#1

"Hölle, wo ist dein Sieg?"

in Religion und Ethik 30.03.2021 10:58
von Anthea | 12.392 Beiträge

Oder: Hölle, Tod und Teufel".

Der jetzige Jesuitengeneral Arturo Sosa Abascal im Vatikan antwortete auf die Frage, ob der Teufel existieren würde:

"Auf verschiedene Arten. Wir müssen die kulturellen Elemente verstehen, um auf diese Figur Bezug zu nehmen. In der Sprache des Heiligen Ignatius ist es der böse Geist, der einen dazu bringt, Dinge zu tun, die gegen den Geist Gottes gerichtet sind. Er existiert als personifiziertes Böses in verschiedenen Strukturen, aber nicht in den Menschen, weil er nicht Person ist. Er ist eine Art und Weise, das Böse zu verwirklichen. Es ist keine Person wie es ein Mensch ist. Es ist eine Art und Weise des Bösen m menschlichen Leben präsent zu sein. Gut und Böse sind im menschlichen Gewissen in einem ständigen Kampf und wir haben unterschiedliche Möglichkeiten, sie zu benennen. Wir erkennen Gott als gut, als vollständig gut. Symbole sind Teil der Realität, und der Teufel existiert als symbolische Realität, nicht als personale Realität."

Genau so wie sich Gott im Laufe der Geschichte beziehungsweise der Bibelteile wandelte, wobei das AT sozusagen relativ buchstabengetreu vom Tanach übernommen wurde, so unterlag auch das Bild des Teufels einer Wandlung. Das christliche Bild des Teufels orientiert sich stark an heidnischen Gottheiten, die, wie so vieles in der christlichen Lehre, umgedeutet wurden. Beispielsweise sieht man Ähnlichkeiten zum griechischen Gott Pan, so man Bilder vergleicht: Mit Widderhörnern, einem Schwanz, Bocks oder Pferdefuß oder zwei, schwarz und behaart.

Im Judentumgibt es keinen Teufel der im Christentum verstandenen Art. Vielmehr ist der Begriff „Satan“ alias Sin-Thet-Nun ein von Gott verliehener Titel, der jedoch wertneutral, also weder gut noch böse zugeordnet wird.

Die christliche Veränderung resp. Verunstaltung der jüdischen Vorstellung von Gut und Böse als zusammengehörig ließ Gut- und Böse auseinander driften, zerstörte deren Einheit. Das Böse wurde zum Feind des Guten, des Gottglaubens. Die Götter der anderen Völker wurden von ihren Sockeln gestürzt, verunglimpflicht und verhöhnt. Aus dem Gott Baal wurde „Beelzebub“ wodurch dieser zum Dämonen gemacht wurde, dem „Herrn der Fliegen“. Oder auch Lucifer, der Lichtträger, hat seinen Ursprung bei Helios. Baphomet soll arabischen Ursprungs sein.

Wie immer man ihn nennt: Er kommt aus der „Hölle“. Dieser Begriff ist vom Namen der griechischen Unterwelt „Hel“ und deren gleichnamiger Göttin abgeleitet.

"Der Teufel baut an, wenn Kriege beginnen" sagt ein Sorbisches Sprichwort aus. Und Rousseau fragte, warum man die Hölle im Jenseits suche. Denn: „Sie ist schon im Diesseits vorhanden, im Herzen der Bösen“.

Unstrittig dürfte sein, dass es Gut und Böse gibt. Ergo auch Gott und Teufel? Weil es ja nichts gibt, wenn es anderes nicht gibt. Die Symbiose. Wenn also der oben genannte Jesuitenoberst seine Interpretation vom Teufel als lediglich "Symbol" aufzeigt, dann wäre der Rückschluss bei Gott genau so. Das dürfte eigentlich der katholischen Kirche nicht gefallen. Denn in dem Falle greift dort: Gibt's nicht, gibt's nicht.
Das gesamte "Geschäftsmodell" ginge den Bach hinunter.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#2

RE: "Hölle, wo ist dein Sieg?"

in Religion und Ethik 30.03.2021 22:54
von Atue (gelöscht)
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Der Mensch ist entscheidungsfähig. Ein Sinnsucher dazu. Das führt dazu, dass Entscheidungen hinterfragt und begründet werden - meist nachdem man sie getroffen hat. Dann sucht man nach einem Grund, will also die Entscheidung begründen - und das geht mit Einteilungen wie Gut und Schlecht.

Die Hölle? Die gibt es nicht - und doch erleben wir sie. Unser eigenes Gewissen ist unsere eigene Hölle.

Und Gott? Ist für mich nicht das Gegenteil vom Bösen, sondern der Sinn, der Logos, der hinter und in allem steckt.


Zum Fegefeuer hätte ich noch eine nette Idee....
Angenommen man zieht nach seinem Leben Bilanz, und weiß dann recht genau, was man falsch gemacht hat, wen man verletzt hat, wo man sich hätte anders entscheiden müssen.....und man hat nun die Chance, sich genau darüber mit all den Betroffenen auszutauschen, alle Motivationen offen zu legen und zu erläutern - und allen anderen geht es genauso....und das macht man so lange, bis man es wirklich in Gänze versteht.....warum wer wann wie gehandelt und reagiert hat.....welch ein Wehklagen, das dann aber immer mit Versöhnung endet, weil man den anderen ja versteht.....und wenn man dann alles und jeden versteht....das ist dann der Himmel, denn im Vollumfänglichen Verständnis gibt es keinen Grund mehr für auch nur einen einzigen schlechten Gedanken.....



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#3

RE: "Hölle, wo ist dein Sieg?"

in Religion und Ethik 31.03.2021 08:11
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Atue

Zum Fegefeuer hätte ich noch eine nette Idee....
Angenommen man zieht nach seinem Leben Bilanz, und weiß dann recht genau, was man falsch gemacht hat, wen man verletzt hat, wo man sich hätte anders entscheiden müssen.....und man hat nun die Chance, sich genau darüber mit all den Betroffenen auszutauschen, alle Motivationen offen zu legen und zu erläutern - und allen anderen geht es genauso....und das macht man so lange, bis man es wirklich in Gänze versteht.....warum wer wann wie gehandelt und reagiert hat.....welch ein Wehklagen, das dann aber immer mit Versöhnung endet, weil man den anderen ja versteht.....und wenn man dann alles und jeden versteht....das ist dann der Himmel, denn im Vollumfänglichen Verständnis gibt es keinen Grund mehr für auch nur einen einzigen schlechten Gedanken.....



Da fällt mir folgender politischer Witz ein:

Hitler ist nun im Himmel!

Ja, da isser jetzt!




Aber dort muss er nun die gesammelten Werke von Marx, Engels und Lenin in die hebräische Sprache übersetzen.

Gäbe es also das Ewige Leben......

Dann könnte das also Hitlers Fegefeuer sein, sein Hebräisch Lehrer ist natürlich Jude!

Seine Aufgabe ist es also, sich mit der Ideologie seiner einstigen Feinde auseinander zu setzen und Respekt für die Juden zu entwickeln.

Hinzu kommen müsste noch ein Anti Gewalt Training.

Erst wenn er das alles erfolgreich absloviert hat, kann ihm vergeben werden. Sofern er dann sein Verhalten glaubwürdig ändert. Diese Verhaltensänderung ist zwingend.


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#4

RE: "Hölle, wo ist dein Sieg?"

in Religion und Ethik 31.03.2021 08:43
von Anthea | 12.392 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #2
Zum Fegefeuer hätte ich noch eine nette Idee....
Angenommen man zieht nach seinem Leben Bilanz, und weiß dann recht genau, was man falsch gemacht hat, wen man verletzt hat, wo man sich hätte anders entscheiden müssen.....und man hat nun die Chance, sich genau darüber mit all den Betroffenen auszutauschen, alle Motivationen offen zu legen und zu erläutern - und allen anderen geht es genauso....und das macht man so lange, bis man es wirklich in Gänze versteht.....warum wer wann wie gehandelt und reagiert hat.....welch ein Wehklagen, das dann aber immer mit Versöhnung endet, weil man den anderen ja versteht.....und wenn man dann alles und jeden versteht....das ist dann der Himmel, denn im Vollumfänglichen Verständnis gibt es keinen Grund mehr für auch nur einen einzigen schlechten Gedanken.....


Manche Dinge sind aber entgegen dem eigenen Naturell. Wenn ich manche Dinge Revue passieren lasse, dann sage ich mir oft, dass ich in der gleichen Situation im Rückblick, meinem Naturell geschuldet, wieder so und nicht anders handeln würde. Heutzutage nach entsprechender Kognition und "Reife" wäre es möglicherweise anders, wenn sich Wichtigkeiten verschoben haben und man souveräner mit einer ähnlich gearteten Situation umzugehen versteht. Quasi "von oben herab, auf der Wolke als unbeteiligter nur Zuschauer das Geschehen betrachtend.

Tout comprendre c'est tout pardonner. "Alles verstehen heißt alles verzeihen".
Das ist mir zu "gutmenschlich". Als guter Menschenkenner_in kann man sich in die Beweggründe eines anderen hineinversetzen und verstehen, dass er/sie auch irgendwie in sich selbst gefangen ist und nicht über den sprichwörtlichen Schatten zu springen vermag. Verstehen kann man, sollte man, vielleicht beurteilt man dann etwas "milder". Aber verzeihen? Nicht doch.

Da fällt mir dann wieder Luther ein, der vor der Kathedrale, wo er seine Thesen anschlagen wollte, sagte: Hier steh ich nun. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.

Wenn also jemand quasi gefangen ist, eingefangen wurde, sagen wir mal von einer Ideologie, die ihn oder sie schlimme Dinge tun lässt, dann kann man zwar um den Grund der Untaten wissen, die aus eben diesem Grund einer Einvernahme seines Geistes durch andere(s) geschah, aber deshalb hält sich doch das hehre Mitleid eines Verständnisses oder gar Verzeihens dafür in Grenzen.
Denn eigentlich gibt es immer noch die Möglichkeit einer Wahl zwischen "Ja oder Nein".

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


zuletzt bearbeitet 31.03.2021 08:44 | nach oben springen

#5

RE: "Hölle, wo ist dein Sieg?"

in Religion und Ethik 29.04.2021 13:08
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Es gibt ja auch Religionen die sagen Gott ist alles was uns umgibt und/oder ausmacht. In der Bibel erlaubt Gott dem Satan, Hiob zu prüfen. Er lässt also zu, dass Satan sein böses Werk verrichten kann, statt uns davor zu bewahren.

Wenn Gott sowohl gut als auch böse ist, ist er einfach alles was in der Welt ist, weder gut noch böse, denn was gut uns was böse ist legen wir in unserem Sinne fest, weil wir ja als menschliche Gesellschaft irgendwie zusammenleben müssen. Da wir alle leben wollen ist Mord sehr böse. Da jeder Mensch seine Sexualtiät selbstbestimmt ausleben will, ist Vergewaltigung sehr böse, nicht nur weil die die betroffene Person schwer psychisch belastet. Wäre sie erlaubt, könnte sie im Gegenzug ein andermal den Vergewaltiger selber treffen. Ebenso verhält es sich beim Mord. Gäbe es unsere Ethik nicht, würde das Recht des Stärkeren gelten.


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