Bevor ich weiter auf die Frage Sozialstaat - quo vadis? eingehe, möchte ich ein Zitat von moorhuhn hervorheben:
Zitat von moorhuhn im Beitrag #10
Nun ja, inzwischen sind einige brotlose Künstler, obwohl sie gar nicht singen, tanzen, malen können.
Aber egal, dieses Argument ist überholt, weil Künstler den emsig Schaffenden einen geistigen Ausgleich schaffen, der zur Gesundheit ebenso dazugehört wie Beatmungsgeräte, Pillenschachteln und OP- Besteck.
Es ist so. Die Kunst schafft uns diese kleinen Momente der Schönheit, über die Mensch sich freuen kann. Hätte er allein die Arbeit, das Leben wäre wie eine Maschiene.
Warum für den Anschluss an die Leitfrage "Sozialstaat - quo vadis?" sich von Seiten der Kunst näheren?
Zitat von Anthea im Beitrag #6
Nicht umsonst wurde der Beruf eines "Künstlers" im weitesten Sinne als "brotlose Kunst" benannt. Das war schon immer so, ich denke da gerade auch an Gemälde wie "Der arme Poet" etc.
Es war nun einmal im Grunde genommen immer schon etwas teurer, "frei" zu sein, also nicht fest angestellt. Da müssen die Betreffenden beizeiten Vorsorge treffen, Künstlersozialkasse und andere Absicherungen.
Der "Arme Poet" wurde 1839 von Carl Spitzweg gemalt. In einer Zeit also, als es noch keinen Sozialstaat gab. Allenfalls Zunftkassen des Handwerkes, die in den schlimmsten Fällen dem Familien ihrer Zunft helfen könnten. Wenn beispielsweise der Meister starb, wurde seine Frau unterstützt, wenn es noch keinen Nachfolger für den Betrieb gab.
Die Rahmenbedingungen des Jahres 1839 taugen leider nur wenig als palaktives Motiv für die Frage des Sozialstaates im 21. Jahrhundert.
Das Selbstkeit bedeutet Vorsorge zu treffen, da gehe ich grundsätzlich mit. An anderer Stelle ist es jedoch bereits beschrieben worden:
Niemand ist auf die höhere Gewalt einer völlig unerwarteten Pandemie vorbereitet.Zitat von Urmel im Beitrag #9
Wenn ich mich Selbstständig mache, muss ich dafür sorgen, dass ich mich entsprechend absichere - im Falle einer Krankheit oder falls ich den Beruf nicht mehr ausüben kann. Das sind Fakten, die bekannt sind und haben mit Sozialstaat nichts zu tun.
Auf die höhere Gewalt einer Pandemie sind die Künstlersozialversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht vorbereitet. Gerade die von dir an anderer Stelle angesprochene Berufsunfähigkeitsversicherung dürfte gar nicht greifen, da der Künstler als Person ja durchaus in der Lage ist seinem Beruf nachzugehen, dies ihm jedoch "nur" untersagt ist.
Wo der Staat pandemie-bedingt Einschränkungen treffen muss steht er sogleich in der Pflicht, die größte Not wenigstens zu mildern. Real ist die Staatshilfe bei klimaschädlichen Luftfahrtbetrieben gelandet, deren Mitarbeitende wunderbare Jobperspektiven bei der Deutschen Bahn und privaten Bahnunternehmen hätten. Der Punkt daran: Das ist eine politische Werte-Entscheidung der GroKo. Sie hat die Luftfahrt als wichtiger Priorisiert als die Kunst. Über solche politischen Prioritätensetzungen muss man in einer Demokratie diskutieren.
Die Corona-Folgen treffen die Menschen finanziell zeitverzögert. Es wird für das kommende Jahr mit einem deutlichen
Anstieg privater Schulden gerechnet.
Umso mehr stellt sich doch die Frage: Sozialstaat - quo vadis?