#1

Meine Einreise nach China

in Dies und das 25.03.2020 23:46
von Meridian | 2.858 Beiträge

Sie fing an in der chinesischen Botschaft an der Jannowitzbrücke in Berlin. Dort ist sie immer noch, inzwischen stark modernisiert. Dort beantragte ich ein Touristenvisum für 60 Tage. Ich musste Angaben über mich sowie Zweck meiner Reise angeben. Nach 10 Tagen konnte ich es abholen. Es gab sogar eine geregelte Bestechung: Während ich 30DM fürs Visum zahlte, konnte man für mehr Geld eine "bevorzugte" Bearbeitung erhalten: 60DM für 3 Tage und 100DM für 30min.

Im Reisebüro buchte ich einen Flug mit Air France mit Umsteigen in Paris Charles-de-Gaulle. KLM (Niederlange) war noch billiger, aber hörte dort von einer höheren Quote verloren gegangener Koffer. Außerdem erwartete ich bei Air France ein besseres Essen.

Nachdem ich auf Wunsch meines Gastgebers einige in China nicht erhältliche Lebensmittel besorgt habe (Schwarzbrot, französischer Käse,...) und meine Sachen gepackt habe, ging es nach Berlin Tegel. Ich war sehr nervös, denn es war überhaupt mein erster Flug mit einer Linienmaschine. Bisherige Flugerfahrungen beschränkten sich neben sehr kurzen, schmerzhaften Flügen vom Fahrrad und auf 2 Segelflüge, wobei es mir bei letzterem kotzübel wurde wegen unregelmäßiger Turbulenzen und der Begeisterung des Piloten für Sturzflüge (wie Achterbahn, bei der man nicht sieht, was einem bevorsteht).

Der Flug nach Paris war angenehm, das Essen war gut; ein Franzose half mir, mich in dem riesigen Pariser Flughafen zu orientieren, zumal wie außerplanmäßig in Terminal F gelandet sind und somit ein weiter Fußweg zu den anderen Terminals führte. Aber ich fand meinen Anschluss. Es war eine Boeing 777, die größte 2-strahlige Passagiermaschine der Welt.

Dort ging es wieder zurück über Deutschland immer weiter nach Osten. Wir flogen der Nacht entgegen. Eng waren die Sitze, an Schlaf war kaum zu denken. Abwechslung brachte ein Blick nach unten genau über Moskau, das unter einem sehr klarem Himmel sich wie ein Stadtplan mit seinem МКАД (dem Autobahnring) präsentierte. Die Beleuchtung von Ortschaften nahm nach Osten hin immer weiter ab. Nach einem kurzen Schlummer erwachte ich wieder bei Tag, wo wir die Mongolei überflogen. Immer noch war der Himmel klar. Unter uns präsentierte sich eine teils von Schnee durchzogene Steppenlandschaft mit einigen Gebirgszügen. Kaum über China (laut Monitor) angekommen, war nichts mehr zu sehen außer weißgrau. Ich vermutete Wolken, aber ich lag falsch. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass die Flugroute extrem genau bestimmt wurde. Über Peking machte der Flieger ziemlich scharfe Kurven. Das weißgraue Nichts hielt weiterhin an. Bei der Landung in Schanghai zeigte sich: Das waren keine Wolken, sondern starker Dunst. Von unten betrachtet war der Himmel weißblau.

Forts. morgen im Terminal des Flugh. Schanghai Pu Dong.


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#2

RE: Meine Einreise nach China

in Dies und das 26.03.2020 09:55
von Meridian | 2.858 Beiträge

Schon eine Stunde vor der Landung in Schanghai bekammen wir Zettel zu Ausfüllen. Schon gleich wurde ich stutzig. Meinen Zielort und die genaue Adresse der Unterkunft soll ich angeben. Soll ich die chinesischen Zeichen der Adresse meines Gastgebers nun abmalen?? Ich fragte meine Nebensitzerin, eine französische Geschäftsfrau. Sie war schon öfter in China und riet mir, einfach "Hotel Hilton" anzugeben. Auf die Frage, ob es in Hangzhou ein "Hotel Hilton" gibt, meinte sie nur, das wissen die Zollbeamten auch nicht. Also schrieb ich "Hotel Hilton" hin. Es wurde auch gefragt, ob ich Lebensmittel einführen würde. Sie meinte, ich solle das bloß nicht ankreuzen, das gibt nur Ärger. Also ließ ich es.

Bei diesem langen Flug (11h) gab es 2 Mahlzeiten. Bei beiden Mahlzeiten wurde ein chinesische Gericht und ein französisches Gericht angeboten. Ich habe mich nochmals in beiden Fällen für das französische Gericht entschieden. Zum Rotwein gab's auch Champagner umsonst dazu. Ansonsten achtete ich auf viel Trinken wegen der angeblichen Trombosegefahr. Nicht alkoholische Getränke waren außerhalb der Mahlzeiten kostenlose verfügbar.

Endlich in Schanghai angekommen, ging es zunächst über viele Laufbänder. Natürlich hatten sie auch die schwarzen Bänder, an denen man sich festhalten konnte. Ich tat es auch, und schon waren auch meine Hände schwarz. Hinter mir ertönte auf deutsch "Naaa... der erste Eindruck in China?"

Bei der Zollkontrolle schauten die Beamten kaum in die Zollerklärung rein und stempelten sofort mein Visum, leider doppelt, so dass einer der Stempel einen weiteren erhielt mit dem Aufdruck "cancelled". Sonst gab es keine Probleme. Mein Gepäck konnte ich problemlos abholen, und beim letzten Durchgang wollte keiner den meinen Inhalt kontrollieren

Ich war dann in der riesigen Flughafenhalle, suchte einen Platz und wartete auf meinen Gastgeber. Ich wusste, dass ich noch 1-2h warten musste, weil es nicht möglich war, früher aus Hangzhou zum Schanghaier Flughafen zu gelangen. Ich ließ die ersten Eindrücke auf mich hereinprasseln. Viele Leute waren uniformiert, vermutlich alles irgendwelche Flughafen-Angestellte. Es war eine regelrecht Vielfalt an Uniformen. Wahrscheinlich erhielt jede Arbeitsabteilung ihre eigenen Uniformen. Immer wieder Lautsprecherdurchsagen in unterschiedlichsten Tonhöhen von allen Richtungen.

Endlich kam mein Gastgeber, und wir nahmen einen Bus nach Schanghai Mitte. Alleine wäre ich da schon kapituliert. Der Transrapid war damals noch nicht fertig gestellt. Normalerweise verwenden die Chinesen die arabischen Zahlen in der lateinischen Schreibweise. Das gilt auch für die Liniennummern der Busse. Doch ausgerechnet die Busse zum internationalen Flughafen Schanghai hatten chinesische Zahlzeichen. Als ob man Ausländern gleich mal zeigen wollte, wie hilflos sie ohne Chinesisch-Kenntnisse dastehen.

Der Bus führte uns bald zu einer Autobahn. Beeindruckend war dabei ein Autobahnkreuz, das komplett auf einem künstlichen See mit allen Überleitern gebaut war. Chinesen lieben Brücken. Bald kamen die ersten typischen Hochhäuser von Schanghai, ca. 20-stöckige Plattenbauten. Deren Südseite war komplett mit trocknender Wäsche verhangen. (Auch in der Unterkunft in Hangzhou ragen aus den Wänden Metallstangen raus, an denen man die Wäsche aufhängen kann. Man sollte sie aber gut befestigen, auch wenn windiges Wetter dort eher selten ist. Aber wenn es windig wird, dann richtig heftig durch einen Taifun...). Irgendwann stiegen wir aus.

Forts. folgt: In Schanghai


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#3

RE: Meine Einreise nach China

in Dies und das 26.03.2020 12:16
von Meridian | 2.858 Beiträge

Irgendwo mitten in Schanghai stiegen wir aus. Wir waren in einer lärmenden Straße zwischen Betonbauten, die kein wirkliches Äußeres besitzen. Entlang der Straße verliefen die Strom- und Telefonleitungen oberirdisch in einem regelrechten Kabelgewirr. Zielstrebig ging mein Gastgeber in eine Buchhandlung. Denn bestimmte Bücher erhielt man nur in Städten wie Schanghai. Ich sah auch einige Bücher in deutscher Sprache. Und wenn er schon in dieser Metropole ist, dann wollte er gleich bestimmte Dinge erledigen, die in Hangzhou mit ihren damals "nur" 1,8 Mio Ew. nicht zu erledigen war.

Danach ging er zu einem Bankautomaten, um reichlich Bargeld abzuheben. Bargeldloser Verkehr war in CN damals noch wenig verbreitet. Doch nur in Schanghai konnte er von einem Automaten kostenlos Bargeld abheben. Dummerweise spuckte der Automat nicht mehr als 200 Yuan aus, was 52DM entsprach. Von seinem Konto war aber eigentlich ein Abheben von bis zu 2000DM ohne weiteres möglich. So wiederholte er den Abhebevorgang so lange, bis sich eine Barschaft von 7600Yuan angesammelt hat. Damit kam er den 2000DM recht nahe. Es war ein dickes Bündel Geld, da zumindest damals die 100Y-Note (also 26DM) mit dem Abbild von Mao Tse Dong die höchste Geldeinheit war.

Zwischenzeitlich ging es vorbei an Hochhäusern, an denen aus der Entfernung betrachtet Schrott an den Wänden zu kleben schien. Bei näherem Betrachten sind das zusammengeschusterte Elendsbehausungen der Ärmsten. Ja, Schanghai war und ist die Stadt mit den größten sozialen Unterschieden.

Nachdem mein Gastgeber die gewünschten Angelegenheiten erledigt hatte, gingen wir noch durch die Nanqing Lu, der 10km langen Fußgängerzone (nicht den gesamten Weg, denn ich hatte immer noch mein Gepäck zu tragen). Wir warfen einen Blick auf den "Bund" mit seinen europäischen Gebäuden im Kolonialstil. Gegenüber dem Huangpu-Fluss ist der damals recht futuristisch anmutende Stadtteil Pudong zu sehen. Inzwischen gibt es einige weitere Hochbauten in Pudong, die den Jin-Mao-Tower immer weniger dominant erscheinen lassen. Das Bild im Link kann man mit der Maus drehen, also ein 360°-Blick.

https://www.google.de/maps/@31.2342587,1...!7i10000!8i5000

Hunger machte sich bemerkbar. Mein Gastgeber schlug vor, zuerst mit der U-Bahn zum Südbahnhof zu fahren. Dort hätten wir Zeit, ein Restaurant zu finden und in aller Ruhe zu essen. Der Zug fuhr erst gegen 17:30h los, jetzt war es vielleicht 13:30h. Schanghai hatte damals seine ersten U-Bahnlinien. Nur in Peking gab es damals auch U-Bahnen. Stand 2016 gibt es 14 Linien laut Wiki, wahrscheinlich sind es inzwischen mehr. Auch ein großes Straßenbahnnetz ist im Entstehen. Die Fahrzeuge wurden damals in Hennigsdorf bei Berlin hergestellt. Tickets wurden noch am Schalter gekauft. Wie in London geht es durch eine Sperre durch. Am sehr langen Bahnsteig kam ein 10-Waggon-Zug an, der recht voll war, aber nicht extrem. Die Fahrt selber war nichts besonderes: Die Beschleunigung war ähnlich, nur das Signal für Türe-schließen war viel nerviger als in Berlin. Als wir den Südbahnhof erreicht hatten (die U-Bahn tauchte genau dort oberirdisch auf), musste wir beim Verlassen des Bahnhofs wieder durch eine Sperre. Es gibt nicht nur einen Check-in, sondern auch einen Check-out.

Forts. Erlebnisse am und um den Südbahnhof


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#4

RE: Meine Einreise nach China

in Dies und das 26.03.2020 12:51
von Meridian | 2.858 Beiträge

Kaum haben wir den U-Bf. verlassen, kamen drei Frauen auf uns zugelaufen und riefen und die Wörter zu, die wie "Bass bass bass!" klangen. Wir verstanden nicht gleich, dass ihr spärliches Englisch bei uns westlichen Ausländern probierten. Nachdem mein Gastgeber sie in fließendem Chinesisch ansprach, kam bald folgendes heraus:
Die Damen wollten und Bustickets nach Hangzhou andrehen für 100Y. Der Bus fährt ab um 15h (aktuell war es 14:30h) und soll um 18h ankommen unterteilweiser Benutzung der Autobahn. Das Autobahnnetz war damals noch in den Anfängen, aber von Schanghai führte eine Autobahn nach Hangzhou und weiter nach Ningbo (bitte selber in googlemaps erkunden, wenn Neugier besteht). Peking und Shanghai waren noch durchgehend mit einer Autobahn verbunden.

Ich fragte meinen Gastgeber nach der Abfahrt des Zuges. Wie gesagt: 17:30h. Die Fahrtdauer war mit knapp 2h deutlich kürzer. Es war ein K-Zug, der die beiden Städte ohne Zwischenhalt bediente, die damals schnellste Verbindung. Heute schafft man das in einem G-Zug in 0:45h (nur ohne Zwischenhalt, sonst etwas länger) bei Tempo 300. 2 Argumente sprachen für den Zug: 1. Wir wollten ja noch essen, was mit der Busfahrt nicht möglich geworden wäre. 2. Die Bahnfahrt kostete nur 28Y statt 100Y. Und überhaupt sind chinesische Busfahrer bekannt für eine halsbrecherische Fahrweise, zumindest die Überlandbusse, im Stadtverkehr weniger.

Nachdem das entschieden war, stellte sich die Frage nach einer Essensmöglichkeit. Das war gar nicht so einfach. Der U-Bf. und der Südbf. wurden durch eine vielleicht 100m lange Straße verbunden, an der niedrige und sehr ärmlich wirkende, schäbige Gebäude waren. Habe ich noch vorher von einem Kabelgewirr oberirdischer Leitungen geschrieben, musste ich feststellen, dass gemeinte Leitungen noch halbwegs geordnet waren. Dort waren die Stromleitungen irgendwie an den krummen Hauswänden befestigt. Ein deutscher TÜV würde bei diesem Anblick einen Herzinfarkt bekommen. Mein Gastgeber fragte einen Polizisten nach einem Restaurant. Der meinte, es gebe in der Umgebung keine, aber er können nur die Garküchen in dieser Straße empfehlen. Der Südbf. war ein schlichtes Hallengebäude im Stil der 60er- oder 70er-Jahre und obwohl deutlich größer als die Häuser der Umgebung, wirkte er ein wenig versteckt und unauffällig.

Ich schreibe von der Vergangenheit über die Verhältnisse am Südbf. Inzwischen ist er ein riesiger Stahl-Glas-Rundbau, und ich denke, das ganze Armenviertel ist komplett abgerissen worden.

In den Garküchen sollte man bezüglich der hygienischen Verhältnisse lieber keinen Blick in die Küche werfen; es könnte den Hunger sofort stillen. Wir schauten uns um, und die Garküchenbesitzer merkten sofort, dass westliche Ausländer sie beehrten. Alle riefen uns zu, dass wir mit den tollsten Leckereien bekocht würden. Wir entschieden uns letztlich für eine. Wir nahmen Platz an einem Tisch, dessen Lack überall absprang. Erste Regel: Hände nicht auf den Tisch. Er könnte nicht gerade sauber abgewischt sein. Wir bestellten Suppe, Gemüse und Fisch. Dazu gab es bitteren Grüntee. Ich bin gespannt, ob meine Übungen mit den Stäbchen sich ausgezahlt haben. Vor meiner Abreise aß ich 1 Woche daheim in Berlin nur noch mit den Stäbchen. Die Antwort war: ja und nein. Mit dem Gemüse kam ich gut klar. Die Suppe löffelte ich und schmeckte fast europäisch. Es war eine Tomaten-Eierstichsuppe. Das Gemüse war das hierzulande als Pak-Choi bekannte Gemüse, eine Mischung aus Mangold und Spinat.

Mit dem Fisch hatte ich ein massives Problem. Es wurden in einer Suppenschüssel 5 Fische serviert, etwas größer als Sardinen, gerade so groß, dass man die Gräten nicht mehr mitschluckt. Diese Fisch schwammen in der Suppe, ganz wie Forellen. Ich schaute meine Stäbchen an und wirkte ratlos. Mein Gastgeber zeigte mir, wie das ging: Man stocherte mit den Stäbchen das Fischfleisch am Rückgrat auf und schiebt es mit Hilfe des anderen Stäbchens herunter. Ich versuchte es, aber dadurch, dass der Fisch in der Suppe schwamm, gab es ständig nach. Ich verwüstete einen Fisch mehr, als dass ich ihn aß und erwischte mehr Gräten als Fleisch. Das war Fisch mit Stäbchen und keine Fischstäbchen. Der Begriff "Arbeitsessen" konnte hier auch neu definiert werden. Ich hielt mich mehr an Suppe und Gemüse, mein Gastgeber, bereits ein halbes Jahr in CN, war mit den 4 anderen Fischen schneller fertig als ich mit dem einen. Wir bezahlten einen Spottpreis und verließen das ansonsten sehr freundliche Lokal.


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#5

RE: Meine Einreise nach China

in Dies und das 26.03.2020 13:10
von Anthea | 12.402 Beiträge

So gerne ich ja fremde Küchen ausprobiere, so dann doch lieber in heimischen Gefilden, wenn diese in einer Gastronomie angeboten werden. Im Land selbst, vor Ort, erscheint mir das "Probieren" dann doch recht suspekt und möglicherweise nicht gerade dem "Wohlsein" dienend, auch wenn noch so lecker gewesen...
Bei manchen Genüssen weiß man gar nicht so recht, was man denn zuerst machen soll: Sich vors Klo knien oder draufsetzen. Irgendwas geht daneben....

Danke, Meridian, sehr schöner Reisebericht!


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#6

RE: Meine Einreise nach China

in Dies und das 26.03.2020 13:10
von Meridian | 2.858 Beiträge

Danach hatte ich das "Vergnügen" mit der ersten öffentlichen. Die sind in CN weit verbreitet, zumal eine Toilette in einer Wohnung noch nicht unbedingt zur Grundausstattung gehörte, auch nicht in Großstädten. Auch in der Straße mit den Garküchen gab es eine Toilette. Eine Klofrau verlangte Eintritt von 0,5Y (13Pf) und gab jedem von uns 2 Klopapierstücke. Für das große Geschäft eindeutig zu wenig. Aber der Anblick diese Anstalt sorgte dafür, dass ich nur das erledigte, was stehend möglich war. Der Rest musste warten bis Hangzhou. Es war eine typisch chinesische öffentlich Toilette. Auf der Suche nach einem Bild in Internet passte dieses am ehesten dazu:

https://www.fotocommunity.de/photo/wo-oe...erbeck/32427518

Pissoirs gab es so nicht, sondern man "machte" gegen die Wand, unter der es eine Abflussrinne gab. Für größere Geschäfte gab es genau diese halbhohen Wände ohne Türen. Im Bild sind es wohl Löcher im Boden zur Verrichtung des Geschäfts. Ich kannte es, dass man in einen schmalen Graben "hineinmachte", der durch alle offenen Kabinen verbunden war und ab und zu vielleicht auch mal durchgespült wurde.

Endlich gingen wir in den Bf., unser Gepäck wurde durchleuchtet. Im Warteraum warteten wird darauf, zum Boarding aufgerufen zu werden. Wir erreichten den Zug am damals einzigen Gleis, das der Südbf. hatte. Er bestand aus 10 Doppelstockwaggons, bespannt mit 1 Diesellok. Die Fahrt war angenehm und recht zügig. Hangzhou erreichten wir pünktlich, und es war bereits dunkel. Wie bei der U-Bahn gab es auch am dortigen Bf. einen Check-out. Also wichtig: Tickets behalten, bis der Bf. verlassen worden ist. Es ging dort direkt zum Taxistand, und von dort zur Unterkunft des Gastgebers.


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#7

RE: Meine Einreise nach China

in Dies und das 26.03.2020 13:30
von Meridian | 2.858 Beiträge

@Anthea

Deswegen haben wir in solchen Lokalen nur Gekochtes gegessen. Das ist in CN nicht einmal so schwer, da Rohkost sowieso eher unbeliebt ist. Auch das Fleisch ist in CN stets durch und nie medium. So mancher Chinese, der die viel gerühmte französische Küche ausprobieren wollte, erlebte dort eine für ihn böse Überraschung. Rohes Fleisch! Wie kann man nur.

_____________________________________

Daheim bei ihm angekommen packte ich meinen Koffer aus. Er freute sich über Schwarzbrot, Käse, selbstgemachte Marmelade der Eltern sowie Tomatenmark. Der Käste war ein stark riechender Compté, den er sofort dem Südkoreaner unter der Nase hielt. Dieser krümmte sich vor Ekel und rief aus "Wie könnte ihr sowas essen!?". Ja, für Asiaten sind wir Langnasen, die vergorene Kuhmilch essen. Etwas ekelhafteres gibt es für die Asiaten kaum.

Auf die Frage, was er an Lebensmittel bekommt, ist: Weißbrot, aber nur im Shangri-La-Hotel, Butter und Milch im Supermarkt, Marmelade in sehr mäßiger Qualität. Lieber kaufte er viel Erbeeren (zu jeder Jahreszeit billig zu haben) und kochte sie mit viel Zucker zu Marmelade ein. Kaffee war auch nicht leicht erhältlich. Er musste da zu einem Vertrieb. Gemüse, auch Kartoffeln und grüne Bohnen (welche ein sehr deutsches Gericht ergeben) holte er in einer Markthalle.

Ach noch etwas zur allgemeinen Wohnsituation in China:
Die Adresse richtet sich nicht nach Straßen, sondern nach umzäunter Wohnblockeinheit, die wiederum aus einem Platz, mehreren Häusern und kleinen Straßen besteht. Jede Einheit hat ein 1- vielleicht 5 Zugänge, die von Torwärtern bewacht werden. Als wir die Wohneinheit des Gastgebers betraten, wurde dieser von den Torwärtern angesprochen. Er entgegnete etwas, und die Sache war erledigt. Er erzählte mir, dass die Wärter ihm zuriefen (dabei auf mich blickend): "Ein Ausländer?! Hat er sich auch ordentlich angemeldet?" Sie erhofften tatsächlich Schweigegeld. Doch er wiegelte ab, dass alles in Ordnung sei. Es hatte keine Folgen.

Eigentlich wollen die chin. Behörden, dass man sich bei der Ankunft meldet. Doch meistens kommen Ausländer in Hotels unter, wo entsprechende Formulare mit Passnummer usw. ausgefüllt werden mussten. Besuche von Bekannten und Verwandten in deren Wohnung sind seltener. Es gibt kein Gesetz, dass sie sich bei der Polizei anmelden müssen. Aber erwünscht ist das. Ich habe mich nicht angemeldet, und es hatte keine Folgen, die Wärter haben uns nicht belästigt, sondern eher uns freundlich zugenickt.


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#8

RE: Meine Einreise nach China

in Dies und das 21.07.2021 22:11
von si tacuisses | 146 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #5
Im Land selbst, vor Ort, erscheint mir das "Probieren" dann doch recht suspekt und möglicherweise nicht gerade dem "Wohlsein" dienend, auch wenn noch so lecker gewesen...


nun, ich selbst war bisher nur geschäftlich in ostasien. das ist einfacher - man hat keine wahl. gegessen wird, was der geschäftspartner bestellt hat und bezahlt, ansonsten würde er ja das gesicht verlieren

gerade in china gaben sich meine geschäftspartner größte mühe, auch ja das teuerste zu bestellen und mich das auch wissen zu lassen. daß hund, lederschildkröte oder schafsaugen besonders gut geschmeckt hätten, kann ich für mich nicht behaupten

aber auch in japan hatte ich öfter den eindruck, hier solle mal eben die langnase getestet werden, wie kulinarisch flexibel sie denn nun sei - allerdings hats mir dort immer geschmeckt. in china war ich wohl einfach nicht unbedingt in einer region mit bemerkenswerter küche

anscheinend habe ich übrigens entweder einen saumagen ("a guade sau frißt ois") oder meine gastgeber nehmen ihre fürsorgepflicht sehr ernst. auch recht exotisches essen hat bei mir noch nie schlimme folgen gehabt. ich plädiere also - ohne irgendwelche garantien zu übernehmen - für mehr experimentierfreude am tisch


ridentem dicere verum


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