Die Firma Sarotti wurde bereits im Jahr 1852 gegründet. Der "Sarotti-Mohr" wurde dann zum 50. Firmenjubiläum neu eingeführt. Vorher zierten ein Bär mit Baumstamm und Bienen die Produkte. Seit 1929 beteiligt sich Nesté mit Mehrheit an den Aktien des Unternehmens.
Nach einer Retro-Auflage des Mohren in den 1980ern wurde die Figur des Sarotti-Mohren im Jahr 2004 durch den Sarotti-Magier ersetzt. Also alles gut geregelt.

Es fällt mir daher schwer, die Probleme des Mannheimer Veranstaltungshauses nachzuvollziehen. Das ist nur Retro-Style.

Du hast es schön zusammengefasst, Anthea.

Wenn Gelassenheit den Zeitgeist begleitet ist die Welt eine Bessere. Die Seele der Menschen, die nicht mit weißer Haut geboren wurde, ist nicht empfindlicher als andere Seelen, jedoch auch nicht umgekehrt.
Wir lernen als Menschen ständig hinzu, wenn wir aufmerksam sind, dann denken wir nach, wie das Erlernte zu bewerten ist. Also, der Rassismus hat mit "Nazi-KZs" deutlich werden lassen, wozu Menschen fähig sind & wie "Unfähigkeit zur Menschschlichkeit" kommt. Wenn man 75 Jahre später noch einige Reste Unmenschlichkeit aufräumt, kann das nicht falsch sein. "Was kann denn dieser Mohr dafür, dass er so weiß nicht ist wie ihr"? Finde den Fehler.

Sicher kennst du diese auf alt gemachten Blechschilder, auf denen Werbung aus dem letzten Jahrhundert abgedruckt werden. Sie sind ein netter Schmuck und ein Stück Retro-Style. Zugleich verraten sie natürlich auch eine Menge über die Weltsicht der Menschen in früheren Jahrzehnten. So ein Blechschild hängt man sich z.B. mit alter Gewürzwerbung in die Küche, weil es schlicht und ergreifend nett aussieht.
Folge ich deiner Argumentation - im Grundsatz ging es um einen Sarotti-Mohren, den die Firma Sarotti bereits seit über 15 Jahren durch einen Magier ersetzt hat - dürfte es keinen Retro-Style geben. Also schmeiße ich jetzt das Metallschild mit der Gewürzwerbung von 1920 auch aus meiner Küche?

Mir scheint das doch ein wenig extrem als Reaktion. Der springende Punkt, nämlich das aktuelle Marketing der Firma Sarotti ist durch den Sarotti-Magier bereits lange geklärt worden. Somit sehe ich keinen Skandal, der Aufmerksamkeit verdienen würde.

Ein früherer Bekannter von mir hat auf dem Flohmarkt eine Porzellan-Schüssel für vielleicht 2,- DM erworben. Als er später die Unterseite betrachtete, war in der Mitte etwas verblasst ein Hakenkreuz zu sehen, das mit den Worten "Schönheit der Arbeit" umkreist war.

Die Schüssel kann natürlich nichts dafür, dass sie zur Nazizeit hergestellt wurde. Eine andere Bekannte meinte aber, dass er so eine Schüssel nicht besitzen und sie eigentlich vernichten solle. Er - ein gebürtiger Grieche - hält ihr Geschwätz einfach nur für blöde und konterte: "Ich bin Grieche. Ich darf das."

Und ich habe eine alten Schrank aus den 30er-Jahren. Und der will einfach nicht kaputt gehen. Ist halt eben sehr solide gebaut (z.B. mit einer Rückwand, die man noch wirklich als "Wand" betrachten kann und nicht als Pappe). Ein Hakenkreuz habe ich bislang nicht gefunden, obwohl er bei Umzügen auseinander gebaut wurde.