#16

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 26.03.2021 01:30
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Liebe Gemeinde,


langsam werde ich alt und grau. Meine Hörner habe ich mir in 51 Jahren abgestoßen und viele Feinde in den Staub geworfen. Manche ließ ich auch verbluten.

Ich bin jetzt über 50 Jahre alt. Das schafft körperliche Gebrechen, aber auch einen Funken Weisheit.

Rache macht Spaß für junge Hirsche. Ungestüm und voller Hormone.

Ich denke jetzt jedoch anders. Diplomatie und Vergebung sind viel größere Werte als "Rache".

Das wichtigste auf dieser Welt ist "Frieden". Alles andere regelt sich dann von selber.

Ich bin immer noch ein "Alpha Wolf". Aber ein alter Wolf. Einer, der nicht nur Gewalt als MIttel zum Zweck sieht,.

WIe wäre es denn mal mit Liebe ? Auch gegen unsere Feinde ? Liebe ist ein Wunder und sie ist stärker als Rache.

Lieben Gruß aus dem alten Land !


Imperare sibi maximum bellum est
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#17

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 26.03.2021 16:21
von Arion | 73 Beiträge

Zitat von Atue
Ich versöhne mich mit dir" bedeutet hingegen, dass ich dir nicht nur vergebe oder dir verzeihe, sondern dass ich einen Ausgleich so suche, dass du danach in unserem Verhältnis vollständig rehabilitiert bist. Nach einer Versöhnung sind wir wieder auf Augenhöhe im Dialog......wenn ich dir "nur" vergebe, bleibe ich zumindest moralisch über dir stehen, denn es gab ja was, was ich dir vergeben sollte/wollte/musste......wenn ich mich mit dir versöhne, spielt das Vergangene nach der Versöhnung keine Rolle mehr.



Das ist meiner Meinung nach die Kernkompetenz der Vergebung und Versöhnung.

Sagt man nicht auch sprichwörtlich: "Vergeben und Vergessen!"?



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#18

Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 26.03.2021 16:58
von Gysi (gelöscht)
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Vergebung soll Größe anzeigen. Und der Rachsüchtige ist eben ein kleiner Hosenscheißer, der sein Leben nicht richtig auf die Reihe bekommen hat. Und als so einer will niemand gelten! Also sind wir generös. Zähneknirschend. Und das ist eben nicht der richtige Weg! Das ist bequem für die Schlichter, die Proredner der Deeskalation. Aber schludrig erarbeitet! Wer den seelisch Verletzten dazu zwingt, seinen Groll runterzuschlucken, muss darauf hoffen, dass der sich bald in ein Nichts auflöst. Aber ist das so? Nein, eben nicht!

An Konflikten haben alle betroffenen Seiten zu arbeiten. Vergeben kannst du nur bei aufrichtiger Reue! Aus sich heraus kann der wirklich Verletzte das in der Regel nicht. Aber wenn der Übeltäter sich für seine Entgleisung schämt, heilt die Wunde und die 'Vergebung' fällt ganz, ganz leicht!

Und wer die Reue verweigert, kann/sollte nicht mit Vergebung rechnen, nur mit Rache! Folgt die Rache nicht, kann sie nicht folgen, weil sie aus technischen Gründen nicht vollzogen werden kann oder so was, ist das für den Gedemütigten nicht gut! Er wird lange, lange an der Ohnmacht dieser Demütigung zu leiden haben.

Ich hoffe, dass ich mich verständlich, wenn auch allgemein, ausgedrückt habe.


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)


zuletzt bearbeitet 26.03.2021 17:00 | nach oben springen

#19

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 26.03.2021 19:23
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Gysi

Vergebung soll Größe anzeigen. Und der Rachsüchtige ist eben ein kleiner Hosenscheißer, der sein Leben nicht richtig auf die Reihe bekommen hat.



So? Meinste? Dieser Rachsüchtige wurd aber auch so sehr unterdrückt und gedmütigt, dass er sein Leben auch nicht mehr auf die Reihe kriegen konnte. Denn in jener Zeit in der er das hätte tun können war er schließlich in der Gefangenschaft seines Peinigers. KZ Häftlinge zum Beispiel, als sie später in US Kriegsgefangenenlagern SS Verbrecher foltern durften. Oder auch sowjetische Leiter von Kriegsgefangenenlagern als die Deutschen vermeintlichen Naziverbrecher dort ankamen. Die Leiter dieser Lager haben unter diesem Krieg gelitten und möglicherweise ihre Familienangehörigen durch diese Fachistenbande verloren, da haben die auch erst mal keine Lust, groß zu differenzieren.

Da gibt es übrigens einen Film mit dem Titel "Das Lager" wo es nicht um den Gulag der dreißiger Jahre der Sowjetunion geht, sondern um genau dieses Problem. Ein Kriegsgefangenenlager nach 1945, wo genau dieses Problem der Rachsucht der Lagerleitung behandelt wird.

Wenn er weiß, wo dieser Film zu bekommen ist, bitte Link hier her setzen!

Zitat von Gysi

Und als so einer will niemand gelten! Also sind wir generös. Zähneknirschend. Und das ist eben nicht der richtige Weg! Das ist bequem für die Schlichter, die Proredner der Deeskalation. Aber schludrig erarbeitet! Wer den seelisch Verletzten dazu zwingt, seinen Groll runterzuschlucken, muss darauf hoffen, dass der sich bald in ein Nichts auflöst. Aber ist das so? Nein, eben nicht!



Richtig.

Zitat von Gysi

An Konflikten haben alle betroffenen Seiten zu arbeiten. Vergeben kannst du nur bei aufrichtiger Reue! Aus sich heraus kann der wirklich Verletzte das in der Regel nicht. Aber wenn der Übeltäter sich für seine Entgleisung schämt, heilt die Wunde und die 'Vergebung' fällt ganz, ganz leicht!



Ja, dann wenn der Täter ehrliche Reue zeigt kann ein Prozess derVergebung einsetzen. Sonst nicht.

Zitat von Gysi

Und wer die Reue verweigert, kann/sollte nicht mit Vergebung rechnen, nur mit Rache! Folgt die Rache nicht, kann sie nicht folgen, weil sie aus technischen Gründen nicht vollzogen werden kann oder so was, ist das für den Gedemütigten nicht gut! Er wird lange, lange an der Ohnmacht dieser Demütigung zu leiden haben.



... und das Vertrauen in die Justiz seines Landes verlieren.


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#20

Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 08:40
von Gysi (gelöscht)
avatar

Zitat von Denker
So? Meinste?

Nein, eben nicht! Wer wütend ist, hat auch Grund für seine Wut!

Zitat
... und das Vertrauen in die Justiz seines Landes verlieren.

Kann geschehen. Man sollte jedoch darauf aufpassen, dass die erlittene Rechts- oder Würdeverletzung mit der Ohnmacht, die man zu ertragen hat, nicht zu einem überdimenisonierten (grundlosen, neurotischen) Misstrauen erwächst. Als Ersatzhandlung für die gewünschte Rache quasi. Damit schösse man sich nur ins eigene Knie. Kannst du ein Beispiel für das Staatsmisstrauen geben? Ist es deines?


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
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#21

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 09:11
von Anthea | 12.400 Beiträge

Ob Vergebung oder Versöhnung, wie immer man es nennen will, oder sogar vom Stellenwert her unterschiedlich betrachtet, so bleibt immer etwas zurück. Es sei denn, eine Sache sei so banal und im Grunde genommen unwichtig gewesen, dass man sie schlicht und einfach tatsächlich vergisst. Und den Verursacher von Wut und Ärger gleich mit. So dass man später nur noch eine vage Erinnerung hat nach dem Motto: Da war doch mal was...

Aber auch wenn einen eine Sache berührt, so, dass man Trauer, Wut gepaart mit Vergeltungsgelüsten verspürt, jedoch diese sich dann auflösen, weil man sich "im Griff hat", weil man merkt, dass solche unguten Emotionen einen selbst nur runterziehen und nicht weiterbringen, oder wenn man sich mit einer gemachten trüben Erfahrung arrangieren will, indem es gelingt, sie aus der Gedankenwelt zu vertreiben - sie lässt sich nie ganz verbannen. Genau so ist es mit der "Versöhnung".
"Vergeben und vergessen" halte ich für eine Selbsttäuschung. Es sei denn, die Tat eines anderen habe nur traurig gemacht ohne dass in der Folge Rachegedanken aufkamen. Aber eine nicht ausgeführte Vergeltung ist oftmals wie eine Arbeit, die man nicht zu Ende brachte.

Im Römerbrief schreibt der Apostel Paulus: "Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! Rächt euch nicht selber, liebe Brüder, sondern lasst Raum für den Zorn (Gottes); denn in der Schrift steht: Mein ist die Rache, ich werde vergelten, spricht der Herr."

Aber da kann man auf Gerechtigkeit wohl lange warten? Aber natürlich sind solche Ermahnungen auf Glaubensgrundlage sehr vernünftig. Aber eben auch oftmals zu "edel und gut". Lebensfern. Denn es heißt ja auch: "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott".


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


Arion hat sich bedankt!
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#22

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 09:19
von Arion | 73 Beiträge

Zitat von Gysi im Beitrag #18
Also sind wir generös. Zähneknirschend. Und das ist eben nicht der richtige Weg! Das ist bequem für die Schlichter, die Proredner der Deeskalation. Aber schludrig erarbeitet! Wer den seelisch Verletzten dazu zwingt, seinen Groll runterzuschlucken, muss darauf hoffen, dass der sich bald in ein Nichts auflöst. Aber ist das so? Nein, eben nicht!


Zähneknirschende Generosität, das mutet schon wie ein Widerspruch in sich an. Bequem ist das dann auch weniger für "Schlichter" und "Proredner der Deeskalation" sondern für solche, die sich gerne selbst so sehen, oder von anderen gerne so gesehen werden wollen.

Wer Groll hegt, hat nicht vergeben und vergessen.

Zitat von Gysi im Beitrag #18
Vergeben kannst du nur bei aufrichtiger Reue! Aus sich heraus kann der wirklich Verletzte das in der Regel nicht.

Das sollte er aber, um seiner selbst willen, erlernen wollen. Das Vermögen zur Vergebung sollte nicht von der Reue des Übeltäters abhängig sein, weil anderenfalls der durch den Übeltäter angerichtete Schaden um ein Vielfaches erhöht würde, wenn man aufgrund der Verletzung, die bei ausbleibender Reue ja unheilbar bliebe, über einen langen Zeitraum Groll hegte.

Natürlich ist es bei der Lösung bzw. Heilung von Konflikten und daraus entstandenen Verletzungen optimal, wenn die Bereitschaft zur Vergebung auf echte Reue trifft. Das ist der Fall, wenn an Konflikten beide betroffenen Seiten arbeiten. Leider ist es nicht automatisch so.
Daher sollte Vergebung " aus sich selbst heraus" erlernt werden. Sicherlich ein schwieriger, zeitintensiver Prozess. Aber man hilft sich damit selbst.



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#23

Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 09:58
von Gysi (gelöscht)
avatar

Zitat von Arion
Das sollte er aber, um seiner selbst willen,

Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt: Der wirklich Verletzte kann NICHT ohne Reue (des Verletzers) vergeben! Es sinnt auf Rache und braucht sie auch. Die dann hoffentlich angemessen ausfällt und nicht (neurotisch) überdimensioniert. Die Gefahr besteht ja auch. Siehe Robert Steinhäuser, der 2002 in Erfurt ein paar seiner Lehrer mit 'ner Pumpgun niedermähte.

Wir müssen alle mehr Umsicht lernen. Wir können uns so schnell und leichtfertig schlimme Dinge antun, die dann noch schlimmer weiterwirken. Was dagegen als erstes hilft, ist reden. Statt sich eingeschnappt aus dem Weg zu gehen.


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)
Arion hat sich bedankt!
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#24

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 10:07
von Arion | 73 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #21
"Vergeben und vergessen" halte ich für eine Selbsttäuschung.


Es kann zu einer Selbsttäuschung werden. Nämlich dann, wenn man hinterher noch Groll hegt, oder irgendwelche Rachegedanken, Vergeltungsgelüste oder Wut in sich brodeln lässt. Wie lange wird man einen solchen "inneren Vulkan" beherrschen können?

Zitat von Anthea im Beitrag #21
Aber eine nicht ausgeführte Vergeltung ist oftmals wie eine Arbeit, die man nicht zu Ende brachte.

Wird dann nicht auch derjenige, den die Vergeltung traf, seinerseits darauf aus sein, Vergeltung zu üben - d.h. seine Arbeit zu Ende bringen wollen? Kommen wir dann nicht in einen Teufelskreis, wie zwei Hamster, die einander jagen und doch nicht voran kommen? Wann ist die "Arbeit" dann endgültig getan?

Die dabei freigesetzte emotionale, psychische und körperliche Energie auf "Vergeben und Vergessen" zu verwenden, halte ich vor diesem Hintergrund für die günstigere Investition.

Zitat von Anthea im Beitrag #21
Aber da kann man auf Gerechtigkeit wohl lange warten? Aber natürlich sind solche Ermahnungen auf Glaubensgrundlage sehr vernünftig. Aber eben auch oftmals zu "edel und gut". Lebensfern. Denn es heißt ja auch: "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott".

Vielleicht hilft es auch, das persönliche Verständnis von Gerechtigkeit zu hinterfragen. Ist Gerechtigkeit nur auf das Wechselspiel zwischen Verbrechen und Rache beschränkt?
Gibt es überhaupt einen allgemeingültigen Maßstab für Gerechtigkeit oder kann bzw. muss sich jeder seinen eigenen Standard basteln? Wo das endet, kann man sich ja denken.

Mit dem Hinweis auf den biblischen Text kann man auch einige Gedanken auf den göttlichen Maßstab für Gerechtigkeit verwenden. Sowohl der hebräische (zé·dheq; zedhaqáh), als auch der griechische (dikaiosýnē) Begriff für Gerechtigkeit werden direkt mit Gott selbst als objektiven Maßstab für Gerechtigkeit in Verbindung gebracht.

Vielleicht hilft eine Betrachtung dieses Zusammenhangs, wenn man das Gefühl hat, auf Gerechtigkeit lange warten zu müssen.



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#25

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 10:29
von Arion | 73 Beiträge

Zitat von Gysi im Beitrag #23
Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt: Der wirklich Verletzte kann NICHT ohne Reue (des Verletzers) vergeben! Es sinnt auf Rache und braucht sie auch. Die dann hoffentlich angemessen ausfällt und nicht (neurotisch) überdimensioniert. Die Gefahr besteht ja auch. Siehe Robert Steinhäuser, der 2002 in Erfurt ein paar seiner Lehrer mit \'ner Pumpgun niedermähte.

Du hattest dich schon ganz richtig ausgedrückt und dein Beispiel zeigt ja auch, was passieren kann, wenn man es nicht um seiner selbst willen erlernt hat, zu vergeben. Wenn man solche Reaktionen braucht - denn du musst ja davon ausgehen, dass Robert selbst seine Rache keineswegs als neurotisch überdimensioniert, sondern allenfalls als angemessen betrachtet hat - steht man im Lernprozess um Gerechtigkeit und Vergebung noch ganz am Anfang - wenn überhaupt.

Dieses Beispiel zeigt mit seiner traurigen Realität deutlich auf, wie wichtig dieser Lernprozess für einen selbst ist, um sich nicht von der Reue des Übeltäters abhängig zu machen. Das sind die Ketten, die es abzulegen gilt.

Wodurch gelingt das:

Zitat von Gysi im Beitrag #23
Wir müssen alle mehr Umsicht lernen. Wir können uns so schnell und leichtfertig schlimme Dinge antun, die dann noch schlimmer weiterwirken. Was dagegen als erstes hilft, ist reden. Statt sich eingeschnappt aus dem Weg zu gehen.

Absolute Zustimmung!

Im Gespräch zu bleiben ist der erste (und mitunter schwierigste) Schritt. Nicht nur mit denen, durch die man verletzt wurde, sondern unbedingt auch mit sich selbst, als denjenigen, der eine Verletzung zu (er)tragen hat und zwar im Sinne einer konstruktiven Selbstreflexion.



zuletzt bearbeitet 27.03.2021 10:30 | nach oben springen

#26

Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 15:40
von Gysi (gelöscht)
avatar

Zitat von Arion
Dieses Beispiel zeigt mit seiner traurigen Realität deutlich auf, wie wichtig dieser Lernprozess für einen selbst ist, um sich nicht von der Reue des Übeltäters abhängig zu machen. Das sind die Ketten, die es abzulegen gilt.

Was bei Robert Steinhäuser schiefgelaufen war, kann man ohne Kenntnis seiner Biografie wohl nicht ergründen. Auf jeden Fall hatte er gewiss zu viel in sich hineingefressen, statt es mal richtig auszukotzen. Na, und das hatte er dann eben doch gemacht. Aber die Ladung war dann doch zu dicke... So teilweise in Schüben, mit therapeutischer Begleitung, wäre sinnvoller gewesen. Und das würde ich auch vorschlagen: Mehr psychologische Begleitung der Schüler. Auch mehr Familiengespräche. Einmal die Woche einen Familienabend oder so.


Reden ist Silber, Schweigen ist Blech! (gz)


zuletzt bearbeitet 27.03.2021 15:41 | nach oben springen

#27

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 16:21
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Liebe Gemeinde,

als ich noch viel zu jung war, nahm ich jeden Fehdehandschuh auf wollte jede "Vendetta". Was letzteres ist, könnt Ihr bei Shakespeare nachlesen. "Romeo und Julia". Junger aufstrebernder Alpha Wolf. Jetzt jedoch, wo ich älter werde, erlebe ich einen Sinneswandel.

Weg von Gewalt und Rache. Wenn man siegreich ist, führt das zu einer kurzweiligen Befriedigung. Aber auf lange Sicht gesehen, führt es nur zu noch größerem Übel.

Daher möchte ich Euch etwas aus der Bibel zitieren. Ich habe es erst vor kurzem wiederentdeckt, obwohl ich es schon so lange kannte. Ich hatte es verdrängt.

13.1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.

2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.

3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,

5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,

6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;

7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

8 Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.

9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.

10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.

11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.

12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.

13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.


Ist das nicht schön ? Vergebung und Liebe sind größer als Glaube und Hoffnung.

Alles Gute aus dem alten Land !


Imperare sibi maximum bellum est
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#28

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 17:36
von Anthea | 12.400 Beiträge

Ich glaube, wir sind das einzige Forum mit einem hauseigenen Seelsorger. Hallelujah


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#29

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 17:53
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #21
Ob Vergebung oder Versöhnung, wie immer man es nennen will, oder sogar vom Stellenwert her unterschiedlich betrachtet, so bleibt immer etwas zurück. Es sei denn, eine Sache sei so banal und im Grunde genommen unwichtig gewesen, dass man sie schlicht und einfach tatsächlich vergisst. Und den Verursacher von Wut und Ärger gleich mit. So dass man später nur noch eine vage Erinnerung hat nach dem Motto: Da war doch mal was...

Aber auch wenn einen eine Sache berührt, so, dass man Trauer, Wut gepaart mit Vergeltungsgelüsten verspürt, jedoch diese sich dann auflösen, weil man sich "im Griff hat", weil man merkt, dass solche unguten Emotionen einen selbst nur runterziehen und nicht weiterbringen, oder wenn man sich mit einer gemachten trüben Erfahrung arrangieren will, indem es gelingt, sie aus der Gedankenwelt zu vertreiben - sie lässt sich nie ganz verbannen. Genau so ist es mit der "Versöhnung".
"Vergeben und vergessen" halte ich für eine Selbsttäuschung. Es sei denn, die Tat eines anderen habe nur traurig gemacht ohne dass in der Folge Rachegedanken aufkamen. Aber eine nicht ausgeführte Vergeltung ist oftmals wie eine Arbeit, die man nicht zu Ende brachte.

Im Römerbrief schreibt der Apostel Paulus: "Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! Rächt euch nicht selber, liebe Brüder, sondern lasst Raum für den Zorn (Gottes); denn in der Schrift steht: Mein ist die Rache, ich werde vergelten, spricht der Herr."

Aber da kann man auf Gerechtigkeit wohl lange warten? Aber natürlich sind solche Ermahnungen auf Glaubensgrundlage sehr vernünftig. Aber eben auch oftmals zu "edel und gut". Lebensfern. Denn es heißt ja auch: "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott".





Moin Anthea,

ich werde langsam grau....aber das hat durchaus Vorteile.

Rache ist menschlich aber Vergebung göttlich.

Es wird Zeit, den Haudegen abzulegen.....bis auf die Subjekte, die es verdienen. Aber das entscheide ich im Einzelfall.

Derzeit suche ich einen Gottesdienst für die Osternacht. Hier ist ja alles verboten. Aber ich habe einen Pfarrer an der Hand, der eine geheime Kommondaktion als Ostermesse in irgendeiner Scheune abhält. Ich hoffe, die fackelt beim Osterfeuer nicht ab, sonst fliegen wir alle auf.

Lieben Gruß aus dem alten Land !


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#30

RE: Rache und Vergebung

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 27.03.2021 19:04
von Arion | 73 Beiträge

Zitat von Gysi im Beitrag #26
Und das würde ich auch vorschlagen: Mehr psychologische Begleitung der Schüler. Auch mehr Familiengespräche. Einmal die Woche einen Familienabend oder so.


Alles gute Vorschläge. Aber wie erreicht man die Familien, wo genau das nicht funktioniert? Sind die Angebote nicht progressiv genug? Spielt ein übergroßes Schamgefühl als Belastung eine zusätzliche Rolle?

Mehr psychologische Begleitung für Schüler dürfte ein brandaktueller Bedarf sein. Die Corona-Krise nimmt auch in dieser Hinsicht Schüler hart mit.



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