#1

Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 22.05.2020 12:09
von Anthea | 12.411 Beiträge

„Die Phantasie der Angst ist jener böse, äffische Kobold, der dem Menschen gerade dann noch auf den Rücken springt, wenn er schon am schwersten zu tragen hat.“ Nietzsche

„Angst beherrscht man nicht, ohne Furcht zu kennen.“ Prof. Dr. Hans-Christian Pape

https://www.dasgehirn.info/entdecken/gro...urcht-zu-kennen

„Furcht entsteht dann, wenn es eine klare Bedrohung gibt – zum Beispiel wenn man von einem Fremden verfolgt wird“, sagt Prof. Dr. Ulrich Ettinger vom Institut für Psychologie der Universität Bonn. Angst trete dagegen in Situationen auf, die nicht eindeutig sind, etwa wenn jemand allein zuhause ist und ein unbekanntes Geräusch hört. In der Alltagssprache wird aber häufig nur das Wort „Angst“ für beide Emotionen verwendet.“

Ich glaube, dass es niemanden gibt, der vor nichts Angst hat. Das wäre in meinen Augen unrealistisch und der/-diejenige, der so etwas vorgeben würde, wäre eine emotionslose Maschine. Denn jeder Mensch hat doch Verlustängste?
Hauptsächlich sind es – so würde ich mutmaßen - diejenigen, einen geliebten Menschen zu verlieren.

So baut sich aus meiner Sicht Angst aus der Erinnerung von Erlebtem auf. Wenn ein geliebter Mensch krank ist, dann tritt u.U. ein Bild vor Augen, dass ein anderer an einer solchen Krankheit gestorben ist. Lässt sich durch dieses Wissen die Angst zähmen? Oder muss man sie nur in dem Falle „Furcht“ nennen? Ich bin mit den Unterschieden zwischen Angst und Furcht nicht im Reinen . Ich glaube auch nicht, dass Angst oder Furcht wirklich beherrschbar sein können.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


nach oben springen

#2

RE: Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 22.05.2020 13:01
von heiner | 881 Beiträge

Martin Heidegger, der beide Weltkriege erlebte, ist sowas wie der Spezialist in Sachen Ängste.So fragt er etwa, wie kann man Angst von Furcht unterscheiden & sagt dazu, Furcht trifft den Menschen einem "Objekt" gegenüber, so z.B.einer Schlange, oder einer Spinne oder eine Klausur. Heidegger sagt auch, in der Angst wird dem Menschen der Sinn des Lebens bewusster, er ängstigt sich vor dem Ende des Lebens.
Der Mensch fürchtet um seine Existenz & davor, dass er die Gesetze seines Lebens nicht beeinflussen kann.Ein "geworfener Entwurf " so seine Definition. Diese Erkenntnis prägt ihn im Sinne von Angst, die dem Menschen typisch ist so philosophiert er.

Ein Philosoph der Weltkriege, einer der die Empfindungen der Menschen seiner Zeit erkennen konnte. Die Mutter etwa, die den Sohn in den Krieg gehen sieht, der Soldat der sich fürchtet, den neuen Tag nicht mehr zu sehen. Ängste & Furcht haben die Menschen immer begleitet, richtig erwachsen werden sie in solchen Zeiten, mit zwei Weltkriegen, allemal.


Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. (Willy Brandt)
nach oben springen

#3

RE: Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 22.05.2020 16:39
von Anthea | 12.411 Beiträge

Zitat von heiner im Beitrag #2
Martin Heidegger, der beide Weltkriege erlebte, ist sowas wie der Spezialist in Sachen Ängste.So fragt er etwa, wie kann man Angst von Furcht unterscheiden & sagt dazu, Furcht trifft den Menschen einem "Objekt" gegenüber, so z.B.einer Schlange, oder einer Spinne oder eine Klausur. Heidegger sagt auch, in der Angst wird dem Menschen der Sinn des Lebens bewusster, er ängstigt sich vor dem Ende des Lebens.
Der Mensch fürchtet um seine Existenz & davor, dass er die Gesetze seines Lebens nicht beeinflussen kann.Ein "geworfener Entwurf " so seine Definition. Diese Erkenntnis prägt ihn im Sinne von Angst, die dem Menschen typisch ist so philosophiert er.

Ein Philosoph der Weltkriege, einer der die Empfindungen der Menschen seiner Zeit erkennen konnte. Die Mutter etwa, die den Sohn in den Krieg gehen sieht, der Soldat der sich fürchtet, den neuen Tag nicht mehr zu sehen. Ängste & Furcht haben die Menschen immer begleitet, richtig erwachsen werden sie in solchen Zeiten, mit zwei Weltkriegen, allemal.



Für mich ist jedes Substantiv - also Angst und Furcht - gleichwertig durch das jeweils andere zu ersetzen, ohne dass ich darin eine Sinnverffälschung erkennen würde.

Nimm nur mal den Satz "Der Mensch fürchtet um seine Existenz...." Er hat also Existenzangst.
Wie gesagt, zwei Worte für ein und das selbe. Aus meiner Sicht! Beliebig austauschbar und verwendbar.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


nach oben springen

#4

RE: Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 22.05.2020 16:55
von Anthea | 12.411 Beiträge

"Angst" zu erzeugen gehört im Übrigen zum Geschäftsmodell der Kirche.
Man denke da z.B. an die propagierten "Höllenqualen" der Sünder. Dagegen gab es dann den gut florierenden Ablasshandel. Heute funktioniert das "subtiler" - aber nicht weniger gewinnträchtig für die Kirche und ihren Geschäftsführer.

Es gilt immer noch: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt". Das wusste der sächsische Dominikaner und Inquisitor Johann Tetzel schon weiland sehr genau.

Angst zieht die Hoffnung an, denn ohne diese wäre Furcht auf Dauer ein das Leben eliminierendes Element.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


nach oben springen

#5

RE: Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 22.05.2020 23:40
von Atue (gelöscht)
avatar

Was zur Frage führt, ob die Angst, oder die Religion zuerst da war.....

Ich tippe eher auf die Angst - und die Religion war der Versuch, mit dem Unbekannten und der Angst irgendwie gemeinsam fertig zu werden, und sich Erklärungen zu suchen für Dinge, die man einfach nicht verstand.
Umgekehrt hat dann die Religion mit der Angst arbeiten gelernt, und nutzt auch diese aus, um gesellschaftliche Prozesse zu erreichen, die im Sinne der jeweiligen Kirche sind.



nach oben springen

#6

RE: Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 23.05.2020 08:08
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #4
"Angst" zu erzeugen gehört im Übrigen zum Geschäftsmodell der Kirche.
Man denke da z.B. an die propagierten "Höllenqualen" der Sünder. Dagegen gab es dann den gut florierenden Ablasshandel. Heute funktioniert das "subtiler" - aber nicht weniger gewinnträchtig für die Kirche und ihren Geschäftsführer.

Es gilt immer noch: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt". Das wusste der sächsische Dominikaner und Inquisitor Johann Tetzel schon weiland sehr genau.

Angst zieht die Hoffnung an, denn ohne diese wäre Furcht auf Dauer ein das Leben eliminierendes Element.

---




Nur die Kirche? Die Kirche hat daraus ein profitables Geschäftsmodell gemacht. Aber mit der Angst der Mitmenschen spielen, das tun alle, die diese gerne gefügig machen wollen. Da hilft es nur, sich selbst davon abzunabeln. Wie gut das gelingt, sehe ich schon am Unterschied zwischen mir und meiner Frau...


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
nach oben springen

#7

RE: Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 23.05.2020 11:20
von Anthea | 12.411 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #6
Nur die Kirche? Die Kirche hat daraus ein profitables Geschäftsmodell gemacht. Aber mit der Angst der Mitmenschen spielen, das tun alle, die diese gerne gefügig machen wollen. Da hilft es nur, sich selbst davon abzunabeln. Wie gut das gelingt, sehe ich schon am Unterschied zwischen mir und meiner Frau...


Das ist richtig, dass Angst als "Disziplinierungsmodell" gute Dienste leisten kann. Im Grunde sind Gesetze als "Ordnungsprinzip" dazu angetan. Denn nicht aus freien Stücken und aus eigener Überzeugung werden Regeln befolgt, sondern beim Ausbrechen aus diesen droht Strafe. Und aus Angst davor, lässt man etwas, obwohl es eigentlich ein Bedürfnis sein würde. Rache zum Beispiel. Oder Ausleben von Emotionen, einem anderen z.B. mal kräftig "auf die Schnauze hauen" wollen.

Im Übrigen ist "Angst" ein genau so oft gebrauchtes bzw. missbrauchtes Wort, wo ein anderes besser wäre. Wenn ein Verein p.e. "Angst" vor dem Abstieg hat, was bewirkt das? Zittern dann alle den ganzen Tag rum und kommen nachts vor Furcht und Beben nicht mehr in den Schlaf? Sie sind von Sorge erfüllt, wäre vielleicht treffender. Genau so ist es mit dem Wort "Philosophie". Da ist jeder noch so dämliche Spruch gleich eine Firmenphilosophie.
Die großen Denker würden sich im Grabe umdrehen, so sie könnten. Können vielleicht und feiern in Form von Seelenwanderungen eine fröhliche Auferstehung. Wer weiß?
Zu wünsche wäre es, Denn wenn Vernunft walten würde und Dinge überschaubar sein würden- wahr, begreifbar, verständlich, nachvollziehbar - dann hätte Angst keine Chance.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


nach oben springen

#8

RE: Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 23.05.2020 16:06
von Athineos | 551 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #5
Was zur Frage führt, ob die Angst, oder die Religion zuerst da war.....




Sicherlich war ( und ist ) die Angst als Mittel der Arterhaltung genetisch angelegt.
Irgendwann kam dann der " Erklärungsnotstand " naturaler Vorgänge ins Spiel. Und da es für Feuer, Donner oder ähnliches keine rationale Erklärung gab, entwickelte sich ein Gottesbegriff, das " Numen ".


Μολών λαβέ!
nach oben springen

#9

RE: Angst - Lebensbegleiter?

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 02.09.2020 06:59
von Waldveilchen | 68 Beiträge

Gesunde Angst ist eine Schutzmechanik.

Aber sich Angst und Panik einreden zu lassen ist eine andere Sache.

Angst schwächt das Immunsystem und lässt uns manchmal sogar handlungsunfähig werden.
Angst schwächt unsere Lebensfreude.

Reduzieren wir unsere Angst auf das Nötigste und konzentrieren wir uns lieber auf Schönes, auf die Liebe, ....


nach oben springen



Besucher
1 Mitglied und 14 Gäste sind Online

Besucherzähler
Heute waren 498 Gäste und 4 Mitglieder, gestern 468 Gäste und 3 Mitglieder online.

Forum Statistiken
Das Forum hat 2267 Themen und 50201 Beiträge.

Heute waren 4 Mitglieder Online: