#1

Eine glückliche Welt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 16.11.2017 07:05
von Anthea | 12.409 Beiträge

Mit glücklichen Menschen? Ist es diese eines Nietzsche per Stimme des Zarathustra?

"So will ich ihnen vom Verächtlichsten sprechen: das aber ist der letzte Mensch. Und also sprach Zarathustra zum Volke: Es ist an der Zeit, dass der Mensch sich sein Ziel stecke. Es ist an der Zeit, dass der Mensch den Keim seiner höchsten Hoffnung pflanze. Noch ist sein Boden dazu reich genug. Aber dieser Boden wird einst arm und zahm sein, und kein hoher Baum wird mehr aus ihm wachsen können. Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinauswirft, und die Sehne seines Bogens verlernt hat, zu schwirren!

Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch. Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen Stern mehr gebären wird. Wehe! Es kommt die Zeit des verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann.

Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen. Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist Stern? – so fragt der letzte Mensch und blinzelt. Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der alles klein macht. Sein Geschlecht ist unaustilgbar wie der Erdfloh; der letzte Mensch lebt am längsten.

Wir haben das Glück erfunden – sagen die letzten Menschen und blinzeln. Sie haben die Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben; denn man braucht Wärme. Man liebt noch den Nachbar und reibt sich an ihm: denn man braucht Wärme. Krankwerden und Misstrauenhaben gilt ihnen als sündhaft: man geht achtsam einher. Ein Tor, der noch über Steine oder Menschen stolpert!

Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben. Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung. Aber man sorgt, dass die Unterhaltung nicht angreife. Man wird nicht mehr arm und reich: beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich.
Kein Hirt und eine Herde! Jeder will das Gleiche, jeder ist gleich: Wer anders fühlt, geht freiwillig ins Irrenhaus. Ehemals war alle Welt irre – sagen die Feinsten und blinzeln. Man ist klug und weiß alles, was geschehen ist: so hat man kein Ende zu spotten. Man zankt sich noch, aber man versöhnt sich bald – sonst verdirbt es den Magen.
Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit.

Wir haben das Glück erfunden – sagen die letzten Menschen und blinzeln."

Ich finde diese Ausführungen recht beeindruckend.

Ist diese Welt der Gleichen nicht eine schreckliche Vorstellung? Oder erstrebenswert? Beschreibt Nietzsche hierbei nicht bereits den heutigen modernen Menschen?

Was bedeutet Glück?



...


Jeder Tag ist der Anfang des Lebens. Jedes Leben ist der Anfang der Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke
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#2

RE: Eine glückliche Welt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 23.11.2017 13:06
von Anthea | 12.409 Beiträge

Was also bedeutet Glück? Subjektiv zu sehen, denn ein jeder versteht anderes darunter.
Ist es der stille Gleichklang zufriedener Tage?

Ich habe mal irgendwo in einem Roman etwas gelesen, was mir jetzt wieder in den Sinn kam. Da sagte jemand zum anderen Ahnliches wie::
"Ich möchte lieber mit dir unglücklich sein als ohne dich nur zufrieden".

Ist das so, dass "Glück" unbedingt auch den Gegenpart "Unglück" sehen muss? Weil Höhen und Tiefen nun einmal das Eine fürchten und das Andere schätzen lehrt?

Was versteht ihr persönlich unter "Glück"? Liebe, Reichtum, Gesundheit....

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
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#3

RE: Eine glückliche Welt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 23.11.2017 14:33
von Kali | 61 Beiträge

Glueck und Unglück sind Ereignisse auf die ich keinen, oder einen geringen Einfluss habe.

Gluecklich oder ungluecklich zu sein sehe ich rein emotional.


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#4

RE: Eine glückliche Welt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 23.11.2017 16:36
von Anthea | 12.409 Beiträge

Zitat von Kali im Beitrag #3
Glueck und Unglück sind Ereignisse auf die ich keinen, oder einen geringen Einfluss habe.

Gluecklich oder ungluecklich zu sein sehe ich rein emotional.


Natürlich, und es ist immer rein persönlich zu sehen. Oder anders: Was dem einen sin Uhl ist dem andern sin Nachtigall. Oder so ähnlich.

Aber wäre die Erfüllung aller Wünsche dann gleichbedeutend mit dem "ganz großen Glück"? Wenn es nichts mehr zu träumen, zu erwarten und zu hoffen gibt?

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
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#5

RE: Eine glückliche Welt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 23.11.2017 16:38
von Meridian | 2.861 Beiträge

Mal was interessantes zu lesen, das Bruttonationalglück, auf dessen Säule die Gesellschaft des Himalaya-Staates Bhutan beruht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalglück

Es geht dabei nicht nur um materielles Glück, sondern auch um das psychisch empfundene Glück, eigentlich wohltuend in einer Welt, in der immer mehr das schnelle Geld zählt.


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#6

RE: Eine glückliche Welt?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 23.11.2017 17:12
von Anthea | 12.409 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #5
Mal was interessantes zu lesen, das Bruttonationalglück, auf dessen Säule die Gesellschaft des Himalaya-Staates Bhutan beruht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalglück

Es geht dabei nicht nur um materielles Glück, sondern auch um das psychisch empfundene Glück, eigentlich wohltuend in einer Welt, in der immer mehr das schnelle Geld zählt.


Recht interessant. Aber alle diese Empfindungen, die die erfüllten Vorgaben zur Erlangung des "Bruttonationalglücks" erzeugen, würden mMn unter Begriffe von "höchster Zufriedenheit mit den Lebensbedingungen" fallen. Die Menschen sagen: Was wir doch für ein Glück haben, hier geboren zu sein, zu leben etc...
Aber das "Herz erwärmende" Gefühl einer Vollkommenheit durch "Verschmelzung" mit dem Leben eines anderen, das gibt es meiner Meinung nach nur im direkten zwischenmenschlichen Bereich.

Allerdings nicht nur, was "traute Zweisamkeit" anbelangt, sondern auch durch Hingabe an eine Aufgabe, wo man sehen kann, was Liebe vermag. Andere Menschen glücklich zu machen. Durch das Gefühl einer Verbundenheit, durch das Gefühl des "Nicht alleine seins" vermitteln. Da werden alle anderen Dinge ringsum erst einmal zweitrangig.
Aber das ist auch eine Mentalitätssache.

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
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