#76

RE: Tendenziöse Meinungsmache

in Diverse Nachrichten 12.09.2020 23:51
von Meridian | 2.861 Beiträge

@Anthea

Niemand ausgebeutet? Direkt wohl nicht, aber wir beuten indirekt mehr Menschen aus, als uns lieb ist.

Wo kaufst du deine Kleider? Meistens kommen sie aus China oder immer öfter aus Bangladesh. Dabei ist das nicht nur die Billigware, sondern auch teurere Markenklamotten, wobei teure Kleider nicht unbedingt durch weniger Ausbeutung hergestellt sind.

Oder die Bratwurst, vermutlich aus Fleisch von einem Tönnies-Betrieb mit Ausbeutung von Tieren und Mitarbeitern gleichermaßen.

Smartphone und andere Elektronik - in der Regel aus China.

Kaffee, wenn nicht fairtrade, dann ist auch da Ausbeutung im Spiel, ebenso Schokolade.

Getränke von Coca Cola GmbH und Nestlé, oft aus Tiefbrunnen in der Dritten Welt, welche den Einheimischen das Wasser abgraben, alleine das ist ein Grund zur Flucht.

Das ist kein Vorwurf an dich. Ich bin da auch nicht frei davon. Bestimmte Waren sind kaum oder nur extrem teuer zu erhalten, ohne dass Ausbeutung dahinter steckt. Aber ohne Ausbeutung wird einiges teurer, und das bei gleichem Verdienst. Da kann es gut sein, dass wir in manchen Dingen kürzer treten müssen. Ich glaube, das ist es was @kuschelgorilla sagen will.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#77

RE: Flüchtlingsaufnahme

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 00:20
von moorhuhn | 1.486 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #69
Ich möchte, dass wir endlich anfangen, dass wir an den Fluchtursachen arbeiten. Und dazu gehört auch unseren Luxus so weit herunter zu fahren, dass wir als Fluchtursache eben wegfallen.


Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Es geht gar nicht so sehr darum, dem gemeinen Zeitgenossen sein ganz persönliches Lebensglück, was er sich selbst erarbeitet hat, streitig zu machen sondern eben wieder um globale Prozesse.

Dumpinggeschäfte, Billiglohner, Waffenexport- kurz der Haifischkapitalismus, der in den reichen Industrienationen immer der Startpunkt auch für den Wohlstand des kleinen Mannes ist/war, auch wenn der das gar nicht auf dem Schirm hat. Die wenigsten machen sich die Mühe, zurückzuverfolgen, auf wessen Schultern preiswerter Konsum oder das hohe Gehalt in der Firma ausgetragen wird.
Unlängst las ich einen Spruch im Gesichtsbuch, kann ihn nur noch sinngemäß wiedergeben: " Wir fördern regionale Lebensmittelhersteller, indem wir die Erntehelfer aus halb Europa rankarren."

Ich finde das aber nicht verwerflich, weil die Masse der Menschen an den Grundursachen kaum etwas ändern können, es sei denn, sie sind so bedürfnisbescheiden, ungebunden und selbstlos, dass sie im Wald wohnen.
Hinzu kommt, dass wiederrum die Masse der Menschen bereit ist, sich aktiv und selbstverantwortlich, mit Kreativität, Fleiß und Verantwortungsbewusstsein ein lebenswertes Dasein zu gestalten.
Anthea nennt es "Vorwärts", nicht "Rückwärts", dem ich voll zustimme, allerdings wird das kapitalistische System niemals aufhören, das "Fressen der Moral" unterzuordnen.
Insofern kann das Flüchtlingsproblem nur durch einen Systemwechsel gelöst werden, genauso wie innenpolitische Grabenkämpfe, an deren Ende Sozialhilfeempfänger stehen.
Womit wir wieder bei der Frage wären, wie ein solches "neues" System denn heißen sollte? Kurz, wie stellst du dir die praktische Umsetzung deiner Forderung vor?


Der frühe Vogel kann mich mal !


zuletzt bearbeitet 13.09.2020 00:25 | nach oben springen

#78

RE: Tendenziöse Meinungsmache

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 09:14
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Wie gesagt, liebe Anthea, ich halte es nach wie vor für einen Irrglauben.
Das was du forderst ist schlichtweg nur ein klein wenig Kosmetik.
Diese Erpressungsversuche, wie du sie nennst, werden noch massiv zunehmen. Je mehr sich die Lage in den Herkunftsländern verschlechtert. Das ist aktuell noch ein laues Lüftchen, verglichen mit dem, was auf uns zukommt. Man kann auch keine Grenzen und Gesetze errichten, die das werden aufhalten können.
Daher wird uns letztlich nichts anderes übrig bleiben, als an den Fluchursachen zu arbeiten, statt nur die Symptome zu bekämpfen.
Diese andauernden Versuche Moral einzufordern? Natürlich. Wir haben alle Verantwortung für das, was wir tun - im Kleinen wie auch im Großen. Man mag mir das gerne vorwerfen, aber es berührt mich nicht wirklich.
Und Moral steht nicht über dem Gesetz? Nein - sie steht vor dem Gesetz, denn ohne Moral gäbe es gar keine Gesetze.

Im übrigen s.h. auch die Beiträge von moorhuhn und meridian, für die ich mich an dieser Stelle bedanke.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#79

Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 09:33
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #72
Unter diesen Rahmenbedingungen macht Entwicklungshilfe gar keinen Sinn. Da ist jeder müde Euro eine sinnfreie Investition.
Da dran hängt noch ein ganzer Rattenschwanz...


Wenn ich deine Argumente richtig verstehe, so müsste Entwicklungshilfe ab dem Zeitpunkt Sinn machen, wenn den Entwicklungsländern am Markt gleiche Chancen eingeräumt werden wie den Industriestatten. Interpretiere ich deinen Beitrag so richtig?

Zitat von Anthea im Beitrag #75
Das ist nun einmal so auf der Welt - nicht alle sind gleich! Und das aus verschiedenen Gründen.



Das hat niemand behauptet. Es wird jedoch wohl - siehe oben - nicht einmal das Versprechen von gleichen Chancen eingehalten.

Ein vielleicht etwas plattes Beispiel: Du bist Töpfer. In deiner Stadt gibt es neben dir noch 9 andere Töpfer. Du darfst zwar Töpfern, sollst jedoch bitte nicht mehr als 100 Teile im Monat verkaufen, damit alle anderen Töpfer auch 100 Teile verkaufen können. Das wäre "Gleichmacherei".
Wenn man auf gleiche Chancen blickt, sähe das Beispiel anders aus. Du bist immer noch Töpfer und hast 9 Konkurrenten. Dummerweise wohnst du in der Südstadt. Vor 40 Tagen aber wurde eine Satzung erlassen, dass Töpfer aus der Südstadt nur in der Südstadt ihre Waren verkaufen würden, nicht jedoch in den anderen Stadtteilen. Für die Töpfer aus den anderen Stadtteilen gelten jedoch keine solche Einschränkungen. Das ist in etwa das Szenario, dass kuschelgorilla übertragen auf die Entwicklungsländer beschreibt.



zuletzt bearbeitet 13.09.2020 09:36 | nach oben springen

#80

RE: Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 09:47
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Lieber Findus die Antwort ist ein eindeutiges Jain. Da fängt es an, dass man wieder darüber nachdenken kann. Es wäre ein ganz großer Schritt. Aber das wird letztlich nicht reichen. Zum Beispiel müsste auch die Korruption mit überwunden werden - und ich meine damit nicht nur die korrupten Eliten in den Staaten der Dritten Welt, die es zweifelsohne gibt, sondern auch diejenigen der Industienationen, die bestechen und sich dadurch Vorteile verschaffen.
Ich denke, man muss diese Länder einfach selbst das System wählen lassen, das sie wollen. Ein System aufzuoktroyieren ist der Hybris geschuldet, ein vermeintlicher Besserwisser zu sein. Und wer kennt schon die Eigenheiten der Region auch nur annähernd so gut, wie die Einheimischen. Und wir müssen eine Zeitlang unsere Finger davon weg lassen. Ok - wenn man uns um Rat fragt, bzw. konkrete Hilfwünsche äußert, kann man auch darauf eingehen... nach eigener Abwägung.
Das übrigens auch das was ich mir so für Europa und darüber hinaus vorstelle. Mehr Eigenständigkeit und Verantwortung für die einzelnen Regionen, ohne dabei Nationalstaaten oder Supranationale Institutionen aufzugeben, die verbinden und Hilfe organisieren können.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


zuletzt bearbeitet 13.09.2020 09:55 | nach oben springen

#81

RE: Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 11:13
von Anthea | 12.411 Beiträge

Wie ich sehe läuft eine "Lösung" wieder darauf hinaus, dass man "Ursache bekämpfen" soll. Okay, das wäre tatsächlich der Weisheit letzter Schluss und zieht sich immer und immer wieder seit Jahrzehnten durch den Forderungskatalog, wenn es um die Probleme der Menschen anderswo auf der Welt geht. Die tatsächlich im Endeffekt diese nur selbst "vor Ort" lösen können/könnten.

Ich denke an Afghanistan, wo die Menschen gar nicht begeistert über Brunnenbau und Schulen für Mädchen waren, weil sie dadurch noch mehr in den Fokus der Taliban-Angriffe gerieten,,,,Es wurden mehr Zivilisten durch Angriffe US-gestützter Kräfte getötet als der Feind, Taliban und Isis schlechthin.
Belzebub mit Belzebub vertreiben ist auch keine wirkliche Lösung.

Was wirklich helfen würde, das wäre "Bewusstseinsbildung" des/der Einzelnen. Und auch das ist ein Schlagwort ohne wirkliche Schlagkraft. Denn man wird nie alle erreichen können. Es scheitert schon an der Machtfrage: Wer macht die Bildungsvorgabe? Die alten bärtigen Männer mit dem Koran in der Hand? Die Klerikalen mit gespaltenen Zungen oder westliche Lichtgestalten?

Aber das driftet gerade zu weit weg vom momentanen Problem der Flüchtlingsaufnahme.
Hierzu von mir noch einmal ein ganz klares "Nein". Mit der Petition auf Veranlassung der JF und den darin enthaltenen Aussagen bin ich vollinhaltlich einverstanden.

"Keinen deutschen Alleingang! Nein zur Aufnahme aller Flüchtlinge aus Moria! Hilfe vor Ort, statt Unterbringung in Deutschland!

Die Bundesrepublik sollte gemeinsam mit der EU Griechenland bei der Versorgung der Flüchtlinge unterstützen und beispielsweise mit dem Technischen Hilfswerk (THW) Camps und Unterkünfte errichten. Dauerhaft kann die Lösung aber nur in einem besseren Schutz der EU-Außengrenzen sowie in Abkommen mit den Hauptherkunftsländern der Flüchtlinge liegen."

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


zuletzt bearbeitet 13.09.2020 11:14 | nach oben springen

#82

RE: Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 11:44
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #81
Wie ich sehe läuft eine "Lösung" wieder darauf hinaus, dass man "Ursache bekämpfen" soll. Okay, das wäre tatsächlich der Weisheit letzter Schluss und zieht sich immer und immer wieder seit Jahrzehnten durch den Forderungskatalog, wenn es um die Probleme der Menschen anderswo auf der Welt geht. Die tatsächlich im Endeffekt diese nur selbst "vor Ort" lösen können/könnten.


Nein - denn solange wir uns als Gesellschaft so verhalten, wie wir uns eben verhalten, sind wir hier mit von der Partie, was die Lösung der Probleme andernorts betrifft, da eben unser Verhalten hier massive Auswirken auf die Menschen dort hat.

Zitat von Anthea im Beitrag #81
Ich denke an Afghanistan, wo die Menschen gar nicht begeistert über Brunnenbau und Schulen für Mädchen waren, weil sie dadurch noch mehr in den Fokus der Taliban-Angriffe gerieten,,,,Es wurden mehr Zivilisten durch Angriffe US-gestützter Kräfte getötet als der Feind, Taliban und Isis schlechthin.
Belzebub mit Belzebub vertreiben ist auch keine wirkliche Lösung.


Damit bist du meinen Gedanken schon auf der Fährte...

Zitat von Anthea im Beitrag #81
Was wirklich helfen würde, das wäre "Bewusstseinsbildung" des/der Einzelnen. Und auch das ist ein Schlagwort ohne wirkliche Schlagkraft. Denn man wird nie alle erreichen können. Es scheitert schon an der Machtfrage: Wer macht die Bildungsvorgabe? Die alten bärtigen Männer mit dem Koran in der Hand? Die Klerikalen mit gespaltenen Zungen oder westliche Lichtgestalten?


Richtig! Denn wenn wir uns alle mehr bewußt werden, wie die Zusammenhänge sind, können wir unter Umständen vielleicht richtige Prozesse anschubsen. An der Machtfrage und den alten Männern bzw. ideologisch verblendeten Menschen muss das nicht scheitern. Natürlich kann man aufgeben, man muss es aber nicht.

Zitat von Anthea im Beitrag #81
Aber das driftet gerade zu weit weg vom momentanen Problem der Flüchtlingsaufnahme.
Hierzu von mir noch einmal ein ganz klares "Nein". Mit der Petition auf Veranlassung der JF und den darin enthaltenen Aussagen bin ich vollinhaltlich einverstanden.

"Keinen deutschen Alleingang! Nein zur Aufnahme aller Flüchtlinge aus Moria! Hilfe vor Ort, statt Unterbringung in Deutschland!


Einen Alleingang kann und darf es weder bei der Symptombekämpfung noch bei der Bekämpfung von Ursachen geben. Allerdings wird nichts passieren, wenn nicht einer den Anfang macht. Alle Dinge müssen erst mal klein beginnen.

Zitat von Anthea im Beitrag #81
Die Bundesrepublik sollte gemeinsam mit der EU Griechenland bei der Versorgung der Flüchtlinge unterstützen und beispielsweise mit dem Technischen Hilfswerk (THW) Camps und Unterkünfte errichten. Dauerhaft kann die Lösung aber nur in einem besseren Schutz der EU-Außengrenzen sowie in Abkommen mit den Hauptherkunftsländern der Flüchtlinge liegen."


Das mit der Zusammenarbeit innerhalb Europas kann ich sofort unterschreiben. Den zweiten Teil der Aussage jedoch nicht. Du weißt, dass ich darüber anders denke.

https://www.stern.de/politik/ausland/bra...en-9408698.htmlhttps://www.stern.de/politik/ausland/new...os-9413286.html

Und hinsichtlich der Beschreibung der Vorgänge existieren auch jede Menge Fake-News... Man muss also richtig vorsichtig sein, welche Quellen man heranzieht...
https://www.stern.de/digital/webvideo/fa...er-9412732.html

---

[/quote]


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#83

RE: Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 12:08
von Anthea | 12.411 Beiträge

Lieber Kuschi, bitte mal "Butter bei de Fische".
Was also willst du? All die Menschen von dort ausfliegen und nach Deutschland verbringen? Als "Soforthilfe"?
Und dann mal weitersehen?
Nicht doch!

Und. Wärest du selbst bereit, einen "Flüchtling" aufzunehmen resp. für ihn zu bürgen? Wärest du bereit, erhöhte Steuern/Abgaben zu zahlen, die "Deutschland rettet die Welt" heißen könnten?

Falls du eine größere Wohnung hast, als man dir zugestehen würde, falls du Empfänger von Transferleistungen wärest - was ja auf dich nicht zutrifft - ,würdest du die dann räumen für Flüchtlinge und in eine kleine "Kate" ziehen? Vor dem Eingang dann der fromme Spruch: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#84

RE: Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 12:40
von Anthea | 12.411 Beiträge

Die neue Zürcher Zeitung titelte bereits in 2017 in einem Gastkommentar:

Die Flüchtlingskosten sind ein deutsches Tabuthema

https://www.nzz.ch/meinung/kommentare/di...hema-ld.1316333

Daran hat sich nichts geändert. Geht es uns besser in und mit der Corona-Krise? Sind unsere inneren Probleme wie Hartz IV, Wohnungsnot und Obdachlosigkeit gelöst(er)? Nicht? Warum dann in die Ferne schweifen, wenn dafür im Land für viele Dinge selbst keine Gelder vorhanden sein sollen, wie oftmals von Kommunen beklagt o.a.

Das wäre wohl nur zu beantworten: Hauptsache "gutmenschliche" Außenwirkung.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#85

RE: Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 12:42
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Yep - würde ich. Aber das ist im Grunde gar nicht notwendig, dass ich einen privat unterbringe. In einigen der Asylheime hier in der Gegend sind sind in der Summe etwas über 100 Plätze frei. Man überlegt sogar wieder, zusammenzulegen und Asylbewerberheime zu schließen. Aber ich habe auch kein Problem für einen Asylbewerber zu bürgen. Ich kümmere ich mich hier in der Kommune um zwei ganz persönlich. Inklusive Nachhilfe-Unterricht, den ich selbst gebe, inklusive Unterstützung für deren Ausbildung. Einen davon kann ich bald in "Freiheit" entlassen. Mit einem potentiellen neunen Kandidaten verhandle ich gerade.

Im Übrigen habe ich auch nicht gesagt. dass alle hier her kommen müssen. Und die aktuell gefundene Regelung für die 400 Flüchtlinge, die von 10 Staaten aufgenommen werden, ist meines Erachtens ein gangbarer Kompromiss. Wenn es dann noch Unterstützungsmaßnahmen für die verbleibenden Menschen gibt, wird vieles leichter.

Ob ich bereit sein werde, höhere Abgaben zu leisten?
Es handelt sich doch vor allem nicht um Abgaben. Die Kosten eines fairen Handlings spiegeln sich dann in den Preisen der Produkte wider. T-Shirts kosten dann halt nicht mehr 10 oder 20 Euronen sondern erheblich mehr, analog trifft das auf weitere Produkte zu, Benzin und andere Rohstoffe, wenn sie fair bezahlt werden, werden auch teuerer. Fleischkonsum wird nicht mehr im bekannten Maße möglich sein und eher zu Preisen, über die wahrscheinlich nicht nachzudenken gewillt bist. Wenn wir aber überleben wollen - und die Flüchtlingsfrage ist nur ein kleiner Teilbereich dessen, wird uns nichts anderes übrig bleiben. Andernfalls bekommen wir einen Planeten, der aufgrund der Bedingungen zu einem einzigen Krisenherd wird. Wir werden unsere gesamte Gesellschaft umbauen müssen. Es ist eine Mamutaufgabe bei der man gerne angesichts der Größe aufgeben möchte, aber wenn ein jeder schon einmal anfängt das umzusetzen, was er/sie schon mal leicht umsetzen kann, ohne große Einbußen zu haben, dann kommen wir schon ganz gewaltig weiter.

Aber wir müssen bedenken, wie leben auf Kosten der ärmeren Menschen. Und wir leben auf Kosten zukünftiger Generationen. Wir brauchen uns also nicht wundern, wenn diese Menschen etwas von uns wieder zurückbekommen wollen. Das wäre auch kein großzügiges Abgeben unsererseits. Im Rahmen der Gerechtigkeit haben diese Menschen meines Erachtens sogar den Anspruch auf Unterstützung.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#86

RE: Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 12:45
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #84
Die neue Zürcher Zeitung titelte bereits in 2017 in einem Gastkommentar:

Die Flüchtlingskosten sind ein deutsches Tabuthema

https://www.nzz.ch/meinung/kommentare/di...hema-ld.1316333

Daran hat sich nichts geändert. Geht es uns besser in und mit der Corona-Krise? Sind unsere inneren Probleme wie Hartz IV, Wohnungsnot und Obdachlosigkeit gelöst(er)? Nicht? Warum dann in die Ferne schweifen, wenn dafür im Land für viele Dinge selbst keine Gelder vorhanden sein sollen, wie oftmals von Kommunen beklagt o.a.

Das wäre wohl nur zu beantworten: Hauptsache "gutmenschliche" Außenwirkung.




Nein - unsere internen Probleme sind mit nichten gelöst. Das gehört zusammen mit der Klimakrise, Corona, Flüchtlingsproblematik,... angegangen. Deswegen spreche ich ja auch von einer Mammutaufgabe. Diese ganzen Bereiche können nicht unabhängig voneinander Betrachtet und angegangen werden.

Und ich möchte nochmals Betonen. Ich möchte damit keine Schuldfrage aufmachen. Viele dieser Problem sind systemimmanent können keinem Individum per se zugeschoben werden. Aber wir können als Individuen unsere Einstellung nutzen und damit Druck ausüben.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei


zuletzt bearbeitet 13.09.2020 12:47 | nach oben springen

#87

RE: Tendenziöse Meinungsmache

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 12:57
von Anthea | 12.411 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #76
@Anthea

Niemand ausgebeutet? Direkt wohl nicht, aber wir beuten indirekt mehr Menschen aus, als uns lieb ist.

Wo kaufst du deine Kleider? Meistens kommen sie aus China oder immer öfter aus Bangladesh. Dabei ist das nicht nur die Billigware, sondern auch teurere Markenklamotten, wobei teure Kleider nicht unbedingt durch weniger Ausbeutung hergestellt sind.

Oder die Bratwurst, vermutlich aus Fleisch von einem Tönnies-Betrieb mit Ausbeutung von Tieren und Mitarbeitern gleichermaßen.

Smartphone und andere Elektronik - in der Regel aus China.

Kaffee, wenn nicht fairtrade, dann ist auch da Ausbeutung im Spiel, ebenso Schokolade.

Getränke von Coca Cola GmbH und Nestlé, oft aus Tiefbrunnen in der Dritten Welt, welche den Einheimischen das Wasser abgraben, alleine das ist ein Grund zur Flucht.

Das ist kein Vorwurf an dich. Ich bin da auch nicht frei davon. Bestimmte Waren sind kaum oder nur extrem teuer zu erhalten, ohne dass Ausbeutung dahinter steckt. Aber ohne Ausbeutung wird einiges teurer, und das bei gleichem Verdienst. Da kann es gut sein, dass wir in manchen Dingen kürzer treten müssen. Ich glaube, das ist es was @kuschelgorilla sagen will.


Ich selbst wäre ja bereit, mehr Geld für "die Kuh von nebenan" zu zahlen. Dass Kleidungsfertigungsbetriebe in anderen Ländern produzieren ist bekannt. Der Billiganbieter KIK wurde da vor Jahren z.B. angegangen. Jedoch glaube ich kaum, dass sich jemand der Käufer bei uns davon hat beeindrucken lassen, so es darum ging, billig einzukaufen. Was nun einmal für viele nicht gut gestellte Menschen in unserem Land wichtig ist.

Es lässt sich im Übrigen der lange Weg von der Herstellung bis zum Verkauf gar nicht wirklich mehr nachvollziehen. Irgendwie sind immer "Ausbeuterstationen", sei es in der Logistik/Versand oder anderswo. Natürlich ist Ausbeuterei im Spiel. Aber dadurch, dass man sich jetzt sein "Jutekleid" bei Frau Emma in ihrem Bio Shop schneidern lässt und die Hersteller ihre Aufträge an Bangladesh etc. stoppen, wird keinem geholfen werden. Im Gegenteil. Fällt das weg, fällt auch der Verdienst für viele in den Ländern weg.

Wie also stoppt man "Ausbeuterei", wenn die Menschen nicht bereit sind (oder nicht können) höhere Preise für Waren zu zahlen?
Ich hatte eben so eine Erinnerung: Ich erinnerte mich, dass ich von meiner Mutter dazu angehalten wurde, den Teller leer zu essen durch den Hinweis "Die armen kleinen "Negerkinder" würden sich freuen, wenn sie so etwas zu essen hätten..." Und ich fragte mal trotzig: "Warum schicken wir ihnen das dann nicht?"


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#88

RE: Gleiche Chancen = globale Gerechtigkeit

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 13:04
von Anthea | 12.411 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #86
Aber wir können als Individuen unsere Einstellung nutzen und damit Druck ausüben.


Tu ich ja schon, indem ich immer wieder betone: "Nein" zu weiterer Flüchtlingsaufnahme.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#89

RE: Tendenziöse Meinungsmache

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 14:10
von Findus | 2.521 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #75
Und diese andauernden versuchten Einwirkungen, "Moral" einzufordern. Sorry, ätzend.



Moral und Ethik sind nun einmal der Orientierungskompass der Gesellschaft (was richtig und falsch ist). Sie anzuzweifeln ist also keine gute Idee.


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#90

RE: Tendenziöse Meinungsmache

in Diverse Nachrichten 13.09.2020 15:45
von Anthea | 12.411 Beiträge

Zitat von Findus im Beitrag #89
Zitat von Anthea im Beitrag #75
Und diese andauernden versuchten Einwirkungen, "Moral" einzufordern. Sorry, ätzend.



Moral und Ethik sind nun einmal der Orientierungskompass der Gesellschaft (was richtig und falsch ist). Sie anzuzweifeln ist also keine gute Idee.


Sorry, man hat's oder nicht. Jedenfalls lasse ich mir nicht vorschreiben, was ich zu fühlen habe.
Und "Moral und Ethik" anderer Kulturen wage ich durchaus anzuzweifeln in Bezug auf Kompatibilität zu unseren Werten.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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