Ich habe es schon lange aufgegeben, Wertschätzung für meinen Berufsstand einzufordern. Es sind geläufige Denkmuster in der Öffentlichkeit, dass Lehrer am Vormittag recht, am Nachmittag Freizeit haben und im Grunde jeder Ottonormalbürger sich für diesen Job eignet. Werde ich nicht weiter ausführen.
Die aktuellen Quereinsteigermodelle offenbaren in meinen Augen Hilflosigkeit und die Rache für 2 Jahrzehnte verfehlte Personalpolitik im Bildungswesen. Alles, was jetzt kommt, ist Schadensbegrenzung.
Da, wo der Bär so richtigt steppt, halten sich Politiker und Leute vom grünen Tisch gar nicht auf. Insofern ist bis in die hohe Politik noch gar nicht vorgedrungen, dass aufgrund der veränderten Bedingungen in der Bildungslandschaft und sozialen Brennpunkten selbst ausgebildete Lehrer das Handtuch schmeißen und ihnen Quereinsteiger oftmals nach einem Jahr Hölle folgen.
Es geht weniger um fachliche Qualifikation, sondern um sozialpädagogischen Überlebenskampf. Den wiederrum erlernen auch "ordentliche" Lehramtsstudenten nicht und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es in Crashkursen für Quereinsteiger darum geht.
Gespräche mit jungen, frustrierten KollegInnen, die eine ganz andere Berufsmentalität entwickelt haben, zeigen mir immer wieder, dass das Schulwesen perspektivisch gesehen ein politischer Brennpunkt ohne wesentliche Erfolgsaussichten wird.
Es ist ganz einfach, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen schlaucht mittlerweile so extrem, dass man spätestens nach 15 Jahren am Limit ist. Das Bewusstsein darüber lässt junge Lehrer viel eher die Reißleine ziehen, als das z.B. in meiner Generation eingetreten ist.