#16

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 10.09.2019 20:39
von Meridian | 2.857 Beiträge

Was Friday for Future betrifft:

Sie wird von Jugendlichen und jungen Leuten angeführt. Die Aufgabe von Jugendlichen ist zu rebellieren. Insofern sehe ich sie nicht so stark verpflichtet, Alternativen zu bieten wie die Erwachsenen. Eine Aufgabe hat FFF schon erfüllt, nämlich das Klimaproblem in der gesamten Gesellschaft bewusster zu machen. Davon abgesehen diskutiert ja FFF teils recht kontrovers die mögliche Umsetzung ihrer Forderungen. Kann schlimmstenfalls zum Zerbrechen dieser Bewegung führen. Insofern ist eine wie Thunberg, die stets die (wenn auch einseitigen) Grundforderungen wiederholt, gar nicht so schlecht, denn das führt die Bewegung wieder zu den Grundforderungen für den Fall, dass sie sich zu sehr in Einzelheiten verzettelt.

Was meiner Meinung nach FFF zu wenig angeht, ist die Forderung nach mehr ökologischer Landwirtschaft und nach konsequenter Vermeidung und Recycling von Plastikmüll. Das ist meiner Meinung nach eher noch dringlicher als die CO2-Reduktion. Nitrate, Pestizide, Insektizide sowie Glyphosat machen die Böden immer mehr kaputt. Zusätzlich werden beim konventionellen Landbau die Ränder der Äcker auch immer mehr genutzt anstatt Hecken und Grünstreifen einzurichten, wie es früher üblicher war. Die Mikroorganismen in den Böden gehen immer mehr kaputt. Das hat auch Auswirkungen auf die Wasserspeicherung. Regenwasser kann damit weniger gespeichert werden, und damit trocknen Böden bei längerer Trockenheit schneller aus. Das ganze wird dadurch beschleunigt, dass dank des Klimawandels trockene Wetterphasen öfter vorkommen.
Immerhin steigt in den letzten 3 Jahren der Ökoflächenanteil in DE schneller an, aber immer noch auf niedrigem Niveau.

https://www.umweltbundesamt.de/daten/lan...dbau#textpart-2

2018 waren es 9,1%. Das ist leicht über dem EU-Durchschnitt*. Doch das bedeutet trotzdem, dass damit 90,9% nicht ökologisch bewirtschaftet sind. Selbst das führende Land, Österreich, mit seinem Anteil von 25% hat immer noch 75% nicht ökologisch bewirtschaftete Agrarflächen. Es wäre also hilfreich, wenn man die konventionelle Landwirtschaft in den nächsten Jahren dazu bewegen könnte, auf weniger boden-schädigende Dünger zu setzen und auch mehr Grünstreifen zwischen den Ackergrenzen einzurichten. Angesichts des auch in nächster Zeit sehr hohen Anteils würden diese Maßnahmen die Umwelt mehr entlasten als z.B. nur die Umstellung von vielleicht weiteren 5% Agrarflächen auf Ökoniveau in den nächsten 3 Jahren.

Zum Fleischkonsum: Fleisch muss einfach teurer werden, alleine wegen der umweltbelastenden Tierhaltung und auch weil zuviel Fleisch nicht gesund ist. Von zwangsweise eingeführter vegetarischen oder gar veganer Ernährung halte ich dagegen nichts.

Was Plastikmüll und Elektroschrott betrifft: Es müsste ein Gesetz her, wonach Produkte nur noch dann hergestellt werden, wenn sie ab 2025 zu 50% recycelt werden können, und zwar nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich anhand ausreichender Kapazitäten. Dieser %-Anteil soll jährlich um mind. 5%-Punkte steigen, so dass bis spätestens 2035 ein 100%es Recyceln zur Normalität gehören soll. Die Zeit bis 2025 soll dazu genutzt werden, entsprechende Recyclingkapazitäten aufzubauen. Das technische Know-how ist da, aber offenbar ist es immer noch billiger, Elektroschrott als "Entwicklungshilfe" in Afrika abzuladen.


*nach erfolgtem Brexit könnte DE plötzlich unter dem EU-Durchschnitt liegen, weil mit UK ein Land mit einem sehr niedrigen Ökoflächenanteil (unter 3%) die EU verlässt und damit der EU-Durchschnitt sprunghaft ansteigen würde.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#17

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 11.09.2019 18:22
von Findus | 2.515 Beiträge

Hallo Meridian,

danke für deinen umfangreichen Beitrag. Ich kann leider nur zu einigen Aspekten eine Antwort beitragen.

Zitat von Meridian im Beitrag #16

Sie wird von Jugendlichen und jungen Leuten angeführt. Die Aufgabe von Jugendlichen ist zu rebellieren. Insofern sehe ich sie nicht so stark verpflichtet, Alternativen zu bieten wie die Erwachsenen. Eine Aufgabe hat FFF schon erfüllt, nämlich das Klimaproblem in der gesamten Gesellschaft bewusster zu machen. Davon abgesehen diskutiert ja FFF teils recht kontrovers die mögliche Umsetzung ihrer Forderungen. Kann schlimmstenfalls zum Zerbrechen dieser Bewegung führen. Insofern ist eine wie Thunberg, die stets die (wenn auch einseitigen) Grundforderungen wiederholt, gar nicht so schlecht, denn das führt die Bewegung wieder zu den Grundforderungen für den Fall, dass sie sich zu sehr in Einzelheiten verzettelt.


Vielleicht ist es gut, mit ein paar Worten zu FFF als Bewegung zu beginnen.
Ich sehe FFF nicht als "die" Jugend oder "die" Jugendbewegung. Auch wenn FFF viele junge Menschen auf die Straßen bringt, ist nur ein Teil der Jugend in dieser Bewegung aktiv. Was keineswegs den Wert der Arbeit von FFF schmälert. Doch auch die nicht bei FFF aktive Jugend hat ein Recht, Zukunft mitzugestalten. Auch in der eigenen Generation müsste FFF daher mehr um Zustimmung werben.

Zitat

Es wäre also hilfreich, wenn man die konventionelle Landwirtschaft in den nächsten Jahren dazu bewegen könnte, auf weniger boden-schädigende Dünger zu setzen und auch mehr Grünstreifen zwischen den Ackergrenzen einzurichten.



Die Düngeverordnung wurde in diesem Jahr verschärft. Ohne Fachkenntnis mag ich nicht bewerten, ob die Maßnahmen zum Schutz der Böden ausreichend sind. Vielleicht weist du mehr?

Zitat

Zum Fleischkonsum: Fleisch muss einfach teurer werden, alleine wegen der umweltbelastenden Tierhaltung und auch weil zuviel Fleisch nicht gesund ist. Von zwangsweise eingeführter vegetarischen oder gar veganer Ernährung halte ich dagegen nichts.



Ein Vorschlag für eine Maßnahme aus dem zusammenhanglos diskutierten "Klimastückwerk".
Ich bin selbst Vegetarier, halte jedoch aus zwei Gründen nichts von dieser Maßnahme:
1. Fleisch ist nicht per se ungesund. Es kommt auf den Einzelfall an. Ein Mensch mit Fructoseunverträglichkeit ist beispielsweise auf eine recht fleischhaltige Ernährung angewiesen.
2. Die Frage, welche Lebensmittel ich zu mir nehmen kann, kann nicht vom Geldbeutel abhängig sein. Die Frage nach der Ernährung würde damit zu einer Frage nach dem Maß gesellschaftlicher Ungleichheit. Und gegrillte Heuschrecken auf dem Teller sind auch unter Ernährungsgesichtspunkten keine Alternative.

Es bleibt aus meiner Sicht nur der Appell an die Vernunft und der Wandel von der Qualität zur Qualität im Sinne individueller Einsicht (lieber gutes Fleisch, aber dafür nur 2 x die Woche).

Zitat

Was Plastikmüll und Elektroschrott betrifft: Es müsste ein Gesetz her, wonach Produkte nur noch dann hergestellt werden, wenn sie ab 2025 zu 50% recycelt werden können, und zwar nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich anhand ausreichender Kapazitäten. Dieser %-Anteil soll jährlich um mind. 5%-Punkte steigen, so dass bis spätestens 2035 ein 100%es Recyceln zur Normalität gehören soll.



Ist so etwas wie ein 100%tiges Recycling überhaupt möglich? Bis zu 80 oder 90 Prozent wäre mir plausibel. Aber kann ich wirklich jedes Produkt komplett recyclingfähig bekommen? Bestes Beispiel: Die E-Batterie. Beim Lithium aus alten E-Auto-Batterien haben wir nach heutigem Wissensstand ein Entsorgungsproblem.


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#18

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 11.09.2019 21:55
von denker_1 | 1.598 Beiträge

Sicher nicht leicht zu beantworten, aber könnte man nicht durch eine Redoxreaktion dieses Lithium zurück gewinnen, wenn es in der Batterie oxydiert ist? Hier besteht Forschungsbedarf nach geeigneten chemischen Technologien, auch die der Gewinnung chemischer Stoffe, idealerweise ohne giftige Abfallprodukte.


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#19

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 21.09.2019 22:50
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #15
Hallo kuschelgorilla,

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #14
Auf die Frage nach den Stromtrassen, um auf dein Beispiel zu kommen, muss ich gegenfragen: Wofür? Brauchen wir wirklich neue Stromtrassen? Stromtrassen machen doch nur wirklich Sinn, wenn man von Stromerzeugung im industriellen Sinne also von Großkraftwerken spricht. Wäre aber nicht eine Regionalisierung sinnvoller? Meines Erachtens sind Prinzipien wie Autarkie und Subsitiarität in vielen Bereichen wichtiger als eine GigantoIndustrie.


Strom soll bitte ökologisch sein. Und so viel Wind wie an der See gibt es in den bayrischen Alpen nicht. So wurde zumindest in den letzten Jahren argumentiert. Strom im Überfluss im Norden, Strommangel im Süden, könnte man auch sagen. Oder ein wenig böse übersetzt: Der Norden der Republik zahlt Stromsubventionen an den Süden.
Bei so vielen unterschiedlichen Überlegungen ist die Frage, ob letztlich Ökologie oder Wirtschaftsinteressen hinter der Energiewende stecken. Welche Energieform hat die bessere Ökobilanz? Die vielen Gaskraftwerk, die ggf. auch nur Spitzen auffängt oder Windenergie, für die Stromtrassen durch die Landschaft gezogen werden mussten? Wäre eine interessante Frage.


Wir hier im Süden der Republik haben jede Menge Sonne und arbeiten zunehmend mit Photovoltaik, die übrigens auch bei Sturm oder auch im Winter Strom liefert. Außerdem kann man ganz gut zur Ergänzung auf kleinere Windkraftanlagen zurückgreifen. Es müssen nicht immer die Großanlagen sein. Da gibt es inzwischen eine ganze Menge interessanter Lösungen. Stromtrassen im Sinne des Geplanten helfen nur einem: den Großkonzernen.

Zitat von Findus im Beitrag #15
Die Idee regionaler Stromerzeugung finde ich sehr charmant. An der See oder auch im Gebirge über Wasser-Speicher-Kraftwerke usw. kann ich mir das durchaus vorstellen. Gedanken machen mir eher die Flach- und Hochebenen. Welche ökologische Energieform passt dort?


Charmant? Mach dich doch bitte mal frei, von deinen Denkmustern und guck über den Tellerrand. Mit Kleinanlagen kann durchaus ganz lokal Energie erzeugt werden. Wasserspeicherkraftwerke sind auch nur wieder Lösungen für Großkonzerne. Umwandlung reginonal erzeugter Energieüberschüsse à la power to gas erschließen ganz lokale Speicheroptionen - um nur mal eine Möglichkeit anzusprechen. Und bitte - komm mir nicht, dass die Power to gas-Technologie auf Methan-Basis laufen wird. Simple Katalyse von H2O tuts auch.

Im Übrigen geht es nicht nur um die Regionalisierung der Energieerzeugung, sondern auch mehr noch um ein regionaleres Wirtschafts- und Politiksystem. Der Irrsinn mit den Ewigkeitstransporten treibt uns in den Ruin. Mehr Autarkie und mehr Subsidiarität tut dringend not.

Zitat von Findus im Beitrag #15

Zitat
Woher kommt bei uns der Biodiesel? Großteil aus Palmöl - und das kommt wo her?Unter Anderem hier her...https://unserplanet.net/waldzerstorung-i...oel-indonesien/


Nette Anekdote: Bereits Rudolf Diesel lies auf der Weltausstellung seinen Motor mit Erdnussöl laufen.



Und wo kämen dann die Ernüsse her? Treibstoffe aus Nahrungsmitteln ist meines Erachtens ein absolutes NOGO.

Zitat von Findus im Beitrag #15
Aber im Ernst, das E-Auto ist kein Ersatz für die weltweite Mobilität. Bekannt ist das Problem der Batterie-Entsorgung, die Probleme der Feuerwehr mit leicht entzündlichen E-Motoren und der Arbeitsplatzverlust in der Industrie. Wo bei einem ein Verbrennungsmotor etwa 1.200 Teile zusammen zu setzen sind, sind es beim E-Motor gerade einmal 200. Also sechsmal weniger Handgriffe erforderlich als beim herkömmlichen Motor. Strukturwandel muss abgefedert werden und wir brauchen für die Menschen Antworten, womit Sie morgen ihr Auskommen verdienen.


In der Tat ist das E-Auto auch meines Erachtens nicht der Weisheit letzter Schluß, wobei hinsichtlich der Speichermöglichkeiten, wie auch der Möglichkeiten des Recyclings noch jede Menge Entwicklungsoptionen am laufen sind. Es gibt fast täglich Bereichte über Fortschritte. Während die Technologie der klassischen Verbrenner nahezu ausgereizt ist, tut sich bei alternativen Antrieben noch jede Menge.

Zitat von Findus im Beitrag #15
Dazu kommt das,was die Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft "Rohstoffmangel" betitelt. Gemeint ist dabei kein absoluter Mangel z.B. an Litlhium, Gallium oder seltene Erden. Gemeint ist die Tatsache, dass aus verschiedenen geologischen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen ein Abbau dieser Ressourcen zur Zeit nicht wirtschaftlich ist bzw. nicht im ausreichenden Umfang für eine hohe Nachfrage gewährleistet werden kann.


Diese Frage stellt sich im Übrigen auch bei der Technologie der Verbrenner. Stichwort Fracking...


Zitat von Findus im Beitrag #15
Hinzu kommen ethische Fragen z.B. nach den Arbeitsbedingungen in der Rohstoffgewinnung, wie im Fall Kobalt aus kongolesischen Mienen. Oder die Frage der Umweltverträglichkeit mancher Rohstoffe. Bei allen Problemen gibt es natürlich auch Chancen. Z.B. das Litlhium-Bergbau in Sachsen irgendwann wirtschaftlich werden könnte. Zum Artikel: https://www.spektrum.de/news/fehlen-die-...ilitaet/1520359


Diese ethischen Fragen kann ich wieder zurückspielen. Kinderarbeit gibt es auf Palmölplantagen, aus denen der Biodiesel entspringt, genauso, wie auch in Südamerika (Ethanol - der Zusatz zum Benzin). Vom ethisch höchst fragwürdigen Abholzen der Urwälder zugunsten dieser Produkte, über die Verteibung und Vernichtung indigener Völker hatte ich noch gar nicht gesprochen. Die ethischen Fragen gehen noch sehr viel weiter.

Zitat von Findus im Beitrag #15
Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #14

hinsichtlich des nicht ausreichenden Fragenkatalogs der FFF-Bewegung bin ich bei dir. Es könnte definitiv mehr kommen. Allerdings haben die schon einen ordentlichen Forderungskatalog aufgemacht. Kennst du den Forderungskatalog?


Ich kenne den Forderungskatalog. Nett zu lesen. Mit den Problemen bei der Umsetzung der Forderungen hat sich Friday for the Future nicht befasst. Es geht nicht um ein bisschen Verzicht, es geht darum dass die Menschen ihren Alltag weiterhin bewältigen können müssen. Und es geht um Gerechtigkeit zwischen den Regionen. Auch ein Einwohner in einem mecklemburgischen Dorf oder von der bayrischen Alm hat ein Recht auf gleichwertige Lebensverhältnisse und Mobilität.
FFF wird sich weiterentwickeln müssen, wenn die Bewegung eine Mehrzahl der Menschen mitnehmen möchte und nicht nur eine Bewegung der Kinder liberaler Eliten sein möchte. Der Bewegung fehlen Ideen über einen Forderungskatalog hinaus.



Natürlich geht es um weit mehr. Aber ich spiele den Ball an dieser Stelle einfach noch mal zurück. Rede mehr mit den Aktivisten - hör ihnen genau zu.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#20

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 22.09.2019 13:32
von Meridian | 2.857 Beiträge

Hier ein Bsp., wie Norwegen mit seinen Kreuzfahrtschiffen in den Fjorden künftig umgeht. Und was das für die dortigen Anwohner bedeutet.

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/k...t-16397281.html

Ja, diese Schiffe stoßen derzeit enorme Mengen an Abgasen aus, wenn man bedenkt, dass dadurch im Fjord die Luftqualität unter dem Niveau von Oslo sinkt und von "dicken braunen Wolken über Geiranger" die Rede ist. In diesen oft engen Tälern ziehen bei windarmen Wetterlagen die Abgase kaum ab.

Aber offenbar arbeiten anders als in Deutschland alle daran, die Probleme zu lösen: Touristenverbände, Anwohner, Reedereien. Man ist bedacht, den Tourismus zu halten, aber deswegen auch keine Schnellstraße nach Geiranger zu bauen. D.h. man akzeptiert erst einmal das Vorgegebene, auf dessen Basis man an Lösungen arbeitet. In DE gibt es leider zu viele Lobbys, die an Lösungen nicht interessiert sind.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.


zuletzt bearbeitet 22.09.2019 13:32 | nach oben springen

#21

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 23.09.2019 20:42
von Findus | 2.515 Beiträge

Lieber kuschelgorilla,

ich finde viele gute Ideen in deinem Beitrag. Danke insbesondere für die Hinweise zu den Chancen von Kleinanlagen.
Den guten Rudolf Diesel mach bitte seine Idee einen Motor mit Erdnussöl zu betreiben nicht zum Vorwurf. Er lebte in einer anderen Zeit und für die war der Gedanke revolutionär genial. Dafür las ich unlängst, dass sich heutige Wissenschaftler für die Erdnusschalen als Batteriespeichermedium interessieren. Soll effektiver als der Lithium-Ionen-Akku sein. Ich weis aber ehrlich noch nicht, was ich von dieser Idee halten soll. Man müsste mehr über die technischen Details erfahren.

Aus einer Frage möchte ich dich aber doch nicht entlassen, die Frage nach den Arbeitsbedingungen in der Rohstoffgewinnung:

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #19
Zitat von Findus im Beitrag #15Hinzu kommen ethische Fragen z.B. nach den Arbeitsbedingungen in der Rohstoffgewinnung, wie im Fall Kobalt aus kongolesischen Mienen. Oder die Frage der Umweltverträglichkeit mancher Rohstoffe. Bei allen Problemen gibt es natürlich auch Chancen. Z.B. das Litlhium-Bergbau in Sachsen irgendwann wirtschaftlich werden könnte. Zum Artikel: https://www.spektrum.de/news/fehlen-die-...et/1520359Diese ethischen Fragen kann ich wieder zurückspielen. Kinderarbeit gibt es auf Palmölplantagen, aus denen der Biodiesel entspringt, genauso, wie auch in Südamerika (Ethanol - der Zusatz zum Benzin). Vom ethisch höchst fragwürdigen Abholzen der Urwälder zugunsten dieser Produkte, über die Verteibung und Vernichtung indigener Völker hatte ich noch gar nicht gesprochen. Die ethischen Fragen gehen noch sehr viel weiter.


Heute hörte ich einen VW-Sprecher, der die neuen Hybrid und E-Auto - Modelle des Wolfsburger Unternehmens anpries. Er wurde auf die bereits aus Wissenschaft und von Gewerkschaften thematisieren schlechten Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit angesprochen. Eine echte Antwort gab es im Interview nicht, das Thema wurde so dezent wie möglich umschifft.
Unter diesem Gesichtspunkt ist E-Moblilität also keine Perspektive.
Im Augenblick würde ich Wasserstofftechnologie für sozial am verträglichsten halten. Ich hoffe, du nimmst mir diese Illusion nicht. Denn dann wäre ich mangels Alternativen ratlos.


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#22

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 08.10.2019 13:03
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Lieber Findus,

ich bin absolut kein Fan der E-Mobilität. Denn auch ich weiß um die diesbezügliche Ausbeutung von Mensch und Natur, samt der Nebenwirkungen. Aus meiner Sicht liegt die Berechtigung der E-Mobilität in ihrem Dasein als Übergangstechnologie bzw. Nieschentechnologie. Bei einer Abwägung zwischen der herkömmlichen Verbrenner-Technologie und der E-Mobilität geht bei mir jedoch die E-Mobilität als Sieger vom Platz. Weitere Technologien sind dabei aber nicht berücksichtigt. Erst mal. Welche Technologien sollten denn berücksichtigt werden? Über was kann man jetzt schon wirklich reden? Aber in der Tat wird man offen bleiben müssen, was die Entwicklung betrifft, und Tag für Tag neu abwägen müssen.

Was meines Erachtens aber dabei sehr ungut ist, das ist der unerschütterliche Technologieglaube. Keine technologische Innovation ohne Bummerangeffekt, über den man sich a priori auch nicht wirklich Gedanken gemacht hat. Meines Erachtens darf man sich schlichtweg nicht darauf verlassen, dass wir mit Innovationen zur Lösung des Problemes gelangen. Die Offenheit in der Technologiefrage muss meines Erachtens auch eine Offenheit der Strukturfrage beinhalten. Welche Strukturänderungen können zu einem Eindämmen der gegenwärtigen Umweltproblematik beitragen? Wir müssen schlichtweg unser ganzen Tun und Handeln hinterfragen.

Wir werden auch sehr schnell feststellen, dass richtige Umweltpolitik auch mit vielen anderen Politikfeldern fest verwoben ist. Entkoppeln von Sozialpolitik und Umweltpolitik wird nur zu Unfrieden und Ungerechtigkeit führen.

Zur Gedankenanregung hier mal ein netter Beitrag aus dem Rubikon...
https://www.rubikon.news/artikel/die-scheinlosung

Ein paar weitere Links, die zum Thema lesenswert wären...
https://netzfrauen.org/2018/12/07/lebens...hzmZbMMrZk9ywok
https://ilawerkstatt.org/?fbclid=IwAR10T...iagcsEbLiRkNY7M


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


zuletzt bearbeitet 08.10.2019 13:17 | nach oben springen

#23

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 08.10.2019 13:37
von Meridian | 2.857 Beiträge

Manchem kann auch mit relativ einfachen Technologien einiges bewirken, insbesondere, wenn man Vorhandenes nutzt.

https://www.iwr.de/ticker/waermewende-ba...ung-artikel1906

Nicht nur die Wärme von Abwässern, sondern auch industrielle Abwärme wird bislang nur unzureichend genutzt. Bei Branchen mit sehr hohem Wärmebedarf wie Stahlwerke sollte eigentlich ein großes Potential herrschen, aber selbst die Abwärme in Büroräumen sollte man nutzen können.

http://www.energieeffizienz-im-betrieb.n...-industrie.html


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#24

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 08.10.2019 16:01
von heiner | 881 Beiträge

Es war doch die Verbrenner-Lobby, die nach einem Jahrhundert "Akkuproduktion", erstmals Lebens-& Arbeitsbedingungen in Afrika & Südamerika thematisiert hatte, um die Akzeptanz der E-Mobilität zu beschädigen. Warum nur haben die so viele Jahrzehnte verstreichen lassen, um nun erstmals die schlimmen Bedingungen zu thematisieren, unter denen etwa Lithium & Kobalt gewonnen werden. Dass man einerseits in Deutschland (Erzgebirge) Lithium auch abbauen kann & das andrerseits nicht benötigt, weil alle Rohstoffe zur "Akkuproduktion" auch in Deutschland & ganz ohne Lithium verfügbar sind, das vergessen sie zu erwähnen.


dass ein Traum nicht wahr ist, sehe ich ein, dass er wahr werden kann, auch.
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#25

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 09.10.2019 09:05
von Findus | 2.515 Beiträge

Die Forschung an effektiveren Akkumulatoren auf Fluor - Basis sind noch in der Forschung - nicht fertig entwickelt. Man darf gespannt sein, welche Wege die Forschung weiter einschlägt.
Aber dein Argument berechtigt zu folgendem Argument: Warum blockiert der E-Lobbyismus die Weiterentwicklung und Verbreitung von Wasserstoff-Mobilität? Liegt das an der "grünen Marktwirtschaft", an der etwas zu verdienen ist? An Wasserstoff ist leider nur wenig für die Industrie zu verdienen.


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#26

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 09.10.2019 23:15
von Gelöschtes Mitglied
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Fortschritt gestaltet sich nicht linear gleichmäßig.

Wenn du heute in e-Mobilität investiert hast, und eine passende Produktionsstraße für viele Millionen errichtet hast, dann hast du das gemacht, weil du daran geglaubt hast, dass du die nächsten 10 Jahre damit Gewinn machen kannst. Und - wenn es ganz gut läuft, dann noch ein paar Jahre länger.....

Kommt dann eine Alternativtechnologie daher, die in drei Jahren serienreif ist, und dann ernsthaft dein Geschäftsmodell bedroht - dann ist es nur logisch, dass du nicht einfach dein Scheitern und deine Insolvenz akzeptierst, sondern dass du alle Register ziehst, um die neue Technik noch ein paar Jahre rauszuzögern. Denn jedes Jahr später bedeutet für dich, dass sich deine Investitionen doch noch rechnen können!

Wir erleben derzeit einerseits dramatisch schnelle Veränderungen und Entwicklungen in den technischen Umfeldern zu regenerativen Energien, Stromspreicherung etc. etc. - und andererseits, dass es für die trägeren Industrien eine enorme Herausforderung ist, einen bestimmten Akku in einem e-Fahrzeug zur Serienreife zu bringen.

Es ist kein Wunder, dass hier enorme gesellschaftliche Beharrungskräfte aktiv sind - die aber leider aufgrund fehlender Zeit nicht akzeptabel sind. Wir brauchen den fortschritt, wir brauchen die disruptiven Veränderungen - und es ist Aufgabe der Politik, die Veränderungen so zu organisieren, dass sie Gesamtgesellscahftlich unterm Strich dennoch mehrheitlich akzeptabel bleiben.


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#27

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 01.11.2019 16:02
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Das wäre doch mal eine wirkliche Innovation...
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Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


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#28

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 16.01.2020 14:34
von Meridian | 2.857 Beiträge

Kläranlagen brauchen viel Energie. Die Forschung kommt offenbar mit dem Vorsatz "Sch... zu Gold ähhhh Geld zu machen" ein gutes Stück weiter.

https://www.iwr.de/news.php?id=36510

Und wenn der Gewinn zugleich für sauberes Wasser sorgt, was will man mehr?
Antwort: Sinkende Wasserpreise. Wasser ist in DE sehr teuer. Nur Belgien toppt das Ganze noch.


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#29

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 16.01.2020 16:33
von heiner | 881 Beiträge

Zuweilen wird Klärgas in Heizkesseln verbrannt,um Wärme zur Beheizung der Faultürme und von Gebäuden zu gewinnen. Da aber mehr Klärgas entsteht, als hierfür benötigt wird, wird der Rest oft nutzlos abgefackelt. Sinnvoller ist die Verwertung des Klärgases (nach einer Reinigung) in einem Blockheizkraftwerk, wobei die Wärme wiederum für den Betrieb der Faultürme und die Beheizung der Gebäude verwendet wird und die elektrische Energie für den Betrieb der Anlagen und zum kleineren Teil für die Einspeisung in das öffentliche Stromnetz Verwendung findet.


Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. (Willy Brandt)
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#30

RE: Rohstoffmangel für die E-Mobilität, die Frage der Energiegewinnung und die Probleme der Friday for Future - Bewegung

in Wissenschaft und Technik 17.01.2020 08:04
von heiner | 881 Beiträge

Da möchte ich etwas nachtragen, zum Thema. Der Partner einer Freundin meiner "EX" hatte in diesem Sektor sein Geld verdient. Wie man so bei Plauderstunden über Berufstätigkeiten spricht, habe ich dieses Thema also nebenbei vermittelt bekommen, vor ca. 30 Jahren. Glaube kaum, das mann heute noch Klärgas abfackelt, damals jedoch musste unser Bekannter noch viel Überzeugungsarbeit bei regionalen Honoratioren leisten, um die nötigen Investitionen zu rechtfertigen. Dass man also aktuell, die Kläranlagen als Verbraucher sieht, hat mich erstaunt, denn ich war mir sicher, die produzieren heute alle Strom & treten nicht als Abnehmer in Erscheinung.


Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. (Willy Brandt)
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