#421

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 14.04.2020 11:29
von Dissidentia | 134 Beiträge

Deine Kenntnisse erfreuen mich.

Zitat von Meridian im Beitrag #419
Wenn von der Atomlobby freudig die Lösung des Atommüllproblems mitgeteilt wird mit dem Zusatz, dass Atomkraft nun sicher wäre, kann es gut sein, dass man viele Anhänger damit gewinnt.

Wenn dem so wäre, würde sogar ich umdenken.
Das ist nicht der Punkt.
Ich verschließe mich neuen Fakten nicht.
Ich darf ganz überheblich behaupten, dass ich zu den wenigen Menschen gehöre, die fähig sind ihre Meinung zu revidieren und dazu zu stehen "vom Feind" überzeugt worden zu sein.

Dirk Müller hat es in diesem Video in Minute 1:07:20 sehr schön erklärt, wie dieser Mechanismus funktioniert.
Selektive Wahrnehmung und neudeutsch Filterblase.
Als notorische Skeptikerin, Hinterfragerin die sich bemüht, möglichst viele konträre Meinungen und Fakten einzubeziehen, bevor ich mir eine Meinung bilde, hoffe und versuche ich, dieser gemeinen, gefährlichen und schwer zu erkennenden Falle zu entgehen.
Natürlich leider ohne 100%tige Erfolgsgarantie.
Aber gefühlte mind. 90 %.


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#422

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 14.04.2020 11:44
von Dissidentia | 134 Beiträge

@kuschelgorilla
Deine sehr guten kostbaren Links habe ich nun angesehen und mir welche davon abgespeichert.
Vielen Dank dafür!
Es erfreut mein Herz, dass es Menschen gibt wie dich, die Zusammenhänge und das breite Spektrum vieler unserer Probleme im Blick haben und sich umfassend informieren.



zuletzt bearbeitet 14.04.2020 11:44 | nach oben springen

#423

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 17.04.2020 11:18
von Meridian | 2.857 Beiträge

Jetzt erwägt Frankreich wegen der Coronakrise, Atomkraftwerke abzuschalten.

https://www.iwr.de/news.php?id=36695

Einerseits ist der Strombedarf geringer, andererseits befürchtet man wegen der Coronakrise einen Personalmangel bei der Unterhaltung der Kraftwerke.

Aha, führt eine Pandemie zumindest indirekt zu erhöhten Risiken bei der Atomkraft?


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#424

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 17.04.2020 11:50
von Dissidentia | 134 Beiträge

Die sind leider wieder schneller hochgefahren, als mir lieb ist.
F ist die Atomnation schlechthin in der EU.
Das Volk steht auch dahinter.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich das so schnell ändert.

Es sei denn, wirklich viele Bürger - vor allem der westlichen Welt - nutzt Corona zum Nachdenken, statt noch mehr inflationärerem Gebrauch von Smartphone, social Media, youtube und sonstiger Bespaßung.

Das wär ja mal was nachhaltiges.
Doch fehlt mir der Glaube.
Vermutlich ist danach alles wieder viel zu schnell vergessen.



zuletzt bearbeitet 17.04.2020 11:51 | nach oben springen

#425

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 17.04.2020 15:42
von Meridian | 2.857 Beiträge

@dissidentia

Vermutlich wird das so sein. Man sieht es alleine schon daran, wie sehr die Franzosen sich überwinden mussten, um endlich Das AKW Fessenheim still zulegen.

Interessant ist nebenbei, dass nicht weit von Fessenheim, nämlich im Schweizerischen Beznau, das dienstälteste AKW ist, mit Baujahr 1969 gleich 8 Jahre älter als Fessenheim. Auch das dieses AKW ist nur 8km von der deutschen Grenze entfernt. Komischerweise juckt das die Leute viel weniger. Vermutlich verlässt man sich auf die Schweizer Sicherheit weit mehr als auf die französische.

Noch unkritischer als die Franzosen gehen die Engländer mit der Atomkraft um. In FR hat das Fukushima-Unglück immerhin dafür gesorgt, dass der Verkauf von Geigerzählern sich in FR um ein Vielfaches erhöht hat. Zeigt, dass der Glaube an die Atomkraft erschüttert ist. Zu dieser Zeit wohnte ich in England. Ich unterhielt mich einmal darüber mit einem Wissenschaftler, der mir eigentlich sympathisch war. Der meinte nur, dass Atomkraft doch gut für den Klimaschutz sei. Das sagte er mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass ich jegliche Diskussion mit ihm darüber als Zeitverschwendung sah.
Später wurde von einem Brand in einem englischen AKW berichtet, allerdings habe ich nur in der deutschen Presse darüber gelesen. In UK hat nur die lokale Zeitung ein paar Zeilen darüber geschrieben.

Schweden hat ja als erstes einen AKW-Ausstieg angestrebt, diesen aber zurückgenommen, weil man erst CO2-frei werden will und dann die Atomkraft verlassen will (umgekehrt zum deutschen Weg). Während der Zeit der konservativen Regierung wurde sogar der AKW-Neubau angestrebt, denn die 10 Reaktoren kommen in die Jahre. Die Atomlobby frohlockte - aber nur anfangs, denn es gelten harte Bedingungen:
1. Ein neues AKW darf nur ein altes ersetzen.
2. Es gibt keine staatlichen Zuschüsse.
3. Für Schäden durch ein Unglück muss der Betreiber umfänglich aufkommen.
Bislang gibt es keinen Vorschlag für einen AKW-Neubau.

Es gibt bislang kein AKWs in der Welt, bei dem nicht direkte oder indirekte staatliche Zuschüsse gewährt wurden bzw. werden. Geschickt machen es die Briten mit dem Neubau in Hincley B und C: 2 Reaktoren sollen dort gebaut werden, und zwar rein privat. So rühmt sich UK, doch AKWs ohne staatliche Subvention bauen zu lassen. Aber während des Betriebes soll es eine Vergütung für den Atomstrom geben ähnlich wie bei Strom aus erneuerbaren Energien. Die Vergütung liegt bei 11ct/kWh, der Zeitraum 35 Jahre, und es gibt darüberhinaus einen Inflationsausgleich. Diese Vergütung ist sehr fürstlich, denn zum Vergleich: Strom aus kleinen Photovoltaikanlagen in Deutschland erhalten Stand April ca. 9,5ct / kWh, das für 20 Jahre und ohne Inflationsausgleich, größere PV-Anlagen erhalten weniger. Windräder erhalten nach Ausschreibung ca. 6ct, am billigsten sind derzeit große Freiflächen-Photovoltaikanlagen mit nur 4-5ct (und das im nicht so sonnigen DE; in Spanien wäre das noch deutlich billiger). Doch auch die noch teuren Offshore-Windräder werden rasch billiger, wonach ab 2025 neue Windräder in der Nordsee in Betrieb gehen sollen, bei denen keine Vergütung verlangt wird, sondern der Strom nur über die Börsen verkauft wird mit seinen Preisen von 3-5ct.
Das britische AKW soll 2025 fertig werden, laut wiki gibt es bereits eine Verzögerung von 8 Jahren (aha, nicht nur in DE machen Großprojekte Probleme), und mit 22 Mrd. Pfund wird es schon teurer als geplant. Mit dem Brexit und der corona-verstärkten Wirtschaftskrise könnte das Kraftwerk zum Milliardengrab werden. Allerdings: Der tiefere Grund für den Bau soll sein, dass man damit weiterhin sein Atomwaffenarsenal erhalten will. Dann spielen Kosten keine Rolle mehr, ebenso wenig, dass 2030 und danach Ökostrom und v.a. Speichertechnologien noch billiger werden dürfte.

Man könnte im Falle Frankreich mit seinem Hang zum Atomaren Deutschland die Schuld geben. DE hatte Frankreich in einem Blitzkrieg besetzt. Das ist ein Trauma der Franzosen. Die atomare Absicherung (militärisch und energetisch) war eine Doktrin unter der Regierung von de Gaulle, und von der weicht man bislang nicht ab. Doch ich sehe es nicht als deutsche Schuld, dass Frankreich immer noch auf Atomkraft setzt.
Wenn zudem die Trockenheit weiter anhält, kann es auch sein, dass AKWs stillgelegt werden müssen, weil zu wenig Kühlwasser verfügbar ist bzw. die Flüsse zu warm werden. D.h. der Klimawandel geht gegen die Atomkraft.

Zu Japan: Irgendwo ist es für mich unverständlich, warum dieses Land auf Atomkraft gesetzt hat. Gerade JP hat durch die Atombombenabwürfe als erstes Land schlimme Erfahrungen mit radioaktiver Verstrahlung machen müssen. Zudem ist ganz JP erdbebengefährdet. Trotzdem waren bis Fukushima 50 Reaktoren aktiv. Nach dem Unglück schaffte man es, alle AKWs still zulegen, ohne dass die Versorgung gefährdet war, auch wenn der CO2-Austoß anstieg durch vermehrten Einsatz von Kohlekraftwerken. Derzeit sind 18 Reaktoren wieder aktiv. Man kann entweder sagen "wenigstens weiterhin deutlich weniger als zuvor" oder aber "das sind 18 Reaktoren zu viel". Immerhin ist die Energiewende seitdem beschleunigt worden. Dabei hätte JP gerade wegen seiner Erdbebengebiete im Bereich der Geothermie Vorreiter werden können. Das technische Know-how und die Technik-"Geilheit" waren schon seit den 50er-Jahren in JP sehr ausgeprägt.

Und zu den USA mit seinen 100 Reaktoren: Vor deren Sicherheit hört man ja überhaupt nichts, außer dass 1976 kein neues AKW mehr ans Netz ging. D.h. die AKWs sind alle recht alt geworden. Das Unglück in Harrisburg war ja die unbemerkte Kernschmelze, bei der man unglaubliches Glück hatte: es kam nicht zur Explosion, und die Kernschmelze endete, bevor sie sich als glühende Masse durch das Fundament gefressen hätte. So hatte nur die Umgebung mit erhöhter Strahlung zu kämpfen.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#426

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 17.04.2020 16:47
von Findus | 2.515 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #423
Jetzt erwägt Frankreich wegen der Coronakrise, Atomkraftwerke abzuschalten.

https://www.iwr.de/news.php?id=36695

Einerseits ist der Strombedarf geringer, andererseits befürchtet man wegen der Coronakrise einen Personalmangel bei der Unterhaltung der Kraftwerke.

Aha, führt eine Pandemie zumindest indirekt zu erhöhten Risiken bei der Atomkraft?


Nur, wenn du Fachkräftemangel als Risiko begreifst. Unter schlechten Bedingungen erkranken z.B. Solaringenieure dummerweise zeitgleich. Die Wahrscheinlichkeit ist nur geringer, da es mehr Solaringenieure gibt.
Eine Abschaltung schließt jedoch letztlich ein Risiko aus. Daher bin ich nicht von deiner These überzeugt.


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#427

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 17.04.2020 18:30
von Meridian | 2.857 Beiträge

Bei der Atomkraft kann Personalmangel ein RIsiko sein, besonders wenn es krankheitsbedingt rasch zu starken Ausfällen kommt. Bei der PV- und Windenergie hat ein Unfall infolge Personalmangel nicht die jahrzehntelange Unbewohnbarkeit großer Gebiete zur Folge.

Derweil eine neue Meldung aus Österreich. Dort ist der Kohleausstieg geglückt.

https://www.krone.at/2138175


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#428

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 17.04.2020 20:50
von Findus | 2.515 Beiträge

Ich stelle ja nicht die Risiken dieser Energieform in Abrede, Meridian. Nur lass ich mir ein abgeschaltetes Kraftwerk auch nicht als Risiko unterjubeln.


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#429

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 18.04.2020 09:42
von Dissidentia | 134 Beiträge

Danke für deinen gut recherchierten und umfangreichen Beitrag.
Der verdient gleich mehrere Danke!

Zitat von Meridian im Beitrag #425
Das AKW Fessenheim still zulegen.
Ergänzung:
Vollständig erst am 30.06. der letzte Reaktor.
Aber damit ist noch lange nicht alle Gefahr aus der Welt :(
BUND "rät", kauf dir 3 Flaschen Sekt ;)
Link siehe unten:

Zitat
Die Erste öffnen sie am Tag der endgültigen Abschaltung des letzten der beiden Reaktoren
Die Zweite öffnen am Tag der Entleerung der Brennelemente-Zwischenlager (Erst dann ist die die GAU-Gefahr tatsächlich beseitigt)
Die Dritte Flaschen sollten Sie gut lagern. In ca. einer Million Jahre ist der Großteil des in Fessenheim angefallenen Atommülls zerfallen. Dann gibt es tatsächlich Grund auf die Fessenheim-Schließung anzustoßen.



Zitat von Findus im Beitrag #428
Nur lass ich mir ein abgeschaltetes Kraftwerk auch nicht als Risiko unterjubeln.
Das hat mit Unterjubeln nichts zu tun.
Das ist so!
Man nennt es auch Nachzerfallswärme
https://www.greenpeace.de/themen/atomkra...rk-abgeschaltet

Zitat
Diese Zerfallswärme muss mittels Kühlung abgeführt werden, sonst droht eine Kernschmelze. Die Zerfallswärme nimmt nach dem Abschalten rasch ab: Nach einem Tag ist sie von sieben Prozent auf circa 0,6 Prozent der Reaktorleistung im Betrieb abgesunken, nach einem Monat auf circa 0,17 Prozent. Allerdings entsprechen 0,17 Prozent der Leistung bei einem großen Atomkraftwerk noch rund 7.000 Kilowatt. Das ist mehr als ausreichend, um den Kern ohne Kühlung doch zur Schmelze zu bringen.
Wenn nun ein Atomkraftwerk, wie zum Beispiel das in Neckarwestheim abgeschaltet wird, müssen die Brennelemente innerhalb des Kraftwerks für mehrere Jahre weiter mit Wasser gekühlt werden. Fällt hier die Stromversorgung aber aus und versagt auch der Notstrom, können die Brennstäbe überhitzen und undicht werden. Dann kommt es zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen in der Anlage.

Damit ist die Gefahr, die von einem abgeschalteten Kernkraftwerk ausgeht, mit dem Abschalten nicht gebannt, sie besteht jahrelang weiter.



https://www.bund-sh.de/energie/atomkraft...erbare-risiken/

Zitat
Dabei werden die Brennstäbe im Reaktor entweder durch die Hitze der Kernreaktion oder durch die Nachzerfallswärme (trotz „erfolgreicher“ Abschaltung) so stark erhitzt, dass diese schmelzen. Das Schmelzmaterial kann sich durch den Reaktor fressen und so in Kontakt mit der Umwelt geraten. Dadurch werden große Mengen Radioaktivität frei und radioaktive Elemente über weite Landstriche verteilt. Zusätzliche Gefahr besteht, wenn durch die große freiwerdende Hitze bei einer außer Kontrolle geratenen Kernreaktion, das als Kühlmittel verwendete Wasser zu Wasserstoff umgewandelt wird und sich dann entzündet. So sind gewaltige Explosionen möglich, die Trümmer und radioaktive Teilchen weit verteilen können.



Das wird der Bevölkerung tunlichst verschwiegen.

Hier mal 2 Karten, wie bedroht wir sind:
Es wimmelt nur von diesen Zeitbomben.
Auf Symbol klicken für genauere Infos!
https://www.global2000.at/karte-atomkraft-europa
https://www.bund.net/themen/atomkraft/ak...karte-der-akws/

Vor allem Osteuropa macht mir Bauchschmerzen.

EDIT:
Nicht zu vergessen, die absolut verantwortungslose überirdische Lagerung in Gorleben.
Auch hier nochmals Hinweis auf das Abkühlproblem!
https://www.ndr.de/nachrichten/info/doss...rleben1724.html

Zitat
Der Atommüll soll für 20 bis 30 Jahre in Gorleben oberirdisch zwischengelagert werden. Erst dann ist er auf etwa 200 Grad Celsius heruntergekühlt und damit zur Endlagerung in Salz geeignet. Grund für die lange Kühldauer ist die Wärmeentwicklung während des Zerfall-Prozesses. Bei der Anlieferung ist der Atommüll etwa 400 Grad Celsius heiß.



zuletzt bearbeitet 18.04.2020 09:50 | nach oben springen

#430

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 19.04.2020 21:08
von Meridian | 2.857 Beiträge

Zu den Waldbränden in Tschernobyl

https://www.faz.net/2.1677/kiew-sieht-hi...l-16732389.html

Irgendwie sind die Informationen unklar, als ob etwas verschwiegen wird. Auch die Bundesregierung setzt Strahlungsmessgeräte ein.

Gewisser Grund zur Sorge besteht. Ab heute bis Mittwoch werden wir eine stramme Ostlage bekommen, in Süd- und Westdeutschland sogar mit stürmischem Ostwind. Hoffentlich bleibt es bei der normalen Radioaktivität.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#431

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 19.04.2020 21:25
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #428
Ich stelle ja nicht die Risiken dieser Energieform in Abrede, Meridian. Nur lass ich mir ein abgeschaltetes Kraftwerk auch nicht als Risiko unterjubeln.


Wieso nicht? Die Brennstäbe müssen ja nach wie vor entsorgt werden. Auch der Rückbau ist sicher nicht ohne Risiko...


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#432

RE: Weltklima und Atomkraft?

in Die Grünen 01.05.2020 16:35
von Meridian | 2.857 Beiträge

Der April 2020 war wohl der sonnigste April seit Beginn der Wettermessungen. Regenarm war er auch. Aber von den Temperaturen her betrachtet war er kein Rekordmonat. Er war landesweit "nur" 1,6°C wärmer als das Mittel der letzten 30 Jahre. Grund waren die durch den klaren Himmel recht niedrigen Nachttemperaturen. Betrachtet man nur die Nacht, war der April sogar zu kalt. In einigen Orten gab war der April bislang der Monat mit den meisten Nachtfrösten in diesem Jahr, also vor Januar, Februar oder März (und auch Dez 2019). Ein Ort im Nordosten von DE hatte sogar 23 Frostnächste. Gerade diese Region hatte auch immer wieder Kälteeinbrüche (wenn auch unter schönem Wetter). Dort war der April insgesamt sogar kaum über dem Durchschnitt, während er in Süddeutschland doch deutlich wärmer war.

Typisch war aber, dass der April sich seit 2010 in eine Serie von Aprils einreiht, in denen das eigentlich typische Aprilwetter nicht oder kaum mehr vorkommt. In letzter Zeit glänzen die meisten Aprils durch sehr beständiges Wetter.

Zur Energiebilanz:
Bezüglich der Photovoltaik war wer April 2020 mit Abstand der stärkste April und der zweitstärkste Monat nach Juni 2019. Nicht nur die lange Sonnenscheindauer, sondern auch ein sehr klarer Himmel und nicht zu hohe Temperaturen haben zu einer hohen Produktion aus PV-Anlagen geführt. Bei allen PV-Anlagen, die auf Silizium basieren (das tun die meisten), gilt folgendes: Je höher die Temperatur, desto schlechter die Stromproduktion. Dieser Effekt bewirkt aber ein Produktionsdefizit von wenigen Prozenten. Wichtiger ist nach wie vor die Strahlungsbilanz. D.h. selbst bei 40°C und mehr produzieren PV-Anlagen in Spanien einfach mehr als in DE, weil die Sonne dort einfach häufiger scheint. Trotzdem könnte dieser April der sonnigste Monat in diesem Jahr werden. Um diesen zu überbieten, müssen Mai, Juni oder Juli schon sehr sonnig werden.

Windenergie: Deutlich schwächer als in den vorigen Monaten (und sogar etwas schwächer als im April 2019), dennoch weiterhin die Nr. 1. Die PV ist diesmal vor den übrigen Energien die Nr. 2.
.
Für die Braunkohle war es der schwächste Monat seit langem (zumindest in diesem Jahrtausend). Obwohl die Windenergie gegenüber März stärker nachgelassen hat, als durch die Photovoltaik ausgeglichen werden konnte, geht der Strom aus Braunkohle weiter zurück. Und wieder war die Atomkraft (wie schon im Februar) stärker. Doch auch die Atomkraft hat gegenüber März nachgelassen. Die Biomasse liegt diesmal vor dem Erdgas, und die Steinkohle ist etwa gleichauf mit der Wasserkraft, ja sogar geringfügig darunter und somit das Schlusslicht unter den bedeutenden Energien. (Strom aus Erdöl zähle ich nicht, da unbedeutend.) Hätte man mir vor 2 Jahren gesagt, die Steinkohle wäre das Schlusslicht bei einer Monatsbilanz, hätte ich denjenigen nur ungläubig angeschaut.

Grund ist natürlich der Corona-bedingte Rückgang der Stromnachfrage.

Link zu April:

https://www.energy-charts.de/energy_de.h...ar=2020&month=4

Link zu 2020:

https://www.energy-charts.de/energy_de.h...r=2020&month=-1

Hier auch auf den grauen Punkt "Last" klicken, wo man den Rückgang der Stromverbrauches gut verfolgen kann. Klickt man links auf "jährlich", sieht man die Windenergie als regelrechten Platzhirsch. Da merkt man, dass die Kohlelobby verzweifelt den Altmeier bittet, jegliche weitere Unterstützung für Solar- und Windenergie zu verhindern.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#433

Wasserstoffherstellung

in Die Grünen 18.05.2020 16:15
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Hinsichtlich der Wasserstoffherstellung tut sich etwas...

https://www.energiezukunft.eu/umweltschu...en-werden-kann/


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#434

RE: Wasserstoffherstellung

in Die Grünen 31.05.2020 16:09
von Meridian | 2.857 Beiträge

Jetzt hat Greta mal wieder was zu melden.

https://www.welt.de/wirtschaft/article20...uer-Europa.html

Aber ist sie so wütend? Da fehlt das "How dare you!?"

Aber zu Datteln 4: Es passt nicht mehr in die Zeit rein. Doch das Projekt war so weit fortgeschritten, dass man ein Milliardengrab vermeiden möchte. Immerhin werden dafür ältere Kohlekraftwerke stillgelegt, so dass bei gleicher Stromproduktion die Emissionen dank besserem Wirkungsgrad sinken. Gleichwohl ist jedes neue Kohlekraftwerk ein neues Kohlekraftwerk zu viel.

Ein Milliardengrab kann Datteln dennoch werden. Sobald der Mai zu Ende ist, werde ich wieder eine Energiebilanz hier schreiben. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass trotz geringerer Produktion als im April der Windstrom und Solarstrom Nr. 1 und Nr. 2 sein werden. Strom aus Steinkohle ist offenbar unattraktiv wie noch nie. Und da wird gerade Datteln 4 in Betrieb genommen...

Interessant ist auch, dass die Gaskraftwerke in Irsching (eigentlich die modernsten der Welt) doch wieder rentabel werden.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/untern...7e-f64d8eb702c7

Doch Achtung: Totgesagte leben ja länger. Wenn die Wirtschaftskrise länger anhält, kann es passieren, dass auch Kohle wegen mangelnder Nachfrage billiger wird. Und darauf dürften die Betreiber von Datteln 4 spekulieren. Auch kann die Kohle billiger werden, wenn die Umstellung auf erneuerbare Energien so schnell vonstatten geht, dass Kohle immer weniger nachgefragt wird. Dann müssen die Preise aber für die Erneuerbaren auch sinken, um einen Rückfall in die Kohle zu vermeiden. Das sind halt die marktwirtschaftlichen Spielregeln.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#435

RE: Wasserstoffherstellung

in Die Grünen 31.05.2020 16:15
von Anthea | 12.399 Beiträge

"Bundesregierung und NRW-Landesregierung betonen, dass im Gegenzug für Datteln 4 ältere Steinkohlekraftwerke abgeschaltet werden. Dadurch würden die zusätzlichen Kohlendioxid-Emissionen von Datteln 4 kompensiert." WELT

Tja, es bleibt, wie es ist. Nicht mehr und nicht weniger.

Habe nur ich das Gefühl, dass man Greta gar nicht mehr wirklich ernst nimmt? Sie ist, wie sie ist...
Wovon man am meisten schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt?

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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