordamerikanische Stadt mit einer historischen Stadtmauer. Damals feierte sie ihr 400-jähriges Bestehen. Die Stadt ist schön, insbesondere vergleichen mit anderen nordamerikanischen Großstädten. Es gibt keine Wolkenkratzer. In der Altstadt waren 3-4-stöckige Häuser aus dem 17. und 18. Jh. Es waren relativ schmucklose Steinhäuser. Nach heutiger Betrachtung würde man sie als schön empfinden. Aber damals war der Barock das prägende Zeitalter. Verglichen mit den mit Ornamenten überladenen Barockgebäuden waren die Steinhäuser etwas so wie heutzutage Betonwüsten verglichen mit Gründerstil-Gebäuden. Québec wurde damals rasch aufgebaut, so wie Chinesen neue Städte heute mit 20-30-stöckigen Wohnsilos hochziehen oder die Plattenbauten aus dem sozialistischen Ostblock.

Nichtsdestotrotz sagen die US-Amerikaner, "let's visit Euope", wenn sie nach Québec fahren. Aber europäische Städte des 17. Jh. sind völlig anders...



*Montreal hat übrigens auch einen Altstadtkern aus dem 18. Jh. mit ähnlichen Steinhäusern wie Québec, aber er ist kleiner, und es gibt auch viele Wolkenkratzer. Dass dort auch alles auf französisch beschildert wird, macht das ganze etwas befremdlich...


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#32

RE: der Mensch baut und zerstlrt - im steten Wechsel

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 10.05.2018 21:45
von Till (gelöscht)
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Zitat von Jackdaw im Beitrag #30
Zitat von Till im Beitrag #28
Gut, wer in der Lage ist, sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Nö. Schon ein plärrendes Kleinkind hat ja einen eigenen WIllen - aber meinst Du wirklich, jener basiere auf einem nachvollziehbar zu begründenden Urteil?
Auf dein Niveau eines plärrenden Kleinkinds werde ich mich nicht begeben. Over.



zuletzt bearbeitet 10.05.2018 21:46 | nach oben springen

#33

RE: Architektur

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 10.05.2018 23:26
von woipe (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #21
Zitat von woipe im Beitrag #4
liebe anthea,

zum beispiel? welche burgen, schlösser, herrenhäuser wären das denn konkret???



Da kann ich jetzt nicht konkret dir welche nennen. Nur so viel: Ein Gebäude muss "leben", es muss "Erinnerung" eingezogen haben. Schwer verständlich zu machen: Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen... ;-) Es muss Atmosphäre haben. Und die verspüre ich nun einmal in alten Gebäuden, wo man den Atem von Leben der vormaligen Bewohner zu spüren vermeint. Ein Haus muss "Ausstrahlung" haben, Atmosphäre und nicht nur "kalter Stein" oder anderes Baumaterial sein.
Übrigens betrifft das auch alte Bauernhäuser. Finde ich faszinierend.

---


schon verstanden.
aber du wirst doch eines dieser wunderwerke irgendwie im hinterkopf haben...
ich für meinen teil habe durchaus das eine oder andere in dem bereich, den du angesprochen hast, der mich durchaus auch reizt. die schlösser an der loire zum bleistift, um mal etwas allgemeiner zu bleiben...
explizit lieb ich in dieser hinsicht das schloss zu chenonceau.
aber mich würden hier auch deine eindrücke interessieren. du musst das nicht zwingend in einen hochstehenden künstlerischen rahmen bringen. ich finde es sogar noch viel besser, wenn es menschen schaffen, ihre eindrücke und empfindungen mit eigenen worten zu beschreiben. das ist viel authentischer. an irgendwelchen wissenschaftlichen kram kann sich jeder orientieren. empathie schreibe ich hier extrem gross...


"nichts habe ich mir fester zum grundsatz gemacht, als meine lebensführung nicht nach euren vorurteilen zu gestalten." seneca
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#34

RE: Auf dem Schlauch

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 10.05.2018 23:40
von woipe (gelöscht)
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Zitat von Jackdaw im Beitrag #22
Zitat von woipe im Beitrag #18
[…] das ist vielleicht auch einer der gründe, warum ich die neugothik eher bei profanbauten für mich akzeptieren kann […]
Berücksichtigt man, welche Bedeutung noch vor ca. 150 Jahren die Kirche (als Institution) für die Gesellschaft und das soziale Leben innehatte, kann die rege Bautätigkeit gerade in Hinblick auf Sakralbauten, nicht verwundern.


und das werde ich auch nicht abstreiten. aber für mich persönlich, als ein individuum, das architektur ganz individuell wahr nimmt, ist es eben anders. und ich vermute, wohl gemerkt: vermute, dass es ist, wie oben beschrieben.

Zitat von Jackdaw im Beitrag #22
Zitat von woipe im Beitrag #18
[…] da stand ich wohl auf dem schlauch
Mir ist auch klar, dass mit London wohl vorrangig Christopher Wren verbunden wird, der den Wiederaufbau der Stadt nach dem verheerenden Brand von 1666 geleitet hat, und von dem rund einhundert Kirchbauten über's Stadtgebiet verteilt stehen, deren berühmteste sicher die St. Paul's Cathedral ist, ist sie doch von der zweitgrößten freitragenden Kuppel (nach dem Petersdom in Rom) überwölbt.
Andererseits ist die Gegend um St. Paul's heute längst nicht mehr das Stadtzentrum Londons, das sich eher vom Parlamentsgebäude über den Borough von Westminster bis zur Oxford Street erstreckt. London weist übrigens eine Vielzahl höchst bewundernswerter Bauten auf - und damit meine ich keinesfalls diejenigen, an denen das Blut, das anlässlich historischer Ereignisse vergossen wurde, klebt, oder die, die dem gewöhnlichen Touristen als die must-see-Attraktionen präsentiert werden.
Als ich in mal für zwei Wochen in London weilte, hatte ich eine Liste von rund 40 weniger bekannten Museen im Gepäck, die ich rasch zwischen den Mahlzeiten (die englische Küche bietet weitaus besseres Essen, als Otto Normaltourist vermutet) zu besuchen beabsichtigte. Die bisweilen zeitaufwendigen Bustransfers von Sehenswürdigket zu Sehenswürdig ermöglichten zudem ein gründliches Sightseeing, bevorzugt vom oberen Deck der Linienbusse aus. Allerdings hatte es auch einiger Zeit bedurft, die Linienpläne von vielleicht 300 Buslinien (in Papierform) zusammenzutragen. Den grandiosen Percy Circus in Clerkenwell habe ich also gesehen, als ich vom Bahnhof King's Cross (die dortige Filiale der Papierwarenhandlung WHSmith bietet ein wundervolles Zeitschrifensortiment) auf Umwegen zum London Canal Museum schlenderte… - davon abgesehen gibt's sicher eine reiche Auswahl an literarischen Werken, die man als Reiseführer für einen Londonbesuch nutzen könnte.
(Ich habe ja selbst mal versucht, das westfälische Flaesheim in ähnlicher Weise als literarischen Schauplatz zu adeln.


dein wissen ist einfach alles andere als verachtenswert und ich würde dich wirklich bitten, uns hier mehr teilhaben zu lassen.
in dem moment stand ich aber wirklich einfach "nur" auf dem schlauch. ich hätte problemlos einfach weitergoogeln können... oder mich einfach im meine fachliteratur stürzen, um nachzulesen, wenn ich denn bei mir zu hause wäre...
vielleicht saß mir unbewußt auch der schalk im nacken, der mich dazu provozierte, dir mehr infos zu entlocken...

london, so ich es dann noch schaffe es irgendwann einmal zu besuchen, wir mir viel abverlangen. museen gibt es en masse, die architektur ist vielfältig und auch das kulturelle angebot an konzerten, lesungen und was sonst noch allem wird jeden möglichen terminplan sprengen, wenn man versuchte auch nur annähernd das zu erfassen, was diese stadt zu bieten hat. und dann will man das umland vielleich ja auch noch besichtigen...


"nichts habe ich mir fester zum grundsatz gemacht, als meine lebensführung nicht nach euren vorurteilen zu gestalten." seneca
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#35

RE: Burgen, Schlösser Baudenkmäler

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 01:14
von Jackdaw | 454 Beiträge

Zitat von woipe im Beitrag #33
[…] ich finde es sogar noch viel besser, wenn es menschen schaffen, ihre eindrücke und empfindungen mit eigenen worten zu beschreiben […]
'Ne vollständige Auflistung der Schlösser und Burgen, die ich auf Reisen wenigstens mal kurz besichtigt habe, bekomme ich so aus dem Stegreif nicht zusammen… hier im Hamburger Umland sind sicher die Schlösser in Ahrensburg, in Reinbek, in Bergedorf, in Winsen und in Agathenburg (bei Stade) jedes für sich sehenswert - vom einstigen Schloss in Harburg steht nur ein Gebäudeflügel, der heute noch als Wohnhaus dient, ans Kieler Schloss erinnert nur noch ein freier Platz, der neben dem Funkhaus eine Baulücke bildet, und an dessen einer Seite (am Stelle vormaliger Stallungen wohl) eine Sammlung ostpreussischer Malerei gezeigt wird… 
Im norddeutschen Raum finden sich vereinzelt noch ehemalige Klöster, deren Besichtigung ebenfalls lohnte. Richtig interessant (oder "malerischer") wird's dann. wenn man in südlicher Richtung Hannover hinter sich hat (obwohl auch Schloss Celle ganz nett anzuschauen ist; oder Oldenburg. Schloss Ritzebüttel steht auch noch, steht aber nicht zur Besichtigung offen)
- Aber folgt man dem Oberlauf der Leine oder reist entlang der Weser, erblickt man prächtige Bauten, die oftmals im Stil der Weserrenaissance erbaut worden sind, und die die Prunksucht des Adels sehr anschaulich vermitteln - was das gehobene Bürgertum in den umliegenden Städten ja ebensooft zu kopieren versuchte… 
Schloss Salder (Salzgitter) habe ich leider noch nicht besichtigt, wohl aber Wilhelmshöhe (Kassel) mit seiner opulenten Sammlung alter Meister. Nicht weit davon (Arolsen) dienen Schloss und Schlosspark als Kulisse für musikalische Events, während knapp südlich von Hameln, in Blomberg, dient das Schloss überwiegend als Location für Hochzeitsfeiern… 

Westlich davon, am Niederrhein (bzw. in Westfalen) sind Unmengen von Wasserschlössern zu bewundern, während zum Sauerland und zum Bergischen Land hin die Burgen wehrhafter werden - die Burg von Altena ist übrigens die älteste Jugendherberge Deutschlands, und auch im Hauptgebäude der Festung Ehrenbreitstein (gegenüber von Koblenz auf der rechten Seite des Rheins) ist eine solche Einrichtung vorhanden.

Vom Lahntal bis in den Taunus bzw. in die Wetterau sind allerlei Burgen in unterschiedlichstem Erhaltungszustand zu entdecken - aber auch Rüsselsheim ist im Schatten einer Burg gewachsen. Noch weiter südlich erheben sich dann die Burgen, die man als Filmkulisse und von Wandkalendern kennt… die berühmte Burg oberhalb der Altstadt von Heidelberg ist allerdings auch bloß eine Ruine… 

Zur Abwehr einer befürchteten Invasion französischer Streitkräfte sind entlang der englischen Küste so gegen 1800 zahlreiche Redout-Festungen entstanden, das sind kreisrunde Verteidigungsanlagen, deren ringförmige Aussenmauern zugleich als Kasematten dienen.


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#36

RE: London

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 01:54
von Jackdaw | 454 Beiträge

Zitat von woipe im Beitrag #34
[…] wenn man versuchte auch nur annähernd das zu erfassen, was diese stadt zu bieten hat. und dann will man das umland vielleich ja auch noch besichtigen...
Diese gewaltige Menge an historischer Bedeutung, an weltstädtischen Veranstaltungen usw. macht es eigentlich unmöglich, Städte wie London im Rahmen einer Urlaubsreise kennenzulernen.
Aus diesem Grunde bin ich mehrmals nach England gereist - und habe während der ersten beiden Fahrten die Route so gewählt, dass ich überwiegend kleinere Städte besucht habe. Mein erster Aufenthalt in London war lediglich der Abschluss einer Rundreise - meinem dritten Englandurlaub - mit Zwischenstationen in Canterbury, Wantage, Swindon, Gloucester, Chester und Lincoln. Und natürlich hatte ich mich beim "Tagesprogramm" auf spezielle Interessen beschränkt, wobei ich in London hauptsächlich das Victoria-and-Albert-Museum anschauen wollte.
Aber den ersten Besuchstag in London habe ich nach Besichtigung der St. Pauls Cathedral und einem eher wenig inspirierenden Spaziergang von der Tower Bridge die Themse entlang bis zu den Houses of Parliament verplempert - das V&A habe ich dann am zweiten Tag besuchen können, und freundlicherweise gewährte man mir sogar Einblick in den Magazinbestand, weil die Gemälde, wegen derer ich überhaupt nach London gekommen bin, nicht in der regulären Ausstellung hingen.
Das Bethnal Green Museum of Childhood habe ich dann am selben Tag auch noch besucht (es gehört ebenfalls zum V&A), und das war für einen Tag dann auch schon wieder anstrengend genug.

Besser vorbereitet habe ich dann ein paar Jahre später per Bahn London aufgesucht - und dummerweise hatte das Hotel meine Reservierung verschlampt, so dass ich in der Nachbarschaft eine andere Bleibe suchen musste. Ich stand ja schließlich mit meinem Gepäck in der Hand da und wollte nicht umgehend wieder heimkehren.
Und so ging der Anreisetag mit Hotelsuche und Erkundigung der näheren Umgebung zu Ende. Und natürlich bestand der Ersatzquartiers-Hotelier auf Vorauskasse in bar… so dass ich am Folgetag erst einmal meine Reisekasse wieder auffüllen musste.

Insgesamt hat es mir in London aber prächtig gefallen - aber etliche der damals besuchten Sehenswürdigkeiten gibt es leider nicht mehr (so etwa ein historisches Gaswerk im Osten Londons, etwa im Lea Valley gelegen) - und für die notwendige Information über Britische bzw. Londoner Architektur empfiehlt sich unbedingt ein Besuch in der Maughan Library, die liegt knapp östlich des Trafalgar Square auf der rechten Straßenseite des Strand, an dessen Ende man das Kirchlein St. Clement Danes antrifft, eine Kirche die hauptsächlich von Angehörigen der Royal Air Force besucht wird.


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#37

RE: Londons Umland at a glance

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 09:23
von Jackdaw | 454 Beiträge

Zitat von woipe im Beitrag #34
[…] vielleicht saß mir unbewußt auch der schalk im nacken […]
in diesem Falle lohnte natürlich ein Tagesausflug ins überaus malerische Zentrum der Kleinstadt Mölln, wo Till Eulenspiegel buchstäblich ein Denkmal gesetzt wurde. Und da der Ursprungsbeitrag im Titel den Schlauch thematisiert, wäre es jetzt wohl angemessen die Architektur historischer Spritzenhäuser zu betrachten oder heutige Feuerwehrmuseen in den Fokus zu rücken… 
Zitat von woipe im Beitrag #34
[…] das umland […]
[…] Londons ist hie und dort in der Tat sehenswert - nicht gar zu weit entfernt von Greater Londons Stadtrand liegt in nordöstlicher Richtung die älteste römische Stadtgründung auf britischem Boden - Colchester - Asterixlesern besser bekannt als Camolodunum; dort steht übrigens noch eine Burganlage aus normannischer Zeit. von weitaus kleinerem Ausmaß aber ebenso besichtigenswert ist Castle Hedingham. Und wenn man schon dort in der Grafschaft Essex unterwegs ist (die traditionell in Pastellfarben verputzten ruralen Häuser im Stour Valley sollte man sich nicht entgehen lassen) , böte sich ein Abstecher in die Grantchester Meadows an, wenn auch weniger der Architektur wegen, sondern einfach wegen der Landschaft.
Aber ebenso reizvoll wäre es, themseaufwärts weiterzureisen - gern bis nach Oxford. Auf dem Weg dorthin würde man Henley-on-Thames und Abingdon durchqueren, Bilderbuchstädtchen (es gibt belgische Comiczeichner, die den Reiz dieser Landschaften verblüffend gut eingefangen haben) par excellence, die beinahe nur von Broadway (in den Cotswolds, dem Heart of England) noch übertroffen werden.


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#38

RE:

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 13:36
von Jackdaw | 454 Beiträge

England, das wird bisweilen nicht bedacht, ist mit dem Königshaus von Hannover auf's Engste verknüpft - deswegen könnte man sich Niedersachsens Landeshauptstadt zuwenden, auch wenn Spötter sagen, es sei das größte Dorf der Welt - und wenn der Tourismus eher den Shoppingmöglichkeiten und der Messe gilt… 

Kriegsbedingte Zerstörung mag Hannovers historisches Stadtbild, wie in zahlreichen anderen Städten auch, unwiederbringlich vernichtet haben - tritt man aus dem Hauptbahnhof in den westlich davon gelegenen Teil der Innenstadt, steht man inmitten eines Musterensembles des bereits angesprochenen Brutalismus… da der Einzelhandel bis in den Bahnhof hinein gezogen ist, bietet der Vorplatz eher die Ödnis eines vernachlässigten Areals, das rechter Hand auch bald in ein Rotlichtviertel übergeht… allerdings findet sich dort auch die überregional berühmte Marktkirche - und wenige Schritte entfernt: Das Museum am hohen Ufer.

Östlich des Bahnhofs ist's, was die Läden entlang der dortigen Fußgängerzone und der umliegenden Straßen betrifft, kleinstädtischeren Charakters - die Bebauung changiert zwischen Gründerzeit und Wiederaufbau.
Allerdings ist die Innenstadt Hannovers von ausgedehnten Grünflächen durchzogen, die zumindest Autofahrern und Nutzern der städtischen Straßenbahnen beinahe das Gefühl vermitteln, sich eher in einem Randbezirk zu befinden, würden sich nicht Parlaments- , Behörden- und Gerichtsgebäude neben den großzügigen Durchgangsstraßen erheben.

Diese Grünflächen dienen teils natürlich auch der Naherholung, und so befinden sich nördlich der Innenstadt der Schlosspark Herrenhausen, während in unmittelbarer Nachbarschaft des alten Rathauses der Maschteich zu einem Ruhepäuschen einlädt. Der ungleich größere Maschsee liegt noch etwas weiter südlich. Für seine Einwohnerzahl wirkt Hannover flächenmäßig recht ausgedehnt - und egal, in welcher Richtung man die Stadt erkundet, man entdeckt Spuren einstiger und gegenwärtiger Industriebetriebe, in historischen Immobilien platzierte Gastronomie, stolze Villen dort erwirtschafteten Wohlstands… die Stadt ist auch ein Verkehrsknoten (Autobahnen, Bundesstraßen, Bahnlinien, Mittellandkanal), was sich in zahlreichen Brücken, Dämmen und Einschnitten spiegelt.


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#39

RE: Ein Schloss im Hinterkopf

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 14:04
von Jackdaw | 454 Beiträge

Zitat von woipe im Beitrag #33
[…] du wirst doch eines dieser wunderwerke irgendwie im hinterkopf haben […]
Es gibt da eines im Calenberger Land, das ich, wenn ich von Hannover auf Nebenstrecken Richtung Göttingen gefahren bin, von nicht zu großer Ferne aus betrachten konnte, auch wenn ich's bislang nie besichtigt habe: Die Marienburg.

Aber nicht minder reizvoll ist das Herrenhaus Grabau, dem wohl auch schon die Ehre zuteil wurde, in TV-Produktionen als Kulisse Verwendung zu finden. - Einen vergleichbar eklektizistischen Stil-Mischmasch findet man übrigens auch im Schweriner Schloss.


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#40

RE: Thomas Telford

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 17:07
von Jackdaw | 454 Beiträge

Zitat von woipe im Beitrag #15
[…] dass du als modellbahnbauer die architektur von brücken faszinierend findest. thomas telford ist dabei schon eine ganz besondere hausnummer...
Mit der Faszination der Modelleisenbahn wuchs halt mein Interesse an der Geschichte des Reisens, der Verkehrsmittel, der Verkehrswege - da blieb es nicht aus, dass die zum Bau von Verkehrstrassen nötigen Kunstbauten (Brücken, Viadukte, Äquadukte,, Schleusen, Schiffshebewerke, Stützmauern etc.) meine Aufmerksamkeit weckten… 

Thomas Telford ist buchstäblich einer der Wegbereiter der Industriellen Revolution und hat Jahrzehnte, bevor sich die Eisenbahnnetze über's Land auszubreiten begannen, mit dem Bau von Kanälen/Kanalsystemen die Grundlage dafür geschaffen. Die weltweit erste rein aus Metall gefertigte Brücke über den Severn (bei Coalbrookdale) kombinierte Materialeigenschaften und Statik in derart perfekter Weise, dass die Grunprinzipien des Brückenbaus sich länger als ein Jahrhundert daran orientierten, was sich noch in den Konstruktionen Gustave Eiffels zeigt.

Auf einer meiner Reisen hatte ich übrigens Gelegenheit, kurz nachdem ich das Klingenmuseum in Solingen besucht habe, die Müngstener Brücke direkt von unten aus zu betrachten. Deren Erbauer muss ebenfalls stark von Telford beeinflusst gewesen sein.


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#41

Architektur

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 17:39
von Till (gelöscht)
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In den Siebzigern habe ich mal einen Autofahrt nach Salisbury unternommen. Die Kathedrale ist sehenswert. Was mich allerdings fast noch mehr beeindruckt hat, war ein Parkhaus in der Nähe. Das war so perfekt in die alte Bebauung in der Umgebung integriert, dass es überhaupt nicht wie ein Fremdkörper wirkte.
Wenn ich mir dagegen die Parkhäuser in Frankfurt anschaue ... den Deutschen ist offenbar jedes Gefühl für Ästhetik abhanden gekommen. Dazu gehört auch der Umgang mit dem Erbe des 2. Weltkriegs. Nach übereinstimmender Meinung ist in der Nachkriegszeit mehr alte Bausubstanz zerstört worden als während des Krieges, zugunsten autogerechter Städte.


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#42

RE: Thomas Telford

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 17:45
von woipe (gelöscht)
avatar

Zitat von Jackdaw im Beitrag #40
Zitat von woipe im Beitrag #15
[…] dass du als modellbahnbauer die architektur von brücken faszinierend findest. thomas telford ist dabei schon eine ganz besondere hausnummer...
Mit der Faszination der Modelleisenbahn wuchs halt mein Interesse an der Geschichte des Reisens, der Verkehrsmittel, der Verkehrswege - da blieb es nicht aus, dass die zum Bau von Verkehrstrassen nötigen Kunstbauten (Brücken, Viadukte, Äquadukte,, Schleusen, Schiffshebewerke, Stützmauern etc.) meine Aufmerksamkeit weckten… 


da können wir uns die hand reichen. leider kann ich dieses hobby mangels platz nicht ausleben. und das vereinsleben in modellbahn vereinen sagt mir nicht so zu. ich bin kein richtiger vereinsmeier...
aber solange ich noch die chance hatte mit meinem vater zusammen in meinem elternhaus zu planen und zu bauen, so lange war ich direkt damit verbunden. da mein vater ein alter bahner war, bin ich immer schon mit dem interesse an der mobilität gesegnet gewesen. in einigen seminaren im studium konnte ich das auch mit einbringen. zum einen im bereich der künste hinsichtlich der architektur und zum anderen in wirtschaftsgeschichte, als es generell um mobilität und im speziellen um eisenbahn und öpnv ging... in diesem zusammenhang bin ich auch bereits über thomas telford gestolpert.

Zitat von Jackdaw im Beitrag #40
Thomas Telford ist buchstäblich einer der Wegbereiter der Industriellen Revolution und hat Jahrzehnte, bevor sich die Eisenbahnnetze über's Land auszubreiten begannen, mit dem Bau von Kanälen/Kanalsystemen die Grundlage dafür geschaffen. Die weltweit erste rein aus Metall gefertigte Brücke über den Severn (bei Coalbrookdale) kombinierte Materialeigenschaften und Statik in derart perfekter Weise, dass die Grunprinzipien des Brückenbaus sich länger als ein Jahrhundert daran orientierten, was sich noch in den Konstruktionen Gustave Eiffels zeigt.


das zeigt doch, wie spannend architektur im besonderen und kunst im allgemeinen sein kann...
wenn man heute noch zum bleistift die aquädukte aus der zeit der römer ansieht, dann merkt man, dass die menschen zu unglaublichen leistungen im stande sind. zum einen, die geistesleistung, alles so zu entwickeln und zu planen, und zum anderen der wille, das umzusetzen. dabei noch nach ästhetischen ideen zu arbeiten, zeigt eigentlich die genialität von menschen.
andernorts wurde jedoch ein strang zu gigantomanischen projekten (beringstraßentunnel) eingestellt. und da frage ich mich schon auch, wo der grad zwischen genie und wahnsinn verläuft.

Zitat von Jackdaw im Beitrag #40
Auf einer meiner Reisen hatte ich übrigens Gelegenheit, kurz nachdem ich das Klingenmuseum in Solingen besucht habe, die Müngstener Brücke direkt von unten aus zu betrachten. Deren Erbauer muss ebenfalls stark von Telford beeinflusst gewesen sein.


ich könnte weder ausschließen noch bestätigen, in wie weit mein landsmann hier beeinflusst war. ich selbst hatte dazu in der vergangenheit noch nichts explizites gelesen...


"nichts habe ich mir fester zum grundsatz gemacht, als meine lebensführung nicht nach euren vorurteilen zu gestalten." seneca
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#43

RE: Architektur

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 18:41
von Jackdaw | 454 Beiträge

Zitat von Till im Beitrag #41
[…] Wenn ich mir dagegen die Parkhäuser in Frankfurt anschaue ... den Deutschen ist offenbar jedes Gefühl für Ästhetik abhanden gekommen. […]
In der Tat ist das Parkhaus eine verhältnismäßig junge Species unter den Bauaufträgen - nötig geworden sind sie im Zusammenhang mit dem zwischen 1920 und 1930 beträchtlich zunehmenden Motorisierungsgrad - und der Konzentration von Großraumbüros in Citylage und den ebendort auch anzutreffenden Kaufhäusern.
Die Massenkultur, der Massenstaat (Emil Lederer) forderten ihren städtebaulichen Tribut, der hier in Deutschland doch erst mit erheblicher Verzögerung einsetzte, sieht man von den Militärparaden in Berlin und den Nürnberger Parteitagen einmal ab,

Was muss ein Parkhaus denn darstellen? In erster Linie doch ein geschlossenes, jedoch gut belüftetes Gebäude von einiger Ausdehnung, um hunderte von Pkw auf mehreren Stockwerken übereinander dort unterbringen zu können, was die Flächen auf Straßenniveau spürbar entlastet.
Die in der Fassadengestaltung übliche Betonung des seriellen ist nicht nur wegen des Kostendiktats also angemessen.
Zitat von Till im Beitrag #41
[…] Nach übereinstimmender Meinung ist in der Nachkriegszeit mehr alte Bausubstanz zerstört worden als während des Krieges, zugunsten autogerechter Städte.
Da sieht man mal, welch ein Problem sich aus derart"übereinstimmenden Meinung" ergibt… sind die Städte denn "autogerecht" geworden? Unfallzahlen und Stauzeiten sprechen da eine ganz andere Sprache.


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#44

RE: homo faber

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 11.05.2018 19:00
von Jackdaw | 454 Beiträge

Zitat von woipe im Beitrag #42
[…] das zeigt doch, wie spannend architektur im besonderen und kunst im allgemeinen sein kann […]
Aber sicher ist die Kunstgeschichte voller spannender Momente - und die Architektur überschneidet sich mit der Entwicklung der Kulturtechniken und der Sozialgeschichte. In der verpönten Moderne kommt zudem die Baubiologie ins Spiel.
Zitat von woipe im Beitrag #42
[…] andernorts wurde jedoch ein strang zu gigantomanischen projekten (beringstraßentunnel) eingestellt. und da frage ich mich schon auch, wo der grad zwischen genie und wahnsinn verläuft. […]
Ja, dass dieser Thread eröffnet wurde, ist mir auch aufgefallen - aber 100 km lange Tunnel sind als Straßentunnel wohl weniger geeignet - erfahrungsgemäß zeigen doch schon beim (bislang) drei km langen Elbtunnel zahlreiche Fahrer, dass sie das erlaubte Tempo nicht zu halten imstande sind…
abgesehen davon dürfte sich als problematisch herausstellen, dass die Rettungswege ebenfalls end-to-end angelegt werden müssen - wie lange soll's denn dauern, bis der Tunnel im Notfall evakuiert ist?!


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#45

RE: Architektur

in Malerei, Bildhauerei und Architektur 12.05.2018 12:01
von Till (gelöscht)
avatar

Die

Zitat
Betonung des seriellen

- ich sag's ja ...

Zitat
sind die Städte denn "autogerecht" geworden? Unfallzahlen und Stauzeiten sprechen da eine ganz andere Sprache.

Das ist ein Traum von Stadtplanern nach dem Krieg gewesen, dem mehr alte Bausubstanz zum Opfer gefallen ist als im Krieg. Dass man diesen Traum nicht vollständig verwirklichen konnte, hat viele Ursachen; es ändert nichts daran, dass es ein Frevel war und unsere Großstädte architektonisch jeden Charme verloren haben. Sie funktionieren nur noch weitestgehend. Immerhin.


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