#16

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 08.08.2018 23:09
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

[quote="Findus"|p20543]Sehr umgangssprachlich dargestellt. Helikopter-Eltern sind oftmals ja Mittelschichtseltern. Meinst du, dass die sich so sehen, Moorhuhn?

Nein, Findus.

Was den Anschluss an das Thema angeht, ich bin gerade etwas beschämt und nachdenklich, Atue hat weise Worte geschrieben.


Der frühe Vogel kann mich mal !


zuletzt bearbeitet 08.08.2018 23:10 | nach oben springen

#17

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 09.08.2018 17:54
von Findus (gelöscht)
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Und zugleich eine sanfte Kritik.


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#18

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 09.08.2018 18:44
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #15
Zitat von Anthea im Beitrag #1
Ohne mich in das Gejammer der älteren Generation einbringen zu wollen....

Warum tust du es dann?

"Was Hänschen nicht lernt....." ist so was von überholt - bekannt ist, dass wir bis ins hohe Alter hinein in der Lage sind zu lernen. Wir müssen nur wollen. Der Aufwand im Alter steigt, aber das grundlegende Vermögen ist da.

"Die Sitten verrohen" ist auch eine Scheinwirklichkeit. Da hat doch vieles mit Kultur zu tun. Ganz gewiss sind Chinesen ein Volk mit viel Kultur - und dennoch wirkt auf den normalen Mitteleuropäer vieles, was man dort im Alltag erleben kann, ziemlich an jedem Knigge vorbei. Das Rotzen auf die Straße, das Schneuzen, die Esskultur, die Kultur des sich durchboxens, wenn man eine S-Bahn benutzt, die Smartphone-Nutzung, dem gegenüber "unsere Jugend" noch brave Old-Fashioned People sind - all das ist in einigen Gegenden Chinas völlig normal - gehört zu deren Kultur, zu deren Knigge.
Umgekehrt sind Chinesen ziemlich leicht mit westlich geübten Standards aus der Reserve zu locken. Die Nutzung eines Papiertaschentuches am Tisch.....ist ziemlich verpönt......

Nein - ich halte das, was du beobachtest und schilderst für das alte Phänomen, dass älter werdende Menschen (und älter werden beginnt schon recht früh in jungen Jahren) gegenüber denen die Nachkommen ein Wahrnehmungsdefizit haben.


„Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“ (Keller, 1989, ca. 3000 v. Chr., Tontafel der Sumerer).

„Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe“ (Keilschrifttext, Chaldäa, um 2000 v. Chr.)

„Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“ (Watzlawick, 1992, ca. 1000 v. Chr., Babylonische Tontafel).

„Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter steht wider die Mutter, die Schwiegertochter wider die Schwiegermutter“ (Micha 7, Altes Testament um 725 v. Chr.)

„Nicht ist der Vater dem Kind, das Kind dem Vater gewogen – Nicht ist der Bruder lieb, wie er doch früher gewesen; bald versagen sie selbst den greisen Eltern die Ehrfurcht“ (Hesoid, vor 700 v. Chr.)

„Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer“ (Sokrates, 470-399 v.Chr.)

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 470-399 v.Chr.)

„[…] die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering. Überhaupt, die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen sie auf, in Wort und Tat“ (Platon, 427-347 v. Chr.)

„Was nun zunächst die jungen Leute angeht, so sind sie heftig in ihrem Begehren und geneigt, das ins Werk zu setzen, wonach ihr Begehren steht. Von den leiblichen Begierden sind es vorzugsweise die des Liebesgenusses, denen sie nachgehen, und in diesem Punkt sind sie alle ohne Selbstbeherrschung. […] zornmütig und leidenschaftlich aufwallend in ihrem Zorne. Auch sind sie nicht imstande, ihren Zorn zu bemeistern, denn aus Ehrgeiz ertragen sie es nicht, sich geringschätzig behandelt zu sehen, sondern sie empören sich, sobald sie sich beleidigt glauben. Auch hoffnungsreich sind sie, denn das Feuer, das dem Zecher der Wein gibt, haben die Jünglinge von der Natur […] sie tun alles eben zu sehr, sie lieben zu sehr und hassen zu sehr, und ebenso in allen anderen Empfindungen. Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisation“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

„[…] bartlosen Jüngling, für Mahnworte harthörig, großspurig im Geldausgeben, hoch hinausstrebend, rasch im Begehren“ (Horaz, um 30 v. Chr.)

„[…] auf ihrem Höhepunkt kennt die Jugend nur die Verschwendung, ist leidenschaftlich dem Tanze ergeben und bedarf somit wirklich eines Zügels. Wer nicht dieses Alter nachdrücklich unter seiner Aufsicht hält, gibt unmerklich der Torheit die beste Gelegenheit zu bösen Streichen […] Unmäßigkeit im Essen, sich vergreifen am Geld des Vaters, Würfelspiel, Schmausereien, Saufgelage, Liebeshändel mit jungen Mädchen, Schändung verheirateter Frauen“ Als Gegenmaßnahme wird empfohlen „Hoffnung auf Ehre und Furcht vor Strafe […]. Diejenigen aber, die gegen alle tadelnden Vorstellungen taub sind, muß man durch das Joch der Ehe zu fesseln versuchen“ (Plutarch, ca. 45-125 n.Chr.)

„[…] daß man die Flammen der jugendlichen Leidenschaft nur mit Hilfe der klösterlichen Aufsicht und einer strengen Disziplin besiegen könne“ (Gregor von Tours, um 580 n. Chr.)

„[…] wenn der Knabe ins Jünglingsalter tritt, so hat er auch dann, weil sich dieses Alter ebenso leicht dem Bösen zuneigt, den Zügel der Zucht nötig“ (Vincent von Beauvais, 1250)

„Die Welt macht schlimme Zeiten durch. Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst. Sie haben keine Ehrfurcht vor ihren Eltern oder dem Alter. Sie sind ungeduldig und unbeherrscht. Sie reden so, als wüßten sie alles, und was wir für weise halten, empfinden sie als Torheit. Und was die Mädchen betrifft, sie sind unbescheiden und unweiblich in ihrer Ausdrucksweise, ihrem Benehmen und ihrer Kleidung“ (Mönch Peter, 1274)

„Der grenzenlose Mutwille der Jugend ist ein Zeichen, daß der Weltuntergang nah bevorsteht“ (nach Melanchton, um 1530)

„Das Sittenverderben unserer heutigen Jugend ist so groß, dass ich es unmöglich länger bei derselben aushalten kann. Ja, oft geschieht es, dass die nicht in Schranken gehaltene oder nicht gebührend ausgetriebene Zuchtlosigkeit eines einzigen Jünglings von ungesunder Triebkraft und verdorbenen Auswüchsen auch die übrigen noch frischen und gesunden Pflanzen ansteckt“ (ein Schulmeister 18. Jh.)

„Immer wieder wird die Wirksamkeit der Volksschule bei dem zunehmenden Sittenverfall diskutiert oder die immer lauter werdenden Klagen über die zunehmende Rohheit und Verwilderung unserer Jugend, besonders der erwachsenen Dorfjugend, erörtert“ (Allgemeine Schulzeitung, Darmstadt 1826)

„Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß bei der Schuljugend die früher kundgegebene Anständigkeit und das sittliche Benehmen […] mehr und mehr verschwinde“ (Regierungsbericht, 1852)

„[…] knapp 50 % aller Lehrlinge zeigen mangelhafte oder stark defizitäre Leistungen in der Mathematik“ (DIHK, 1965)

Zusätzlich bemängeln unsere Gesellschaft und die Wirtschaft eine allgemeine Abnahme von Wert- und Moralvorstellungen, sowie fehlende soziale und personale Kompetenzen (vgl. DIHK, 2010)

„Fehlende Disziplin, mangelnde Leistungsbereitschaft, geringe Belastbarkeit – die Azubis machen unseren Unternehmen Sorgen“ (DIHK-Chef Hans Heinrich Driftmann 2011)

„Auszubildende – faul, ohne Disziplin, kein Interesse. Jedes zweite Unternehmen klagt über mangelnde Disziplin und Belastbarkeit sowie fehlende Leistungsbereitschaft und Motivation. Jedes dritte bemängelt die Umgangsformen der Bewerber.“ (Die Welt, 21.8.2014 Zitat zur neuen DIHK Umfrage „Ausbildungsfähigkeit“)



Wenn man also in solche Wahrnehmungsfallen tappt, ist das ein klares Indiz dafür, dass man eine gewisse Lebensreife (Alter) erreicht hat, und in selektiver Wahrnehmung bei den Jüngeren das scheinbar schlechte erkennt, während man sich selbst seiner eigenen Fehler in jüngeren Jahren nicht mehr entsinnen mag.

Lies mal ein altes Tagebuch.....also falls du dort ehrlich das aufgeschrieben hast, was du früher so alles angestellt hast....und wenn DU das brave Lämmchen warst - lies mal Bücher von Zeitgenossen von dir, und von dem, was die in ihrer Jugend alles so angestellt hatten......

Gegenüber dem, was in den 60ern, 70ern, 80ern oder 90ern so alles normal war, ist die Jungend von heute alles in allem ziemlich brav und konformistisch unterwegs......


Da ich schon seit gewissermaßen jüngsten Jahren schreibe - was im Übrigen sogar mit viel Nachdenken verbunden war ;-) -. habe ich ein besonderes Verhältnis zu (meiner) Vergangenheit. Durch Beobachtungen. Ich kann heute noch meine Gefühle nachempfinden, die ich bei gewissen Situationen hatte.
Ich denke z.B. nur an eine anerzogene und selbstverständliche Höflichkeit die geboten hat, dass junge Menschen den Älteren in öffentlichen Verkehrsmitteln ihren Platz anboten. Ein ganz simples Beispiel. Das nannte sich Respekt. Wobei ich jedenfalls genau diesen seitens der älteren Generation gegenüber der Jüngeren manchmal vermisste. "Steh mal auf", das waren harsche Worte, wenn ein Schüler nicht direkt aufsprang.

Natürlich haben die Älteren zu jedem Zeitpunkt sich über die Jugend beklagt. Ein jeder Zeitgenosse mit dem Rückblick auf "weiland und sintemal". Jedoch dabei den Spruch negierend, dass sich Zeiten ändern und wir mit ihnen...
Also: Alles zu seiner Zeit.

Außerdem ist alles eine Mentalitätsfrage. Stillstand ist Rückschritt - aber manche sind nie wirklich vorwärtsgekommen, sondern irgendwo einmal "mit sich" stehen geblieben.

Ich jedenfalls bin davon überzeugt, dass viel verloren gegangen ist. Aber man sagt ja auch: Wie der Herr so's Gscherr. Und wenn die Vorbilder nun einmal eigentlich nicht als solche fungieren können, da sie selbst nichts weitergeben können, was sie gar nicht wissen, dann ist das verständlich.

---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#19

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 09.08.2018 19:13
von Findus (gelöscht)
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Es ist etwas verloren gegangen. Aber wem? Ich mag dieses Verallgemeinern nicht. Um dir mal über andere Erfahrungen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu berichten: Ich sehe im Bus oft alte Menschen, die nicht einen Deut zusammen rücken um einer Mutter mit Kinderwagen Platz zu machen. Andererseits habe ich schon Schüler gesehen, die beim Ein- bzw. Ausstieg mit Kinderwagen geholfen haben.
Auch hier darf man natürlich nicht verallgemeinern. Aber Alter alleine macht auch noch keine guten Manieren.

Oder anders gefragt: Was würde Herr Knigge wohl heute in einem Buch schreiben?



zuletzt bearbeitet 09.08.2018 19:15 | nach oben springen

#20

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 09.08.2018 19:43
von Anthea | 12.414 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #19
Es ist etwas verloren gegangen. Aber wem? Ich mag dieses Verallgemeinern nicht. Um dir mal über andere Erfahrungen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu berichten: Ich sehe im Bus oft alte Menschen, die nicht einen Deut zusammen rücken um einer Mutter mit Kinderwagen Platz zu machen. Andererseits habe ich schon Schüler gesehen, die beim Ein- bzw. Ausstieg mit Kinderwagen geholfen haben.
Auch hier darf man natürlich nicht verallgemeinern. Aber Alter alleine macht auch noch keine guten Manieren.

Oder anders gefragt: Was würde Herr Knigge wohl heute in einem Buch schreiben?


Lieber Findus, natürlich macht Alter alleine keine guten Manieren. Hat es nie gemacht, denn es kommt immer auf den Einzelfall an, den des gelebten Lebens von der Geburt an. Also auch wichtig, der "Stall", aus dem jemand gekommen ist.

Was Knigge heute schreiben würde? Also nicht, dass man artig eine Verbeugung macht, wenn man eine Dame zum Tanz auffordert. Das wird schließlich in der Disco per Augenkontakt oder so klar gemacht.
Er würde höchstens schreiben, dass es unschicklich sei, der Dame beim Tanzen an den Hintern zu grapschen.
---


Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#21

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 09.08.2018 21:17
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #17
Und zugleich eine sanfte Kritik.


In der Tat, Findus.
Ich habe sehr viel nachgedacht, über alte Zeiten, über die Jugend von heute.
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass Vorbildwirkung von Erwachsenen, ein natürlicher Respekt vor der jeweiligen Person für Jugendliche ganz entscheidend sind.
Dieser Respekt speist sich aus vielen Kriterien- Auftreten, Kompetenz, auch Äußerlichkeiten und Wahrhaftigkeit/echte Empathie und echtes Interesse. Deshalb finde ich im Zusammenspiel von Alt und Jung auch das Sprichwort: "Wie es in den Wald hineinschallt..." angebracht.
Oft ist es ein sehr einseitiges Szenario, was mir gerade in der Öffentlichkeit auffällt, griesgrämige Erwachsene, die allein schon mit ihrer Mimik und Gestik junge Menschen, die sie gar nicht kennen, vor den Kopf stoßen und glauben, die Welt des "guten" Benehmens gepachtet zu haben. Wer oft mit Schülergruppen unterwegs ist, kann davon ein Lied singen.
Und gehen wir mal weg von den Jugendlichen, auch Erwachsene, die unterschiedlichen Generationen angehören, sind nicht immer nett und höflich miteinander, nur, dass Leutz jenseits der Pubertät ein bisschen mehr Erfahrung, Gelassenheit und Verständnis aufbringen. Das kann man aber von unfertigen Sinnsuchern noch nicht erwarten und sie reagieren auf stumme oder auch laute Kritik, auf teilweise ungerechte Vorwürfe und ignorante Körpersprache mit ihren Mitteln- verbale Respektlosigkeit oder anderem "Fehlverhalten".
Sicher gibt es krasse Sonderbeispiele, aber in der Regel kann man mit den Kids im öffentlichen Raum ganz gut auskommen, wenn man ihnen mit einem Lächeln begegnet und sie genauso höflich behandelt/wahrnimmt, wie die Erwachsenen.
In der Schule geht das noch einen Schritt weiter, man muss sich genau in die Welt von Kindern einfühlen, sich für ihre Belange interessieren und den eigenen Kram hinten anstellen. Und das genau passiert in der Straßenbahn oder der Öffentlichkeit nicht, es entstehen Missverständnisse und Frustrationen auf beiden Seiten.
Benimmunterricht an Schulen brauchen wir nicht, dafür mehr Übung in Gelassenheit, Empathie und Frustabbau, dann klappts auch mit den Kids und dem Nachbarn.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#22

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 09.08.2018 22:00
von Findus (gelöscht)
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Was soll ich sagen? Ich kann dem nichts mehr hinzufügen. Danke, liebes Moorhuhn


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#23

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 09.08.2018 23:00
von Gelöschtes Mitglied
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Ich sehe es eher so, dass sich viele verändert hat. In meinen jungen Jahren fanden wir die Alten einfach nur als Rückständig. Ein wenig war es auch normal, dass wir rebelliert haben. Wir haben abgelehnt, was die Elterngeneration so erzählte - einfach aus Prinzip. 20 Jahre später haben wir dann vieles ähnlich gemacht wie unsere Eltern - aber auch vieles anders.
Gesoffen haben wir damals auch - und so mancher Jugendstreich, den wir damals ablieferten, wird heute kaum noch vorkommen, weil die Erwachsenen dann gleich die Polizei rufen, wo früher deutlich mehr Toleranz auch bei den Erwachsenen war.

Ich habe noch viel mit der jüngeren Generation zu tun - allerdings meist mit einem speziellen Kreis von relativ hoch gebildeten. Ich weise aber darauf hin, dass dieser Kreis heute im Verhältnis zu vor 30 Jahren deutlich größer gewordne ist, mehr Menschen als früher machen Abitur und gehen dann studieren! Trotzdem - dieser Personenkreis ist speziell.

In diesem speziellen Personenkreis kann man durchaus feststellen, dass sich gewisse Veränderungen im Laufe der Zeit eingestellt haben. So ist es heute schon fast normal, wenn Schüler zu ihren Lehrern ein eher partnerschaftliches Verhältnis aufbauen. Ist das gut oder schlecht? Vor 30 Jahren wären wir als Schüler nie auf die Idee gekommen, dass ein Lehrer auch was gutes sein könnte.....es waren andere Zeiten!
Heutige Jugendliche erlebe ich auch anders im Verhältnis zu ihren Eltern. Man hört beispielsweise die gleiche Musik, geht auf die gleichen Konzerte, und schaut sich die gleichen Filme im Kino an. DAS wäre vor 30 Jahren so etwas von uncool gewesen......
Vor 30 Jahren war die Grundstimmung rebellischer, heute ist die Grundstimmung weitaus konformistischer - Familie hat an Wert und Bedeutung wieder gewonnen. Leider auch dann, wenn Eltern schlechte Vorbilder sind.....

Ich glaube nicht an den Wert eines Schulfachs "Knigge". Der beste Knigge ist der, wenn ältere Menschen sich rücksichtsvoll, freundlich und hilfsbereit benehmen! Wenn sie auch mal Dankbarkeit zeigen, wenn andere was für sie tun.

Beim Einkaufen erlebe ich häufig, dass junge Menschen sich brav in die Schlange stellen. Auch sie warten nicht gerne - aber sie akzeptieren und respektieren die natürliche Reihenfolge. Gerade beim Einkaufen gilt leider häufig, dass sich ausgerechnet ältere Menschen ziemlich daneben benehmen. Da wird das Auto im Parkverbot direkt vor dem Laden gepart - obwohl es dafür keinen wirklichen Grund gibt. Auf Nachfrage wird geäußert: Ich habe keine Zeit, deshalb parke ich so nah am Laden......
Ältere neigen auch häufiger dazu wie selbstverständlich nachzufragen, ob sie an der Kasse vorgehen dürften - sie hätten ja nur wenige Artikel.....dass die Mutter mit ihrem genervten Kleinkind auch Probleme hat, und ganz sicher auch froh ist, wenn sie schnell aus dem Laden rauskommt - das wird ignoriert und übersehen.

Es stimmt, es hat sich in unserer Gesellschaft einiges verändert, was auch ich als gute Sitten bezeichnen würde. Da ist manches heute so, dass auch ich sage, früher fand ich es besser. Nur - ich würde nicht auf die Idee kommen, dass die Veränderung vor allem von der jungen Generation ausgeht. Ich sehe als Verursacher durchaus mindestens genauso viele unverschämte Rentner, rücksichtslose Erwachsene, und verständnislose Ellbogenmentalität quer durch alle Schichten, Geschlechter usw.....

So gesehen ist die Entwicklung der Jugend vor allem der Spiegel unseres Verhaltens, der uns vorgehalten wird. Wenn man es so betrachtet wird klar, dass der Knigge Unterricht bei uns selbst starten sollte.


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#24

RE: Schulfach – der moderne Alltags-„Knigge“

in Schule und Bildung 09.08.2018 23:29
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Jo, Atue, so sehe ich das auch, du hast viele Beispiele angeführt, die das sehr gut veranschaulichen.

"Der beste Knigge ist der, wenn ältere Menschen sich rücksichtsvoll, freundlich und hilfsbereit benehmen! Wenn sie auch mal Dankbarkeit zeigen, wenn andere was für sie tun."

Genau das liegt oft im Argen! Man sollte die Alten nicht unterschätzen, die können manchmal aus verschiedenen Gründen sehr garstig sein. Ich erlebe das gerade in meiner Familie. Meine Eltern sind der Frustbolzen schlechthin, es kostet mich immer viel Überwindung und viel Aufklärungsarbeit bei meinen Kindern, mit ihnen Zeit zu verbringen. Sie sind nur am Nörgeln, fühlen sich von Gott und der Welt über den Tisch gezogen, obwohl sie gut behütet in unserer Nähe leben. Meine Kinder sind der Pubertät längst entwachsen, aber ganz junge Leutz halten dieser Mentalität eben nicht stand.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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