Zitat von Anthea im Beitrag #12
Du könntest genau so gut den Spruch: Ich weiß, dass ich nichts weiß als unsinnig erachten, da er Ausschluss meint,
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Du könntest in erster Linie diese Aussage für unsinnig erachten, da sie so NIE überliefert wurde! Da ich annehme, die wengsten können ( noch ) Altgriechisch, hier die Übersetzung der entsprechenden Stelle ( Platon, Apologie 21d–22a ) nach Rudolf Rufener:
Beim Weggehen aber sagte ich zu mir: ‚Verglichen mit diesem Menschen bin ich doch weiser. Wahrscheinlich weiß ja keiner von uns beiden etwas Rechtes; aber dieser glaubt, etwas zu wissen, obwohl er es nicht weiß; ich dagegen weiß zwar auch nichts, glaube aber auch nicht, etwas zu wissen. Um diesen kleinen Unterschied bin ich also offenbar weiser, dass ich eben das, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube.‘ Von da ging ich zu einem anderen, den man für noch weiser hält als jenen. Dort bekam ich genau denselben Eindruck und machte mich auch bei diesem und dann noch bei vielen anderen unbeliebt. Daraufhin fuhr ich nun der Reihe nach fort und merkte dabei mit Betrübnis und Erschrecken, dass ich mir immer mehr Feinde machte. Dennoch schien es mir nötig, dem Götterspruch größtes Gewicht beizulegen. Darum musste ich zu all denen gehen, die etwas zu wissen schienen, um zu sehen, was das Orakel meine.
Die zentrale Aussage ist also οὖτος μὲν οἴεταί τι εἰδέναι οὐκ εἰδώς, ἐγὼ δέ, ὥσπερ οὖν οὐκ οἶδα, οὐδὲ οἴομαι ..... aber dieser glaubt, etwas zu wissen, obwohl er es nicht weiß; ich dagegen weiß zwar auch nichts, glaube aber auch nicht, etwas zu wissen. Die geniale Gemeinheit des Sokrates liegt also in der sophistischen Umkehrung des Vergleichs, der in diesem Fall unmöglich und logisch nicht erlaubt ist!