Man kann sich Gedanken machen, was wir eigentlich von unseren (monotheistischen) Religionen haben. [Auch wenn mir ein Vergleich im "Leben des Brian" einfällt mit "Was haben die Römer für uns getan?"] Eine wesentliche Sache ist die 7-Tage-Woche. Und dass der 7. Tag, bei den Christen der Sonntag, bei den Juden der Samstag und bei den Moslems der Freitag, der Ruhetag ist. In anderen Kulturen, die nicht vom Alten Testament abstammen und die zudem von deren Nachfolgereligionen nicht oder kaum beeinflusst ist, war die 7-Tage-Woche erst mit dem Kolonialismus immer präsenter. Ich denke v.a. an China. Einen regelmäßigen Erholungstag gab es nie, dafür aber immer wieder Feiertage wie Neujahrsfest, Drachenbootrennen und andere. Die kleinste Einheit, die Tage zusammenfasste, war in China lange erst der Monat.
Natürlich gibt es die 7-Tage-Woche weltweit, weil der westliche Kalender sich ja durchgesetzt hat. Aber in den 4-5 Wochen, die ich in CN war, habe ich an die Wochentage immer weniger gedacht, zumal am Sonntag die allgemeine, alltägliche Aktivität der Menschen dort völlig unverändert war.
Aber das mit den 7 Tagen (warum nicht 6, 8, 9 oder 10?) ist auch in anderer Hinsicht interessant. Diese 7 Tage repräsentieren die 7 sichtbaren Gestirne des Sonnensystems:
Montag - Mond
Dienstag - Mars (frz. Mardi)
Mittwoch - Merkur (frz. Mercredi)
Donnerstag - Jupiter (lat. Iovis, im lateinischen zwar Iupiter, doch dekliniert im Gen. Iovis)
Freitag - Venus (lat. Veneris)
Samstag - Saturn (engl. Saturday)
Sonntag - Sonne
(Uranus und Neptun wurden erst mit Hilfe von Teleskopen entdeckt.)
Es zeigt, dass auch hier die Götter der griechisch-römischen Mythologie übernommen wurden.
Wenn man die Planeten selber betrachtet, zeigt sich, dass schon damals die Namensgebung sehr zutreffend ist:
Jupiter / Zeus als höchster Gott bekommt den größten Planeten zugeordnet. Zeus galt als beschützender Gott, schleuderte aber auch schon einmal seine Blitze hinab. Der Planet Jupiter schützt durch seine enorme Schwerkraft die inneren Planeten von den meisten Asteroiden aus dem äußeren Sonnensystem. Aber so manche hat er auch wegen seiner Schwerkraft zur Erde gelenkt. Unter Verdacht steht auch derjenige, der das Ende der Dinosaurier einleitete.
Der Mars, derzeit großes Forschungsobjekt, ist wegen seiner roten Farbe (Blut) dem Kriegsgott zugeordnet. Die Venus, die Liebesgöttin, ist wohl (allzu) heiß. Interessant finde ich den Merkur, der als Götterbote kein richtiger Gott ist. Merkur selber ist zwar ein vollwertiger Planet, aber er ist der kleinste, ähnelt dem Erdmond auf der Oberfläche, und es halten sich hartnäckig wissenschaftliche Theorien, wonach Merkur anfangs ein Mond der Venus war. Doch größer als der Erdmond und zudem näher an der Sonne, konnte Venus Merkur irgendwann nicht mehr halten. Die Sonne entriss mit ihrer Schwerkraft den Merkur, der seitdem eine eigene Umlaufbahn hat. (Auch der Erdmond entfernt sich langsam von der Erde .Man muss auch bedenken, dass er für die Erde ein recht großer Begleiter ist und das noch, dass die Erde als ein der Sonne relativ naher Planet gilt.)
Saturn ist der Gott des Ackerbaus und erst in der römischen Mythologie so richtig ein Gott. Die eher gelbliche bis leicht bräunliche Farbe des Saturn passt gut dazu.
Die spätere Benennungen von Uranus und Neptun passen auch gut. Uranus ist der Gott der Lüfte; der Planet erscheint hellblau. Neptun ist der Gott der Meere; der Planet erscheint tiefblau.
Selbst wenn die aktuellen Religionen abgeschafft werden, kann ich mir kaum vorstellen, dass die 7-Tage-Woche so schnell zur Disposition steht. Ok, Hitler plante tatsächlich eine 10-Tage-Woche. Durchgesetzt hat sich das wohl nicht. In der französischen Revolution, bei denen es den Kirchen vorübergehend an den Kragen ging, stand die 7-Tage-Woche auch nicht zur Disposition.