#1

Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 10:45
von Anthea | 12.399 Beiträge

Die Grünen haben da so eine Idee: Wer von den Flüchtlingen im Pflegebereich in Krankenhäusern oder Pflegeheimen arbeiten möchte, der soll dafür ein Bleiberecht in Deutschland erhalten.

Ist das der richtige Weg? Ich denke mal: Nein. Denn viele fühlen sich durch diesen Anreiz sicherlich dazu angeregt, aber eine wirkliche Qualifikation beinhaltet auch die Liebe zu Menschen. Und nicht nur, dass sich jemand die Verrichtung von Arbeiten an Menschen zutraut…

Böse Stimmen aus einer Partei, deren Namen man nur hinter vorgehaltener Hand sagen sollte, da die so gruselig sind, meinen, dass dies eine neue Masche sei. „„Es gibt mehr als ausreichend Pflegekräfte in Europa, die unseren Pflegenotstand beheben könnten“ so heißt es. „Flüchtlinge, die in diesem Bereich in Ausbildung sind, allein deswegen nicht abzuschieben, ist lediglich ein weiteres Hintertürchen, um illegale Migranten in Deutschland zu belassen.“

Wie ist dieser Vorschlag zu werten?

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Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
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#2

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 16:26
von Findus (gelöscht)
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Die Zahlen vergangener Woche sind klar: 36.000 Stellen werden in der Pflege aktuell benötigt und können derzeit nicht besetzt werden. Wenn Spahn 13.000 Stellen schaffen will, liest sich das gut auf dem Papier. Aber bitte, mit welchen Leuten will Spahn die Stellen als Pflegekräfte besetzen?
Der Vorschlag der Grünen ist derzeit der einzige Vorschlag zum Pflegenotstand, der umsetzbare Antworten liefert. Grüne Realpolitik .



zuletzt bearbeitet 30.04.2018 16:27 | nach oben springen

#3

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 16:48
von Till (gelöscht)
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"In Deutschland arbeiten drei Millionen Menschen in der Pflegebranche (Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe, Altenpflege). Über 370.000 von ihnen haben einen Migrationshintergrund – die meisten kommen aus Polen, Bosnien und Kasachstan." (Migazin)
Warum also Flüchtlinge prinzipiell ungeeignet für Pflegeberufe sein sollen, ist mir nicht klar. Ich habe jedenfalls gelesen, dass der Markt in Polen so gut wie leergefegt ist, und in vielen anderen europäischen Staaten herrscht Mangel an geeigneten Personen.



zuletzt bearbeitet 30.04.2018 16:51 | nach oben springen

#4

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 16:56
von Findus (gelöscht)
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Nicht zu vergessen die Demographie. Es scheiden eben langsam geburtenstarke Jahrgänge aus dem Erwerbsleben aus und gehen in Rente. Die Zahl fehlender Fachkräfte wird also weiter steigen - nicht nur in der Pflege.


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#5

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 17:30
von Anthea | 12.399 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #2
Die Zahlen vergangener Woche sind klar: 36.000 Stellen werden in der Pflege aktuell benötigt und können derzeit nicht besetzt werden. Wenn Spahn 13.000 Stellen schaffen will, liest sich das gut auf dem Papier. Aber bitte, mit welchen Leuten will Spahn die Stellen als Pflegekräfte besetzen?
Der Vorschlag der Grünen ist derzeit der einzige Vorschlag zum Pflegenotstand, der umsetzbare Antworten liefert. Grüne Realpolitik .


Deswegen muss der Vorschlag ja nicht gut sein, weil er der einzige ist.
Das soll nicht heißen, dass es durchaus für diesen Beruf qualifizierte Menschen geben kann.
Wenn so etwas zum Tragen kommen sollte, dann müsste es eine Ausbildung auf gleicher Basis und mit gleicher Länge wie bei anderen geben. Und nicht irgendeine im Hauruckverfahren. Was zu befürchten sein könnte.

Ich las vor kurzen noch beim Friseur ein Aufregerstory, sprich: eine des Behörden Wahnsinns. Da sollte eine junge Frau, die 2015 legal als Au-pair Mädchen nach Deutschland gekommen war und ein freiwilliges soziales Jahr gemacht hatte,, ausgewiesen werden, obwohl eine Hagener Klinik sie einstellen wollte. Es hieß seitens der Behörden, dass Deutsche und EU-Bürger zuerst Anspruch auf freie Stellen hätten! Jedoch gibt es absolut keine Bewerber. Somit würde die junge Frau niemandem einen Platz weg nehmen, was die Agaplesion-Klinik der Kölner Ausländerbehörde mitteilte.
Was aus dem Fall geworden ist, das habe ich nicht erkunden können und ob die junge Frau tatsächlich Deutschland hat verlassen müssen.

Das sind so Geschichten, die mich fassungslos und ärgerlich machen.

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#6

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 17:33
von Anthea | 12.399 Beiträge

Zitat von Till im Beitrag #3
Warum also Flüchtlinge prinzipiell ungeeignet für Pflegeberufe sein sollen, ist mir nicht klar



Wer hat das "prinzipiell ungeeignet" behauptet?

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#7

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 17:35
von Findus (gelöscht)
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Die grünen haben eine Antwort geliefert. Angesichts des doch bereits jetzt großen Fachkräftemangels ist das Problem genügend Fachkräfte zu gewinnen nicht anders als über Zuwanderung zu lösen.
Mehr Ausbildungskapazitäten helfen in dem Sinne auch nicht - da alle Bereiche Fachkräftemangel haben, konkurrieren die Branchen und jeder einzelne Betrieb um die zukünftige Fachkraft. Angesichts der Lage bleibt doch nur festzustellen: Deutschland ist ein Einwanderungsland.
Jede andere Auffassung wäre äußerst realitsfern.



zuletzt bearbeitet 30.04.2018 17:36 | nach oben springen

#8

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 17:46
von Anthea | 12.399 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #7
Die grünen haben eine Antwort geliefert. Angesichts des doch bereits jetzt großen Fachkräftemangels ist das Problem genügend Fachkräfte zu gewinnen nicht anders als über Zuwanderung zu lösen.
Mehr Ausbildungskapazitäten helfen in dem Sinne auch nicht - da alle Bereiche Fachkräftemangel haben, konkurrieren die Branchen und jeder einzelne Betrieb um die zukünftige Fachkraft. Angesichts der Lage bleibt doch nur festzustellen: Deutschland ist ein Einwanderungsland.
Jede andere Auffassung wäre äußerst realitsfern.



Es wäre durchaus auch zu lösen, indem diese Branche aufgewertet würde. Denn bekannt ist, dass Pflegekräfte nicht gerade gut bezahlt werden für das, was sie leisten. Es ist eine schwere Arbeit und sie verlangt eine Menge an Empathie, die mitzubringen ist.
Noch einmal mein Stichwort: Es muss eine Berufung sein, die aus Liebe zu Menschen entspringt.

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#9

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 17:53
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Warum soll es in der Pflege anders sein, als im Bildungswesen.
Was mich an solchem Geschrei nach Fachkräften immer stört, ist die fehlende Bereitschaft, gerade in diesen Berufsfeldern die Arbeitssituation verträglicher zu gestalten und den Job angemessen zu bezahlen. Dann würden garantiert viel mehr Interessenten gewonnen.
Ich möchte nicht wissen, wie man diesen Menschen den Knochenjob am Ende vergütet, mal davon abgesehen, dass ich ein Bleiberecht als "Preis" für diese Arbeit als Nötigung und moderne Sklaverei ansehe.
Wir haben keinen Fachkräftemangel, sondern einen Mangel an Billiglohnarbeitern und das finde ich auch gut so! Vielleicht wacht die Politik dann doch bald mal auf- in der Bildung gibt es schon erste Ansätze.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#10

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 18:06
von Anthea | 12.399 Beiträge

Jeder kennt den IQ und verbindet damit Wissen und Bildung.
Aber der EQ ist nun einmal genau so wichtig. Und zwar gerade im Bereich, wo es ausschließlich um das Wohl und Wehe von Menschen geht.

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#11

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 18:22
von gun0815 (gelöscht)
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Denkt doch mal weiter.
Wir haben den Osteuropäischen Arbeitskräftemarkt doch schon so gut wie leer gefegt. Was das für die Länder bedeutet, aus denen diese Fachkräfte kommen, kann man sich an einer Hand abzählen.

Irgendwie scheinen hier die Mechanismen der Marktwirt... des Kapitalismus nicht zu greifen. Ist eine Ware knapp, dann wird sie teurer. So mein Bild bis hier hin. Nur scheinen diese Mechanismen bei Arbeitskräften nicht existent zu sein. Wäre es so, dann würde man den ANs bessere Löhne anbieten, um sie zu bekommen. Würde diesen Job vllt auch auch attraktiver machen.

Fakt ist: Gepennt haben sie ALLE! Pflegedienst UND Bundesregierung. Und welche Regierung dafür verantwortlich war, wissen wir. Deshalb braucht sich auch keiner von denen jetzt hinstellen und überrascht dreinschauen.

Arbeitsklima, Lohn und gesellschaftliche Akzeptanz, letztlich auch das Wegfallen der Wehrdienstverweigerer ist hier das bestimmende Moment. Ganz wichtig auch: die Verkommerzialisierung der Pflegedienste. Das ist aber ein weites Feld. Soziale Berufe der Gewinnwirtschaft unterwerfen ist dermaßen dämlich, dass man eigentlich keine Worte mehr findet, um diesen Quark noch zu kommentieren.

Und was die Thematik Flüchtlinge anbelangt, geb ich zu bedenken, dass viele von denen ein ganz anderes Verständnis von sozialem Engagement haben. Viele von denen wissen noch, was das heißt und sind definitiv für solche Aufgaben geeignet. Aus unsere Breiten kommen da wesentlich unsozialere ANs, die oft Berufe nach Lohnniveau einordnen und dieses dann hernehmen, um einen Job als attraktiv zu bezeichnen.

Klar tut den Herkunftsländern auch dieser Weggang weh aber längst nicht so, wie in einer funktionierenden Wirtschaft eines Osteuropäischen Landes.

mfg


Wer in Grenzen denkt, denkt begrenzt!
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#12

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 18:24
von Findus (gelöscht)
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Zitat von moorhuhn im Beitrag #9
Wir haben keinen Fachkräftemangel, sondern einen Mangel an Billiglohnarbeitern und das finde ich auch gut so! Vielleicht wacht die Politik dann doch bald mal auf- in der Bildung gibt es schon erste Ansätze.


Die These müsstest du belegen. Der Mangel an z.B. examinierten Fachkräften ist mit 26.000 unbesetzten Stellen höher als nur 10.000 unbesetzte Stellen für Pflegehilfskräfte.


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#13

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 18:34
von Till (gelöscht)
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Wenn man die Pflegeberufe besser bezahlt, werden sich sicher mehr Leute melden. Die Frage, ob die auch für den Job geeignet sind, ist damit nicht beantwortet.
Im Grunde sollte es für jeden verpflichtend ein soziales Jahr geben. Dann hätten die Pflegekräfte mehr Zeit, sich um die Menschen zu kümmern.


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#14

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 18:40
von Findus (gelöscht)
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Danke, nein. Warum soll eigentlich immer Hinz und Kunz in sozialen Berufsfeldern aushelfen? Es gibt tatsächlich Menschen, die für diese Aufgabenfelder nicht geeignet sind. Damit tust du niemanden ein gefallen. Und warum Bevormundung im Sinne "jeder muss"?


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#15

RE: Pflege-Fachkräfte – Beruf als Berufung?

in Die Grünen 30.04.2018 18:42
von Anthea | 12.399 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #14
Danke, nein. Warum soll eigentlich immer Hinz und Kunz in sozialen Berufsfeldern aushelfen? Es gibt tatsächlich Menschen, die für diese Aufgabenfelder nicht geeignet sind. Damit tust du niemanden ein gefallen. Und warum Bevormundung im Sinne "jeder muss"?



Das erinnerte mich an meine Mutter, die von der Verpflichtung eines Eintritts in den BDM zu GröFaZ-Zeiten erzählte. Ich empfand es als Graus.

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