Zitat von Findus im Beitrag #14Es schadet niemandem, mal ein Jahr lang Scheißjobs, die man Anderen eigentlich gar nicht zumuten kann, zu machen. Eine Bettpfanne leeren kann jeder.
Danke, nein. Warum soll eigentlich immer Hinz und Kunz in sozialen Berufsfeldern aushelfen? Es gibt tatsächlich Menschen, die für diese Aufgabenfelder nicht geeignet sind. Damit tust du niemanden ein gefallen. Und warum Bevormundung im Sinne "jeder muss"?
Früher gab es allgemeine Wehrpflicht bzw. Zivildienst, und das hat auch funktioniert. Da bekam niemand Gröfaz-Assoziationen.
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 30.04.2018 19:03von Anthea • | 12.415 Beiträge
Ich habe einmal vor Jahren gehört, wie abfällig ein zur Absolvierung von Sozialstunden in einem Altersheim verurteilter Jugendlicher, der eine Rentnerin bestohlen hatte, über seine Arbeit und die Menschen in dem Heim sich äußerte.
Es war erschreckend, es war widerlich, es war menschenverachtend. Und es stimmte mich traurig.
So jedenfalls hat er sich gegenüber seinem Bewährungshelfer bestimmt nicht geäußert.
---
Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 30.04.2018 19:22von moorhuhn • | 1.486 Beiträge
Die These müsstest du belegen. Der Mangel an z.B. examinierten Fachkräften ist mit 26.000 unbesetzten Stellen höher als nur 10.000 unbesetzte Stellen für Pflegehilfskräfte.[/quote]
Ach Findus, du immer mit deinen Zahlenspielen, gerade im Pflegebereich sollte man sich fragen, warum so viele Stellen unbesetzt sind, sprich sich so wenig sich für eine derartige Ausbildung interessieren. Es ist nun mal so, dass die Leutz heute VOR der Berufswahl die Augen auf machen. Und es ist nicht nur die vergleichsweise geringe Vergütung, sondern in erster Linie die präkeren Arbeitsbedingungen, die diese Leutz aushalten müssen. Allein die im Minutentakt abgezählten Verrichtungen, die ein Pflegedienst vorgeschrieben bekommt, erklären sich nicht aus dem Pflegenotstand, gell
Mein Neffe ist examinierter Kranken-und Altenpfleger aus Leidenschaft, er ist von Thüringen in die Schweiz ausgewandert, wo er jetzt in der Rehapflege tätig ist. Gerade in diesen Berufsfeldern, wo man per se psychisch und physisch unter Strom steht, ist eine angemessene Patientenzahl und ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeits-und Ruhezeit unabdingbar. Diese Bedingungen sind in der Schweiz gegeben, ich hab die auch noch nie nach Fachkräften rufen hören, grübel
Noch ein Gedanke, wenn so viele offene Stellen im Pflegebereich vorhanden sind, warum werden sie nicht aufgefüllt, selbst wenn es Bewerber gibt? Dies erlebte ich unlängst bei einer Blinddarm-OP und auch im betreuten Wohnen meiner Eltern. Ich erkläre mir das so, dass die vorhandenen Pflegekräfte die Arbeit aus den offenen Stellen verantwortungsbewusst, wie sie in den meisten Fällen sind, mit übernommen haben. Und schon stimmt die Statistik wieder.
Klar, nun wirst du wieder einwerfen, dass ich zu globalem Denken nicht fähig bin und man am Einzelfall keine allgemeine Erkenntnis festmachen kann, ist mir egal.
Der frühe Vogel kann mich mal !
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 30.04.2018 20:03von Findus (gelöscht)
Das die Arbeitsbedingungen in der Pflege besser sein könnten, sehen wir denke ich beide so.
Der Nachteil an Zahlen, liebes moorhuhn ist, dass sie erklärt werden wollen. Als offen gemeldete Stellen entstehen sicherlich nicht, wenn andere Pflegekräfte einfach Arbeit fehlender Kollegen "mit ausgleichen". Im Gegenteil würde ich die hohe Zahl offener Stellen als Indikator für einen akuten Pflegenotstand lesen.
Du hast sicher Recht, dass reine Verwaltungstätigkeit bei den Pflegenden an einigen Stellen überbordet. Andererseits frage einmal nach einer Pflegedokumentation. Oftmals wirst du ein Schulterzucken als Antwort erhalten. Die Aufgabe der Dokumentation ist aber nicht geschaffen worden, um den Verwaltungsaufwand zu erhöhen.
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 30.04.2018 20:17von moorhuhn • | 1.486 Beiträge
Findus, es ging mir nicht um die Dokumentation der Pflegeleistungen, sondern, dass man sie in ein minutiöses Zeitkorsett presst. Allein dieser Umstand ist so abschreckend und teilweise auch menschenverachtend, dass ich mir gut vorstellen kann, mit welcher Abwehr man diesem Berufsfeld manchmal begegnet.
Klar, wenn man so unter Druck steht, leidet eben die Nachbereitung, es sind alles Menschen, die da werkeln.
Für mich ist immer wieder erschreckend, dass gerade solche Berufe so wenig Wertschätzung erfahren und es spricht sich eben rum.
Der frühe Vogel kann mich mal !
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 30.04.2018 20:56von moorhuhn • | 1.486 Beiträge
Die perfekte Lösung hab ich auch nicht, Findus.
Ich denke, es liegt an unserem Werteverständnis in Bezug auf Familiensinn und gegenseitiger Achtung.
In Deutschland halten sich die meisten für autark, flexibel und bis zu einem gewissen, aber entscheidenden Alter für unsterblich. Ich schließe mich da nicht aus.
Es gibt diesen Familienzusammenhalt, das sich aktiv umeinander Kümmern nicht mehr, sodass eben "Fremde" diesen Part übernehmen. Diese wiederrum setzen in erster Linie ökonomische Prämissen an, was aus humanitärer Sicht meistens zu Konflikten führt.
Es reicht aber noch ein bisschen weiter, wir lernen auch nicht mehr den Respekt und die Demut vor dem Alter, gegenüber Kranken und Schwächeren, antiautoritäre Erziehung, Demokratisierung und Meinungsfreiheit führen oftmals zu Arroganz, Selbstüberschätzung und Ignoranz. Und das sage ich als Lehrerin! Ich kann mich nur bemühen, die Kids auf meine Seite zu bringen, sozialisiert werden sie im wesentlichen aber in der Familie. Wenn ich dann die Kommunikation mit den Eltern dazu nehme, fällt doch auf, dass jeder sich selbst der Nächste ist und eben auch sozialpädagogische Berufe in der Wertschätzung ganz unten angesiedelt sind. Lehrer, Krankenpfleger- kann jeder, ist doch nicht der Rede wert!
Die Lösung liegt also wieder im Zwischenmenschlichen, was kein Politiker per Gesetz verfügen und kein Arbeitgeber mit Geld aufwiegen kann
Der frühe Vogel kann mich mal !
Zitat von Till im Beitrag #13
Wenn man die Pflegeberufe besser bezahlt, werden sich sicher mehr Leute melden. Die Frage, ob die auch für den Job geeignet sind, ist damit nicht beantwortet.
Im Grunde sollte es für jeden verpflichtend ein soziales Jahr geben. Dann hätten die Pflegekräfte mehr Zeit, sich um die Menschen zu kümmern.
genau - ein jeder ein soziales jahr - verpflichtend und nicht freiwillig.
darüber hinaus sollte jeder, der eine waffe führen möchte einen waffenführerschein machen - und wer zur bundeswehr will sollte eine analog zur damaligen wehrdienstverweigerung eine sozialdienstverweigerung schreiben müssen...
"nichts habe ich mir fester zum grundsatz gemacht, als meine lebensführung nicht nach euren vorurteilen zu gestalten." seneca
Zitat von Findus im Beitrag #21Wir müssen uns einfach bewusst werden, dass eine Versicherung auch dann eine Leistung ist, wenn wir später nichts zurück bekommen. Für (zu) viele Leute ist eine Versicherung etwas, in das sie (freiwillig!) 100 Euro einzahlen und 120 Euro heraus bekommen. Entsprechend unbeliebt sind Zwangsversicherungen.
Da hast du ja Recht, moorhuhn.
Aber was wäre dann die Lösung?
Wenn das Geld für eine menschenwürdige Pflege (auf beiden Seiten) nicht ausreicht, müssen die Beiträge halt erhöht werden.
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 30.04.2018 21:34von moorhuhn • | 1.486 Beiträge
Wenn das Geld für eine menschenwürdige Pflege (auf beiden Seiten) nicht ausreicht, müssen die Beiträge halt erhöht werden.[/quote]
Stimme ich dir zu, die Pflegeversicherung ist aus meiner Sicht viel zu gering bemessen, eben auch ein Relikt aus anderen Tagen.
Übrigens, sogar meine Eltern, deren PV zu einem Drittel die Leistungen für ihr betreutes Wohnen zahlt und die wirklich tolle Pflegedienstler haben, mosern und meckern an einer Tour, dass das "alles" so teuer ist, grusel
Der frühe Vogel kann mich mal !
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 30.04.2018 22:34von Findus (gelöscht)
Ihr wart ja richtig fleißig Der Vollständigkeit halber: neben den Beiträgen haben wir die Pflegeversicherung auch bereits mit dem abgeschafft Feiertag Buß- und Bettag refinanziert. Der Beitrag der Arbeitnehmer sollte also nicht kleiner gerechnet werden, als er ist.
Eine Alternative wäre die Steuerfinanzierung der Pflege. Wobei das Versicherungsprinzip durchaus rational ist.
Im Gegensatz zu einem sozialen Pflichtjahr, dass niemandem aufgebührdet werden sollte. Ich muss hier Anthea Recht geben. Es ist nichts gewonnen, Menschen die in der Pflege nicht arbeiten wollen, dazu zu verpflichten. Sinnvolles kommt da für niemanden bei raus.Und ich habe so meine Zweifel, ob die fordernde alte Generation ihr vorgeschlagenen Pflichtjahr überhaupt selbst durchstehen würde. Dienste sollten grundsätzlich freiwillig sein, alles andere wäre unehrlich!
Zu freiwilligem Engagement entschließen wird sich auch nur eine emanzipierte Persönlichkeit. Darum glaube ich nicht, moorhuhn, dass emanzipatorische Wurzeln weniger wichtig seien als Sekundärtugenden. Im Gegenteil solltest du eine demokrstische und liberale Erziehung nicht nur als Kern von Emanzipation verstehen, sondern auch als Keimzellen für soziale Verantwortung. Was bitte ist so schwer, an die Jugend zu glauben?
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 01.05.2018 04:19von gun0815 (gelöscht)
Zitat von moorhuhn im Beitrag #18
Die These müsstest du belegen. Der Mangel an z.B. examinierten Fachkräften ist mit 26.000 unbesetzten Stellen höher als nur 10.000 unbesetzte Stellen für Pflegehilfskräfte.
Zitat
Ach Findus, du immer mit deinen Zahlenspielen, gerade im Pflegebereich sollte man sich fragen, warum so viele Stellen unbesetzt sind, sprich sich so wenig sich für eine derartige Ausbildung interessieren. Es ist nun mal so, dass die Leutz heute VOR der Berufswahl die Augen auf machen. Und es ist nicht nur die vergleichsweise geringe Vergütung, sondern in erster Linie die präkeren Arbeitsbedingungen, die diese Leutz aushalten müssen. Allein die im Minutentakt abgezählten Verrichtungen, die ein Pflegedienst vorgeschrieben bekommt, erklären sich nicht aus dem Pflegenotstand, gell
Mein Neffe ist examinierter Kranken-und Altenpfleger aus Leidenschaft, er ist von Thüringen in die Schweiz ausgewandert, wo er jetzt in der Rehapflege tätig ist. Gerade in diesen Berufsfeldern, wo man per se psychisch und physisch unter Strom steht, ist eine angemessene Patientenzahl und ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeits-und Ruhezeit unabdingbar. Diese Bedingungen sind in der Schweiz gegeben, ich hab die auch noch nie nach Fachkräften rufen hören, grübel
Noch ein Gedanke, wenn so viele offene Stellen im Pflegebereich vorhanden sind, warum werden sie nicht aufgefüllt, selbst wenn es Bewerber gibt? Dies erlebte ich unlängst bei einer Blinddarm-OP und auch im betreuten Wohnen meiner Eltern. Ich erkläre mir das so, dass die vorhandenen Pflegekräfte die Arbeit aus den offenen Stellen verantwortungsbewusst, wie sie in den meisten Fällen sind, mit übernommen haben. Und schon stimmt die Statistik wieder.
Klar, nun wirst du wieder einwerfen, dass ich zu globalem Denken nicht fähig bin und man am Einzelfall keine allgemeine Erkenntnis festmachen kann, ist mir egal.
So individuell sind deine Eindrücke gar nicht. Mein Lästerschwein......ähm...mein Schwesterlein arbeitet nun knapp 20 Jahre in der mobilen Altenpflege. Überstunden in Massen, Stau (Berlin), relativ großes Gebiet. Wären es die Regelstunden, dann könnte man den Lohn sogar als gut bezeichnen, leider stören die Umstände drumrum.
Nachwuchs? Fehlanzeige! Abbrecher? Jede Menge. Und die Bude, in der sie vorher gearbeitet hat, war noch schlimmer.
Sollten wir uns mal prinzipiell fragen, warum soziale Berufe immer weniger Arbeitskräfte finden? Wollen sich noch Menschen um Menschen kümmern? Selbst meine Holde, Erzieherin Hort, stellt fest, dass viele AspirantInnen echte Probleme haben, mit Problemen fertig zu werden. Sie muß es wissen, denn sie ist Praxisanleiterin und für Praktikanten zuständig. Die letzten beiden, die sie unter ihrer Fuchtel hatte, waren ausgebildet und absolvierten ihr Praxisjahr. Als sie eine Gruppe übernehmen sollten, wie es üblich ist, weigerten sie sich, weil sie die Verantwortung nicht tragen wollten und drohten mit Kündigung. ....was soll man da sagen?
Ich bin fast so weit zu sagen, dass politisch und gesellschaftlich etwas falsch gelaufen ist. Viele Eltern pressen ihren Nachwuchs ins Abi, Uni und dann....Ausland, gut bezahlter Job und/oder überqualifizierter Hartz4 Empfänger... kenn ich auch einige.
Kurz OT: Ich hab letztes Jahr einen mit Master in Maschinenbau als LKW Fahrer angelernt (über die ARGE gesponserter LKW Führerschein). Auf die Frage, warum er nicht den Fachkräftemangel nutzt, um einen guten Job zu bekommen, kam nur "Aber nicht für 2500 Brutto!" Mehr gab es wohl nicht in der Boomregion Leipzig. Über Zeitarbeit-Erfahrung hat er auch berichtet (rollte mir die Fußnägel hoch!!) und er stand kurz davor nach Holland zu gehen, wenn er nicht hier seine Liebe gefunden hätte. Solch Erlebnisse bestätigen mir immer, dass es eigentlich keinen Fachkräfte Mangel gibt, sondern nur einen Mangel an Firmen, die Fachkräfte anständig bezahlen und ihnen eine gutes Arbeitsklima bieten können/wollen.
Kann man auch auf den Sektor Pflege übertragen. Denn prinzipiell haben wir uns in den letzten Jahren dem Ausbeutertum immer mehr angenähert. Schau nur auf die Statistiken, die sich mit Überstunden befassen. Und nun such diejenigen, die diese Überstunden auch bezahlen. Denn meist werden die mit Freizeit vergütet. Eine Freizeit, die man auf Grund des niedrigen Lohns nicht mal richtig finanzieren kann.
Aber ich mach mal nich so viele Fässer auf, das wird unübersichtlich. ;)
mfg
Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 01.05.2018 04:29von gun0815 (gelöscht)
Zitat von moorhuhn im Beitrag #22
Die perfekte Lösung hab ich auch nicht, Findus.
Ich denke, es liegt an unserem Werteverständnis in Bezug auf Familiensinn und gegenseitiger Achtung.
In Deutschland halten sich die meisten für autark, flexibel und bis zu einem gewissen, aber entscheidenden Alter für unsterblich. Ich schließe mich da nicht aus.
Es gibt diesen Familienzusammenhalt, das sich aktiv umeinander Kümmern nicht mehr, sodass eben "Fremde" diesen Part übernehmen. Diese wiederrum setzen in erster Linie ökonomische Prämissen an, was aus humanitärer Sicht meistens zu Konflikten führt.
Es reicht aber noch ein bisschen weiter, wir lernen auch nicht mehr den Respekt und die Demut vor dem Alter, gegenüber Kranken und Schwächeren, antiautoritäre Erziehung, Demokratisierung und Meinungsfreiheit führen oftmals zu Arroganz, Selbstüberschätzung und Ignoranz. Und das sage ich als Lehrerin! Ich kann mich nur bemühen, die Kids auf meine Seite zu bringen, sozialisiert werden sie im wesentlichen aber in der Familie. Wenn ich dann die Kommunikation mit den Eltern dazu nehme, fällt doch auf, dass jeder sich selbst der Nächste ist und eben auch sozialpädagogische Berufe in der Wertschätzung ganz unten angesiedelt sind. Lehrer, Krankenpfleger- kann jeder, ist doch nicht der Rede wert!
Die Lösung liegt also wieder im Zwischenmenschlichen, was kein Politiker per Gesetz verfügen und kein Arbeitgeber mit Geld aufwiegen kann
Oh ja... Ich glaube du hättest für Tage Gesprächsthema mit meiner Holden. .....ich würde natürlich auch ein wenig klugscheißen und vllt Kaffee servieren.
Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!
Zitat von Findus im Beitrag #26
...
Im Gegensatz zu einem sozialen Pflichtjahr, dass niemandem aufgebührdet werden sollte. Ich muss hier Anthea Recht geben. Es ist nichts gewonnen, Menschen die in der Pflege nicht arbeiten wollen, dazu zu verpflichten. Sinnvolles kommt da für niemanden bei raus.Und ich habe so meine Zweifel, ob die fordernde alte Generation ihr vorgeschlagenen Pflichtjahr überhaupt selbst durchstehen würde. Dienste sollten grundsätzlich freiwillig sein, alles andere wäre unehrlich!...
zwei sachen liebes katerchen. ein soziales pflichtjahr muss meines erachtens nicht nur in der pflege geleistet werden. aber dienst an der gesellschaft, denke ich, schadet niemanden wirklich - außer vielleicht dem geldbeutel von egoisten, die die gesellschaft ausnutzen und nichts zu geben bereit sind. ob letztere dann auch die menschen sind, die über die teure pflege und mangelnde pflegekräfte jammern??? lassen wirs einfach mal dahin gestellt...
ob dabei nicht gutes rauskommt? ich sage mal so - ich habe durch meinen zivildienst in der altenpflege durchaus gelernt, wie ich aktuell meinen eltern und schwiegereltern besser helfen kann - ohne gleich auf professionelle hilfe zurückgreifen zu müssen. und ich habe auch gelernt, wo hier grenzen und chancen in der eigenen belastbarkeit hinsicht häuslicher pflege liegen... ich habe jetzt auch einen besseren blick für meine mitmenschen...
sozialer dienst ist unehrlich, wenn er nicht freiwillig übernommen wird? dieser deiner these kann ich definitiv nicht folgen. freiwilligkeit liegt eher keiner ausgeübten tätigkeit zu grunde, sondern eher die einsicht, dass man seine brötchen verdienen muss. der mensch ist zumeist bequem und wenn andere die arbeit machen schaut man gerne selbst zu... es handelt sich um einen äußeren zwang, keine wirkliche motivation aus der sache heraus, der nur das überleben sichern soll. aber menschen leben nicht nur als individuen, sie sind auch ein teil der gesellschaft, in der ein austausch untereinander stattfindet. waren, dienstleistungen, kommunikation,... der mensch ist ein soziales wesen und als solches in die gesellschaft eingebunden. in dieser gesellschaft sind dann auch die gesellschaft erhaltende maßnahmen mit zu tragen, wo über austausch von waren und dienstleistungen das gesamtbedürfnis der gesellschaft nicht gestillt werden kann.
"nichts habe ich mir fester zum grundsatz gemacht, als meine lebensführung nicht nach euren vorurteilen zu gestalten." seneca
RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?
in Die Grünen 01.05.2018 10:53von Findus (gelöscht)
Zitat von woipe im Beitrag #29
zwei sachen liebes katerchen. ein soziales pflichtjahr muss meines erachtens nicht nur in der pflege geleistet werden. aber dienst an der gesellschaft, denke ich, schadet niemanden wirklich - außer vielleicht dem geldbeutel von egoisten, die die gesellschaft ausnutzen und nichts zu geben bereit sind. ob letztere dann auch die menschen sind, die über die teure pflege und mangelnde pflegekräfte jammern??? lassen wirs einfach mal dahin gestellt...
Du stellst rethorisch hier die Gesellschaft über das Individuum. Das funktioniert nicht. Individuum und Gesellschaft müssen sich in einer Demokratie auf Augenhöhe begegnen.
Den Vergleich, den Anthea dann noch gebracht hat, fand ich erschreckend. Du nicht?
Der Einsatz junger Menschen in einem sozialen Pflichtjahr für ein Butterbrot und ein Ei untergräbt jede Bemühung um bessere Arbeitsbedingungen in Pflege und Sozialwesen. Statt über Löhne und ausreichend Zeiten für Patienten und Klienten (danke für den Hinweis, moorhun) zu sorgen, willst du die Lücke mit jungen Menschen füllen, die nicht mal mehr gefragt werden ob sie wollen. Ich halte es zwar durchaus für sinnvoll, soziale Erfahrungen zu ermöglichen, allerdings nur auf freiwilliger Basis!
Wenn du mit einem Pflichtjahr kommst, welche Bedeutung spielt in der Zivillgesellschaft dann noch das freiwillige Engagement?
Das Geldbeutel - Argument kannst du dir schenken. Der Geldbeutel junger Menschen ist leer. Das Geldverdienen kommt erst in späteren Phasen des Lebens.
Und wo bleibt in deinen Überlegungen die Verantwortung der Generation im Erwerbsleben und der Generation der Alten? Du blendest hier aus, dass Altsein heute sehr viel aktiver und gesellschaftlich engagierter sein kann, als alt sein vor noch 20 Jahren.
Zitat
ob dabei nicht gutes rauskommt? ich sage mal so - ich habe durch meinen zivildienst in der altenpflege durchaus gelernt, wie ich aktuell meinen eltern und schwiegereltern besser helfen kann - ohne gleich auf professionelle hilfe zurückgreifen zu müssen. und ich habe auch gelernt, wo hier grenzen und chancen in der eigenen belastbarkeit hinsicht häuslicher pflege liegen... ich habe jetzt auch einen besseren blick für meine mitmenschen...
Es ist schön, wenn du einen Gewinn aus deiner Erfahrung ziehen konntest.
Wer aber sagt, alles arbeiten zu können, der belügt sich selbst. Ich habe durchaus auch sehr viel Respekt davor, wenn Menschen formulieren z.B. wegen der Belastung nicht in der Altenhilfe arbeiten zu können oder für andere Berufsfelder nicht geeignet zu sein. Wer sich in einem Arbeitsfeld nicht wiederfindet, wird dort nie eine gute Arbeit leisten können. Die Benennung individueller Grenzen ist also höchst verantwortungsvoll.
Zitat
freiwilligkeit liegt eher keiner ausgeübten tätigkeit zu grunde, sondern eher die einsicht, dass man seine brötchen verdienen muss.
Dann aber endet sie Arbeit mit Schichtende. Ohne Freiwilligkeit und Identifikation mit dem Beruf kann dieser niemals zur Berufung werden. So gesehen verwundert es eigentlich wenig, wenn nach der jährlichen Studie zur Arbeitszufriedenheit sich tatsächlich nur die Akademiker sich als im großen zufrieden mit ihrem Beruf zeigen.
Dein Argument ist übrigens ein hervorragendes Argument zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.
Zitat
aber menschen leben nicht nur als individuen, sie sind auch ein teil der gesellschaft, in der ein austausch untereinander stattfindet. waren, dienstleistungen, kommunikation,... der mensch ist ein soziales wesen und als solches in die gesellschaft eingebunden.
Kommunikation bedeutet aber Aushandlung.
Zum Schluss noch ein Danke an dich, da ich deine Argumente nicht schlecht finde Ich hoffe auf eine weiter so spannende Diskussion mit dir.
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