Oder einfach nur "Coolness" im Sinne von "Nichts berührt wirklich"? Je nachdem
Nach dem Wortschatzlexikon der Universität Leipzig steht das Wort Gelassenheit an Position 9.214 der häufigsten Wörter.
Ist "Gelassenheit" eine Quelle der Vernunft? Wie zum Beispiel die aus dieser resultierenden Ausrichtung, Menschen, die nicht auf unserer Wellenlänge liegen, „die kalte Schulter“ zu zeigen und sich nicht unnötig mit Emotionen diesen gegenüber aufzuhalten? So ähnlich sieht es z.B. Schopenhauer und rät, Menschen lediglich in der Form zu betrachten, wie es ein Mineraloge mit einem seltenen Gestein tue. Emotionslos. Das sei gewissermaßen als eine Art von „Überlebenshilfe“ zu sehen, wenn einen nichts anficht, nichts berührt. Nichts emotional erschüttert.
Ist das nicht irgendwie "seelenlos"?
Denn hier tut sich die Frage auf, ob dies denn tatsächlich so praktiziert werden sollte, so dadurch eine distanzierte Betrachtung möglich wäre? Ausgerichtet an dem oben erwähnten Mineralogen, der nur „kühle Gelassenheit“ kennt/praktiziert/“empfindet“ anstatt den Augenblick einer Faszination und Euphorie?
Nach Angaben des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes (Remid) vor ein paar Jahren leben in Deutschland Angehörige von ca. 50 Religionen mehr oder weniger friedlich neben den Christen. Eher - meistens - mehr als weniger. Dazu gehören ca. 250.000 Buddhisten, 105.000 aktiv ihren Glauben praktizierende Juden und 450.000 Angehörige der griechisch-orthodoxen Kirche neben mehreren Millionen an Muslimen.
Im Buddhismus zählt die Gelassenheit neben Liebe, Mitgefühl und Mitfreude zu den vier himmlischen Geisteszuständen. Diese Gelassenheit resp. der Gleichmut sollte nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden. Vielmehr muss er im Sinne von Unerschütterlichkeit verstanden werden, einer stoischen Gelassenheit, Unerschütterlichkeit, wie sie auch von den römischen Philosophen gelehrt wurde.
Interessant in dem Zusammenhang ist hier Seneca, der schrieb:
<<Menschen von Wert arbeiten hart, bringen Opfer und werden zum Opfer, und zwar aus eigenem Willen; sie werden nicht vom Schicksal geleitet, sondern sie folgen ihm und halten gleichen Schritt; hätten sie es gekannt, wären sie ihm vorausgegangen. <<
Das dem US-amerikanischer Theologen Philosophen und Politikwissenschaftler Reinhold Niebuhr zugeschriebene Gebet nennt sich das „Gelassenheitsgebet
<<Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.<<
Ist der mit lediglich Ratio behaftete Mensch besser dran als der mit Emotionen? Und lässt sich das überhaupt trennen? Sind es nicht immer die zwei Seelen, wo sich eine von der anderen trennen will?
Lenken Emotionen das Bewußtsein ab?
Im Real Life kennt man "seine Pappenheimer". Man geht "Schmuddelleuten" aus dem Weg. Und man sucht die Gegenwart von Menschen, die uns angenehm sind, in deren herzlicher Nähe wir uns wohlfühlen.
Und wenn man in eine Situation gerät, die ärgerlich ist, dann kann man auch die Gelassenheit üben. Anstatt den anderen zu beschimpfen und ihm an den Kopf werfen, er möge das ihm zugewandte Hinterteil einmal befeuchten. Der Götz sprach solches, jedoch drastischer ausgedrückt.
Jemand gab mir einmal einen guten Rat, wie man zu "Gelassenheit" gelangen könne: Man atme tief durch, stelle sich vor, man schwebe hoch oben auf einer Wolke und würde von dort den oder die "Rumpelstilzchentypen", die sich vor Ärger selbst in den Boden stampfen, beobachten.
Und dann würde ein "gelassenes" Lächeln aufkommen.
Ich glaube nicht, dass das ein Allheilmittel ist...
Buddhisten sagen und wissen, dass drei viertel der Gründe für Angriffe mit den Angreifern zu tun haben. Das Wissen drum macht gelassen.
Schlaue Buddhisten, wenn das denn so stimmt. .
Und wenn Gewalt wieder Gewalt erzeugt, dann steht eigentlich immer die Frage im Raum: Wer hat angefangen. Und das lässt sich ja eruieren. Eigentlich.
Ob das mit den Zahlen so stimmt 3/4 kann ich nicht definitiv so bestätigen. Denn sich angegriffen Wähnende* mutieren dann oftmals zu den tatsächlichen Angreifern. Wenn sie in Schuhe schlüpfen, die gar nicht für sie hingestellt wurden. Weit entfernt von "Gelassenheit".