Die letzten Tage gab es wieder einige mediale Zuckungen der Atomlobby. Bis in die Tagesschau haben es Meldungen wie folgende geschafft:
ARD zu Atomkraft
In meiner Tageszeitung wurden an drei aufeinander folgenden Tagen Lobbyartikel zur Atomenergie veröffentlicht.
Die Lobby versucht dabei einmal mehr, die Gefahren des Klimawandels so zu nutzen, dass man die Atomenergie als das kleinere Übel darstellt. Doch schon ein kleiner Quercheck der Fakten zeigt auf, dass derzeit die Atomenergie keine Lösung ist, die tatsächlich umfänglich beim Klimawandel helfen könnte.
Die seit mehr als 60 Jahren bestehenden Probleme der Kernenergie sind auch bis heute noch nicht gelöst. Noch immer gibt es weltweit kaum mehr als vereinzelte Pilotanlagen für eine mögliche Endlagerung - eine Aufbewahrung von hochradioaktivem Abfall, der für viele Generationen sicher verwaltet werden muss.
Sichere AKWs in Produktion - sind mehr Hoffnung als Realität. Tatsächlich gibt es einige theoretische Überlegungen zu neueren Kraftwerkstypen, praktisch aber zeigt sich, dass AKWs heute nur zu unrentablen Kosten gebaut und betrieben werden können.
Der Neubau von AKWs dauert heute regelmäßig 20 Jahre und mehr - und die Kosten dafür explodieren mit dem Bau und mit den Erkenntnissen zu notwendigen Sicherheitsauflagen. Die Kosten für ein modernes AKW betragen regelmäßig deutlich mehr als 10 Mrd. EUR - einige "Neubauten" sind auch schon beim doppelten angelangt.
Ohne umfangreiche Subventionen würde sich heute kein einziger Reaktor mehr lohnen!
Dazu kommt: Werden zu viele neue AKWs gebaut, muss auch die Rohstofffrage gelöst werden. Mit typischen klassischen Reaktoren ist ein Ende bereits klar absehbar - erst derzeit noch im Versuchsstadium befindliche Reaktortypen könnten den knappen Rohstoff deutlich strecken. Ob sich das wirklich rechnet, und ob man damit günstigen Strom liefern kann? Niemand weiß es.....
Würde man die Gelder, die derzeit in AKWs und deren Ausbau und weiteren Erforschung gesteckt werden stattdessen in den verfügbaren Um- und Ausbau von regenerativen Energien wie Wind- und Solarenergie stecken - binnen kürzester Zeit könnte sicher ein Großteil der Kohlekraftwerke in Rente geschickt werden. Bei einem weiteren Ausbau der Stromnetze und beim Aufbau von Speicherkapazität ist mit bekannter und verfügbarer Technologie vieles auch kurzfristig möglich.
Nein - AKWs braucht es nicht, und eine Renaissance der Atomkraft ist ein Scheingefecht der Atomlobby.
Lasst uns stattdessen Vollgas geben beim Aufbau regenerativer Energien, Speichertechnologien und entsprechender Nutzung. Die Zukunft liegt bei Wind, Solarstrom und mehr und mehr auch bei Wasserstofftechnologien - wir sollten die AKW-Technik schnell beerdigen und final diesen Fehlgriff zu Grabe tragen.
Und die Argumente, dass wir die AKWs für die Verhinderung des Klimawandels brauchen.....sind Luftschlösser! Richtig ist, dass mit solchen Argumenten über 4 Jahrzehnte der Umbau unserer Energiewirtschaft verzögert wurde. Anstatt noch einmal auf die letzten Zuckungen der Atomlobby reinzufallen, sollten wir jetzt zum regenerativen Erstschlag ausholen, und der Welt zeigen, dass auch ein Land wie Deutschland bei entsprechendem Willen nicht erst 2050 zu 100% regenerativ versorgt werden kann, sondern schon 2030! Wir müssen es nur wollen - dann ist nicht nur mit der Atomkraft Schluss, sondern auch mit der Kohle, Braunkohle und zunehmend mehr auch mit Erdgas. Es ginge schon längst anders - allein es fehlt am politischen Willen.
RE: Renaissance der Atomkraft?
in Wissenschaft und Technik 13.03.2021 11:22von Arion • | 73 Beiträge
Zitat
Lasst uns stattdessen Vollgas geben beim Aufbau regenerativer Energien, Speichertechnologien und entsprechender Nutzung. Die Zukunft liegt bei Wind, Solarstrom und mehr und mehr auch bei Wasserstofftechnologien - wir sollten die AKW-Technik schnell beerdigen und final diesen Fehlgriff zu Grabe tragen.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo die Atomenergie von allen Seiten als die saubere Energie der Zukunft für die nächsten Jahrhunderte gehypt wurde. Ebenso werden heute die sog. erneuerbaren Energien gehypt. In 50 -100 Jahren werden die nachfolgenden Generationen dann über die Nebenwirkungen der verschiedenen Methoden klagen und andere Methoden zur Energiegewinnung hypen.
Es ist -wie immer- sehr viel Politik und Lobbyarbeit im Spiel. Als ob die Lobby der erneuerbaren Energien nicht existent wäre.
Man sollte also aus der Vergangenheit lernen und bei entsprechenden Appellen stets im Sinn behalten, dass eine Medaille immer zwei Seiten hat. Das trifft auch auf die sog. erneuerbaren Energien zu.
Das Problem, welches Atomenergie und erneuerbare Energien miteinander teilen, ist der hohe Einsatz von Ressourcen, um die Energie jeweils nutzbar zu machen. Sich bei der Beurteilung nur auf die Vorteile der jeweiligen Methode zu beschränken, mag ein verzerrtes Bild der Methode zur Folge haben.
Das grundlegende Problem unserer "westlichen" Zivilisation ist der immense Energieverbrauch, der in den nächsten Jahren auch weiter ansteigen wird.
RE: Renaissance der Atomkraft?
in Wissenschaft und Technik 13.03.2021 11:29von Meridian • | 2.857 Beiträge
Die beiden britischen Neubaureaktoren Hincley C kosten zusammen über 22 Mrd. Pfund, Tendenz steigend. Aber sie werden wohl aus privatem Geld, also aus Unternehmensgeldern finanziert. Es sind in der Tat die ersten AKWs, die ohne staatliche Unterstützung gebaut werden. Zudem - und das ist wirklich neu - müssen die Betreiber auch für die Kosten beim Abbau und der Entrsorgung des Atommülls aufkommen.
Dennoch macht sich die britische Regierung etwas vor. Denn es lockt eine Vergütung für den Betrieb von 35 Jahren für eingespeisten Atomstrom. Mit umgerechnet 11ct/kWh ist diese verglichen mit der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien eher schon hoch. In Deutschland bekommen selbst neue, kleine PV-Anlagen auf dem Dach ab Januar 2021 nur noch 8,04ct/kWh, Tendenz weiter fallend.
https://www.photovoltaik4all.de/aktuelle...aikanlagen-2017
Nun soll Hincley C1 erst 2026 in Betrieb gehen, für C2 gibt es noch keinen Zeitpunkt. 2026 dürfte aber die Vergütung der PV nur noch bei schätzungsweise 5-6ct/kWh liegen.
Aber das ist noch nicht alles: Die Einspeisung ist noch deutlich fürstlicher, als es den Anschein hat. Wie gesagt, die Vergütung wird 35 Jahre gewährt. Vergütungen erneuerbarer Energien in DE dauert nur 20 Jahre. Allerdings gibt es für Altanlagen eine Regelung, wonach sie 1ct mehr Vergütung bekommen, als der Strom aus dem Börsenstrommarkt kostet, doch das gilt zunächst erst einmal nur für 1 Jahr.
Aber noch etwas: Die Vergütung für die britischen AKWs werden an die Inflation angepasst; die Vergütungen in DE dagegen nicht. Ich habe es einmal berechnet: Bei einer jährlichen Inflation von 2% und bei einer Stauchung der Vergütung von 35 Jahre auf 20 Jahre zum besseren Vergleich mit dem deutschen EEG bekäme Hincley C 22ct/kWh für eingespeisten Strom. Schon eine fürstliche Bezahlung...
Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
Zitat von Arion im Beitrag #3Das sehe ich genauso. Jede "Energiewende" kann nur gelingen, wenn wir den Energieverbrauch drastisch zurückfahren, und zwar nicht nur durch neue Technologien. Die gab es in der Vergangenheit bereits, doch Einsparungen durch neue Technologien sind in kurzer Zeit durch höheren Verbrauch und unsinnige Entwicklungen aufgefressen worden.
Das grundlegende Problem unserer "westlichen" Zivilisation ist der immense Energieverbrauch, der in den nächsten Jahren auch weiter ansteigen wird.
Wenn es tatsächlich gelänge, AKW der vierten Generation mit intrinsischer Sicherheit, betrieben mit Thorium, zu akzeptablen Kosten zu entwickeln, wäre das schon eine Lösung unserer Energieprobleme. Eine Alternative, allerdings wahrscheinlich mit politischen Risiken, wäre Solarstrom aus der Sahara oder anderen Wüstengebieten der Erde.
RE: Renaissance der Atomkraft?
in Wissenschaft und Technik 13.03.2021 14:58von kuschelgorilla • | 3.292 Beiträge
Lieber Mecki,
Ich bin sehr dankbar darum, dass sich in meinem weiteren Umfeld die Erkenntnis breit macht, dass eine richtige Energiewende nur mit dem Senken des Verbrauchs beginnen kann.
Ich bin auch ebenso dankbar um die Erkenntnis, dass jegliche Energiegewinnungsformen ihre Risiken in sich tragen, und somit obige Erkenntnis an Bedeutung gewinnt.
Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
RE: Atomausstieg verzögert Kohleausstieg
in Wissenschaft und Technik 05.05.2021 14:33von denker_1 • | 1.598 Beiträge
@Findus:
Ich habe NULL BOCK auf ein zweites Fukushima oder Tschernobyl. Außerdem schwächt auch die Strahlenkrankheit unser Immunsystem ganz massiv und das können wir uns gerade jetzt in der Corona Kriese am allerwenigsten leisten!
Und der Kohlendreck schädigt unsere Atemwege ebenfalls so massiv, dass Corona die ideale Angriffsfläche findet. Dann hilft auch keine Impfung mehr. Und Ausgangssperren und Lockdown werden komplett sinnlos weil die Menschen dann so oder so sterben und besser ihre wenigen Tage Leben noch mal in vollen Zügen geießen dürfen sollten.
Her mit den erneuerbaren Energien!!! Wenn dazu Geld fehlt, weniger in Militär und Poliizeistaat investieren!
Für letzteres ist immer genug Geld da!
RE: Atomausstieg verzögert Kohleausstieg
in Wissenschaft und Technik 05.05.2021 20:23von Findus • | 2.515 Beiträge
Tatsache ist, dass deine Argumente im Grunde der Kohle-Lobby Argumente für einen längeren Betrieb liefern.
In der Risikobewertung ist Kohle jedoch mit seinen Risiken sicherlich deutlich unterbewertet.
Ein interessanter Nebeneffekt: Saubere Luft bedeutet wärmere Luft. Im Grunde also muss die Klimawende sogar noch schneller als du denkst umgesetzt werden.
Können wir uns ein Ausklammern der Kernenergie als Übergangstechnik leisten, wenn wir mit allen Klimapolitik gerade einmal auf eine 2,4 Grad Klima-Erwärmungsmarke zubewegen? Müsste am Ende nicht jeder Tag weniger Kohle zählen? Ich weis es nicht. Ich finde die Frage jedoch berechtigt.
Das Problem mit den erneuerbaren Energien ist sicher nicht das Geld, sondern eine überraschend eindeutig auf Kohle ausgerichtete Energieversorgung. Die französischen Grünen haben früher übrigens nicht die Kernenergie bekämpft, sondern die Kohleverstromung.
PS: Und mit Corona hat Energiepolitik gar nichts zu tun.
RE: Renaissance der Atomkraft?
in Wissenschaft und Technik 19.07.2021 19:43von si tacuisses • | 146 Beiträge
Zitat von Arion im Beitrag #3
Das Problem, welches Atomenergie und erneuerbare Energien miteinander teilen, ist der hohe Einsatz von Ressourcen, um die Energie jeweils nutzbar zu machen
ach - und andere technologien der stromerzeugung hätten das nicht?
vielleicht sollten wir den ressourceneinsatz wie auch die risiken mal vergleichen...
ridentem dicere verum
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