Oder auch: Was ist eigentlich "Dummheit"?
Das große Phänomen der Dummheit schlechthin ist, dass ein jeder sich als die große Ausnahme in Bezug auf den Kreis der davon Befallenen betrachtet. Und da fängt es schon an, „dumm“ zu werden/sein.
Was also ist Dummheit wirklich? Kann man diese so einfach erklären, auf einen Nenner bringen? Ich denke eigentlich – eher nicht. Denn ist es das Einmalige, das Individuelle, das jenseits des Mainstreams lebt? Von wegen: So viele können nicht irren…. Von wegen. Das haben wir früher erlebt in Bezug auf Mitläufertum…. Wollt ihr…
Intelligente Menschen gibt es viele, kluge Menschen dagegen mMn weniger. Denn aus meiner Sicht ist Klugheit so etwas wie „angewandte Intelligenz“. Wissen ist wiederum eine andere Sache. Und Wissen um…. sowieso. Denn dieses erfordert die Anwendung, die Interpretationsmöglichkeit und Sicht mit klarem Blick, wo dann ein „dejà vu“, also ein bereits Gewusstes/Gelerntes sich breit macht: Das kommt mir bekannt vor? Und dann also „action“ erforderlich ist. „Wehret den Anfängen“ zum Beispiel.
Der Psychologe Guilford spricht von Intelligenzfaktoren. Hier werden die Teilbereiche angesprochen, jeder anders ausgerichtet, Sprachvermögen, mathematisches Verständnis, Vorstellungsvermögen…
Der eine hat, der andere nicht. Keiner jedoch ist wegen Fehlens des einen „dumm“.
Dummheit ist nicht grundsätzlich angeboren, sondern wird vielfach anerzogen?! Die Dummheit des Stillstandes. Medien sind wirksame Transportinstrumente von Inhalten beabsichtigter Verblödung. Natürlich können sie auch gegenteilig wirksam werden je nach Qualität. Bei der Verdummung kommen wohl einige Faktoren hinzu. Natürlich wird keiner von vornherein sagen: Ich will mich jetzt verdummen lassen, sondern da spielen dann „Triebe“ hinein, Eigennutzdenken im Sinne von: Nutzt es mir etwas, wenn ich das und das tue, kaufe, wähle? Wie schaffe ich mir dadurch dann etwas mehr Wohlbehagen, Lust, Vorteile. ..Cui bono?
Der Autor Grossgebauer nennt in seinem Buch „Dummheit, die heimliche und unheimliche Weltmacht“ das Kind beim Namen und zeigt die aus der Dummheit und Ignoranz entstandenen Fehlleistungen der Menschen auf. Dummheit – vielleicht sogar „guten Glaubens“?
Wobei ich bei der Headline wäre. Ein Glaube kann sich nicht auf Erfahrenswerte beziehen und hinsichtlich des Glaubensobjektes beweisbar machen.
Dummheit zu bekämpfen ist ein schier unmögliches Unterfangen. Entfernt man einen dummen Kopf einer „Hydra“ wächst ihr ein anderer nach. Geboren aus „neueren Erkenntnissen“, die dann jedoch bald wieder renovierungsbedürftig sind, da neuere Erkenntnisse….Nach denen jetzt zu verfahren ist! Es wird immer dabei bleiben: Sein oder Nichtsein – was hinter einem Vorhang verborgen liegt, das liegt jenseits des Wissens. Es ist der „Glaube“, der durch diesen Vorhang hindurchschaut.
Wir unterliegen immer wieder kognitiven Täuschungen, weil wir Emotionalität nicht ausschließen können. Das Relative bleibt, die subjektive Betrachtungsweise. Für den Betrachter selbst wahr und objektiv, für den Andersdenkenden dumm. „Wie kann der/die nur so was glauben…“ Dies ist Verwundern, jedoch im Zustand einer Ahnungslosigkeit von der Gefühlswelt, beziehungsweise der „emotionalen Intelligenz“ eines anderen.
In meinen Augen ist ein „Glauben“ - hier speziell der religiöse Glauben eines jeden Einzelnen - keine „Dummheit“, so sie aus seinem Innern kommt. Etwas, das nicht eingepflanzt, eingetrichtert wurde, sondern im Laufe des Lebens erkannt, begriffen und für „schlau“ und richtig befunden wurde. Weil Glauben nämlich auch Überlebenshilfe ausmacht. Denn Glauben ist auch Hoffnung. Ist Hoffnung "dumm"?
Wenn der Atheist an „Nichts“ glaubt, dann glaubt er auch, nämlich an „Nichts“. Ist das dumm? Nein. Und wenn jemand an ein Weiterleben nach dem Tod glaubt, an Wiedergeburt – ist das dumm? Nein.
Nur Handlungen sind wirklich dumm, wenn sie wider besseren Wissens erfolgen. Dazu gehört auch eine zu große Vertrauensseligkeit in die Rechtschaffenheit der Menschheit, der anderen. Siehe hierzu z.B. auch die „Dummheit“ von Philosophen. Platon wollte ausgerechnet Dionysios von seiner Staatstheorie überzeugen. Es war ihm bewusst, dass dieser ein machtbesessener Diktator war. Nun folgte die Strafe für Platons Dummheit natürlich auf dem Fuße. Nietzsche war in eine Frau verliebt. Ausgerechnet er war zu schüchtern, selbst seine Liebe zu offenbaren und beauftragte damit einen Freund, wohl wissend, dass dieser der Dame die gleichen Gefühle entgegenbrachte. Nun ward dadurch Nietzsche kein Erfolg beschieden, ließ ihn lediglich daraufhin den Spruch tätigen, dass ein verheirateter Philosoph in die Komödie gehöre! Heidegger wurde NSDAP-Mitglied und war der irrigen Auffassung, er könne „den Führer führen“.
Dies sind nur ein paar Beispiele für „dummes Verhalten“.
Dummheit, wie ich anfangs schrieb, kann man nie wirklich eliminieren. Sie ist wie eine Hydra. Ein dummer und unnützer Kopf abgeschlagen, so wächst ein neuer nach. Wozu mir dann auch Brecht einfällt: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch…
„Vorurteile“ sind immer Dummheit, die der Einzelne jedoch selbst bekämpfen kann.
„Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit“ erkannte Anatole France.
Welche „Dummheit“ kann tatsächlich erfolgreich und definitiv zerstört werden? Die des Gottglaubens halte ich für „unkaputtbar“. Und ich denke, dass dies auch gut ist. Denn Menschen brauchen immer etwas, an das sie sich klammern und aufrichten können. Warum nicht an einem unsichtbaren Wesen, das Hoffnung verspricht? Ob sich diese im Nachhinein nach dem letzten Atemzug als trügerisch erweist, das wird keiner wirklich definitiv beweisen können. Das macht im Grunde genommen auch „das Wunder des Glaubens“ aus. Die Unbeweisbarkeit.
"Wenige sind imstande, eine von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinung gelassen auszusprechen; die meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen." Albert Einstein
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