#1

Ost und West – ein DDR-Thread

in Deutschland 03.10.2020 09:39
von Anthea | 12.401 Beiträge

Am Tage, wo das hohe Lied der Wiedervereinigung gesungen wird. 30 Jahre nach dem Geschehen. Das hatten die Menschen gut hinbekommen mit ihrem friedlichen Aufstand. Und Hoffnung blühte in der maroden Landschaft nach der Devise: Alles wird gut.

Ist es das wirklich geworden? Woran „krankt“ ein wirkliches Bewusstsein von Gemeinsamkeit zwischen Ost und West?

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#2

RE: Ost und West – ein DDR-Thread

in Deutschland 03.10.2020 16:14
von Anthea | 12.401 Beiträge

Will keiner? Na gut, fange ich mal an.

Das größte Problem liegt in der Einstellung vieler "Ossis", die sich zurückgesetzt fühlen. Ja, es stimmt, dass die Gehälter Ost zu West noch Unterschiede aufweisen. Aber es stimmt auch, dass auch im Westen regional verschieden Verdienste bei gleicher Arbeit und keiner tariflichen Gebundenheit sind. Und nicht zu vergessen: Die Mieten in der Ex-DDR sind wesentlich geringer, sprich: zahlbarer als im Westen.

Die "unendliche Geschichte ist immer noch die der Treuhand und ihres Agierens. Wobei vielfach eine nostalgische Übertreibung an der Tagesordnung liegt, so, als habe diese "blühende und produktive Stätten" vernichtet. Dabei ist es eben vielfach so gewesen nach der Devise: Wir vernichten oder verramschen den Schrott! Neues Leben blüht aus dem maroden Müll. Hat geklappt, viele der westdeutschen Städte und Infrastrukturen sind nicht so gut aufgestellt.

Viele haben auch vor 30 Jahren schnell "rüber gemacht" in das Land, wo Milch und Honig fließen sollte... Als es das nicht tat, war für viele die Enttäuschung groß und der "Dauerjammerossi" wurde geboren. Der hat sich gehalten.

Es hat aus meiner Sicht immer nur ein "Wir" auf dem Papier gegeben, wobei die Bürger der alten Bundesländer da zutraulicher waren. Die in den neuen brachten eigentlich immer wieder zum Ausdruck, dass sie doch eigentlich die tatsächlichen "Besserwisser" seien. Und dies nicht gewürdigt würde!

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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#3

RE: Ost und West – ein DDR-Thread

in Deutschland 04.10.2020 19:34
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #2
Die "unendliche Geschichte ist immer noch die der Treuhand und ihres Agierens. Wobei vielfach eine nostalgische Übertreibung an der Tagesordnung liegt, so, als habe diese "blühende und produktive Stätten" vernichtet. Dabei ist es eben vielfach so gewesen nach der Devise: Wir vernichten oder verramschen den Schrott! Neues Leben blüht aus dem maroden Müll. Hat geklappt, viele der westdeutschen Städte und Infrastrukturen sind nicht so gut aufgestellt.


Nun ja, in der Summe sind das Allgemeinplätze und immer wieder gerne auch die Argumente von damals, wenn auch etwas zynischer formuliert.
Ich bestreite gar nicht, dass die VEBs/Kombinate/LPGs wirtschaftlich am Ende waren. Dennoch lohnt es sich mit gezielter Recherche in Bezug auf Sanierungskonzepte und Bestrebungen, Betriebe fit für die MW zu machen, hinter die Kulissen zu schauen.
Biografisch bedingt, habe ich den Untergang der ostdeutschen Kali- und Steinsalzindustrie miterlebt. Der Grund war schlicht gesagt, dass sich die westlichen Unternehmen dieser Branche zusammen mit der Treuhand den künftigen lästigen Konkurrenten vom Hals geschafft haben. Dazu gibt es viele wissenswerte Dokumentationen und Erfahrungsberichte.


Zitat von Anthea im Beitrag #2
Viele haben auch vor 30 Jahren schnell "rüber gemacht" in das Land, wo Milch und Honig fließen sollte...


Auch das ist ein Pauschalurteil, die meisten waren ganz einfach gezwungen, sich dort Arbeit zu suchen, wo man noch nicht alles abgewickelt hatte oder dies kurz bevorstand. Die meisten sind bis heute Pendler oder verbringen ihren Ruhestand in ihrer Heimat.
Überhaupt kann man heute vom Ossi- Wessikonflikt nur noch sprechen, wenn es um die Generation 55+ geht. Die jungen Leutz geben sich damit gar nicht ab, sie denken global und sind damit nicht selten den Altvorderen ein Dorn im konservativen Auge.
Deshalb halte ich auch nicht viel davon, alle Jahre wieder das Hohelied der ungerechten Wiedervereinigung zu singen, das Ding ist "abgewickelt" und so viele neue Probleme bestimmen unser Dasein.

"Jammerossis" werden auch oft in diesen Topf geworfen, weil sie aktuelle Probleme etwas scharfsinniger beurteilen und aufgrund ihrer Erfahrungen mit politischen Machthabern und dem allgemeinen gesellschaftlichen Egoismus viele Deja vues haben.


Der frühe Vogel kann mich mal !
denker_1 hat sich bedankt!
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#4

RE: Ost und West – ein DDR-Thread

in Deutschland 05.10.2020 11:19
von Anthea | 12.401 Beiträge

Ich möchte nicht pauschalisieren, sondern erwähne meine Beobachungen - langjährig, die sich nicht geändert haben. Natürlich ist es nicht so, dass ich (be)urteile nach dem Motto: Kennst du einen, kennst du alle. Aber wie man sprichwörtlich so sagt, dass man aus einem Esel kein Rennpferd macht, so ist es auch mit der Tatsache: Was du erlernt von deinen Vätern... Anders, beziehungsweise gemeint: Manche/viele können nicht aus ihrer Haut, einer "jungen Haut", die geprägt wurde.
Und wenn du schreibst:

Zitat
Überhaupt kann man heute vom Ossi- Wessikonflikt nur noch sprechen, wenn es um die Generation 55+ geht. Die jungen Leutz geben sich damit gar nicht ab, sie denken global und sind damit nicht selten den Altvorderen ein Dorn im konservativen Auge



dann hat doch ein "konservatives Auge" der "Altvorderen" eine bestimmte Sicht von "Eingeschlossenen" auf glorreiche Zeiten eines GröFaZ zur Bewusstseinsbildung der "U55" beigetragen. Wie sonst erklärt sich dieses überbordernde Neonazi-Unwesen in den NBL? Von nix, kommt nix.
Ist ja nicht so, dass die, wie bei Idioten, die sich dem IS anschließen und deswegen Deutschland verlassen, dass die alle in die BRD ausgewandert sind und dort "nazifiziert" wurden.

Und dass es keine Arbeit gegeben hätte, wagte ich schon immer zu bezweifeln angesichts der Ruinen und Geröllhalden, die der Sanierung harrten. Eigeninitiative, war gefragt, aber die war nicht gegeben. Ist ja auch verständlich, die war früher zu DDR-Zeiten nicht gefragt und alles wurde "vorgesetzt".

Was ich immer wieder festgestellt hatte war das "Anspruchsdenken", allerdings nicht mit Wechselseitigkeit von Eigenleistung gepaart. So haben die Menschen in den NBL schnell "Anpassung" gelernt in der Form der Angleichung von Preisen ohne entsprechende Verbesserungen. Und seien es nur die von "Freundlichkeit" gegenüber "Fremden", wozu die "Wessis" zählten. Ich habe das vielfach erlebt! Und, ich wiederhole mich, die Wessis waren von "good will".

Zitat
"Jammerossis" werden auch oft in diesen Topf geworfen, weil sie aktuelle Probleme etwas scharfsinniger beurteilen und aufgrund ihrer Erfahrungen mit politischen Machthabern und dem allgemeinen gesellschaftlichen Egoismus viele Deja vues haben.



Sie beobachten nicht "scharfsinniger", sondern ängstlicher, denn sie kannten ja unsere (die westdeutsche) Demokratie nicht. Und sind "unwirsch", wenn diese nicht nach dem Gusto von Einzelnen funktioniert, in dem Falle zur Befriedigung ihrer Bealnge. Was sie auch immer den Westdeutschen vorwerfen, sie vergessen dabei: Sie sind mitverantwortlich für einen verlorenen Krieg und dem Hochkommen eines psychopathischen Despoten.

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Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#5

RE: Ost und West – ein DDR-Thread

in Deutschland 04.03.2021 20:35
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Wir haben im Osten eine ganze Reihe Waren in den Westen verramscht, zu Dumpingpreisen verkhökert wobei Otto Normalbürger von der Westkohle keinen einzigen Pfennig in seiner Lohntüte gesehen hatte. Im Intershop für Westkohle einkaufen konnten da nur die Verdienstvollen der Politik. Aber wenn man das kritisiert ist man ja der Jammerossi aber die Herrn Genossen die uns das eingebrockt haben kassieren jetzt dicke fette Luxusrenten vom bösen bösen Klassenfeind. Schon im Osten sind wir kleinen Leute auf der ganzen Linie verarscht worden. Und heute ganz genau so.

Pauschlisierungen sind da nur zutiefst arrogant. Ihr Westdeutschen habt unsere Billigprodukten sehr gerne gekauft.
Wir haben diese Dinge gar nicht erst in unseren Läden gesehen. Es ist Unfair uns wenn wir das kritisieren pauschal als Jammerer abzustempeln!

Und die Verdienstvollen denen diese DDR Misswirtschaft zu verdanken ist, die der Treuhandmafia in die Hände gearbeitet hat, sind heute wieder die privilegierten. Von Klassenfeind gepimpert!
Erst predigen sie Sozialismus und dann sind sie die schlimmsten Kapitalisten, Lehrbuchkapitalisten. Die selber alles genießen was sie ihren Untertanen verweigern!



zuletzt bearbeitet 04.03.2021 20:37 | nach oben springen


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