#406

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 17:18
von Dissidentia | 134 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #393
Beschreibe doch einmal, wie du dir den Sozialstaat vorstellst. Vielleicht werden mir deine Argumente deutlicher, wenn ich das "Big Picture" kenne, dass du im Kopf hast.

Das ist komplex, aber ein paar Eckpunkte.
Und jede Menge Zündstoff
Versorgung durch auskömmliches (!) Existenzminimum.
Zusammenfassung des SGB, vereinfachen und zusammenfassen zu einem Kostenträger, oder zumindest 1 Stelle die vorleistet und dann die Kostenträger untereinander den Rest innerhalb der Verwaltung klären/verteilen.
Mehr Kitas, Alternativ Betriebskitas fördern -> DDR machte es vor, Skandivavien m. W. auch, in F ist Kinderbetreuung m. W. auch kein Problem.
Regelmäßiger, bedarfsorientierter Sozialer Wohnungsbau, statt Verscherbeln von Tafelsilber und Aufgabe zu sehr an Private zu übertragen. Wie das geht, zeigt Wien ;)
Schaffung von Arbeitsplätzen durch mehr öffentliche Aufträge.
Finanzsystem stark regulieren, Anfang wäre www.monetative.de -> Geldschöpfung wieder durch öffentliche Hand.
Mehr Investitionen in Forschung, Bildung, Pharma, uvm.
Ausgewogene Landwirtschaft, die Versorgung der Bevölkerung größtenteils gewährleistet.
ÖPNV (+Fracht-+Nacht- und Reisezüge) besser ausbauen, strukturieren, staatlich, kostenlos bzw. billig, pünktlich -> Estland macht es vor, CH zieht nach
Staatliche KV -> DK macht es vor.
Anderes Rentensystem -> Skandinavien, CH machen es vor.
(Gaaanz grob)
Ginge es nach mir, würde z. B. der Staat Tankstellen betreiben, bzw. den Kraftstoff kaufen und mittels Binnenmarkt verteilen.
Das selbe mit Strom, Gas.

Und nein, das Argument der Staat wirtschaftet schlecht, zieht schon lange nicht mehr!
Wir haben IT, schlaue Software und Algorithmen, moderne Logistiksyteme etc., die das locker optimieren können.
Ein Supermarkt schafft es ja auch, zentral zu erfassen was regional benötigt wird und das dann logistisch zu veranlassen.

Der Staat muss nur kostendeckend arbeiten und keinen Gewinn machen.
Kauft der Staat Ware ein (Kraftstoffe, Strom...) bekommt er ganz andere Preise.

Ach da gibt es so vieles, was mir einfällt und ich Modelle habe.
Das habe ich aber alles schon vor 10 J. abgefrühstückt und schon zigfach anderweitig zum Besten gegeben.
Die Luft ist daher schon raus bei mir, das in die Welt zu schreien.



zuletzt bearbeitet 18.04.2020 17:19 | nach oben springen

#407

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 18:12
von Meridian | 2.861 Beiträge

Dass im Gesundheitswesen gespart wird, ist eine globale Sache und auch eine Folge des global vorherrschenden Turbo-Kapitalismus. Deutschland steht im internationalen Vergleich sehr gut im Umgang mit der Coronakrise da. Es stellt sich auch raus, dass dezentrale Systeme nicht unbedingt einen Nachteil haben müssen. Doch die Kritik zum Gesundheitssystem ist trotzdem absolut berechtigt.

Wenn ich die aktuellen Daten ansehe, kommt bei manchen Ländern Erstaunliches zutage:

https://interaktiv.morgenpost.de/corona-...hland-weltweit/

Klicke zuerst auf "weltweit". Dann zeigen sich die Länder, USA zuerst ("America First"), die mit Riesenabstand mit über 700000 Fällen führen. Die nächste Zahl ist als 2x dargestellt, das ist die aktuelle Verdopplungszeit. Mit 14d ist sie immer noch kurz. In DE liegt sie aktuell bei 32d.

Klickt man auf Gesamt-Fallzahlen, dann offenbaren sich auch die Anzahl der Toten und wieder Gesunden. Ich zähle mal die Länder mit mehr als 10% Todesrate und mit mehr als 10000 Gesamtfällen auf. Da ist man durchaus erstaunt: Spanien, Italien, Großbritannien, Frankreich (da sogar ca. 15%!), Belgien (ebenfalls über 15%), Niederlande und Schweden. Dass ES, IT, UK und FR mit dem Corona starke Probleme haben, ist klar. Es offenbart sich auch, dass BE ein recht maroder Staat ist, v.a. im wallonischen Teil. In SE rächt sich der freizügige Sonderweg. Ich halte das auch politisch für sehr gefährlich. Denn das gibt den dort ohnehin starken Rechtspopulisten die Gelegenheit zur Übernahme. Am meisten wundert mich die hohe Todesrate in NL. Ich dachte, dieses Land hat eine generell gute Infrastruktur.

Und was Trump betrifft: Der schießt nur noch quer, seine Worte haben noch weniger Bedeutung als ohnehin. Man könnte glauben, dass er den den letzten Rest an Verstand verliert. (Wobei das Wort Verstand im Zusammenhang mit Trump schon eine Beleidigung darstellt.) Und so einer regiert die stärkste Militärmacht der Welt. Naja, das römische Reich ist ja auch nicht gleich untergegangen unter völlig gestörten Kaisern wie Caligula und Nero.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#408

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 18:21
von Meridian | 2.861 Beiträge

@Dissidentia

Für Sozialstaat gibt es Forenbereiche, wo schon viel diskutiert wurde und wird. V.a. @Atue hat hier viel "Vorarbeit" geleistet.

Das bedingungslose Grundeinkommen – bGE (9)

Ein theoretisches BGE-Modell....und was wir daraus lernen können (2)

Natürlich ist auch dieser Thread nicht ganz unpassend. Denn durch Corona werden viele gesellschaftliche und soziale Normen hinterfragt, eigentlich wird alles hinterfragt.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#409

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 18:31
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #407
Es stellt sich auch raus, dass dezentrale Systeme nicht unbedingt einen Nachteil haben müssen.


Das scheint mir eine maßlose Untertreibung. Sehen wir der Tatsache ins Auge: Nur der Föderalismus ist in der Lage, solcher Krisen wie heutzutage Herr zu werden. Zentralstaaten versagen tendenziell in der Geundheitskrise.


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#410

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 19:40
von Dissidentia | 134 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #405
Ansonsten wirst du akzeptieren müssen, dass Soziale Realität immer das Ergebnis eines interpretativen Aushandlungsprozesses ist.
Das trifft auf Medieninformationen zu.
Im Dialog sollte das aber gerade nicht sein.
Denn da kann man nachfragen.
Im Netz schwieriger, als wenn man sich gegenüber sitzt.
Das Schlimme ist, dass kaum jemand vernünftige Diskussion beherrscht.
Es wird fast immer interpretiert, statt sich vergewissert, ob man etwas auch korrekt verstanden hat.
Vier Seiten Modell und Watzlawik lassen grüßen.

Kommunikation müsste in der Schule gelehrt werden.
Da haben wir alle ein großes Manko. (auch ich)

Im Netz - insbesondere Bereich Politik, Gesellschaft - ist es oft noch fieser, als im RL.
Da neigen viele dazu, nur das raus zu picken, was gerade passt.
Verfälschen, weglassen, dazudichten, aus dem Kontext reißen etc. kann auch Methode haben.
(Bitte jetzt nicht auf dich beziehen!!, meine ich allgemein!)

Kann mal passieren, dass man was verfälscht.
Dann kommt es auf die Gesamtaussage und Intention der Antwort an.
Auch auf generellen Diskussionsstil der Person, ob das Methode ist, oder er fair bleibt und z. B. bei einem geklärten Missverständnis dann einlenkt.


Zitat von Meridian im Beitrag #407
Dass im Gesundheitswesen gespart wird, ist eine globale Sache
Weitestgehend wohl schon, meine aber, dass da auch div Europäische Länder (NL, CH?) und Skandinavien höhere Ausgaben haben.
Da müsste ich in den jew. Listen nach Ausgaben vom BIP nachschauen.

Zitat
und auch eine Folge des global vorherrschenden Turbo-Kapitalismus.

Der macht doch unsere ganze schöne Welt kaputt, zersetzt und spaltet die Völker und auch die innerstaatliche Bevölkerung.
Divide et impera ist da ganz deutlich.

Zitat
Deutschland steht im internationalen Vergleich sehr gut im Umgang mit der Coronakrise da.

Teilweise ja.

Zitat
Es stellt sich auch raus, dass dezentrale Systeme nicht unbedingt einen Nachteil haben müssen.


Dezentral ist in den meisten Bereichen das Wichtigste überhaupt.
Z. B. wenn es um Bedarfsermittlung geht.
Einige Dinge müssen aber zentral gesteuert werden.
Zu viele Köche verderben den Brei.
Und wie hinderlich ein föderales System in einer zunehmend mobilen und flexiblen Gesellschaft sein kann, sieht man am besten an den verschiedenen Schulsystemen.
Oder Polizeidebakel in Bezug auf Terrorbekämpfung.
Kann ja föderal bleiben, aber bitte mit Zusammenarbeit und Verknüpfung der Erkenntnisse.
Die Grundstatuten, wie die Infos und Daten dann umgesetzt wird, kann doch zentral erfolgen.
Mit Rätedemokratie o. ä. hätte man dann auch die Kontrolle von unten.

Ich nenne es dezentrale Zentralisierung.
Bspl.
Dezentral, regional wird erfasst, welcher Bedarf besteht + IT-gesteuerte Bedarfsanalyse für Zeitraum x in der Zukunft.
Diese werden an gemeldet und dann zentral erfasst.
Das ist dann die Basis dafür, was veranlasst, beschafft, geplant werden muss.
Das kann Finanzen, Straßenbau, Kitas, Wohnungen uvm umfassen.

Regional Bürgerabstimmung, bei Strukturplanungen, Einrichtungen, Straßen etc.
Planung, Finanzierung, Verteilung, Auftragsvergabe, Logistik etc. erfolgt dann zentral.
Hierzu gibt es spezielle Fachresorts (IT-gestützt und mit Fachleuten) die das dann ausbaldovern und planen, organisieren.

Das stelle ich mir auch unter Sozialismus vor.
----
BGE ist nicht (mehr) mein Hauptthema, auch wenn ich vor zig Jahren ganz zu Anfang des Modells, mal bei einem Vortrag von Götz Werner war.
Da müsste ich mich wieder intensiv einarbeiten, was die versch. Modelle betrifft.
An zumindest Ähnlichem kommen wir nicht vorbei.
Oft wünsche ich mir eine Gesellschaft wie in Star Trek, nebst Beamen und Replikator ;)



zuletzt bearbeitet 18.04.2020 19:50 | nach oben springen

#411

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 20:15
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Dissidentia im Beitrag #410
Vier Seiten Modell und Watzlawik lassen grüßen.



Theorie? Gut. Damit ich dich auch ja richtig verstehe: Möchtest du eine Sachinformation abgeben, einen Apell an mich richten, etwas über unsere kommunikative Beziehung aussagen oder eher etwas über dein innerstes mitteilen?
Bei mir ankommen tut, dass du an irgendetwas rumknusert und mit dir und der Diskussion nicht zufrieden bist. Nur das Problem ist deines, nicht meines. Lass es also bitte gut bleiben und kehre zur Sachdiskussion zurück.



zuletzt bearbeitet 18.04.2020 20:23 | nach oben springen

#412

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 20:44
von Meridian | 2.861 Beiträge

Zur Diskussion:

Ich erinnere mich zu Schulzeiten in der 9. oder 10. Klasse im Deutschunterricht an die sogenannte 5-Schritte Diskussion. Person A beginnt mit einer These und einem Argument. Aber ab Person B kommen die 5 Schritte:
1. B wiederholt die These von A möglichst in eigenen Worten.
2. B wiederholt das Argument von A, möglichst auch in eigenen Worten.

Diese beiden Schritte sollen vergewissern, dass B die Aussagen von A richtig verstanden hat.

3. B sagt die eigene Meinung zur These von A.
4. B kommt mit einer eigenen These.
5. B belegt die eigene These mit einem Argument.

Und so geht es dann immer weiter.

Ist in der Online-Kommunikation schwieriger, noch dazu, dass die dahinter steckenden Emotionen nicht mitgesendet werden. Emojis helfen nur bedingt.


Zu Corona:

Immerhin ist in DE der Kelch an uns vorbeigegangen, wonach Krankenhäuser gezwungen wären, unter den Kranken mangels Ausstattung auswählen zu müssen, wer behandelt wird und wen man sterben lässt. Zur Zeit entspannt sich die Situation etwas, auch OPs für andere Krankheiten können eher wieder durchgeführt werden.

Bis die 2. Welle kommt. Doch jeder Tag, bei dem es nicht wieder zur Verschlimmerung kommt, ist ein gewonnener Tag.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.


zuletzt bearbeitet 18.04.2020 20:44 | nach oben springen

#413

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 22:42
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #412

Zu Corona:

Immerhin ist in DE der Kelch an uns vorbeigegangen, wonach Krankenhäuser gezwungen wären, unter den Kranken mangels Ausstattung auswählen zu müssen, wer behandelt wird und wen man sterben lässt. Zur Zeit entspannt sich die Situation etwas, auch OPs für andere Krankheiten können eher wieder durchgeführt werden.

Bis die 2. Welle kommt. Doch jeder Tag, bei dem es nicht wieder zur Verschlimmerung kommt, ist ein gewonnener Tag.


Trotzdem kommt Schweden scheinbar mit relativ wenig Einschränkungen recht gut zurecht. Das ist eine Tatsache, über die ich immer wieder nachdenken muss. Gleichfalls muss man sagen, dass Deutschland mit viel Selbstdisziplin der Menschen weiter kommt als manch anderes Land mit strengen Ausgangssperren.
Die Frage nach den Unterschieden, mag da etwas medizinisch relevantes dahinter stecken?


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#414

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 18.04.2020 22:49
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Dissidentia im Beitrag #410

Ich nenne es dezentrale Zentralisierung.
Bspl.
Dezentral, regional wird erfasst, welcher Bedarf besteht + IT-gesteuerte Bedarfsanalyse für Zeitraum x in der Zukunft.
Diese werden an gemeldet und dann zentral erfasst.
Das ist dann die Basis dafür, was veranlasst, beschafft, geplant werden muss.
Das kann Finanzen, Straßenbau, Kitas, Wohnungen uvm umfassen.


Nichts gegen digitale Hilfsmittel. Ein Algorythmus kann jedoch keinen Menschen ersetzen und das Wissen um die besten Realisierungswege liegen vor Ort.
Es ist am besten, wenn immer die kleinste Ebene, die eine Aufgabe realisieren kann, dies auch tut.

Auch geht es nicht nur um Quantitäten. Bsp. KiTa: Was nützt dir Quantität, wenn du keine Betreuungsqualität has oder am falschen Ort in einer Stadt baust?

Am Zentralismus ist letztlich noch alles gescheitert.



zuletzt bearbeitet 18.04.2020 23:01 | nach oben springen

#415

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 19.04.2020 02:23
von Atue (gelöscht)
avatar

Zitat

Zitat
Zitat von Atue im Beitrag #379Mit den jetzigen Maßnahmen wurde die Epidemie in Deutschland regelrecht abgewürgt - zum Preis fehlender Immunität in der Breite - zugunsten weniger Katastrophen in den Krankenhäusern.



Wie meinst du das?
Lieber weniger Maßnahmen, damit sich mehr anstecken?




Das war nicht wertend im Sinne von Richtig oder Falsch gemeint - sondern rein beobachtend.

Ganz klar ist derzeit nicht, wie eine "erfolgreiche" Strategie aussieht. Dazu müsste man definieren, was man unter Erfolg versteht.

Derzeit ist das Ziel der Maßnahmen in Deutschland (und ähnliche Strategien werden wohl in den meisten Ländern verfolgt) die Überforderung des Gesundheitssystems zu vermeiden.
Derzeit ist es noch kein Ziel, das Virus auszurotten.

Die Idee (so ich sie verstanden habe) ist ein wenig: Erst mal die Beherrschbarkeit des Virus wieder herstellen - dann hoffen, dass wir schnell genug Medikamente und Impfungen bekommen, und DANN kann man entscheiden, ob sich ein ausrotten des Virus lohnt, oder ob ein Leben mit dem Virus ok ist.

Wäre die Menschheit durchseucht, wäre Corona wahrscheinlich nicht viel schlimmer als die Grippe. Wobei wir derzeit noch wenig darüber wissen, wie sich ein dauerhaftes Leben mit Corona gestalten würde.

In vielerlei Hinsicht haben wir in Deutschland Glück gehabt - auch bei den Todesfällen. Trotzdem besteht ja genau der hier im Thread auch schon beschriebene Gegensatz davon: Wenn der Virus erfolgreich zurückgedrängt wird, dauert es länger, bis die Herdenimmunität erreicht wird......wir brauchen dann länger Einschränkungsmaßnahmen. Wenn wir hingegen schneller die Herdenimmunität haben wollen, besteht die Gefahr, dass das Gesundheitssystem überfordert wird, und wir Bilder auch in Deutschland bekommen, wie wir sie aus Italien oder Spanien oder auch New York kennen. Bilder, die wir nicht haben wollen.

Weil wir diese nicht haben wollen, bleibt nur der Ausweg, über längere Einschränkungen zu gehen - bis wir passende medizinische Mittel oder Impfungen zur Verfügung haben.

Wenn jetzt R beispielsweise bei 0,7 liegt, könnte man auch darüber nachdenken, das Virus in Deutschland tatsächlich auszurotten - allerdings ist dieses Unterfangen realistisch derzeit nur machbar, wenn wir die Grenzen dicht halten. Denn derzeit ist nicht realistisch, dass wir einen R<1 weltweit hinbekommen.
Die Grenzen dicht machen ist für eine Exportnation im Herzen Europas aber ziemlich schwierig....

Eine umfassende ethische Beurteilung der Maßnahmen erlaube ich mir derzeit nicht - ich bin der Überzeugung, dass diese erst rückblickend wirklich umfassend gemacht werden kann. Was man sagen kann ist, dass die getroffenen Maßnahmen derzeit mit dem zusammenpassen, was wir an ethischem Erfahrungsschatz in der Vergangenheit aufgebaut haben. Ob das aber auch noch trägt, wenn man in 50 Jahren rückblickend auf die Krise schaut, da bin ich mir noch nicht sicher.



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#416

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 19.04.2020 03:04
von Atue (gelöscht)
avatar

Zitat von Findus im Beitrag #413

Trotzdem kommt Schweden scheinbar mit relativ wenig Einschränkungen recht gut zurecht. Das ist eine Tatsache, über die ich immer wieder nachdenken muss. Gleichfalls muss man sagen, dass Deutschland mit viel Selbstdisziplin der Menschen weiter kommt als manch anderes Land mit strengen Ausgangssperren.
Die Frage nach den Unterschieden, mag da etwas medizinisch relevantes dahinter stecken?


Nach welchen Kriterien schätzt man ein, ob ein Land gut oder weniger gut mit einer Balance aus Einschränkungen und Todesfällen zurecht kommt?

Schweden wird gerne als positives Beispiel genannt. Ich habe dazu aus den öffentlich zugänglichem Zahlenmaterial mal ein paar eigene Auswertungen gemacht, weil mir viele Statistiken die in Zeitungen u.ä. geführt werden, meiner Ansicht nach nicht die richtigen Kennzahlen ausweisen. Meine Zahlen sind nicht gefaked, sondern entstammen dem offiziellen Material, was man sich bei der EU herunterladen kann:

https://data.europa.eu/euodp/de/data/dataset/covid-19-coronavirus-data

Ich habe daraus mal die kumulierten Todesfälle je 100.000 Einwohner errechnet - und dabei zeigt sich mit Stand 15.04.2020:

Deutschland: 3,92
Österreich: 4,34
USA: 7,96
Schweden: 10,14
United Kingdom: 18,21
Frankreich: 23,48
Italien: 34,86
Spanien: 38,64

So gesehen würde ich nicht sagen, dass die Schweden wirklich besser dastehen als beispielsweise Deutschland oder Österreich.

Nimmt man die Zahlen vom 18.04. mit dazu:
Deutschland: 4,96
Österreich: 4,87
USA: 11,33
Schweden: 13,75
United Kingdom: 21,92
Frankreich: 27,89
Italien: 37,64
Spanien: 41,69

Dann wird deutlich, dass Österreich und Deutschland nur eine niedrige Steigerungsrate bei den Sterbefällen je 100T Einwohner haben, während Schweden noch deutlicher dabei ist. Dass Schweden also wirklich so arg erfolgreich ist, sehe ich derzeit noch nicht. Und: Schweden hat die letzten Tage auch die Zügel leicht angezogen....

Berücksichtigt man dann noch die Bevlkerungsdichte von Deutschland mit 232 Einwohner je km², während Schweden bei 23 Einwohner pro km² liegt, dann ist auch klar, dass es in Schweden auch ohne dieselben Einschränkungen wie in Deutschland deutlich seltener dazu kommt, dass das Virus von einem zum anderen springen kann. So gesehen relativiert sich die scheinbar gute Darstellung Schwedens doch deutlich.



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#417

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 19.04.2020 08:21
von Dissidentia | 134 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #411
Bei mir ankommen tut, dass du an irgendetwas rumknusert und mit dir und der Diskussion nicht zufrieden bist.
Ich fühle mich schlicht fehlinterpretiert.
Ich meine, ich hätte klar genug dargestellt, wie und was ich meine.
Das ist alles.

Zitat von Findus im Beitrag #413
Trotzdem kommt Schweden scheinbar mit relativ wenig Einschränkungen recht gut zurecht.

Das scheint wohl nur so.
Denen geht der A*** jetzt auch auf Grundeis :(
https://www.sueddeutsche.de/politik/schw...ystem-1.4867425

Zitat
Im Sender SVT erklärte allerdings der Arzt Andreas Hvarfner vom Universitätsklinikum Karolinska, dass diese Betten vielleicht schon am Wochenende alle benötigt würden, dann sei auch Schweden an dem Punkt, an dem Ärzte zwischen Leben und Tod zu entscheiden hätten. Die Gesundheitsministerin Lena Hallengren wollte nicht ausschließen, dass Schweden "auf eine medizinische Katastrophensituation zusteuern" könnte.

Behörden für die Region Stockholm riefen derweil den Krisenmodus für die Krankenhäuser aus. Das bedeutet, dass Ärzte und Pflegepersonal von nun an bis zu 48 Stunden arbeiten müssen, dafür aber auch doppeltes Gehalt erhalten.


Zitat von Findus im Beitrag #414
Es ist am besten, wenn immer die kleinste Ebene, die eine Aufgabe realisieren kann, dies auch tut.Auch geht es nicht nur um Quantitäten.
Stuttgart 21 wird auch nicht von Stuttgart geplant ;)
Stadien auch nicht von Stadt oder Land, sondern da werden Spezialisten beauftragt.
Schau doch mal den BER und was passiert, wenn Politiker das regeln.
Da finde ich ein Fachresort wie von mir vorgeschlagen, wesentlich vielversprechender.

Zitat
Bsp. KiTa: Was nützt dir Quantität, wenn du keine Betreuungsqualität has oder am falschen Ort in einer Stadt baust?

Siehts du.
Schon wieder :(
Wenn du richtig gelesen hättest, wäre dir nicht entgangen, dass ich von Bedarfsanalyse sprach und davon, dass durch Bürgerabstimmung die Entscheidung erfolgt, was notwendig ist.
Wird also eine KiTa als notwendig erachtet und in gewisser Bedarf festgestellt, gehört die Personalplanung dazu.

Und mal ehrlich.
Was hat denn die Qualitätsfrage des Personals mit meinem Grundmodell zu tun?
Egal wer 100 Erzieher einstellt kann niemals garantieren, dass alle 1000 gute Erzieher sind.
Mit der Entscheidung des Bedarfes an sich der Beschaffung und Umstzung des Bedarfes hat das rein gar nichts zu tun.

Dir muss mein Gedankenmodell ja nicht gefallen.
Mir gefällt es ;)
Ich habe auch nicht den Anspruch, dass es das Ei des Kolumbus ist.
Besser und demokratischer als jetzt finde ich es allemal.


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#418

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 19.04.2020 08:25
von Dissidentia | 134 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #412
Immerhin ist in DE der Kelch an uns vorbeigegangen, wonach Krankenhäuser gezwungen wären, unter den Kranken mangels Ausstattung auswählen zu müssen, wer behandelt wird und wen man sterben lässt.
Bis jetzt zum Glück nicht.
Seit es die Statistiken gibt, sind wir konstant auf Platz 5.
Und über 3.000 Tote sind für mich erschreckend.
Ebenso ca. 160.000 infizierte.
M. W. sind 6 % des medizinischen und Pflegepersonals inzw. selbst an Corona infiziert.
Das kann uns auch noch um die Ohren fliegen, wenn nach der Lockerung eine Welle an Erkrankten auf uns zu kommt.

Am meisten ärgere ich mich über die von Anfang an feige Farce mit den Masken.
Statt zuzugeben dass sie wichtig sind, man aber keine hätte, das Tragen dennoch empfiehlt und mal Tipps zur Selbstherstellung oder Alternativen zu verbreiten.
Ich behelfe mir mit mehrfach gefalteten Küchentüchern und binde einen Schal darum.

Weiters finde ich sträflich, dass nicht eruiert wird ob es sinnvoll ist, zusätzlich Brillen zu tragen.
Das halte ich für wichtig, denn das Auge hat ebenfalls Schleimhäute und Ärzte tragen immer Schutzvisire!
Sicher nicht ohne Grund.
Zitat von Atue im Beitrag #415
Das war nicht wertend im Sinne von Richtig oder Falsch gemeint - sondern rein beobachtend.

Alles klar, Danke!
Beugt Missverständnissen und Fehlinterpretationen vor ;)
Zitat von Atue im Beitrag #415
In vielerlei Hinsicht haben wir in Deutschland Glück gehabt - auch bei den Todesfällen.
Ich denke es hätte wesentlich besser laufen können, wenn DE noch zeitiger reagiert, statt verharmlost hätte.
Das späte Reagieren wird zwar selten und wenig, aber zum Teil auch in den Medien kritisiert.
ARD und ZDF sind da natürlich linientreu und sprechen Heikles eher nicht an.



zuletzt bearbeitet 19.04.2020 08:28 | nach oben springen

#419

RE: Der Wahnsinn schlägt hohe Wellen - Der Persilschein!

in Medizin und Psychologie 19.04.2020 10:27
von Findus | 2.521 Beiträge

Liebe Dissidentia,

Zitat von Dissidentia im Beitrag #417
Siehts du.
Schon wieder :(
Wenn du richtig gelesen hättest, wäre dir nicht entgangen, dass ich von Bedarfsanalyse sprach und davon, dass durch Bürgerabstimmung die Entscheidung erfolgt, was notwendig ist.
Wird also eine KiTa als notwendig erachtet und in gewisser Bedarf festgestellt, gehört die Personalplanung dazu.

Und mal ehrlich.
Was hat denn die Qualitätsfrage des Personals mit meinem Grundmodell zu tun?
Egal wer 100 Erzieher einstellt kann niemals garantieren, dass alle 1000 gute Erzieher sind.
Mit der Entscheidung des Bedarfes an sich der Beschaffung und Umstzung des Bedarfes hat das rein gar nichts zu tun.


Nein, ich rege mich nicht auf. Ich nehme zur Kenntnis wie ahnungslos du über die Realität bist. Bleib einfach bei deiner hochtheoretischen Utopie. Ich rege mich jetzt nicht hier im Forum auf, sondern gehe dir im Sinne des Forenfriedens aus dem Weg.



zuletzt bearbeitet 19.04.2020 10:30 | nach oben springen

#420

Humanitäre Hilfe - trotz Corona

in Medizin und Psychologie 19.04.2020 10:41
von Findus | 2.521 Beiträge

Trotz Corona-Krise - die ersten 47 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus griechischen Flüchtlingslagern sind in Niedersachsen angekommen. Sie haben zuvor in überfüllten Lagern auf den Inseln Lesbos, Samos und Chios gelebt (Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersac...skinder160.html ).
Die Nds. Landesregierung zeigt Herz - trotz Corona-Krise ist humanitäre Hilfe möglich. Auch Luxemburg hat unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgenommen. Diese sind bereits am 15. April in Luxemburg angekommen (Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-mitta...landet-100.html )


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