#1

Erziehung in der DDR

in Schule und Bildung 19.08.2020 01:15
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Ist vielleicht besser, wenn ich dazu einen neuen Strang eröffne, weil es nicht jeden interessiert und ich auch aktuelle Diskussionen nicht unbedingt vermischen will.

Ich habe im Laufe der Zeit zu diesem Thema sehr viel Material gesammelt, teilweise sind es eigene Erfahrungen, andererseits auch Ergebnisse von Recherchen. Die nachfolgenden Links geben zusammenfassend Wertvorstellungen, sozialistische Erziehungsziele und Zeitzeugenberichte zum Thema wieder.
Sicher gibt es noch unzählige weitere Quellen, letztlich formulieren sie aber nur einen gemeinsamen Gedanken:
Famile, Privatleben in der DDR war immer staatsgesteuert, der gemeine Staatsbürger hat sich seine Nieschen gesucht um sich zu arrangieren mit einem System, das in erster Linie forderte, sich anzupassen, sozialistische Werte und Vorgaben nicht zu hinterfragen und die Realität mit all ihren Mängeln als "Zwischenphase" beim Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft hinzunehmen.

Ich muss erklärend hinzufügen, dass ich bis 1990 im Gegensatz zu manch anderen DDR- Bürgern relativ entspannt gelebt habe, obwohl ich sehr schnodderig/kritisch die politische Wirklichkeit kommentierte. Keine Ahnung, welchen Schutzengel ich hatte, der mich vor dem bewahrt hat, was ich später über Torgau, Hoheneck, Hohenschönhausen und Bautzen erfuhr.

Es hat zwar etwas gedauert, aber mich in meinem damaligen Gefühl immer wieder bestärkt, geistige Unfreiheit ist so ziemlich das Schlimmste, was einem aufgeklärten Menschen widerfahren kann.
Damit erklärt sich auch, warum ich die aktuelle Politik so wenig nachvollziehen kann. Es geht auch gar nicht um Verschwörungstheorien, nur darum, dass ich wieder erlebe, wie einseitig, widersprüchlich und fern jeglicher Realität politische Entscheidungen getroffen werden. Der Unterschied ist eigenlich nur, dass man heute für abwegige Meinungen nicht eingesperrt und gefoltert, dafür aber als Spökenkieker und unsolidarisch bezeichnet wird.

https://www.mdr.de/zeitreise/stoebern/da...werkhof108.html
https://www.bpb.de/apuz/28354/partner-un...-nach-der-wende
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ddr...ticle_id=426757


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#2

RE: Erziehung in der DDR

in Schule und Bildung 19.08.2020 12:14
von Anthea | 12.405 Beiträge

Liebes moorhuhn, die Berichte sind erschütternd. Jedoch ist diese Art der "Erziehung" kein spezielles DDR-Phänomen, sondern in der BRD gab es ähnlich fürchterliche Methoden, zum Teil unter kirchlicher Leitung.

Was ich so erschreckend finde ist die Tatsache, dass viele der Leute, der Angestellten, der Erzieher noch unter uns leben. Und ebenfalls die durch diese "Erzogenen".
Ich kann nachempfinden, dass die Opfer dieser Leute niemals vergessen und schon gar nicht verzeihen können!

Ich wundere mich seit Jahren, dass trotz der Lebensumstände in der DDR ich noch keinen getroffen habe, der nicht mindestens entschuldigt und relativiert, so man gegen die DDR wettert, nach dem Motto: "Aber es gab viel Gutes..." Ich habe niemanden getroffen, der gesagt hätte: Gut, dass dieser Alptraum der "deutschen demokratischen Republik" vorbei ist. Manchmal klingt sogar "Wehmut" an wie "Sehnsucht nach dem vergangenen Paradies". Und "Schimpftiraden ergießen sich über den Westen.

Natürlich ist niemals und nirgendwo alles nur schwarz oder weiß und nicht alles Gold, was glänzt. Hüben wie "drüben".

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#3

RE: Erziehung in der DDR

in Schule und Bildung 19.08.2020 13:41
von Meridian | 2.859 Beiträge

Die Jugendwerkhöfe waren für die Insassen ein Ort des Grauens mit dem Charakter eines KZ.

Wenn man bedenkt, dass weltweit und auch in westlichen Ländern solche drill-artigen Einrichtungen es gibt, so auch Kinder-Bootcamps in den USA, die dort regelrecht zu einer Art Geschäft werden.

https://www.srf.ch/sendungen/dok/us-erzi...pariert-zurueck

Interessant ist, dass das Interview von einem Schweizer kommt. Jaja, die ach so saubere Schweiz, in der bis vor gar nicht so langer Zeit auch Kinder misshandelt wurden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Verdingung

https://de.wikipedia.org/wiki/Kinder_der_Landstrasse

Solche Missstände gab es bis in die 70er-Jahre. Schon etwas. Da flüchteten viele von Nazideutschland in die Schweiz, die einerseits eine der fortgeschrittensten Demokratie war (außer beim Frauenwahlrecht) und andererseits ein relativ hoher Prozentsatz an Kindern ausgebeutet wurde. Tja, der Schweizer Bauer, der Eidgenosse schlechthin, das Symbol der Befreiung von den Landvögten und die Basis für die Urkantone im Mittelalter, der ist natürlich ein ehrbarer Mensch und unfehlbarer als der Papst.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#4

RE: Erziehung in der DDR

in Schule und Bildung 04.04.2021 12:33
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Zitat von Meridian
Solche Missstände gab es bis in die 70er-Jahre. Schon etwas. Da flüchteten viele von Nazideutschland in die Schweiz, die einerseits eine der fortgeschrittensten Demokratie war (außer beim Frauenwahlrecht) und andererseits ein relativ hoher Prozentsatz an Kindern ausgebeutet wurde. Tja, der Schweizer Bauer, der Eidgenosse schlechthin, das Symbol der Befreiung von den Landvögten und die Basis für die Urkantone im Mittelalter, der ist natürlich ein ehrbarer Mensch und unfehlbarer als der Papst.



Was für ein Mensch der Kritiker solcher Verhältnisse selber war kann ich nicht beurteilen, aber es giebt in jedem Land solche und solche. In Nazideutschland gab es ja auch nicht nur Adolf Hitler sondern auch Sophie Scholl und andere.


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