"Ich hatte den Eindruck, dass die körperlich erduldeten Erniedrigungen, die Vergewaltigungen und die Machtausübung des ihr körperlich überlegenen Mannes später nicht der Hauptbestandteil ihres Traumas, ihrer Wut und ihrer Rachegedanken waren. Sondern dass es viel mehr noch ihr eigener Irrtum, ihr eigenes Versagen und der Verlust ihrer eigenen Vormachtstellung bis dato war. Zumindest gleichwertig dem anderen Schmerz der körperlichen Nötigung und Demütigung." (Anthea)
Mit Sicherheit war das so, Anthea. Dafür spricht auch ihre oft wiederholte Aussage: "Er hat mich zu seiner Nutte gemacht." Dass sie trotz ihrer Kenntnisse nicht verhindern konnte, für einen Mann als reines Objekt zu fungieren.
Allerdings setzt da meine Kritik vom Eingangsthread an. Diese Erhabenheit und Kraft meiner Wassersuppe, mit der sie wenige Zeit vor dem Angriff ihren Kollegen abgebügelt hat, der nur um ein wenig Teamwork und den Blick aus mehreren Perspektiven gebeten hatte, fand ich unerträglich arrogant, beinahe schon hybrid.
Und ja, man MUSS den Blick mehr auf die Opfer lenken. "Wir verurteilen die Tat, aber würdigen die Täter." (Kollege von Rautenberg; sinngemäß) Wer/was würdigt die Opfer? Gefängnisstrafen in lockerer Umgebung mit Option zum Waffenbau und vorzeitiger Entlassung, amtliche Psychater, die im Morgenkreis ihre schwarzen Schäfchen anflehen, doch endlich mal ihre Gefühle zu offenbaren, Bürokraten, die sich sogar die Fahrt in die Klinik vom Opfer bezahlen lassen?
Opfer sind gebrochene Menschen, denen man in der Regel keinen Morgenkreis anbietet, im Gegenteil, die Wartezeit auf einen Termin beim Seelendoktor kann schon mal 6 Monate dauern. Und wenn es dann soweit ist, haben Opfer in all den Gesprächen, Übungen und pharmakologischen Experimenten auch stets im Hinterkopf, dass der Seelendoktor zwei Stunden später ihren Peinigern in der gleichen Art und Weise begegnet, immer überzeugt von der eigenen Urteilsfähigkeit und dem Bewusstsein, genau zu wissen, wie diese Menschen sich fühlen.
Man kann es eben nicht wissen! Gefühle, Verhalten und kognitive Prozesse entsprechen keinem wissenschaftlich abhakbarem Raster, insofern muss dies als große Unbekannte in der Gleichung akzeptiert und Experimente bei Sexualstraftätern oder generell bei Menschen mit psychopatischen Anlagen unterlassen werden.
So tragisch dieser Fall Preusker auch ist, er ist einer unter vielen, man könnte jetzt mal recherchieren, wieviele Missbrauchsopfer sich pro Jahr das Leben nehmen. Und man könnte auch mal das StGB hernehmen, das bei Vergewaltigung ohne Todesfolge lächerliche (unwürdige) Strafmaße aufruft.
Umso mehr sollte ein Umdenken in der Strafjustiz einsetzen!