#1

Bürgerversicherung – die ungeliebte Forderung

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 28.11.2017 13:33
von Anthea | 12.409 Beiträge

"Was könnte die SPD in einer neuen Großen Koalition durchsetzen? Gesundheitsexperte Karl Lauterbach pocht auf die Abschaffung der privaten Krankenversicherung - und erntet den wütenden Protest der Ärztelobby."

Abschaffung oder nur ein bisschen? Jedenfalls erscheint mir der Passus in dem Artikel doch nachdenklich stimmend, wenn es heißt:

„In die Bürgerversicherung würden alle gesetzlich Versicherten aufgenommen. Bisher privat Versicherte sollen wählen können, ob sie ebenfalls in die Bürgerversicherung wechseln möchten. Arbeitgeber und Versicherte würden nach Wunsch der SPD zudem wieder den gleichen Anteil am Versicherungsbeitrag zahlen.“

Dem von mir Gefettetem stimme ich zu. Jedoch klingt das Ganze wohl kaum nach einer Abschaffung der privaten Krankenversicherungen, wenn weiterhin die Wahlmöglichkeit besteht, wenn auch vielleicht nur unter dem Aspekt „Bestandsschutz“ und dem Verbot neuer Verträge.
Wenn, dann müsste es so sein, dass ALLE in die Bürgerversicherung einzahlen. Egal ob selbstständig oder Beamter.

Ich halte das für nicht wirklich durchdacht. Was also soll das denn? Eine Bürgerversicherung, also versichert unter einem Namen, wo es dann wohl darum geht, die Ungleichheit hinsichtlich des Leistungsspektrums der gesetzlichen Krankenkassen zu regulieren. Wird dann alles besser? Zu bezweifeln.

„Mit heftigen Protesten haben Ärzteverbände auf SPD-Forderungen nach einer Bürgerversicherung reagiert. "Wer die Bürgerversicherung will, der startet den Turbolader in die Zwei-Klassen-Medizin", sagte Bundesärztekammer-Präsident Frank-Ulrich Montgomery.“

Es war schon immer etwas teurer…. Etc.
Man wird niemandem verwehren können, sich irgendwelche Zusatzleistungen zu „erkaufen“. Ich denke mal, diese Idee der SPD - wie bisher vorgetragen - ist nichts und nur „Tünche“.

„Die Existenz der privaten Krankenversicherung sorge für Innovationen bei Diagnostik und Therapie und setze damit die Krankenkassen unter Zugzwang, sagte Montgomery weiter. Privat Versicherte ermöglichten mit ihrem kostendeckenden Finanzierungsbeitrag zudem eine hochwertige medizinische Ausstattung von Krankenhäusern und Praxen.“

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziale...-a-1180515.html

Was sagt ihr dazu?

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
nach oben springen

#2

RE: Bürgerversicherung – die ungeliebte Forderung

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 28.11.2017 16:24
von Till (gelöscht)
avatar

Es ist das Problem der SPD, gute Ideen ständig zu verwässern. Ob die Sozialversicherung paritätisch von Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder zu 100% vom Arbeitnehmer getragen werden, ist mir ziemlich wurscht. Die sogenannten Lohnnebenkosten sind nichts weiter als Lohnkosten, die dem Arbeitnehmer ausgezahlt werden sollten; dann kann er die Sozialversicherung auch alleine stemmen, und das ewige Gejammer von den zu hohen Lohnnebenkosten in Deutschland hört auf.

Wichtiger ist, dass wirklich alle in die Bürgerversicherung einzahlen, ohne Wahlfreiheit. Es ist klar, dass die Ärztevertreter dagegen Sturm laufen. Dabei wäre es weiterhin einem Patienten unbenommen, für eine angeblich bessere Behandlung selbst aufzukommen, und auch eine freiwillige Zusatzversicherung für Luxusleistungen hätte in dem System Platz. Die Zwei-Klassen-Medizin haben wir heute bereits (warum wohl wird man als erstes nach der Krankenkasse gefragt, wenn man telefonisch einen Termin vereinbaren will), und wie kostendeckend die privaten Versicherungen heute sind, sieht man an den Problemen mit älteren Versicherten und auch daran, dass die Verwaltungskosten prozentual drei Mal so hoch sind wie die der gesetzlichen.



zuletzt bearbeitet 28.11.2017 16:26 | nach oben springen

#3

RE: Bürgerversicherung – die ungeliebte Forderung

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 28.11.2017 16:44
von Anthea | 12.409 Beiträge

Zitat von Till im Beitrag #2
Wichtiger ist, dass wirklich alle in die Bürgerversicherung einzahlen, ohne Wahlfreiheit. Es ist klar, dass die Ärztevertreter dagegen Sturm laufen. Dabei wäre es weiterhin einem Patienten unbenommen, für eine angeblich bessere Behandlung selbst aufzukommen, und auch eine freiwillige Zusatzversicherung für Luxusleistungen hätte in dem System Platz. Die Zwei-Klassen-Medizin haben wir heute bereits (warum wohl wird man als erstes nach der Krankenkasse gefragt, wenn man telefonisch einen Termin vereinbaren will), und wie kostendeckend die privaten Versicherungen heute sind, sieht man an den Problemen mit älteren Versicherten und auch daran, dass die Verwaltungskosten prozentual drei Mal so hoch sind wie die der gesetzlichen.


Völlig d'accord.

Es gibt viel zu tun im Bereich des Gesundheitswesens.
Stichwort auch: "blutige Entlassung". Patienten, die "nur" gesetzlich versichert sind, werden schnellstmöglich aus der stationären Behandlung nach Hause entlassen. Das ist in vielen Fällen in Anbetracht des Zustandes der Patienten zum Kopfschütteln. Aber Usus, so die "Fallpauschale" verbraucht ist. Privatpatienten dürfen bleiben.

Hier müsste eine Änderung eintreten, die zweckmäßiger und menschlicher wäre und dem Patientenwohl mehr entsprechen würde. Eine Entlassung müsste in unbedingter Absprache mit dem Hausarzt erfolgen, der endgültig der Entscheider sein sollte. Der also bestimmen und beurteilen kann, ob der Patient problemlos ambulant weiter behandelt werden kann.

---


Ist das, was das Herz glaubt, nicht genau so wahr wie das, was das Auge sieht? Khalil Gibran
nach oben springen

#4

RE: Bürgerversicherung – die ungeliebte Forderung

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 28.11.2017 16:56
von Till (gelöscht)
avatar

Ullalas Fallpauschale gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Lauterbach war sich nicht in allem einig mit Trulla, wie er zur Fallpauschale steht, weiß ich allerdings nicht. Auf jeden Fall sollte die SPD auch hier klar Stellung beziehen.



zuletzt bearbeitet 28.11.2017 17:11 | nach oben springen

#5

RE: Bürgerversicherung – die ungeliebte Forderung

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 28.11.2017 20:51
von Findus (gelöscht)
avatar

Zitat von Anthea im Beitrag #1
Dem von mir Gefettetem stimme ich zu. Jedoch klingt das Ganze wohl kaum nach einer Abschaffung der privaten Krankenversicherungen, wenn weiterhin die Wahlmöglichkeit besteht, wenn auch vielleicht nur unter dem Aspekt „Bestandsschutz“ und dem Verbot neuer Verträge.
Wenn, dann müsste es so sein, dass ALLE in die Bürgerversicherung einzahlen. Egal ob selbstständig oder Beamter.

Ich halte das für nicht wirklich durchdacht. Was also soll das denn? Eine Bürgerversicherung, also versichert unter einem Namen, wo es dann wohl darum geht, die Ungleichheit hinsichtlich des Leistungsspektrums der gesetzlichen Krankenkassen zu regulieren. Wird dann alles besser? Zu bezweifeln.


Dem Bestandschutz für Altverträge wird es wohl geben müssen. Wobei dann letztlich die Frage offen ist, wie eine auslaufende private Krankenversicherung abgewickelt werden könnte. Aber du hast Recht, es wäre möglich alle Krankenversicherungen ab Tag x in die gesetzliche Krankenversicherung laufen zu lassen.

Wobei Leistungen, die die gesetzliche Versicherung nicht übernimmt am Ende doch aus privater Tasche bezahlt werden müssten bzw. anders versichert werden müssten. Daher müsste der Leistungskatalog der Bürgerversicherung gleich mit ausgeweitet werden. Bestmögliche Versorgung für alle Bürger.


nach oben springen

#6

RE: Bürgerversicherung – die ungeliebte Forderung

in Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm 15.01.2018 14:47
von Till (gelöscht)
avatar

In der FAZ kann man einen Artikel zum britischen Gesundheitssystem finden. Dort werden sehr anschaulich die Probleme in Großbritannien beschrieben. An Volksverdummung grenzt allerdings, diese Probleme als Folge einer "Bürgerversicherung" entsprechend der (begrabenen?) SPD-Forderung darzustellen. Dem britischen Gesundheitssystem fehlt es schlicht an Geld; dieses Problem hat man häufig, wenn etwas über Steuern statt Beiträgen finanziert wird.
Wer wissen will, wie eine Bürgerversicherung funktioniert, wenn man es richtig macht, muss nur nach Österreich schauen.


nach oben springen


Ähnliche Themen Antworten/Neu Letzter Beitrag⁄Zugriffe
Hallelujah - Forderungen von 11 Milliarden
Erstellt im Forum Diverse Nachrichten von Anthea
15 21.01.2023 14:57goto
von Thats me • Zugriffe: 600
DER Filz oder Empörung alleine genügt nicht!
Erstellt im Forum Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm von Anthea
0 01.07.2019 08:26goto
von Anthea • Zugriffe: 226
FDP-Forderung §219a
Erstellt im Forum Alles rd. um Familie, Jugend, Kriminalität, Gesetze, Sozialstaat uvm von Anthea
3 28.03.2019 16:47goto
von kuschelgorilla • Zugriffe: 171
Die Bahn - ungeliebtes Kind der Verkehrspolitik?
Erstellt im Forum Die Grünen von Findus
40 07.02.2020 20:47goto
von Meridian • Zugriffe: 800
Wie viel Geld braucht eine Bundeswehr?
Erstellt im Forum Deutschland von
16 14.07.2018 23:29goto
von • Zugriffe: 417
Von der Leyens „Umbau“
Erstellt im Forum Deutschland von Anthea
5 05.05.2018 14:32goto
von gun0815 • Zugriffe: 206
Vorsicht Wegelagerer
Erstellt im Forum Ökonomie von Till
0 10.02.2018 22:00goto
von Till • Zugriffe: 161
Verständliches Unverständnis!
Erstellt im Forum Deutschland von Anthea
0 01.11.2017 22:05goto
von Anthea • Zugriffe: 197
Entschädigungsforderungen
Erstellt im Forum Diverse Nachrichten von Anthea
5 08.08.2017 00:31goto
von Till • Zugriffe: 231

Besucher
0 Mitglieder und 13 Gäste sind Online

Besucherzähler
Heute waren 349 Gäste und 4 Mitglieder, gestern 288 Gäste und 5 Mitglieder online.

Forum Statistiken
Das Forum hat 2265 Themen und 50197 Beiträge.

Heute waren 4 Mitglieder Online: