#1

Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 04.08.2023 13:50
von Anthea | 12.405 Beiträge

"Unter dem Slogan "HURRAAA!" heißt es bei der Werbekampagne vor allem für Quereinsteiger: "Lust auf Veränderung? Dann werde Lehrer*in". Auf einem Großplakat am Stuttgarter Flughafen steht allerdings neben dem auffälligen "HURRAAA!": "Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in." Samt Verweis auf die Internetseite zum Bewerben – "lehrer-in-bw.de" – sowie Logos des Ministeriums und der allgemeinen "The Länd"-Kampagne."

Ich habe volles Verständnis für den Unmut von Lehrern über eine solche Werbung, wo nun einmal diese heutzutage ganz sicherlich oftmals keine große Freude an ihrer "Klientel" haben. Unverschämt eine solche Plakataktion gegenüber den Lehrern, die sich den A.... aufreißen, um Anstand und Bildung in eine Generation zu installieren, die durch die vielen misslichen Umstände ihrer (häuslichen) Umwelt tatsächlich als eine "lost generation" zu betrachten sind.
Schade, denn jeder junge Mensch verdient eine Chance für sein Leben.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#2

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 04.08.2023 16:40
von Meridian | 2.860 Beiträge

Das ist ja noch übler als die beschönigendste Werbung für die Bundeswehr oder Fremdenlegion... (Nebenbei fühle ich mich als einer vom "Ländle" aber nicht von "The Länd")

Lehrer sind derzeit die Prügelknaben der Nation. Man könnte denken, dass nun eine Generationenrache stattfindet für das, was Lehrer aus früheren Zeiten v.a. mit Weidenrute und Rohrstock alles gemacht haben. Ein Lehrer steht heute mit einem Bein im Knast und mit dem anderen im Krankenhaus. Ersteres von Helikopter-Eltern bes. von reicher Herkunft, die meinen, bei jedem Unterrichtsprojekt alles besser zu wissen. Passt es ihnen nicht, kommen schnell die Anwälte. Letzteres von aggressiven Proll-Eltern und respektlosen Schülern. Kein Wunder, dass so manche Lehrer ausrasten und damit dem Knast näher kommen. Oder sie schmeißen hin.

Die AfD versucht dann auch, Lehrer zu ködern mit "Wir wollen wieder den Respekt vor Lehrer fördern", wobei nicht ausgeschlossen ist, dass sie den Rohrstock wieder einführen wollen. Zwischen diesen beiden Extremen sollte man doch eine Lösung finden.
Manch frustrierte Lehrer denken dann vielleicht, dass nur noch der Rohrstock helfen würde. Aber wehe, sie sagen es. Dann droht ein Shitstorm der besonderen Kategorie bishin zum Aufruf, den Lehrer eine Tracht Prügel mit dem Rohrstock zu verpassen...


Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.
(Benjamin Franklin)


Anthea hat sich bedankt!
zuletzt bearbeitet 04.08.2023 16:41 | nach oben springen

#3

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 04.08.2023 20:01
von Anthea | 12.405 Beiträge

Genau so sieht das aus. Zusätzlich kommt dann noch der enorme psychische Stress, dem Lehrer ausgesetzt sind. Was nicht selten in Krankheit und schlimmen "burn out" endet. Aber es geht wohl immer nur um die "lieben Kleinen" und die bösen Lehrer, die auf deren "Befindlichkeiten" keine Rücksicht nehmen.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#4

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 05.08.2023 10:36
von Findus | 2.520 Beiträge

Ach, wo ist das Problem? Für A 13 / A 14 lassen sich meckernde Eltern gut aushalten. Da verdient manch Berufsgruppe mit mehr Stress (z.B. der Allgemeine Soziale Dienst oder auch die Erzieher*innen in einer KiTa) deutlich weniger.

Das Problem des Lehrberufs ist doch ein ganz anderes: Zu große Klassen, zu wenig vollausgebildeter Nachwuchs und zu wenig Zeit zur Vorbereitung. Die Rahmenbedingungen für den Unterricht sind zu verbessern und mehr Lehrkräfte regulär auszubilden. Den Quereinstieg halte ich für eine schlechte Lösung - Crash-Kurs-mäßig ausgebildete Kräfte sind letztlich keine vollausgebildeten Fachkräfte. Das wird ein Qualitätsproblem geben. Und ich bin gespannt, ob die regulären Lehrkräfte am Ende den Quereinsteigern auch noch nacharbeiten müssen...


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#5

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 05.08.2023 19:10
von Dr. Yes | 1.341 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #4
Den Quereinstieg halte ich für eine schlechte Lösung - Crash-Kurs-mäßig ausgebildete Kräfte sind letztlich keine vollausgebildeten Fachkräfte. Das wird ein Qualitätsproblem geben.

Grundsätzlich gebe ich dir recht. Was ich mir allenfalls vorstellen könnte, wären Quereinsteiger mit entsprechendem fachbezogenem Studium in der gymnasialen Oberstufe.


Ще не вмерла України і слава, і воля
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#6

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 07.08.2023 20:11
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

"Lehrer kann jeder", war schon immer der Tenor in unserer Gesellschaft und zum Glück strafen aktuelle Fakten diesen Irrtum flächendeckend ab.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man viele Jahre mit dem entsprechenden Enthusiásmus und robusten Nervenkostüm durchaus Erfüllung finden kann. Allerdings finden sich die Grenzen dieser Erfüllung jenseits staatlicher Berechnungen, mit Ende 50 ist das Limit erreicht, man kann weder das verkorkste System, noch die sozial-demografische Entwicklung ohne gesundheitliche Blessuren verarbeiten.
Ich finde schon sehr wichtig, dass junge Leutz für den Lehrerberuf geworben werden, nur müsste eben das System verbessert werden.
Was nützen gute Bezahlung und familienfreundliche Arbeitszeiten, wenn dennoch der wirtschaftliche Aspekt dem pädagogischen Nutzen übergeordnet wird. Findus hat es weiter unten ganz gut ausgeführt.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#7

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 08.08.2023 11:44
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Ganz so simpel isses nicht. Vor Jahren wollte ich als so ein Quereinsteiger in die Kindererziehung. NULL Chance ohne fundierte Ausbildung.

UND in den Neunzigern hatte ich die Idee, als Lehrer auf der Volkshochschule zu arbeiten, habe ja "Industrielle Elektronik" studiert und hätte die mathematischen Grundlagen für das Abitur, das damals noch auf der Volkshochschule nachgeholt werden konnte, vermitteln können.

Absage, da dort eine zusätzliche sozialpädagogische Ausbildung verlangt wurde, ganau das was IHR hier alle fordert. Nix da mit eifach so eben mal als Lehrer einsteigen.



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#8

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 09.08.2023 18:50
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von denker_1 im Beitrag #7
in den Neunzigern


Die sind aber lange vorbei. In Sachsen wird Quereinsteigerpolitik seit vielen Jahren praktiziert, auch, weil man diese Kolleg*innen weitaus schlechter bezahlen kann. Da kommt dann ein Crashkurs in Pädagogik und los gehts...
Eine ehemalige Schülerin von mir hat es versucht- promovierte Germanistin, Ägyptologin und Sprachwissenschaftlerin- gescheitert in der Grundschule
Viele "ordentliche" Referendare werfen oft das Handtuch, weil sie selbst mit pädagogisch-methodischer Ausbildung nervlich keinen Fuß in die Klassentür bekommen.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#9

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 14.08.2023 19:29
von Findus | 2.520 Beiträge

Ich hatte in meiner Schulzeit eine dieser vielen als Quereinsteiger in den 70er / 80er angeworbenen Meisterhausfrauen. Nicht einmal mehr in Hauswirtschaft, für Reli, Musik und Erdkunde qualifizierte es damals scheinbar bereits, wenn man einen größeren Haushalt gut führen konnte.
Und was soll ich sagen: Der Unterricht war entsprechend schlecht, dafür aber umso frommer und das an einer staatlichen Schule.



zuletzt bearbeitet 14.08.2023 19:32 | nach oben springen

#10

RE: Diskriminierende Werbung für den Lehrerberuf

in Schule und Bildung 15.08.2023 17:03
von Anthea | 12.405 Beiträge

Da hast du mein tiefes Mitgefühl, wenn ich an solche gruseligen Tanten denke. Den Unterricht kann ich mir gut vorstellen...So was wie "frisch, fromm, fröhlich, frei, dass andre Gott empfohlen sei".
Aber zum Glück hast du - wie mir scheint - keine weitreichenden Beeinträchtigungen davon getragen.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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